Dein Geist bezeugt, daß solches frey Des ewigen Lebens Vorschmack sey.
Recht also! also liebeten sie einander in GOTT, und für GOTT zum Theil auf die Weise, wie die Seelige im Himmel einander lie- ben; sie erschienen beyde am Freuden-Fest der Liebe GOttes in Christo in zierlichem hochzeitlichem Kleid; Sie gaben einandern die Hände um ihren Bundes-GOTT in die Wette zu lieben, zu prei- sen, und mit Leib und Seel, Hertz und Mund, Wort und Wan- del, in Lieb und Leid, bey Sonnenschein und trübem Wetter zu loben und zu verherrlichen, GOTT allein ware stets und überall ihr GOTT, sie reitzeten ihn nicht zum Eifer; daher genossen sie den Trost deß Heil. Geistes.
Haben GOtt als einen genugsa- men GOtt erfahren.
§. 2. Also ward Jsaac getröstet nach seiner Mutter. V. Das Wachsthum der Seeligkeit seiner Ehe und reichliche Ersa- tzung deß Verlohrnen. GOTT hat sich als der Allgenugsame ge- offenbahret dem Abraham, und hier erfahret ihn Jsaac als einen sol- chen, der den grösten Verlust und Abgang völlig ersetzen kan. Sa- ra ware die freundlichste, liebreicheste, frömste, barmhertzigste, ge- schickteste, verständigste Hauß-Mutter, voll Glauben, Gnad, Weiß- heit, Liecht und Leben GOTTES; Als nun ihr hoch-edler, mit himmlischen Gaben ausgerüsteter Geist diese sichtbahre Welt verlas- sen, und zu Abel, Enoch, Noa gesammelt worden; weinete Jsaac 3. Jahr lang, sich dessen erinnerend, was der Heil. Geist hie und dort durch sie gewürcket, gethan und geredt, und meinete es wurde ihres gleichen keine mehr auf Erden jemahls zu finden seyn. GOTT aber, der durch den Gnaden-Thau seines H. Geistes vermittelst seines Ev- angeliums diese unschätzbahre Wunder-Blum hervorgebracht, lebte noch und nachdem jene am äussern Leben verwelcket; hat er ein eben so tugendreiche als die Rebecca dargestellet; Denn so wenig GOTT einige Art von Geschöpfen gantz umkommen, mithin ein Blat aus dem Natur-Buch ausreissen lässet; noch vielweniger lässet er solches ge- schehen in der neuen Gnaden-Welt, die er geschaffen hat und noch täglich schaffet zum Lob der Herrlichkeit seiner Gnade, folglich Jsaac eine zweyte Sara vor sich; eben wie wir durch GOttes Krafft alle Frühlinge andere Veyelein, Rosen, Nägelein, die denen ferndrigen gleichen, wiewohlen es nicht just eben dieselben sind, sehen, also giengs
her:
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
Dein Geiſt bezeugt, daß ſolches frey Des ewigen Lebens Vorſchmack ſey.
Recht alſo! alſo liebeten ſie einander in GOTT, und fuͤr GOTT zum Theil auf die Weiſe, wie die Seelige im Himmel einander lie- ben; ſie erſchienen beyde am Freuden-Feſt der Liebe GOttes in Chriſto in zierlichem hochzeitlichem Kleid; Sie gaben einandern die Haͤnde um ihren Bundes-GOTT in die Wette zu lieben, zu prei- ſen, und mit Leib und Seel, Hertz und Mund, Wort und Wan- del, in Lieb und Leid, bey Sonnenſchein und truͤbem Wetter zu loben und zu verherrlichen, GOTT allein ware ſtets und uͤberall ihr GOTT, ſie reitzeten ihn nicht zum Eifer; daher genoſſen ſie den Troſt deß Heil. Geiſtes.
Haben GOtt als einen genugſa- men GOtt erfahren.
