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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Lebens-Mahlzeit.
tet, sich folglich nur verderbt, darum hat GOtt einen anderen Weg
gebraucht, nemlich das Evangelium und den Glauben, der haupt-
sächlich bekennen muß, daß er alles nur in JEsu Christo empfahe, al-
Obschon
keine Ver-
gleichung
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macht
werden
zwischen
der Mit-
theilung
des Vat-
ters an
JEsum
und zwi-
schen der
Mitthei-
lung Jesu
an die
Glaubi-
gen, so
können
doch dar-
aus Trost
volle An-
merckun-
gen herge-
leitet wer-
den.
Die Erste.
Die
Zweyte.
lermassen GOtt nicht mehr gibt, als so viel der Mensch in sein Nichts
sincket, sich ausleeret und alles in JEsu sucht; dieses aber ist was ra-
res: Ach ein voller Magen zertrittet Honigseim, also eine Seele, die
voller Eigenheit ist, derowegen Absterbung und Ausleerung vorgehen
muß, auf daß das Hertz mit GOtt seinem Gesalbeten und mit allen
denen lebendigmachenden Güteren erfüllet werden möge.

Jm Himmel zeigt weder Vernunfft noch Glaube mehr, daß alles
von GOtt her seye, sondern man schauets hell und klar: O was brauchts
nicht, uns in die Demuth und Depandance zu bringen, daß wir einst
recht lernen von GOtt abhangen, an seine Gnad kommen und an
Christo allein kleben.

§. 15. Worauf die Vergleichung gegründet seye, die JEsus macht
zwischen der Oeconomie des Vatters gegen seinem Sohn und der Oe-
conomie JEsu gegen uns: diese Vergleichung hat viel süssen Trosts.

Wiewohlen man gestehen muß, daß keine Vergleichung zu machen
seye, zwischen denen Mittheilungen GOttes an JEsum als dem Mitt-
ler und denen Mittheilungen JEsu an den jenigen der Jhn im Glau-
ben isset, in Ansehen der Maaß sintemal JEsus den Heil. Geist ohne
Maaß empfangen, die Glaubigen aber nach der Maaß der Gaaben
Christi. Dennoch gibts Trost-volle Anmerckungen, dann 1. ists ge-
wiß, daß, was GOTT für JEsum gibt, zwar für Jhne seye, aber
so fern er unser Haupt ist, damit er seinen Gliederen von gleichen Gaa-
ben mittheile.

§. 16. 2. Wie GOtt JEsum in seinem Hohen Beruff des Mittler-
Amts nicht verlaßt, daß er ihn nicht herrlich ausrüste, denselben zu
vollenden, in dem er Jhm giebet den Geist a, also bietet uns JEsus
seine Hülff-reiche Hand, daß wir den kräfftigen Beruff und Zug des
himmlischen Vatters, zu seinem Sohn, folgen können.

Die
Dritte.

§. 17. 3. Gleichwie es GOtt mit JEsu abgeredt hat, daß er Jhn
nach seinem Leiden sehr erhöhen wolle; Ein HERR zu seyn der gan-
tzen Welt, und ein König seiner Kirch, und Jhme geben den Heil. Geist
der Verheissung ohne Maaß mit aller Vollmacht den Ausse wählten da-
von mitzutheilen nach der Maaß seiner Gaaben; Also hat GOtt, so zu

reden,
a Jes. XI.

Lebens-Mahlzeit.
tet, ſich folglich nur verderbt, darum hat GOtt einen anderen Weg
gebraucht, nemlich das Evangelium und den Glauben, der haupt-
ſaͤchlich bekennen muß, daß er alles nur in JEſu Chriſto empfahe, al-
Obſchon
keine Ver-
gleichung
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zwiſchen
der Mit-
theilung
des Vat-
ters an
JEſum
und zwi-
ſchen der
Mitthei-
lung Jeſu
an die
Glaubi-
gen, ſo
koͤnnen
doch dar-
aus Troſt
volle An-
merckun-
gen herge-
leitet wer-
den.
Die Erſte.
Die
Zweyte.
lermaſſen GOtt nicht mehr gibt, als ſo viel der Menſch in ſein Nichts
ſincket, ſich ausleeret und alles in JEſu ſucht; dieſes aber iſt was ra-
res: Ach ein voller Magen zertrittet Honigſeim, alſo eine Seele, die
voller Eigenheit iſt, derowegen Abſterbung und Ausleerung vorgehen
muß, auf daß das Hertz mit GOtt ſeinem Geſalbeten und mit allen
denen lebendigmachenden Guͤteren erfuͤllet werden moͤge.

Jm Himmel zeigt weder Vernunfft noch Glaube mehr, daß alles
von GOtt her ſeye, ſondern man ſchauets hell und klar: O was brauchts
nicht, uns in die Demuth und Depandance zu bringen, daß wir einſt
recht lernen von GOtt abhangen, an ſeine Gnad kommen und an
Chriſto allein kleben.

§. 15. Worauf die Vergleichung gegruͤndet ſeye, die JEſus macht
zwiſchen der Oeconomie des Vatters gegen ſeinem Sohn und der Oe-
conomie JEſu gegen uns: dieſe Vergleichung hat viel ſuͤſſen Troſts.

