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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Lebens-Mahlzeit.
lig gemacht sind a, und eben aus diesem Grund zeiget er b mit Fleiß,
daß JEsus sich nicht selbst ins Mittler-Amt eingedrungen habe,
sondern der Vatter habe ihn darzu verkläret. Ander seits muß JE-
sus Christus auch beystimmen: Darum sagt er vers. 51. ich giebe
mein Fleisch für das Leben der Welt, niemand nimmt es mir, son-
dern ich giebe es freywillig.

§. 2. Schließlich kan JEsus ohne des Vatters Willen wederChristus
kan ohne
des Vat-
ters Wil-
len weder
GOttes
noch der
Menschen
Speise
seyn.

GOttes noch der Menschen Speise seyn. Dann wann GOtt sich
nicht daran wollte erquicken, so wäre es ja seine Speise nicht, und
wann GOtt nicht wollte, daß wir uns davon ernähreten, so wäre
es unsere Speise nicht. Gleiche Bewandtnuß hat es mit dem Willen
Christi JEsu, dann wann er sich nicht freywillig hingebe, so hätte GOtt
kein Lust daran, ein gezwungen Opfer würde ihn eher beleidigen als
befriedigen, und so GOTT dessen nicht wollte, so blieben wir ewig
im Tod, JEsus wäre nicht unsere Speise; mithin hat die lautere
Liebe und guter Wille Christi auch müssen dazu kommen.

§. 3. Aber wie ihr wisset, so müssen in einer guten BürgschafftJn wie
weit der
Wille des
Vatters
und des
Sohnes
und des
Sünders
in diesem
Stück
überein-
stimmen
müssen.

drey Personen zusammen stimmen, der Schuld-Herr, der Bürg
und der Schuldner; Wann der Schuld-Herr nicht an den Bür-
gen kommen oder der ander nicht Bürg seyn will, so ists aus mit
der Bürgschafft; So nun beyde zwar übereinkommen, der Schuld-
ner aber sagt: er wolle lieber selbst bezahlen; Wie alle Frefelhaffte
oder Werck-heilige Sünder thun, so machen sie die Bürgschafft
wiederum, so viel an ihnen ist, eitel, null und nichtig: Deßwegen
nicht nur der Wille des Vatters der die rechtmäßige Anforderung
der Gottheit allhier behauptet und der Wille des Sohns, der die
Stelle des Menschen-Bürgen auf sich nimmt und verwaltet, son-
dern auch des Sünders als des Schuldners Willen seyn muß, sonst
ists alles vergeben; Darum JEsus im Text und im gantzen Capitel
die Einstimmung des Menschen erforderet, in dem er uns anbefiehlet;
Sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trincken, anbey drohende,
daß wer es nicht thue, der habe kein Leben in sich Vers 53. Da

heißt
a Hebr. X.
b Hebr. V.

Lebens-Mahlzeit.
lig gemacht ſind a, und eben aus dieſem Grund zeiget er b mit Fleiß,
daß JEſus ſich nicht ſelbſt ins Mittler-Amt eingedrungen habe,
ſondern der Vatter habe ihn darzu verklaͤret. Ander ſeits muß JE-
ſus Chriſtus auch beyſtimmen: Darum ſagt er verſ. 51. ich giebe
mein Fleiſch fuͤr das Leben der Welt, niemand nimmt es mir, ſon-
dern ich giebe es freywillig.

§. 2. Schließlich kan JEſus ohne des Vatters Willen wederChriſtus
kan ohne
des Vat-
ters Wil-
len weder
GOttes
noch der
Menſchen
Speiſe
ſeyn.

GOttes noch der Menſchen Speiſe ſeyn. Dann wann GOtt ſich
nicht daran wollte erquicken, ſo waͤre es ja ſeine Speiſe nicht, und
wann GOtt nicht wollte, daß wir uns davon ernaͤhreten, ſo waͤre
es unſere Speiſe nicht. Gleiche Bewandtnuß hat es mit dem Willen
Chriſti JEſu, dann wann er ſich nicht freywillig hingebe, ſo haͤtte GOtt
kein Luſt daran, ein gezwungen Opfer wuͤrde ihn eher beleidigen als
befriedigen, und ſo GOTT deſſen nicht wollte, ſo blieben wir ewig
im Tod, JEſus waͤre nicht unſere Speiſe; mithin hat die lautere
Liebe und guter Wille Chriſti auch muͤſſen dazu kommen.

