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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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mit seiner Braut der Kirche.
Braut-Werbern, welche wann sie nicht vom Glantz der Erkanntniß
und Liebe Christi eingenommen und zuruck gehalten werden, gar leicht
in vermessene Ehebrecherey verfallen und durch ungöttliche Schmei-
cheleyen die Hertzen an sich ziehen, sie rühmen, damit sie hinwieder-
um von ihnen gerühmt werden, wobey sie getreue Arbeiter gewaltig
durch die Hechel ziehen Gal. 4, 17. wodurch sie sich aber des ewig-
bleibenden Seegens berauben und GOttes Eyfersucht wider sich er-
wecken: Wie viel behutsamer handelt der, so in stiller Einkehr GOt-
tes liebreiche, wunderbare Regierung, Güte und Barmhertzigkeit
mit tieffer Ehrforcht und Bewunderung anbetet, sein Augenmerck
auf GOtt allein habende; Elieser rühmet auch von sich überall nichts,
als daß er Jsaacs Knecht seye, womit er nur seinen Herren erhöhen
will, nemlich daß man urtheilen solle, wann der Knecht so ehrbar
und weise, ernsthafft und gottsförchtig seye, wie dann wol der Herr
seyn müsse: also ware Paulus Christi Ehre.

§. 4. Verß 22. Und es geschah, als die Cameele alle getruncken hatten,Es ist
Christo
nichts an-
geneh-
mers als
die unge-
färbte
Liebe des
Nächsten.

da nahm der Mann ein gülden Stirnband, so eines halben Seckels schwer war,
und zween Arm-Ringe an ihre Händ, deren Gewicht zehen Seckel Goldes war.

Es ist Christo auf der Welt nichts angenehmers als die ungefärbte,
keusche, heilige, dienstfertige Liebe des Nächsten, absonderlich, wo
sie ein vollkommen, ausharrendes Werck hat biß ans End und sich
Hochmuth, Ungedult, Eigen-Liebe, Zärtlichkeit nicht laßt abtrei-
ben; sondern begierigst nach GOttes Natur, welche Liebe ist, hun-
gert, dabey die Seele noch zur Zeit, an nichts wenigers gedencket,
als daß sie noch mit solcher Hoheit begünstiget worden, GOttes Kind
und Christi Braut zu seyn, welcher Ehre sie sich sehr unwerth achte-
te: in dem nun die Seele in solcher reinen, demüthigen, liebseeligen
Einfalt stehet; Gehet ein hoher Befelch aus von GOtt zu seinen
Knechten: bringet das fürnemste Kleid herfür und thut ihn an, und
gebet ihm einen Finger-Ring an seine Hand, und Schuh an seine Füs-
se Luc. 15, 22. Das Kleid ist JEsu Gehorsam, Sieg, Leben. I. Es
decket die heßliche Flecken, daß sie GOttes Ungnad nicht reitzen.
II. Schützt gegen Wind, Schnee, Sonnen-Hitz, Ungewitter. III.
Wärmt in Liebe GOttes. IV. Schmückt als königlicher Purpur a,
fürnehmer als Adams Unschulds-Kleid, als Aarons zierlicher Schmuck;

wird
a Jes. LXI.
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mit ſeiner Braut der Kirche.
Braut-Werbern, welche wann ſie nicht vom Glantz der Erkanntniß
und Liebe Chriſti eingenommen und zuruck gehalten werden, gar leicht
in vermeſſene Ehebrecherey verfallen und durch ungoͤttliche Schmei-
cheleyen die Hertzen an ſich ziehen, ſie ruͤhmen, damit ſie hinwieder-
um von ihnen geruͤhmt werden, wobey ſie getreue Arbeiter gewaltig
durch die Hechel ziehen Gal. 4, 17. wodurch ſie ſich aber des ewig-
bleibenden Seegens berauben und GOttes Eyferſucht wider ſich er-
wecken: Wie viel behutſamer handelt der, ſo in ſtiller Einkehr GOt-
tes liebreiche, wunderbare Regierung, Guͤte und Barmhertzigkeit
mit tieffer Ehrforcht und Bewunderung anbetet, ſein Augenmerck
auf GOtt allein habende; Elieſer ruͤhmet auch von ſich uͤberall nichts,
als daß er Jſaacs Knecht ſeye, womit er nur ſeinen Herren erhoͤhen
will, nemlich daß man urtheilen ſolle, wann der Knecht ſo ehrbar
und weiſe, ernſthafft und gottsfoͤrchtig ſeye, wie dann wol der Herr
ſeyn muͤſſe: alſo ware Paulus Chriſti Ehre.

§. 4. Verß 22. Und es geſchah, als die Cameele alle getruncken hatten,Es iſt
Chriſto
nichts an-
geneh-
mers als
die unge-
faͤrbte
Liebe des
Naͤchſten.

da nahm der Mann ein guͤlden Stirnband, ſo eines halben Seckels ſchwer war,
und zween Arm-Ringe an ihre Haͤnd, deren Gewicht zehen Seckel Goldes war.

