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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Lebens-Mahlzeit.
Nachtigall und lebendiges Saiten-Spiel des Heiligen Geistes zu
werden;

in der Ju-
gend und
je eher je
lieber be-
singe,

§. 6. Wer bey fruchtbarer Sommers-Zeit nicht einsammlet, muß
im Winter darben und bettlen; Wer in der frischen Jugend das
Ritter-Kräntzlein nicht erkämpfet, muß entweders erst im schwa-
chem Alter dran, oder des gloriosen Lebens JEsu und des daraus
quillenden Lobens und Jubilierens ewig beraubet bleiben. Und da ihm
die Ruhe im Alter nach erstrittener Sieges-Kron so wohl gethan
hätte, jucundi acti labores, da er überflüßige Materi würde gehabt ha-
ben, zu dancken und zu jubilieren über allem dem Guten, das er aus
JEsu empfangen haben würde nach ernstem Ringen, so muß er ent-
weder erst alsdann heulen und weinen, oder wann er auch das Alter
ohne rechtschaffene Busse, Schmertzen und glaubiges Eintringen ins
Leben JEsu vorbeystreichen lasset; muß er in der Höllen ewig thun,
was er in der munteren Jugend mit so leichter Mühe in kurtzer Zeit
hätte können durchpaßieren.

ohne im
geringsten
darinnen
träg zu
seyn.

§. 7. Schließlich müssen wir nicht länger so träg und saumselig
seyn, das Gute, so in Christo ist, zu geniessen, sonst würde unser
Loben und Dancken eben so albern und ungegründet seyn als diejenigen,
die nicht haben zur Königlichen Hochzeit wollen kommen, wann sie
vor das köstliche Tractament hätten wollen dancken, das sie doch
nicht genossen, weilen sie den herrlichen Gastgeb und sein theures
Mahl nicht werth geachtet haben etwas dem zu lieb zu verläugnen;
Es stehet einem zerlumpeten Säu-Hirten sehr übel an zu dancken für
den Fürstlichen Habit, davon er nicht ein Faden hat, zumahlen er
seine stinckende Lumpen nicht hat wollen ausziehen; Darum wann ihr
schon vor euch selbst nicht grosse Lust hättet solch unbeschreibliche See-
ligkeit durch JEsum Christum zu leben zu geniessen, so
solltet ihrs dennoch GOtt zu lieb thun, damit ihm sein allerhöchst-
gebührendes, ewiges Lob vor seine so erstaunliche Liebes-Anstalten
von seinen so wohl gemeinten Geschöpfen nicht zuruck bleibe.

Der Glau-
bige kan
sich trö-
sten

§. 8. Letzlich haben wir hier ein Wort des Trosts und sehr
grosser Freude.
Es kommen uns aber unter so viel Hertz-er-

freuli-

Lebens-Mahlzeit.
Nachtigall und lebendiges Saiten-Spiel des Heiligen Geiſtes zu
werden;

in der Ju-
gend und
je eher je
lieber be-
ſinge,

§. 6. Wer bey fruchtbarer Sommers-Zeit nicht einſammlet, muß
im Winter darben und bettlen; Wer in der friſchen Jugend das
Ritter-Kraͤntzlein nicht erkaͤmpfet, muß entweders erſt im ſchwa-
chem Alter dran, oder des glorioſen Lebens JEſu und des daraus
quillenden Lobens und Jubilierens ewig beraubet bleiben. Und da ihm
die Ruhe im Alter nach erſtrittener Sieges-Kron ſo wohl gethan
haͤtte, jucundi acti labores, da er uͤberfluͤßige Materi wuͤrde gehabt ha-
ben, zu dancken und zu jubilieren uͤber allem dem Guten, das er aus
JEſu empfangen haben wuͤrde nach ernſtem Ringen, ſo muß er ent-
weder erſt alsdann heulen und weinen, oder wann er auch das Alter
ohne rechtſchaffene Buſſe, Schmertzen und glaubiges Eintringen ins
Leben JEſu vorbeyſtreichen laſſet; muß er in der Hoͤllen ewig thun,
was er in der munteren Jugend mit ſo leichter Muͤhe in kurtzer Zeit
haͤtte koͤnnen durchpaßieren.

ohne im
geringſten
darinnen
traͤg zu
ſeyn.

