Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Labsal in Trübsal.
sanfft niederlegen in sein heiliges Ruh-Bett unter seinem Schat-
ten a, dort sticht dich die erzörnte Sonne deß ewigen Gerichts und
Feuer-Eifers, und fällt ein unaufhörlicher Schwefel-Regen auf dich b,
welch unerträgliche Schmertzens-Reue wird dir dein Hertz abbren-
nen wann du bißweilen zu Vermehrung deiner Quaal sehen must die
Seligen, deren Thun und Lassen dir unleidentlich gewesen, wie sie
nun in ewig-unendlicher Lieblichkeit aller ihrer kurtzen Müh und Ar-
beit ergötzt werden.

§. 9. Die Sonntagen waren deine Sünden-Tage, da dein HertzDie Sonn-
tage zu
Sünden-
Tagen
machen.

mehr als an Wercktagen eine Werckstatt aller bösen Geistern ware,
die du mit Nachdencken Göttlicher Worten und Wercken vertrei-
ben solltest, damit der Heil. Geist Raum hätte seine Reinigung in
dir auszuführen, und dich mit seinem Gut, Gaben, Freud zu er-
füllen: Was wirst du dannzumahl halten von deinem hoffärtigen,
eiteln Predig-Gehen, von deiner Unandacht, Schläfferigkeit, aus-
schweiffenden Sinnen, von deinen heillosen, hurischen, geitzigen, nei-
digen Gedancken, da du dir den Teufel hast auf deinem Genicke und
Hertzen sitzen lassen mitten unter der Verkündigung deß Evangeliums,
allweil der Gesandte des lebendigen GOttes dir im Nahmen JE-
SU Christi das Himmelreich aufgetragen, und zu seiner Gemein-
schafft beruffen? Was wirst du halten von deinem Gelächter, leicht-
fertigen Schimpf-Reden, Narrentheidung, Spielen, schandlichem
Müssiggang und Eckel an heiligen Betrachtungen der Liebe GOttes
in Christo? Was wirst du halten von deiner muthwilligen Verges-
senheit aller der Geheimnissen, so die Apostele und Propheten GOt-
tes geschrieben, du aber zu lesen und nachzusinnen nicht gewürdiget,
geschweigen daß du deren Genuß in stiller Einkehr des Hertzens vom
Heil. Geist erwartet hättest. Nun wie wirds dir seyn unter dem
Grassel der Quaalen, Schlägen, Streichen der Flammen und Gei-
stern! da keine nächtliche Ruhe, kein Sonntag mehr ist, sondern ein
unnachlässiges Zerwerchen bey den heissen Badstuben, brennenden
Ziegel-Oeffen im Dampf, Rauch und Finsterniß.

Es kame dir eckelhafft und verächtlich vor etwan zu Hause ein
Zions-Liedlein mit stillem gesammletem Gemüth vor Jehovah zu sin-
gen und auf den Harpffen zu spielen: Wie wirst du dich befinden bey
dem Geheul und Zetter-Geschrey der Höllen-Bränden, da die Rech-

nung
a Cant. II. 3.
b Ps. XI.
D d d d d d d

Labſal in Truͤbſal.
ſanfft niederlegen in ſein heiliges Ruh-Bett unter ſeinem Schat-
ten a, dort ſticht dich die erzoͤrnte Sonne deß ewigen Gerichts und
Feuer-Eifers, und faͤllt ein unaufhoͤrlicher Schwefel-Regen auf dich b,
welch unertraͤgliche Schmertzens-Reue wird dir dein Hertz abbren-
nen wann du bißweilen zu Vermehrung deiner Quaal ſehen muſt die
Seligen, deren Thun und Laſſen dir unleidentlich geweſen, wie ſie
nun in ewig-unendlicher Lieblichkeit aller ihrer kurtzen Muͤh und Ar-
beit ergoͤtzt werden.

§. 9. Die Sonntagen waren deine Suͤnden-Tage, da dein HertzDie Sonn-
tage zu
Suͤnden-
Tagen
machen.

mehr als an Wercktagen eine Werckſtatt aller boͤſen Geiſtern ware,
die du mit Nachdencken Goͤttlicher Worten und Wercken vertrei-
ben ſollteſt, damit der Heil. Geiſt Raum haͤtte ſeine Reinigung in
dir auszufuͤhren, und dich mit ſeinem Gut, Gaben, Freud zu er-
fuͤllen: Was wirſt du dannzumahl halten von deinem hoffaͤrtigen,
eiteln Predig-Gehen, von deiner Unandacht, Schlaͤfferigkeit, aus-
ſchweiffenden Sinnen, von deinen heilloſen, huriſchen, geitzigen, nei-
digen Gedancken, da du dir den Teufel haſt auf deinem Genicke und
Hertzen ſitzen laſſen mitten unter der Verkuͤndigung deß Evangeliums,
allweil der Geſandte des lebendigen GOttes dir im Nahmen JE-
SU Chriſti das Himmelreich aufgetragen, und zu ſeiner Gemein-
ſchafft beruffen? Was wirſt du halten von deinem Gelaͤchter, leicht-
fertigen Schimpf-Reden, Narrentheidung, Spielen, ſchandlichem
Muͤſſiggang und Eckel an heiligen Betrachtungen der Liebe GOttes
in Chriſto? Was wirſt du halten von deiner muthwilligen Vergeſ-
ſenheit aller der Geheimniſſen, ſo die Apoſtele und Propheten GOt-
tes geſchrieben, du aber zu leſen und nachzuſinnen nicht gewuͤrdiget,
geſchweigen daß du deren Genuß in ſtiller Einkehr des Hertzens vom
Heil. Geiſt erwartet haͤtteſt. Nun wie wirds dir ſeyn unter dem
Graſſel der Quaalen, Schlaͤgen, Streichen der Flammen und Gei-
ſtern! da keine naͤchtliche Ruhe, kein Sonntag mehr iſt, ſondern ein
unnachlaͤſſiges Zerwerchen bey den heiſſen Badſtuben, brennenden
Ziegel-Oeffen im Dampf, Rauch und Finſterniß.