§. 2. Alſo ward Jſaac getroͤſtet nach ſeiner Mutter. V. Das Wachsthum der Seeligkeit ſeiner Ehe und reichliche Erſa- tzung deß Verlohrnen. GOTT hat ſich als der Allgenugſame ge- offenbahret dem Abraham, und hier erfahret ihn Jſaac als einen ſol- chen, der den groͤſten Verluſt und Abgang voͤllig erſetzen kan. Sa- ra ware die freundlichſte, liebreicheſte, froͤmſte, barmhertzigſte, ge- ſchickteſte, verſtaͤndigſte Hauß-Mutter, voll Glauben, Gnad, Weiß- heit, Liecht und Leben GOTTES; Als nun ihr hoch-edler, mit himmliſchen Gaben ausgeruͤſteter Geiſt dieſe ſichtbahre Welt verlaſ- ſen, und zu Abel, Enoch, Noa geſammelt worden; weinete Jſaac 3. Jahr lang, ſich deſſen erinnerend, was der Heil. Geiſt hie und dort durch ſie gewuͤrcket, gethan und geredt, und meinete es wurde ihres gleichen keine mehr auf Erden jemahls zu finden ſeyn. GOTT aber, der durch den Gnaden-Thau ſeines H. Geiſtes vermittelſt ſeines Ev- angeliums dieſe unſchaͤtzbahre Wunder-Blum hervorgebracht, lebte noch und nachdem jene am aͤuſſern Leben verwelcket; hat er ein eben ſo tugendreiche als die Rebecca dargeſtellet; Denn ſo wenig GOTT einige Art von Geſchoͤpfen gantz umkommen, mithin ein Blat aus dem Natur-Buch ausreiſſen laͤſſet; noch vielweniger laͤſſet er ſolches ge- ſchehen in der neuen Gnaden-Welt, die er geſchaffen hat und noch taͤglich ſchaffet zum Lob der Herrlichkeit ſeiner Gnade, folglich Jſaac eine zweyte Sara vor ſich; eben wie wir durch GOttes Krafft alle Fruͤhlinge andere Veyelein, Roſen, Naͤgelein, die denen ferndrigen gleichen, wiewohlen es nicht juſt eben dieſelben ſind, ſehen, alſo giengs
her:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f1274"n="1178"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu</hi></fw><lb/><l>Dein Geiſt bezeugt, daß ſolches frey</l><lb/><l>Des ewigen Lebens Vorſchmack ſey.</l></lg><lb/><p>Recht alſo! alſo liebeten ſie einander in GOTT, und fuͤr GOTT<lb/>
zum Theil auf die Weiſe, wie die Seelige im Himmel einander lie-<lb/>
ben; ſie erſchienen beyde am Freuden-Feſt der Liebe GOttes in<lb/>
Chriſto in zierlichem hochzeitlichem Kleid; Sie gaben einandern die<lb/>
Haͤnde um ihren Bundes-GOTT in die Wette zu lieben, zu prei-<lb/>ſen, und mit Leib und Seel, Hertz und Mund, Wort und Wan-<lb/>
del, in Lieb und Leid, bey Sonnenſchein und truͤbem Wetter zu<lb/>
loben und zu verherrlichen, GOTT allein ware ſtets und uͤberall ihr<lb/>
GOTT, ſie reitzeten ihn nicht zum Eifer; daher genoſſen ſie den Troſt<lb/>
deß Heil. Geiſtes.</p><lb/><noteplace="left">Haben<lb/>
GOtt als<lb/>
einen<lb/>
genugſa-<lb/>
men GOtt<lb/>
erfahren.</note><p><hirendition="#i">§.</hi> 2. <hirendition="#fr">Alſo ward Jſaac getroͤſtet nach ſeiner Mutter.</hi><lb/><hirendition="#aq">V.</hi> Das Wachsthum der Seeligkeit ſeiner Ehe und reichliche Erſa-<lb/>
tzung deß Verlohrnen. GOTT hat ſich als der Allgenugſame ge-<lb/>
offenbahret dem Abraham, und hier erfahret ihn Jſaac als einen ſol-<lb/>
chen, der den groͤſten Verluſt und Abgang voͤllig erſetzen kan. Sa-<lb/>
ra ware die freundlichſte, liebreicheſte, froͤmſte, barmhertzigſte, ge-<lb/>ſchickteſte, verſtaͤndigſte Hauß-Mutter, voll Glauben, Gnad, Weiß-<lb/>
heit, Liecht und Leben GOTTES; Als nun ihr hoch-edler, mit<lb/>
himmliſchen Gaben ausgeruͤſteter Geiſt dieſe ſichtbahre Welt verlaſ-<lb/>ſen, und zu Abel, Enoch, Noa geſammelt worden; weinete Jſaac<lb/>
3. Jahr lang, ſich deſſen erinnerend, was der Heil. Geiſt hie und dort<lb/>
durch ſie gewuͤrcket, gethan und geredt, und meinete es wurde ihres<lb/>
gleichen keine mehr auf Erden jemahls zu finden ſeyn. GOTT aber,<lb/>
der durch den Gnaden-Thau ſeines H. Geiſtes vermittelſt ſeines Ev-<lb/>
angeliums dieſe unſchaͤtzbahre Wunder-Blum hervorgebracht, lebte<lb/>
noch und nachdem jene am aͤuſſern Leben verwelcket; hat er ein eben<lb/>ſo tugendreiche als die Rebecca dargeſtellet; Denn ſo wenig GOTT<lb/>
einige Art von Geſchoͤpfen gantz umkommen, mithin ein Blat aus dem<lb/>
Natur-Buch ausreiſſen laͤſſet; noch vielweniger laͤſſet er ſolches ge-<lb/>ſchehen in der neuen Gnaden-Welt, die er geſchaffen hat und noch<lb/>
taͤglich ſchaffet zum Lob der Herrlichkeit ſeiner Gnade, folglich Jſaac<lb/>
eine zweyte Sara vor ſich; eben wie wir durch GOttes Krafft alle<lb/>
Fruͤhlinge andere Veyelein, Roſen, Naͤgelein, die denen ferndrigen<lb/>
gleichen, wiewohlen es nicht juſt eben dieſelben ſind, ſehen, alſo giengs<lb/><fwplace="bottom"type="catch">her:</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1178/1274]
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
Dein Geiſt bezeugt, daß ſolches frey
Des ewigen Lebens Vorſchmack ſey.
