gen, da ein jegliches sich duncken läßt, wenn ihm etwas verdrieß- lichs widerfähret, es müsse zu viel leiden und tragen, und bedenckt nicht, daß das dieses Lebens Art sey, daß mancherley Gebrechen fürfallen, wir demnach nicht so thorrecht seyn müssen um ein jed- wedes Ding zu zürnen, ob wir uns selbst mit den Zähnen in die Zunge beissen oder mit der Faust in ein Aug fahret oder der Fuß sich anstoßt, der Kopf wider die Wand laufft; Sondern also dencken: Wohlan, es ist dein Mitglied, dein Bruder und Nachbar, dein liebes Ehegemahl; Was willt du daraus machen, er hats versehen und nicht gerne gethan, und meynets nicht so böse, oder ist je aus Schwachheit und Unverstand geschehen: Der Stoß ist geschehen, der dir wehe thut, willt du aber darum dein Glied wegwerffen? Es ist ein Füncklein, speye drein, so verlöschts, daß nicht der Teufel komme, mit seinem gifftigen Odem, oder durch böse Zungen, und mache ein Feuer davon, das hernach nicht zu löschen und solcher Hader und Haß der nicht zu versöhnen seye: Denn sonderlich der Ehe-Teufel ist ein solcher Gast, der nicht aufhöret noch abläßt, wo man ihm nicht wehret: Zumahlen in der Ehe, im Betragen der Eheleuten gegen einander die Händel täglich wiederkommen, sie seyen gut, heilig, GOtt lieb oder verdrießlich, daher entweder der Feind oder der getreuste Freund Christus, eine reiche Ernde hat, wanns Jahr um ist, jener der Satan von bösen, JESUS aber von guten Gedancken, Worten und Wercken.
Das dritte Capitel. Von dem Seegen GOttes und der Glückseeligkeit die Jsaac und Rebecca in ihrem Ehestand genossen haben.
Jsaac und Rebecca liebten einander in und für GOTT.
Wann aber Moses meldet, Jsaac hatte die Rebeccam lieb: so muß es warlich eine wohlgemäßigte, geheiligte Eheliebe gewesen seyn, dabey sie GOttes nicht vergessen, sonst wäre sie nicht so daur- hafft geblieben. Wie manche Seele, wenn sie einen liebreichen Ehegatten bekommen 1, hänget sich gantz an denselben, macht einen kleinen Abgott aus ihm und lässet sich bedüncken, es könne ohne ihn nicht leben? Wie offt bezechen sich Eheleute in ihrem eigenen
Wein,
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
gen, da ein jegliches ſich duncken laͤßt, wenn ihm etwas verdrieß- lichs widerfaͤhret, es muͤſſe zu viel leiden und tragen, und bedenckt nicht, daß das dieſes Lebens Art ſey, daß mancherley Gebrechen fuͤrfallen, wir demnach nicht ſo thorrecht ſeyn muͤſſen um ein jed- wedes Ding zu zuͤrnen, ob wir uns ſelbſt mit den Zaͤhnen in die Zunge beiſſen oder mit der Fauſt in ein Aug fahret oder der Fuß ſich anſtoßt, der Kopf wider die Wand laufft; Sondern alſo dencken: Wohlan, es iſt dein Mitglied, dein Bruder und Nachbar, dein liebes Ehegemahl; Was willt du daraus machen, er hats verſehen und nicht gerne gethan, und meynets nicht ſo boͤſe, oder iſt je aus Schwachheit und Unverſtand geſchehen: Der Stoß iſt geſchehen, der dir wehe thut, willt du aber darum dein Glied wegwerffen? Es iſt ein Fuͤncklein, ſpeye drein, ſo verloͤſchts, daß nicht der Teufel komme, mit ſeinem gifftigen Odem, oder durch boͤſe Zungen, und mache ein Feuer davon, das hernach nicht zu loͤſchen und ſolcher Hader und Haß der nicht zu verſoͤhnen ſeye: Denn ſonderlich der Ehe-Teufel iſt ein ſolcher Gaſt, der nicht aufhoͤret noch ablaͤßt, wo man ihm nicht wehret: Zumahlen in der Ehe, im Betragen der Eheleuten gegen einander die Haͤndel taͤglich wiederkommen, ſie ſeyen gut, heilig, GOtt lieb oder verdrießlich, daher entweder der Feind oder der getreuſte Freund Chriſtus, eine reiche Ernde hat, wanns Jahr um iſt, jener der Satan von boͤſen, JESUS aber von guten Gedancken, Worten und Wercken.