Es kame dir eckelhafft und veraͤchtlich vor etwan zu Hauſe ein
Zions-Liedlein mit ſtillem geſammletem Gemuͤth vor Jehovah zu ſin-
gen und auf den Harpffen zu ſpielen: Wie wirſt du dich befinden bey
dem Geheul und Zetter-Geſchrey der Hoͤllen-Braͤnden, da die Rech-

nung
a Cant. II. 3.
b Pſ. XI.
D d d d d d d
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1225" n="1129"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Lab&#x017F;al in Tru&#x0364;b&#x017F;al.</hi></fw><lb/>
&#x017F;anfft niederlegen in &#x017F;ein heiliges Ruh-Bett unter &#x017F;einem Schat-<lb/>
ten <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Cant. II.</hi> 3.</note>, dort &#x017F;ticht dich die erzo&#x0364;rnte Sonne deß ewigen Gerichts und<lb/>
Feuer-Eifers, und fa&#x0364;llt ein unaufho&#x0364;rlicher Schwefel-Regen auf dich <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">P&#x017F;. XI.</hi></note>,<lb/>
welch unertra&#x0364;gliche Schmertzens-Reue wird dir dein Hertz abbren-<lb/>
nen wann du bißweilen zu Vermehrung deiner Quaal &#x017F;ehen mu&#x017F;t die<lb/>
Seligen, deren Thun und La&#x017F;&#x017F;en dir unleidentlich gewe&#x017F;en, wie &#x017F;ie<lb/>
nun in ewig-unendlicher Lieblichkeit aller ihrer kurtzen Mu&#x0364;h und Ar-<lb/>
beit ergo&#x0364;tzt werden.</p><lb/>
          <p>§. 9. Die Sonntagen waren deine Su&#x0364;nden-Tage, da dein Hertz<note place="right">Die Sonn-<lb/>
tage zu<lb/>
Su&#x0364;nden-<lb/>
Tagen<lb/>
machen.</note><lb/>
mehr als an Wercktagen eine Werck&#x017F;tatt aller bo&#x0364;&#x017F;en Gei&#x017F;tern ware,<lb/>
die du mit Nachdencken Go&#x0364;ttlicher Worten und Wercken vertrei-<lb/>
ben &#x017F;ollte&#x017F;t, damit der Heil. Gei&#x017F;t Raum ha&#x0364;tte &#x017F;eine Reinigung in<lb/>
dir auszufu&#x0364;hren, und dich mit &#x017F;einem Gut, Gaben, Freud zu er-<lb/>
fu&#x0364;llen: Was wir&#x017F;t du dannzumahl halten von deinem hoffa&#x0364;rtigen,<lb/>
eiteln Predig-Gehen, von deiner Unandacht, Schla&#x0364;fferigkeit, aus-<lb/>
&#x017F;chweiffenden Sinnen, von deinen heillo&#x017F;en, huri&#x017F;chen, geitzigen, nei-<lb/>
digen Gedancken, da du dir den Teufel ha&#x017F;t auf deinem Genicke und<lb/>
Hertzen &#x017F;itzen la&#x017F;&#x017F;en mitten unter der Verku&#x0364;ndigung deß Evangeliums,<lb/>
allweil der Ge&#x017F;andte des lebendigen GOttes dir im Nahmen JE-<lb/>
SU Chri&#x017F;ti das Himmelreich aufgetragen, und zu &#x017F;einer Gemein-<lb/>
&#x017F;chafft beruffen? Was wir&#x017F;t du halten von deinem Gela&#x0364;chter, leicht-<lb/>
fertigen Schimpf-Reden, Narrentheidung, Spielen, &#x017F;chandlichem<lb/>
Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;iggang und Eckel an heiligen Betrachtungen der Liebe GOttes<lb/>
in Chri&#x017F;to? Was wir&#x017F;t du halten von deiner muthwilligen Verge&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enheit aller der Geheimni&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o die Apo&#x017F;tele und Propheten GOt-<lb/>
tes ge&#x017F;chrieben, du aber zu le&#x017F;en und nachzu&#x017F;innen nicht gewu&#x0364;rdiget,<lb/>
ge&#x017F;chweigen daß du deren Genuß in &#x017F;tiller Einkehr des Hertzens vom<lb/>
Heil. Gei&#x017F;t erwartet ha&#x0364;tte&#x017F;t. Nun wie wirds dir &#x017F;eyn unter dem<lb/>
Gra&#x017F;&#x017F;el der Quaalen, Schla&#x0364;gen, Streichen der Flammen und Gei-<lb/>