§. 3. Aber wie ihr wiſſet, ſo muͤſſen in einer guten BuͤrgſchafftJn wie
weit der
Wille des
Vatters
und des
Sohnes
und des
Suͤnders
in dieſem
Stuͤck
uͤberein-
ſtimmen
muͤſſen.

drey Perſonen zuſammen ſtimmen, der Schuld-Herr, der Buͤrg
und der Schuldner; Wann der Schuld-Herr nicht an den Buͤr-
gen kommen oder der ander nicht Buͤrg ſeyn will, ſo iſts aus mit
der Buͤrgſchafft; So nun beyde zwar uͤbereinkommen, der Schuld-
ner aber ſagt: er wolle lieber ſelbſt bezahlen; Wie alle Frefelhaffte
oder Werck-heilige Suͤnder thun, ſo machen ſie die Buͤrgſchafft
wiederum, ſo viel an ihnen iſt, eitel, null und nichtig: Deßwegen
nicht nur der Wille des Vatters der die rechtmaͤßige Anforderung
der Gottheit allhier behauptet und der Wille des Sohns, der die
Stelle des Menſchen-Buͤrgen auf ſich nimmt und verwaltet, ſon-
dern auch des Suͤnders als des Schuldners Willen ſeyn muß, ſonſt
iſts alles vergeben; Darum JEſus im Text und im gantzen Capitel
die Einſtimmung des Menſchen erforderet, in dem er uns anbefiehlet;
Sein Fleiſch zu eſſen und ſein Blut zu trincken, anbey drohende,
daß wer es nicht thue, der habe kein Leben in ſich Vers 53. Da

heißt
a Hebr. X.
b Hebr. V.
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[1063/1159] Lebens-Mahlzeit. lig gemacht ſind a, und eben aus dieſem Grund zeiget er b mit Fleiß, daß JEſus ſich nicht ſelbſt ins Mittler-Amt eingedrungen habe, ſondern der Vatter habe ihn darzu verklaͤret. Ander ſeits muß JE- ſus Chriſtus auch beyſtimmen: Darum ſagt er verſ. 51. ich giebe mein Fleiſch fuͤr das Leben der Welt, niemand nimmt es mir, ſon- dern ich giebe es freywillig. §. 2. Schließlich kan JEſus ohne des Vatters Willen weder GOttes noch der Menſchen Speiſe ſeyn. Dann wann GOtt ſich nicht daran wollte erquicken, ſo waͤre es ja ſeine Speiſe nicht, und wann GOtt nicht wollte, daß wir uns davon ernaͤhreten, ſo waͤre es unſere Speiſe nicht. Gleiche Bewandtnuß hat es mit dem Willen Chriſti JEſu, dann wann er ſich nicht freywillig hingebe, ſo haͤtte GOtt kein Luſt daran, ein gezwungen Opfer wuͤrde ihn eher beleidigen als befriedigen, und ſo GOTT deſſen nicht wollte, ſo blieben wir ewig im Tod, JEſus waͤre nicht unſere Speiſe; mithin hat die lautere Liebe und guter Wille Chriſti auch muͤſſen dazu kommen. Chriſtus kan ohne des Vat- ters Wil- len weder GOttes noch der Menſchen Speiſe ſeyn. §. 3. Aber wie ihr wiſſet, ſo muͤſſen in einer guten Buͤrgſchafft drey Perſonen zuſammen ſtimmen, der Schuld-Herr, der Buͤrg und der Schuldner; Wann der Schuld-Herr nicht an den Buͤr- gen kommen oder der ander nicht Buͤrg ſeyn will, ſo iſts aus mit der Buͤrgſchafft; So nun beyde zwar uͤbereinkommen, der Schuld- ner aber ſagt: er wolle lieber ſelbſt bezahlen; Wie alle Frefelhaffte oder Werck-heilige Suͤnder thun, ſo machen ſie die Buͤrgſchafft wiederum, ſo viel an ihnen iſt, eitel, null und nichtig: Deßwegen nicht nur der Wille des Vatters der die rechtmaͤßige Anforderung der Gottheit allhier behauptet und der Wille des Sohns, der die Stelle des Menſchen-Buͤrgen auf ſich nimmt und verwaltet, ſon- dern auch des Suͤnders als des Schuldners Willen ſeyn muß, ſonſt iſts alles vergeben; Darum JEſus im Text und im gantzen Capitel die Einſtimmung des Menſchen erforderet, in dem er uns anbefiehlet; Sein Fleiſch zu eſſen und ſein Blut zu trincken, anbey drohende, daß wer es nicht thue, der habe kein Leben in ſich Vers 53. Da heißt Jn wie weit der Wille des Vatters und des Sohnes und des Suͤnders in dieſem Stuͤck uͤberein- ſtimmen muͤſſen. a Hebr. X. b Hebr. V.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1063. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1159>, abgerufen am 22.11.2024.