§. 7. Schließlich muͤſſen wir nicht laͤnger ſo traͤg und ſaumſelig
ſeyn, das Gute, ſo in Chriſto iſt, zu genieſſen, ſonſt wuͤrde unſer
Loben und Dancken eben ſo albern und ungegruͤndet ſeyn als diejenigen,
die nicht haben zur Koͤniglichen Hochzeit wollen kommen, wann ſie
vor das koͤſtliche Tractament haͤtten wollen dancken, das ſie doch
nicht genoſſen, weilen ſie den herrlichen Gaſtgeb und ſein theures
Mahl nicht werth geachtet haben etwas dem zu lieb zu verlaͤugnen;
Es ſtehet einem zerlumpeten Saͤu-Hirten ſehr uͤbel an zu dancken fuͤr
den Fuͤrſtlichen Habit, davon er nicht ein Faden hat, zumahlen er
ſeine ſtinckende Lumpen nicht hat wollen ausziehen; Darum wann ihr
ſchon vor euch ſelbſt nicht groſſe Luſt haͤttet ſolch unbeſchreibliche See-
ligkeit durch JEſum Chriſtum zu leben zu genieſſen, ſo
ſolltet ihrs dennoch GOtt zu lieb thun, damit ihm ſein allerhoͤchſt-
gebuͤhrendes, ewiges Lob vor ſeine ſo erſtaunliche Liebes-Anſtalten
von ſeinen ſo wohl gemeinten Geſchoͤpfen nicht zuruck bleibe.

Der Glau-
bige kan
ſich troͤ-
ſten

§. 8. Letzlich haben wir hier ein Wort des Troſts und ſehr
groſſer Freude.
Es kommen uns aber unter ſo viel Hertz-er-

freuli-
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[1080/1176] Lebens-Mahlzeit. Nachtigall und lebendiges Saiten-Spiel des Heiligen Geiſtes zu werden; §. 6. Wer bey fruchtbarer Sommers-Zeit nicht einſammlet, muß im Winter darben und bettlen; Wer in der friſchen Jugend das Ritter-Kraͤntzlein nicht erkaͤmpfet, muß entweders erſt im ſchwa- chem Alter dran, oder des glorioſen Lebens JEſu und des daraus quillenden Lobens und Jubilierens ewig beraubet bleiben. Und da ihm die Ruhe im Alter nach erſtrittener Sieges-Kron ſo wohl gethan haͤtte, jucundi acti labores, da er uͤberfluͤßige Materi wuͤrde gehabt ha- ben, zu dancken und zu jubilieren uͤber allem dem Guten, das er aus JEſu empfangen haben wuͤrde nach ernſtem Ringen, ſo muß er ent- weder erſt alsdann heulen und weinen, oder wann er auch das Alter ohne rechtſchaffene Buſſe, Schmertzen und glaubiges Eintringen ins Leben JEſu vorbeyſtreichen laſſet; muß er in der Hoͤllen ewig thun, was er in der munteren Jugend mit ſo leichter Muͤhe in kurtzer Zeit haͤtte koͤnnen durchpaßieren. §. 7. Schließlich muͤſſen wir nicht laͤnger ſo traͤg und ſaumſelig ſeyn, das Gute, ſo in Chriſto iſt, zu genieſſen, ſonſt wuͤrde unſer Loben und Dancken eben ſo albern und ungegruͤndet ſeyn als diejenigen, die nicht haben zur Koͤniglichen Hochzeit wollen kommen, wann ſie vor das koͤſtliche Tractament haͤtten wollen dancken, das ſie doch nicht genoſſen, weilen ſie den herrlichen Gaſtgeb und ſein theures Mahl nicht werth geachtet haben etwas dem zu lieb zu verlaͤugnen; Es ſtehet einem zerlumpeten Saͤu-Hirten ſehr uͤbel an zu dancken fuͤr den Fuͤrſtlichen Habit, davon er nicht ein Faden hat, zumahlen er ſeine ſtinckende Lumpen nicht hat wollen ausziehen; Darum wann ihr ſchon vor euch ſelbſt nicht groſſe Luſt haͤttet ſolch unbeſchreibliche See- ligkeit durch JEſum Chriſtum zu leben zu genieſſen, ſo ſolltet ihrs dennoch GOtt zu lieb thun, damit ihm ſein allerhoͤchſt- gebuͤhrendes, ewiges Lob vor ſeine ſo erſtaunliche Liebes-Anſtalten von ſeinen ſo wohl gemeinten Geſchoͤpfen nicht zuruck bleibe. §. 8. Letzlich haben wir hier ein Wort des Troſts und ſehr groſſer Freude. Es kommen uns aber unter ſo viel Hertz-er- freuli-

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1080. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1176>, abgerufen am 22.11.2024.