Recht alſo! alſo liebeten ſie einander in GOTT, und fuͤr GOTT
zum Theil auf die Weiſe, wie die Seelige im Himmel einander lie-
ben; ſie erſchienen beyde am Freuden-Feſt der Liebe GOttes in
Chriſto in zierlichem hochzeitlichem Kleid; Sie gaben einandern die
Haͤnde um ihren Bundes-GOTT in die Wette zu lieben, zu prei-
ſen, und mit Leib und Seel, Hertz und Mund, Wort und Wan-
del, in Lieb und Leid, bey Sonnenſchein und truͤbem Wetter zu
loben und zu verherrlichen, GOTT allein ware ſtets und uͤberall ihr
GOTT, ſie reitzeten ihn nicht zum Eifer; daher genoſſen ſie den Troſt
deß Heil. Geiſtes.
§. 2. Alſo ward Jſaac getroͤſtet nach ſeiner Mutter.
V. Das Wachsthum der Seeligkeit ſeiner Ehe und reichliche Erſa-
tzung deß Verlohrnen. GOTT hat ſich als der Allgenugſame ge-
offenbahret dem Abraham, und hier erfahret ihn Jſaac als einen ſol-
chen, der den groͤſten Verluſt und Abgang voͤllig erſetzen kan. Sa-
ra ware die freundlichſte, liebreicheſte, froͤmſte, barmhertzigſte, ge-
ſchickteſte, verſtaͤndigſte Hauß-Mutter, voll Glauben, Gnad, Weiß-
heit, Liecht und Leben GOTTES; Als nun ihr hoch-edler, mit
himmliſchen Gaben ausgeruͤſteter Geiſt dieſe ſichtbahre Welt verlaſ-
ſen, und zu Abel, Enoch, Noa geſammelt worden; weinete Jſaac
3. Jahr lang, ſich deſſen erinnerend, was der Heil. Geiſt hie und dort
durch ſie gewuͤrcket, gethan und geredt, und meinete es wurde ihres
gleichen keine mehr auf Erden jemahls zu finden ſeyn. GOTT aber,
der durch den Gnaden-Thau ſeines H. Geiſtes vermittelſt ſeines Ev-
angeliums dieſe unſchaͤtzbahre Wunder-Blum hervorgebracht, lebte
noch und nachdem jene am aͤuſſern Leben verwelcket; hat er ein eben
ſo tugendreiche als die Rebecca dargeſtellet; Denn ſo wenig GOTT
einige Art von Geſchoͤpfen gantz umkommen, mithin ein Blat aus dem
Natur-Buch ausreiſſen laͤſſet; noch vielweniger laͤſſet er ſolches ge-
ſchehen in der neuen Gnaden-Welt, die er geſchaffen hat und noch
taͤglich ſchaffet zum Lob der Herrlichkeit ſeiner Gnade, folglich Jſaac
eine zweyte Sara vor ſich; eben wie wir durch GOttes Krafft alle
Fruͤhlinge andere Veyelein, Roſen, Naͤgelein, die denen ferndrigen
gleichen, wiewohlen es nicht juſt eben dieſelben ſind, ſehen, alſo giengs
her:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1274>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.