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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Labsal in Trübsal.
vor Reu und peinliche Angst verursache? Wie alle böse Ding endlich
das Hertz nagen, stechen wie Dornen und Scorpionen, ja gleichsam
abbrennen? Jst dir alle deine Freud, Hochmuth, Sorglosigkeit,
falsche Hoffnung, Sauffen, Spielen, Lachen, Schertzen erlaidet,
und gantz vergangen? Hast du dein vorig eitel-geführtes Leben schmertz-
lich bedauret? und einen ernsten Streit wider alles Böse angetret-
ten und ein ander Wesen angefangen?

Ob man
seines
Unvermö-
gens und
feiner ei-
genen
Häßlich-
keit innen
worden?

§. 4. Bist du in solchem Kampf und Arbeit lebendig innen worden,
wie daß in dir weder Krafft noch Vermögen aller argen Gedancken
und Einfällen ledig und mit den unzählichen Gütern des Himmelreichs
erfüllet zu werden? Weist du nun, was es sey ein Sclav der Sünd
und des Satans zu seyn und in den Banden des Gesetzes als ein U-
belthäter gefangen zu liegen? Sind dir deine vermeinte gute Werck
zu Koth, Schaden und unerträglichem Last worden? Kanst du was
sagen von GOttes Gericht, Ernst und durchdringenden Feur-Stral
der Heiligkeit? Wie ists Sünder! verstehest du Christum wohl, was
er meint, wann er von Bemüheten und Belästigten redt? Hat dich
auch die innerliche Noth und Seelen-Angst über deine Verdorben-
heit, Untüchtigkeit und Unwürdigkeit einsam und gemeinsam mit dem
ewigen Gut zu leben, der Anblick aller Teuflischen Gestalten und Un-
arten, so erst alsdann recht abscheulich aussehen, wo der Mensch
steiff in den heitern Göttlichen Spiegel der Reden und Wercken JE-
su hinein schauet, deiner gekrüppleten, verdrehten, aussätzigen Seel
vorgestellt, und hell und dürr unter Augen gewiesen, was vor ein
Bild und Uberschrifft du in dir habest, wie dein geistlich Seelen-
Kleid bewandt und was dir ob dem Haupt schwebe und künfftig vor
GOtt darinn zu gewarten stehe? Frage, hat dich das nüchtern, vor-
sichtig, aufmercksam gemacht auf die Stimm des Gesalbeten und
Gesandten deines Richters?

Ob man
die über-
flüßige
Liebe JE-
SU er-
kenne?

§. 5. Erkennest du die Kostbarkeit seiner überfliessenden Treu und
Liebe, und die unvergleichliche Seeligkeit in seinem vollkommnesten
Rath und Anweisung? Hat dich das bewogen, dich ihm mit allem,
was du bist und hast, anheim zu geben in seine erquickende, reinigen-
de, versiglende Gnad; Kanst du erzehlen, wie gut man es bey JE-
su habe? Bist du in steten Sorgen, seine Gemeinschafft und Ge-
genwart wieder zu verliehren, ist dir alles zuwider, was nicht GOtt
und Christum preiset und erhöhet? Schnappest du nach dieser Ruh

wie

Labſal in Truͤbſal.
vor Reu und peinliche Angſt verurſache? Wie alle boͤſe Ding endlich
das Hertz nagen, ſtechen wie Dornen und Scorpionen, ja gleichſam
abbrennen? Jſt dir alle deine Freud, Hochmuth, Sorgloſigkeit,
falſche Hoffnung, Sauffen, Spielen, Lachen, Schertzen erlaidet,
und gantz vergangen? Haſt du dein vorig eitel-gefuͤhrtes Leben ſchmertz-
lich bedauret? und einen ernſten Streit wider alles Boͤſe angetret-
ten und ein ander Weſen angefangen?

Ob man
ſeines
Unvermoͤ-
gens und
feiner ei-
genen
Haͤßlich-
keit innen
worden?

§. 4. Biſt du in ſolchem Kampf und Arbeit lebendig innen worden,
wie daß in dir weder Krafft noch Vermoͤgen aller argen Gedancken
und Einfaͤllen ledig und mit den unzaͤhlichen Guͤtern des Himmelreichs
erfuͤllet zu werden? Weiſt du nun, was es ſey ein Sclav der Suͤnd
und des Satans zu ſeyn und in den Banden des Geſetzes als ein U-
belthaͤter gefangen zu liegen? Sind dir deine vermeinte gute Werck
zu Koth, Schaden und unertraͤglichem Laſt worden? Kanſt du was
ſagen von GOttes Gericht, Ernſt und durchdringenden Feur-Stral
der Heiligkeit? Wie iſts Suͤnder! verſteheſt du Chriſtum wohl, was
er meint, wann er von Bemuͤheten und Belaͤſtigten redt? Hat dich
auch die innerliche Noth und Seelen-Angſt uͤber deine Verdorben-
heit, Untuͤchtigkeit und Unwuͤrdigkeit einſam und gemeinſam mit dem
ewigen Gut zu leben, der Anblick aller Teufliſchen Geſtalten und Un-
arten, ſo erſt alsdann recht abſcheulich ausſehen, wo der Menſch
ſteiff in den heitern Goͤttlichen Spiegel der Reden und Wercken JE-
ſu hinein ſchauet, deiner gekruͤppleten, verdrehten, auſſaͤtzigen Seel
vorgeſtellt, und hell und duͤrr unter Augen gewieſen, was vor ein
Bild und Uberſchrifft du in dir habeſt, wie dein geiſtlich Seelen-
Kleid bewandt und was dir ob dem Haupt ſchwebe und kuͤnfftig vor
GOtt darinn zu gewarten ſtehe? Frage, hat dich das nuͤchtern, vor-
ſichtig, aufmerckſam gemacht auf die Stimm des Geſalbeten und
Geſandten deines Richters?