Es iſt Chriſto auf der Welt nichts angenehmers als die ungefaͤrbte,
keuſche, heilige, dienſtfertige Liebe des Naͤchſten, abſonderlich, wo
ſie ein vollkommen, ausharrendes Werck hat biß ans End und ſich
Hochmuth, Ungedult, Eigen-Liebe, Zaͤrtlichkeit nicht laßt abtrei-
ben; ſondern begierigſt nach GOttes Natur, welche Liebe iſt, hun-
gert, dabey die Seele noch zur Zeit, an nichts wenigers gedencket,
als daß ſie noch mit ſolcher Hoheit beguͤnſtiget worden, GOttes Kind
und Chriſti Braut zu ſeyn, welcher Ehre ſie ſich ſehr unwerth achte-
te: in dem nun die Seele in ſolcher reinen, demuͤthigen, liebſeeligen
Einfalt ſtehet; Gehet ein hoher Befelch aus von GOtt zu ſeinen
Knechten: bringet das fuͤrnemſte Kleid herfuͤr und thut ihn an, und
gebet ihm einen Finger-Ring an ſeine Hand, und Schuh an ſeine Fuͤſ-
ſe Luc. 15, 22. Das Kleid iſt JEſu Gehorſam, Sieg, Leben. I. Es
decket die heßliche Flecken, daß ſie GOttes Ungnad nicht reitzen.
II. Schuͤtzt gegen Wind, Schnee, Sonnen-Hitz, Ungewitter. III.
Waͤrmt in Liebe GOttes. IV. Schmuͤckt als koͤniglicher Purpur a,
fuͤrnehmer als Adams Unſchulds-Kleid, als Aarons zierlicher Schmuck;

wird
a Jeſ. LXI.
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[1235/1331] mit ſeiner Braut der Kirche. Braut-Werbern, welche wann ſie nicht vom Glantz der Erkanntniß und Liebe Chriſti eingenommen und zuruck gehalten werden, gar leicht in vermeſſene Ehebrecherey verfallen und durch ungoͤttliche Schmei- cheleyen die Hertzen an ſich ziehen, ſie ruͤhmen, damit ſie hinwieder- um von ihnen geruͤhmt werden, wobey ſie getreue Arbeiter gewaltig durch die Hechel ziehen Gal. 4, 17. wodurch ſie ſich aber des ewig- bleibenden Seegens berauben und GOttes Eyferſucht wider ſich er- wecken: Wie viel behutſamer handelt der, ſo in ſtiller Einkehr GOt- tes liebreiche, wunderbare Regierung, Guͤte und Barmhertzigkeit mit tieffer Ehrforcht und Bewunderung anbetet, ſein Augenmerck auf GOtt allein habende; Elieſer ruͤhmet auch von ſich uͤberall nichts, als daß er Jſaacs Knecht ſeye, womit er nur ſeinen Herren erhoͤhen will, nemlich daß man urtheilen ſolle, wann der Knecht ſo ehrbar und weiſe, ernſthafft und gottsfoͤrchtig ſeye, wie dann wol der Herr ſeyn muͤſſe: alſo ware Paulus Chriſti Ehre. §. 4. Verß 22. Und es geſchah, als die Cameele alle getruncken hatten, da nahm der Mann ein guͤlden Stirnband, ſo eines halben Seckels ſchwer war, und zween Arm-Ringe an ihre Haͤnd, deren Gewicht zehen Seckel Goldes war. Es iſt Chriſto auf der Welt nichts angenehmers als die ungefaͤrbte, keuſche, heilige, dienſtfertige Liebe des Naͤchſten, abſonderlich, wo ſie ein vollkommen, ausharrendes Werck hat biß ans End und ſich Hochmuth, Ungedult, Eigen-Liebe, Zaͤrtlichkeit nicht laßt abtrei- ben; ſondern begierigſt nach GOttes Natur, welche Liebe iſt, hun- gert, dabey die Seele noch zur Zeit, an nichts wenigers gedencket, als daß ſie noch mit ſolcher Hoheit beguͤnſtiget worden, GOttes Kind und Chriſti Braut zu ſeyn, welcher Ehre ſie ſich ſehr unwerth achte- te: in dem nun die Seele in ſolcher reinen, demuͤthigen, liebſeeligen Einfalt ſtehet; Gehet ein hoher Befelch aus von GOtt zu ſeinen Knechten: bringet das fuͤrnemſte Kleid herfuͤr und thut ihn an, und gebet ihm einen Finger-Ring an ſeine Hand, und Schuh an ſeine Fuͤſ- ſe Luc. 15, 22. Das Kleid iſt JEſu Gehorſam, Sieg, Leben. I. Es decket die heßliche Flecken, daß ſie GOttes Ungnad nicht reitzen. II. Schuͤtzt gegen Wind, Schnee, Sonnen-Hitz, Ungewitter. III. Waͤrmt in Liebe GOttes. IV. Schmuͤckt als koͤniglicher Purpur a, fuͤrnehmer als Adams Unſchulds-Kleid, als Aarons zierlicher Schmuck; wird Es iſt Chriſto nichts an- geneh- mers als die unge- faͤrbte Liebe des Naͤchſten. a Jeſ. LXI. R r r r r r r 2

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1331>, abgerufen am 22.11.2024.