Das dritte Capitel. Von dem Seegen GOttes und der Gluͤckſeeligkeit die Jſaac und Rebecca in ihrem Eheſtand genoſſen haben.
Jſaac und Rebecca liebten einander in und fuͤr GOTT.
Wann aber Moſes meldet, Jſaac hatte die Rebeccam lieb: ſo muß es warlich eine wohlgemaͤßigte, geheiligte Eheliebe geweſen ſeyn, dabey ſie GOttes nicht vergeſſen, ſonſt waͤre ſie nicht ſo daur- hafft geblieben. Wie manche Seele, wenn ſie einen liebreichen Ehegatten bekommen 1, haͤnget ſich gantz an denſelben, macht einen kleinen Abgott aus ihm und laͤſſet ſich beduͤncken, es koͤnne ohne ihn nicht leben? Wie offt bezechen ſich Eheleute in ihrem eigenen
Wein,
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Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
gen, da ein jegliches ſich duncken laͤßt, wenn ihm etwas verdrieß-
lichs widerfaͤhret, es muͤſſe zu viel leiden und tragen, und bedenckt
nicht, daß das dieſes Lebens Art ſey, daß mancherley Gebrechen
fuͤrfallen, wir demnach nicht ſo thorrecht ſeyn muͤſſen um ein jed-
wedes Ding zu zuͤrnen, ob wir uns ſelbſt mit den Zaͤhnen in die
Zunge beiſſen oder mit der Fauſt in ein Aug fahret oder der Fuß ſich
anſtoßt, der Kopf wider die Wand laufft; Sondern alſo dencken:
Wohlan, es iſt dein Mitglied, dein Bruder und Nachbar, dein
liebes Ehegemahl; Was willt du daraus machen, er hats verſehen
und nicht gerne gethan, und meynets nicht ſo boͤſe, oder iſt je aus
Schwachheit und Unverſtand geſchehen: Der Stoß iſt geſchehen,
der dir wehe thut, willt du aber darum dein Glied wegwerffen? Es
iſt ein Fuͤncklein, ſpeye drein, ſo verloͤſchts, daß nicht der Teufel
komme, mit ſeinem gifftigen Odem, oder durch boͤſe Zungen, und
mache ein Feuer davon, das hernach nicht zu loͤſchen und ſolcher
Hader und Haß der nicht zu verſoͤhnen ſeye: Denn ſonderlich der
Ehe-Teufel iſt ein ſolcher Gaſt, der nicht aufhoͤret noch ablaͤßt, wo
man ihm nicht wehret: Zumahlen in der Ehe, im Betragen der
Eheleuten gegen einander die Haͤndel taͤglich wiederkommen, ſie
ſeyen gut, heilig, GOtt lieb oder verdrießlich, daher entweder der
Feind oder der getreuſte Freund Chriſtus, eine reiche Ernde hat,
wanns Jahr um iſt, jener der Satan von boͤſen, JESUS aber
von guten Gedancken, Worten und Wercken.
Das dritte Capitel.
Von dem Seegen GOttes und der Gluͤckſeeligkeit die Jſaac und
Rebecca in ihrem Eheſtand genoſſen haben.
Wann aber Moſes meldet, Jſaac hatte die Rebeccam lieb:
ſo muß es warlich eine wohlgemaͤßigte, geheiligte Eheliebe geweſen
ſeyn, dabey ſie GOttes nicht vergeſſen, ſonſt waͤre ſie nicht ſo daur-
hafft geblieben. Wie manche Seele, wenn ſie einen liebreichen
Ehegatten bekommen 1, haͤnget ſich gantz an denſelben, macht einen
kleinen Abgott aus ihm und laͤſſet ſich beduͤncken, es koͤnne ohne
ihn nicht leben? Wie offt bezechen ſich Eheleute in ihrem eigenen
Wein,
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1272>, abgerufen am 22.11.2024.
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