Neige doch deinen Krug daß ich trincke: Und sie sprechen wird; Trinck, und ich will deine Cameele auch trincken: es seye die du deinem Knecht dem Jsaac angewiesen habest, und ich daran erkenne, daß du Barmher- tzigkeit an meinem Herrn gethan hast.
GOtt gibt bißweilen seinen Kindern ein, daß sie ein Zeichen von Jhme fordern in sehr wichtigen Angelegenheiten. Jch habe einen gottseeligen, eyfrigen Prediger gekannt; der bate einsmals GOtt als eine Zahl Menschen zu ihm kame, das Wort des Lebens aus seinem Munde zu hören, da erblickte er ab der Lauben einen jungen langen Kerl; da fiele er auf seine Knie, und bate mit Thränen, GOtt solle ihm doch zum Zeichen, daß er mit ihm seye den grossen Kerl schencken; Da er nun zu reden anfienge, ward gleich der Kerl der erste von der Gnade ergriffen so starck, daß er nicht nur in Thrä- nen zerflosse, sondern sich auf die Erde niederwarffe mit erbärmli- chem Geschrey und Flehen.
11. Verß 15. Und es geschah ehe er vollendet hatte zu reden, siehe da kam heraus Rebecca, die dem Bethuel war gebohren worden dem Sohn der Milca, des Weibes Nachors des Abrahams Bruder, und sie hatte ihren Krug auf ihrer Achsel. Es ist auf Erden nichts erfreulichers als die so baldige Antwort GOttes und Erhörung, da sich alles dazu schicken muß.
12. Verß 16. Und die Dirne war sehr schön von Angesicht eine Jung- frau und kein Mann hatte sie erkannt, und sie stieg hinab zu dem Brunne und füllete ihren Krug und stieg herauf. Eine solche Schönheit und reine Jungfrauschafft hat die Seele nicht von Natur, vielmehr ist sie befleckt, kranck, Blut-arm, heßlich, eine Cananiterin a.
Wercke der Liebe und Barm- hertzigkeit gegen Noth- dürfftige, bahnen den Weg zu einem grossen Seegen.
§. 2. 13. Verß 17. Da lieff ihr der Knecht entgegen und sprach: Laß mich doch ein wenig Wasser aus deinem Krug trincken!
18. Und sie sprach: trincke mein Herr: und eilend ließ sie ihren Krug her- nieder auf ihre Hand, und gab ihm zu trincken.
19. Und da sie vollends ihm zu trincken gegeben hatte, so sprach sie; Jch will deinen Cameelen auch schöpffen biß sie alle getruncken haben.
20. Und sie eilete und goß ihren Krug aus in die Träncke und lieff wie- der zum Brunne zu schöpffen und schöpffete allen seinen Cameelen.
Wercke der natürlichen Freundlichkeit und dienstbaren, holdseeli- gen, arbeitsamen Liebe und Barmbertzigkeit gegen Nothdürfftige und Fremdlinge, bahnen offt einem grossen Seegen den Weg. Da-
rum
aEzech. XVI. 3. 4. 5. Jer. III. 13.
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
Neige doch deinen Krug daß ich trincke: Und ſie ſprechen wird; Trinck, und ich will deine Cameele auch trincken: es ſeye die du deinem Knecht dem Jſaac angewieſen habeſt, und ich daran erkenne, daß du Barmher- tzigkeit an meinem Herrn gethan haſt.
GOtt gibt bißweilen ſeinen Kindern ein, daß ſie ein Zeichen von Jhme fordern in ſehr wichtigen Angelegenheiten. Jch habe einen gottſeeligen, eyfrigen Prediger gekannt; der bate einsmals GOtt als eine Zahl Menſchen zu ihm kame, das Wort des Lebens aus ſeinem Munde zu hoͤren, da erblickte er ab der Lauben einen jungen langen Kerl; da fiele er auf ſeine Knie, und bate mit Thraͤnen, GOtt ſolle ihm doch zum Zeichen, daß er mit ihm ſeye den groſſen Kerl ſchencken; Da er nun zu reden anfienge, ward gleich der Kerl der erſte von der Gnade ergriffen ſo ſtarck, daß er nicht nur in Thraͤ- nen zerfloſſe, ſondern ſich auf die Erde niederwarffe mit erbaͤrmli- chem Geſchrey und Flehen.
11. Verß 15. Und es geſchah ehe er vollendet hatte zu reden, ſiehe da kam heraus Rebecca, die dem Bethuel war gebohren worden dem Sohn der Milca, des Weibes Nachors des Abrahams Bruder, und ſie hatte ihren Krug auf ihrer Achſel. Es iſt auf Erden nichts erfreulichers als die ſo baldige Antwort GOttes und Erhoͤrung, da ſich alles dazu ſchicken muß.