Wiewohlen man geſtehen muß, daß keine Vergleichung zu machen
ſeye, zwiſchen denen Mittheilungen GOttes an JEſum als dem Mitt-
ler und denen Mittheilungen JEſu an den jenigen der Jhn im Glau-
ben iſſet, in Anſehen der Maaß ſintemal JEſus den Heil. Geiſt ohne
Maaß empfangen, die Glaubigen aber nach der Maaß der Gaaben
Chriſti. Dennoch gibts Troſt-volle Anmerckungen, dann 1. iſts ge-
wiß, daß, was GOTT fuͤr JEſum gibt, zwar fuͤr Jhne ſeye, aber
ſo fern er unſer Haupt iſt, damit er ſeinen Gliederen von gleichen Gaa-
ben mittheile.

§. 16. 2. Wie GOtt JEſum in ſeinem Hohen Beruff des Mittler-
Amts nicht verlaßt, daß er ihn nicht herrlich ausruͤſte, denſelben zu
vollenden, in dem er Jhm giebet den Geiſt a, alſo bietet uns JEſus
ſeine Huͤlff-reiche Hand, daß wir den kraͤfftigen Beruff und Zug des
himmliſchen Vatters, zu ſeinem Sohn, folgen koͤnnen.

Die
Dritte.

§. 17. 3. Gleichwie es GOtt mit JEſu abgeredt hat, daß er Jhn
nach ſeinem Leiden ſehr erhoͤhen wolle; Ein HERR zu ſeyn der gan-
tzen Welt, und ein Koͤnig ſeiner Kirch, und Jhme geben den Heil. Geiſt
der Verheiſſung ohne Maaß mit aller Vollmacht den Auſſe waͤhlten da-
von mitzutheilen nach der Maaß ſeiner Gaaben; Alſo hat GOtt, ſo zu

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a Jeſ. XI.
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[1040/1136] Lebens-Mahlzeit. tet, ſich folglich nur verderbt, darum hat GOtt einen anderen Weg gebraucht, nemlich das Evangelium und den Glauben, der haupt- ſaͤchlich bekennen muß, daß er alles nur in JEſu Chriſto empfahe, al- lermaſſen GOtt nicht mehr gibt, als ſo viel der Menſch in ſein Nichts ſincket, ſich ausleeret und alles in JEſu ſucht; dieſes aber iſt was ra- res: Ach ein voller Magen zertrittet Honigſeim, alſo eine Seele, die voller Eigenheit iſt, derowegen Abſterbung und Ausleerung vorgehen muß, auf daß das Hertz mit GOtt ſeinem Geſalbeten und mit allen denen lebendigmachenden Guͤteren erfuͤllet werden moͤge. Obſchon keine Ver- gleichung kan ge- macht werden zwiſchen der Mit- theilung des Vat- ters an JEſum und zwi- ſchen der Mitthei- lung Jeſu an die Glaubi- gen, ſo koͤnnen doch dar- aus Troſt volle An- merckun- gen herge- leitet wer- den. Die Erſte. Die Zweyte. Jm Himmel zeigt weder Vernunfft noch Glaube mehr, daß alles von GOtt her ſeye, ſondern man ſchauets hell und klar: O was brauchts nicht, uns in die Demuth und Depandance zu bringen, daß wir einſt recht lernen von GOtt abhangen, an ſeine Gnad kommen und an Chriſto allein kleben. §. 15. Worauf die Vergleichung gegruͤndet ſeye, die JEſus macht zwiſchen der Oeconomie des Vatters gegen ſeinem Sohn und der Oe- conomie JEſu gegen uns: dieſe Vergleichung hat viel ſuͤſſen Troſts. Wiewohlen man geſtehen muß, daß keine Vergleichung zu machen ſeye, zwiſchen denen Mittheilungen GOttes an JEſum als dem Mitt- ler und denen Mittheilungen JEſu an den jenigen der Jhn im Glau- ben iſſet, in Anſehen der Maaß ſintemal JEſus den Heil. Geiſt ohne Maaß empfangen, die Glaubigen aber nach der Maaß der Gaaben Chriſti. Dennoch gibts Troſt-volle Anmerckungen, dann 1. iſts ge- wiß, daß, was GOTT fuͤr JEſum gibt, zwar fuͤr Jhne ſeye, aber ſo fern er unſer Haupt iſt, damit er ſeinen Gliederen von gleichen Gaa- ben mittheile. §. 16. 2. Wie GOtt JEſum in ſeinem Hohen Beruff des Mittler- Amts nicht verlaßt, daß er ihn nicht herrlich ausruͤſte, denſelben zu vollenden, in dem er Jhm giebet den Geiſt a, alſo bietet uns JEſus ſeine Huͤlff-reiche Hand, daß wir den kraͤfftigen Beruff und Zug des himmliſchen Vatters, zu ſeinem Sohn, folgen koͤnnen. §. 17. 3. Gleichwie es GOtt mit JEſu abgeredt hat, daß er Jhn nach ſeinem Leiden ſehr erhoͤhen wolle; Ein HERR zu ſeyn der gan- tzen Welt, und ein Koͤnig ſeiner Kirch, und Jhme geben den Heil. Geiſt der Verheiſſung ohne Maaß mit aller Vollmacht den Auſſe waͤhlten da- von mitzutheilen nach der Maaß ſeiner Gaaben; Alſo hat GOtt, ſo zu reden, a Jeſ. XI.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1040. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1136>, abgerufen am 26.06.2024.