&#x017F;tern! da keine na&#x0364;chtliche Ruhe, kein Sonntag mehr i&#x017F;t, &#x017F;ondern ein<lb/>
unnachla&#x0364;&#x017F;&#x017F;iges Zerwerchen bey den hei&#x017F;&#x017F;en Bad&#x017F;tuben, brennenden<lb/>
Ziegel-Oeffen im Dampf, Rauch und Fin&#x017F;terniß.</p><lb/>
          <p>Es kame dir eckelhafft und vera&#x0364;chtlich vor etwan zu Hau&#x017F;e ein<lb/>
Zions-Liedlein mit &#x017F;tillem ge&#x017F;ammletem Gemu&#x0364;th vor Jehovah zu &#x017F;in-<lb/>
gen und auf den Harpffen zu &#x017F;pielen: Wie wir&#x017F;t du dich befinden bey<lb/>
dem Geheul und Zetter-Ge&#x017F;chrey der Ho&#x0364;llen-Bra&#x0364;nden, da die Rech-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d d d d d d</fw><fw place="bottom" type="catch">nung</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1129/1225] Labſal in Truͤbſal. ſanfft niederlegen in ſein heiliges Ruh-Bett unter ſeinem Schat- ten a, dort ſticht dich die erzoͤrnte Sonne deß ewigen Gerichts und Feuer-Eifers, und faͤllt ein unaufhoͤrlicher Schwefel-Regen auf dich b, welch unertraͤgliche Schmertzens-Reue wird dir dein Hertz abbren- nen wann du bißweilen zu Vermehrung deiner Quaal ſehen muſt die Seligen, deren Thun und Laſſen dir unleidentlich geweſen, wie ſie nun in ewig-unendlicher Lieblichkeit aller ihrer kurtzen Muͤh und Ar- beit ergoͤtzt werden. §. 9. Die Sonntagen waren deine Suͤnden-Tage, da dein Hertz mehr als an Wercktagen eine Werckſtatt aller boͤſen Geiſtern ware, die du mit Nachdencken Goͤttlicher Worten und Wercken vertrei- ben ſollteſt, damit der Heil. Geiſt Raum haͤtte ſeine Reinigung in dir auszufuͤhren, und dich mit ſeinem Gut, Gaben, Freud zu er- fuͤllen: Was wirſt du dannzumahl halten von deinem hoffaͤrtigen, eiteln Predig-Gehen, von deiner Unandacht, Schlaͤfferigkeit, aus- ſchweiffenden Sinnen, von deinen heilloſen, huriſchen, geitzigen, nei- digen Gedancken, da du dir den Teufel haſt auf deinem Genicke und Hertzen ſitzen laſſen mitten unter der Verkuͤndigung deß Evangeliums, allweil der Geſandte des lebendigen GOttes dir im Nahmen JE- SU Chriſti das Himmelreich aufgetragen, und zu ſeiner Gemein- ſchafft beruffen? Was wirſt du halten von deinem Gelaͤchter, leicht- fertigen Schimpf-Reden, Narrentheidung, Spielen, ſchandlichem Muͤſſiggang und Eckel an heiligen Betrachtungen der Liebe GOttes in Chriſto? Was wirſt du halten von deiner muthwilligen Vergeſ- ſenheit aller der Geheimniſſen, ſo die Apoſtele und Propheten GOt- tes geſchrieben, du aber zu leſen und nachzuſinnen nicht gewuͤrdiget, geſchweigen daß du deren Genuß in ſtiller Einkehr des Hertzens vom Heil. Geiſt erwartet haͤtteſt. Nun wie wirds dir ſeyn unter dem Graſſel der Quaalen, Schlaͤgen, Streichen der Flammen und Gei- ſtern! da keine naͤchtliche Ruhe, kein Sonntag mehr iſt, ſondern ein unnachlaͤſſiges Zerwerchen bey den heiſſen Badſtuben, brennenden Ziegel-Oeffen im Dampf, Rauch und Finſterniß. Die Sonn- tage zu Suͤnden- Tagen machen. Es kame dir eckelhafft und veraͤchtlich vor etwan zu Hauſe ein Zions-Liedlein mit ſtillem geſammletem Gemuͤth vor Jehovah zu ſin- gen und auf den Harpffen zu ſpielen: Wie wirſt du dich befinden bey dem Geheul und Zetter-Geſchrey der Hoͤllen-Braͤnden, da die Rech- nung a Cant. II. 3. b Pſ. XI. D d d d d d d

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1225
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1225>, abgerufen am 22.11.2024.