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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die geistliche Vermählung JEsu
ruff aus der Finsterniß in das wunderbahre Liecht des HErren an an-
deren mercket die anfängliche Theilhafftigkeit der Göttlichen Natur,
und von ihnen höret, was Honig-süsser, Seel-entzuckender Tröstun-
gen sie aus der himmlischen Bottschafft allbereit genossen: O da ent-
brennet das Verlangen, und mag man der Stund schier nicht erwarten,
biß man aus selbst eigener Erfahrung weißt, wie es zugehe. Wem
es nun recht Ernst, dessen Begierde erreicht den verlangten Zweck
bald, zumahlen die ewige Liebe auf uns wartet, der Gnaden-Brunn
noch fleußt, die Einladung des Evangeliums noch an uns ergehet,
und der allerhöchste Abgesandte des GOttes der Liebe unser HErr
JEsus Christus noch da stehet bey seinen Verheissungen, die als wie
Kameele mit allerley Gütern aus dem Land des Bräutigams bela-
den, uns davon, so viel wir deren fähig seyn werden, mitzuthei-
len; insonderheit, weil JEsus nicht kommen ist, das Gesetz aufzulö-
sen, sondern zu erfüllen a, so tragen seine Evangelische Verheissun-
gen Krafft-Balsam genug uns alles zu schencken, was zum Leben und
zur Seeligkeit in GOTT nöthig ist b. Der Last eines Kameels
macht zehen Centner; sollten denn GOttes Verheissungen nicht so
viel Geist, Seegen und Leben darreichen können, daß eine mit
CHRJSTO verlobte, Heiligungs-begierige Seele die 10 Gebote
halte.

Nöthiget
den Heil.
Geist zur
Er füllung
dieser Be-
gierde.

§. 11. v. 31. Und er sprach: Komm berein du Gesegneter des HErrn!
warum stehest du draussen! dann ich habe das Haus geräumet, und den Ort
für die Kameele.
Die Begierde nach der Schnee-weissen Unschuld
und Engel-reinen Heiligkeit nöthiget den Heil. Geist, die himmlische
Bottschafft ins Hertz tieff einzutrucken, fruchtbar und lebendig zu
machen, und nicht draussen gleich auf der Fläche des Hertzens oder
Gehirns, als den Saamen auf dem Weg liegen zu lassen. O wie
brennet die Seele gleich vor Verlangen den lebendigen Heyland na-
he in ihrem Jnnersten zu haben, da heisset es wohl unzehlich mahl
in einander: Komm herein, komm herein! sintemahl allein Christi
Zukunfft ins Hertz, Heyl, Leben, Fried und gewisse Seeligkeit
bringt; O wie ist doch alles so lähr, kalt, mager, finster, ängst-
lich und Kummer-voll, wo dieser holde Hertzens-Freund nicht zuge-
gen ist, es schmeckt alles bitter wie Gallen und Wermuth, der
Tisch präsentieret keine labende Tractamente, keine safftige Seelen-

Speise,
a Matth. V.
b 2 Perr. I.

Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
ruff aus der Finſterniß in das wunderbahre Liecht des HErren an an-
deren mercket die anfaͤngliche Theilhafftigkeit der Goͤttlichen Natur,
und von ihnen hoͤret, was Honig-ſuͤſſer, Seel-entzuckender Troͤſtun-
gen ſie aus der himmliſchen Bottſchafft allbereit genoſſen: O da ent-
brennet das Verlangen, und mag man der Stund ſchier nicht erwarten,
biß man aus ſelbſt eigener Erfahrung weißt, wie es zugehe. Wem
es nun recht Ernſt, deſſen Begierde erreicht den verlangten Zweck
bald, zumahlen die ewige Liebe auf uns wartet, der Gnaden-Brunn
noch fleußt, die Einladung des Evangeliums noch an uns ergehet,
und der allerhoͤchſte Abgeſandte des GOttes der Liebe unſer HErr
JEſus Chriſtus noch da ſtehet bey ſeinen Verheiſſungen, die als wie
Kameele mit allerley Guͤtern aus dem Land des Braͤutigams bela-
den, uns davon, ſo viel wir deren faͤhig ſeyn werden, mitzuthei-
len; inſonderheit, weil JEſus nicht kommen iſt, das Geſetz aufzuloͤ-
ſen, ſondern zu erfuͤllen a, ſo tragen ſeine Evangeliſche Verheiſſun-
gen Krafft-Balſam genug uns alles zu ſchencken, was zum Leben und
zur Seeligkeit in GOTT noͤthig iſt b. Der Laſt eines Kameels
macht zehen Centner; ſollten denn GOttes Verheiſſungen nicht ſo
viel Geiſt, Seegen und Leben darreichen koͤnnen, daß eine mit
CHRJSTO verlobte, Heiligungs-begierige Seele die 10 Gebote
halte.