12. Verß 16. Und die Dirne war ſehr ſchoͤn von Angeſicht eine Jung- frau und kein Mann hatte ſie erkannt, und ſie ſtieg hinab zu dem Brunne und fuͤllete ihren Krug und ſtieg herauf. Eine ſolche Schoͤnheit und reine Jungfrauſchafft hat die Seele nicht von Natur, vielmehr iſt ſie befleckt, kranck, Blut-arm, heßlich, eine Cananiterin a.
Wercke der Liebe und Barm- hertzigkeit gegen Noth- duͤrfftige, bahnen den Weg zu einem groſſen Seegen.
§. 2. 13. Verß 17. Da lieff ihr der Knecht entgegen und ſprach: Laß mich doch ein wenig Waſſer aus deinem Krug trincken!
18. Und ſie ſprach: trincke mein Herr: und eilend ließ ſie ihren Krug her- nieder auf ihre Hand, und gab ihm zu trincken.
19. Und da ſie vollends ihm zu trincken gegeben hatte, ſo ſprach ſie; Jch will deinen Cameelen auch ſchoͤpffen biß ſie alle getruncken haben.
20. Und ſie eilete und goß ihren Krug aus in die Traͤncke und lieff wie- der zum Brunne zu ſchoͤpffen und ſchoͤpffete allen ſeinen Cameelen.
Wercke der natuͤrlichen Freundlichkeit und dienſtbaren, holdſeeli- gen, arbeitſamen Liebe und Barmbertzigkeit gegen Nothduͤrfftige und Fremdlinge, bahnen offt einem groſſen Seegen den Weg. Da-
rum
aEzech. XVI. 3. 4. 5. Jer. III. 13.
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Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
Neige doch deinen Krug daß ich trincke: Und ſie ſprechen wird; Trinck,
und ich will deine Cameele auch trincken: es ſeye die du deinem Knecht
dem Jſaac angewieſen habeſt, und ich daran erkenne, daß du Barmher-
tzigkeit an meinem Herrn gethan haſt.
GOtt gibt bißweilen ſeinen Kindern ein, daß ſie ein Zeichen von
Jhme fordern in ſehr wichtigen Angelegenheiten. Jch habe einen
gottſeeligen, eyfrigen Prediger gekannt; der bate einsmals GOtt
als eine Zahl Menſchen zu ihm kame, das Wort des Lebens aus
ſeinem Munde zu hoͤren, da erblickte er ab der Lauben einen jungen
langen Kerl; da fiele er auf ſeine Knie, und bate mit Thraͤnen,
GOtt ſolle ihm doch zum Zeichen, daß er mit ihm ſeye den groſſen
Kerl ſchencken; Da er nun zu reden anfienge, ward gleich der Kerl
der erſte von der Gnade ergriffen ſo ſtarck, daß er nicht nur in Thraͤ-
nen zerfloſſe, ſondern ſich auf die Erde niederwarffe mit erbaͤrmli-
chem Geſchrey und Flehen.
11. Verß 15. Und es geſchah ehe er vollendet hatte zu reden, ſiehe da
kam heraus Rebecca, die dem Bethuel war gebohren worden dem Sohn
der Milca, des Weibes Nachors des Abrahams Bruder, und ſie hatte
ihren Krug auf ihrer Achſel. Es iſt auf Erden nichts erfreulichers als
die ſo baldige Antwort GOttes und Erhoͤrung, da ſich alles dazu
ſchicken muß.
12. Verß 16. Und die Dirne war ſehr ſchoͤn von Angeſicht eine Jung-
frau und kein Mann hatte ſie erkannt, und ſie ſtieg hinab zu dem Brunne
und fuͤllete ihren Krug und ſtieg herauf. Eine ſolche Schoͤnheit und
reine Jungfrauſchafft hat die Seele nicht von Natur, vielmehr iſt
ſie befleckt, kranck, Blut-arm, heßlich, eine Cananiterin a.
§. 2. 13. Verß 17. Da lieff ihr der Knecht entgegen und ſprach: Laß
mich doch ein wenig Waſſer aus deinem Krug trincken!
18. Und ſie ſprach: trincke mein Herr: und eilend ließ ſie ihren Krug her-
nieder auf ihre Hand, und gab ihm zu trincken.
19. Und da ſie vollends ihm zu trincken gegeben hatte, ſo ſprach ſie; Jch
will deinen Cameelen auch ſchoͤpffen biß ſie alle getruncken haben.
20. Und ſie eilete und goß ihren Krug aus in die Traͤncke und lieff wie-
der zum Brunne zu ſchoͤpffen und ſchoͤpffete allen ſeinen Cameelen.
Wercke der natuͤrlichen Freundlichkeit und dienſtbaren, holdſeeli-
gen, arbeitſamen Liebe und Barmbertzigkeit gegen Nothduͤrfftige
und Fremdlinge, bahnen offt einem groſſen Seegen den Weg. Da-
rum
a Ezech. XVI. 3. 4. 5. Jer. III. 13.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1326>, abgerufen am 22.11.2024.
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