Ob man
die uͤber-
fluͤßige
Liebe JE-
SU er-
kenne?

§. 5. Erkenneſt du die Koſtbarkeit ſeiner uͤberflieſſenden Treu und
Liebe, und die unvergleichliche Seeligkeit in ſeinem vollkommneſten
Rath und Anweiſung? Hat dich das bewogen, dich ihm mit allem,
was du biſt und haſt, anheim zu geben in ſeine erquickende, reinigen-
de, verſiglende Gnad; Kanſt du erzehlen, wie gut man es bey JE-
ſu habe? Biſt du in ſteten Sorgen, ſeine Gemeinſchafft und Ge-
genwart wieder zu verliehren, iſt dir alles zuwider, was nicht GOtt
und Chriſtum preiſet und erhoͤhet? Schnappeſt du nach dieſer Ruh

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[1120/1216] Labſal in Truͤbſal. vor Reu und peinliche Angſt verurſache? Wie alle boͤſe Ding endlich das Hertz nagen, ſtechen wie Dornen und Scorpionen, ja gleichſam abbrennen? Jſt dir alle deine Freud, Hochmuth, Sorgloſigkeit, falſche Hoffnung, Sauffen, Spielen, Lachen, Schertzen erlaidet, und gantz vergangen? Haſt du dein vorig eitel-gefuͤhrtes Leben ſchmertz- lich bedauret? und einen ernſten Streit wider alles Boͤſe angetret- ten und ein ander Weſen angefangen? §. 4. Biſt du in ſolchem Kampf und Arbeit lebendig innen worden, wie daß in dir weder Krafft noch Vermoͤgen aller argen Gedancken und Einfaͤllen ledig und mit den unzaͤhlichen Guͤtern des Himmelreichs erfuͤllet zu werden? Weiſt du nun, was es ſey ein Sclav der Suͤnd und des Satans zu ſeyn und in den Banden des Geſetzes als ein U- belthaͤter gefangen zu liegen? Sind dir deine vermeinte gute Werck zu Koth, Schaden und unertraͤglichem Laſt worden? Kanſt du was ſagen von GOttes Gericht, Ernſt und durchdringenden Feur-Stral der Heiligkeit? Wie iſts Suͤnder! verſteheſt du Chriſtum wohl, was er meint, wann er von Bemuͤheten und Belaͤſtigten redt? Hat dich auch die innerliche Noth und Seelen-Angſt uͤber deine Verdorben- heit, Untuͤchtigkeit und Unwuͤrdigkeit einſam und gemeinſam mit dem ewigen Gut zu leben, der Anblick aller Teufliſchen Geſtalten und Un- arten, ſo erſt alsdann recht abſcheulich ausſehen, wo der Menſch ſteiff in den heitern Goͤttlichen Spiegel der Reden und Wercken JE- ſu hinein ſchauet, deiner gekruͤppleten, verdrehten, auſſaͤtzigen Seel vorgeſtellt, und hell und duͤrr unter Augen gewieſen, was vor ein Bild und Uberſchrifft du in dir habeſt, wie dein geiſtlich Seelen- Kleid bewandt und was dir ob dem Haupt ſchwebe und kuͤnfftig vor GOtt darinn zu gewarten ſtehe? Frage, hat dich das nuͤchtern, vor- ſichtig, aufmerckſam gemacht auf die Stimm des Geſalbeten und Geſandten deines Richters? §. 5. Erkenneſt du die Koſtbarkeit ſeiner uͤberflieſſenden Treu und Liebe, und die unvergleichliche Seeligkeit in ſeinem vollkommneſten Rath und Anweiſung? Hat dich das bewogen, dich ihm mit allem, was du biſt und haſt, anheim zu geben in ſeine erquickende, reinigen- de, verſiglende Gnad; Kanſt du erzehlen, wie gut man es bey JE- ſu habe? Biſt du in ſteten Sorgen, ſeine Gemeinſchafft und Ge- genwart wieder zu verliehren, iſt dir alles zuwider, was nicht GOtt und Chriſtum preiſet und erhoͤhet? Schnappeſt du nach dieſer Ruh wie

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1216>, abgerufen am 22.11.2024.