Noͤthiget
den Heil.
Geiſt zur
Er fuͤllung
dieſer Be-
gierde.

§. 11. v. 31. Und er ſprach: Komm berein du Geſegneter des HErrn!
warum ſteheſt du drauſſen! dann ich habe das Haus geraͤumet, und den Ort
fuͤr die Kameele.
Die Begierde nach der Schnee-weiſſen Unſchuld
und Engel-reinen Heiligkeit noͤthiget den Heil. Geiſt, die himmliſche
Bottſchafft ins Hertz tieff einzutrucken, fruchtbar und lebendig zu
machen, und nicht drauſſen gleich auf der Flaͤche des Hertzens oder
Gehirns, als den Saamen auf dem Weg liegen zu laſſen. O wie
brennet die Seele gleich vor Verlangen den lebendigen Heyland na-
he in ihrem Jnnerſten zu haben, da heiſſet es wohl unzehlich mahl
in einander: Komm herein, komm herein! ſintemahl allein Chriſti
Zukunfft ins Hertz, Heyl, Leben, Fried und gewiſſe Seeligkeit
bringt; O wie iſt doch alles ſo laͤhr, kalt, mager, finſter, aͤngſt-
lich und Kummer-voll, wo dieſer holde Hertzens-Freund nicht zuge-
gen iſt, es ſchmeckt alles bitter wie Gallen und Wermuth, der
Tiſch praͤſentieret keine labende Tractamente, keine ſafftige Seelen-

Speiſe,
a Matth. V.
b 2 Perr. I.
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[1242/1338] Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu ruff aus der Finſterniß in das wunderbahre Liecht des HErren an an- deren mercket die anfaͤngliche Theilhafftigkeit der Goͤttlichen Natur, und von ihnen hoͤret, was Honig-ſuͤſſer, Seel-entzuckender Troͤſtun- gen ſie aus der himmliſchen Bottſchafft allbereit genoſſen: O da ent- brennet das Verlangen, und mag man der Stund ſchier nicht erwarten, biß man aus ſelbſt eigener Erfahrung weißt, wie es zugehe. Wem es nun recht Ernſt, deſſen Begierde erreicht den verlangten Zweck bald, zumahlen die ewige Liebe auf uns wartet, der Gnaden-Brunn noch fleußt, die Einladung des Evangeliums noch an uns ergehet, und der allerhoͤchſte Abgeſandte des GOttes der Liebe unſer HErr JEſus Chriſtus noch da ſtehet bey ſeinen Verheiſſungen, die als wie Kameele mit allerley Guͤtern aus dem Land des Braͤutigams bela- den, uns davon, ſo viel wir deren faͤhig ſeyn werden, mitzuthei- len; inſonderheit, weil JEſus nicht kommen iſt, das Geſetz aufzuloͤ- ſen, ſondern zu erfuͤllen a, ſo tragen ſeine Evangeliſche Verheiſſun- gen Krafft-Balſam genug uns alles zu ſchencken, was zum Leben und zur Seeligkeit in GOTT noͤthig iſt b. Der Laſt eines Kameels macht zehen Centner; ſollten denn GOttes Verheiſſungen nicht ſo viel Geiſt, Seegen und Leben darreichen koͤnnen, daß eine mit CHRJSTO verlobte, Heiligungs-begierige Seele die 10 Gebote halte. §. 11. v. 31. Und er ſprach: Komm berein du Geſegneter des HErrn! warum ſteheſt du drauſſen! dann ich habe das Haus geraͤumet, und den Ort fuͤr die Kameele. Die Begierde nach der Schnee-weiſſen Unſchuld und Engel-reinen Heiligkeit noͤthiget den Heil. Geiſt, die himmliſche Bottſchafft ins Hertz tieff einzutrucken, fruchtbar und lebendig zu machen, und nicht drauſſen gleich auf der Flaͤche des Hertzens oder Gehirns, als den Saamen auf dem Weg liegen zu laſſen. O wie brennet die Seele gleich vor Verlangen den lebendigen Heyland na- he in ihrem Jnnerſten zu haben, da heiſſet es wohl unzehlich mahl in einander: Komm herein, komm herein! ſintemahl allein Chriſti Zukunfft ins Hertz, Heyl, Leben, Fried und gewiſſe Seeligkeit bringt; O wie iſt doch alles ſo laͤhr, kalt, mager, finſter, aͤngſt- lich und Kummer-voll, wo dieſer holde Hertzens-Freund nicht zuge- gen iſt, es ſchmeckt alles bitter wie Gallen und Wermuth, der Tiſch praͤſentieret keine labende Tractamente, keine ſafftige Seelen- Speiſe, a Matth. V. b 2 Perr. I.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1338>, abgerufen am 22.11.2024.