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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die geistliche Vermählung JEsu
Erklärungen, fleischlichen Glossen, blinden Verdrehungen der kla-
resten Wahrheiten, fürnehmlich aber mit ihrem Gnaden-losen gantz
umgekehrten, Sünden-kothigen Welt-Leben: aber aller dieser Staub
wird Christo und seinen Männern in der Braut-Hause abgewaschen
gedenckende an die Wort JESU, wer euch, meine Botten, aufnimmt,
der nimmt mich auf.

JEsus
will aller-
vorderst
wissen, wie
man gegen
ihm gesin-
net seye.

§. 13. v. 33. Und es wurde ihm zu essen fürgesetzet; Er sprach aber:
Jch will nicht essen biß ich meine Wort geredet habe; Und er sprach: Sage her.

Man mag JESU zu essen fürsetzen, was man will, es seyen Werck,
Wort, Gedancken, Leiden, Gottesdienstliche Ubungen, er mag nicht,
er hat kein Appetit und Hunger darnach; er will von erst wissen,
wie man gegen ihm gesinnet seye, ob man sich entschlossen ihme den
Willen gantz zu geben ohne Beding oder Vorbehalt: Er will nicht
Abendmahl halten, biß die Seel seine Stimm wohl kennet, seinen
Willen fasset, nach seiner Regierung und Einwohnung höchstens seh-
net, und ihm die Thür Angel-weit aufthut a, so lange noch was fal-
sches, verstecktes da ist, oder das vom fremden Feuer der Eigenlieb
nach Rauch und Brand riechet, ja wann voraus das Hertz deß Gast-
gebers nicht GOttes ist, so schmeckt es seinem Gaumen nicht.

Beschaf-
fenheit der
Freywer-
bern JE-
SU.

§. 14. v. 34. 35. Und er sprach: Jch bin Abrahams Knecht. Und der
HERR hat meinen Herrn reichlich gesegnet, und ist groß worden, und hat ihme
Schaaf und Ochsen und Silber und Gold und Knechte und Mägde und Ka-
mele und Esel gegeben.
Hier ist ein Wunder-schön Muster eines geist-
lichen Braut-Werbers, der so wenig Worte macht von sich selbst und
von der Magnificentz seines Herren gantz voll ist.

Jhr meinet etwa, ich seye ein grosser Herr, es seye etwas mit mir,
ich habe Schätze der Erleuchtung und Heiligkeit, ach nein! ich habe,
weiß und bin nichts aus mir selbst; ich bin nur ein Knecht, aber eines
grossen HERREN, deß Regenten Himmels und der Erden, dessen
alles ist, was ihr an mir sehet, und nicht mein, sondern meines JE-
SU, den hat GOTT zu seiner Rechten erhöhet, ihn zum HErren
und Christo gemacht, der ist mein HERR, der mich geliebet und
sich selbst für mich gegeben hat, auf daß er mich erlösete von aller Un-
gerechtigkeit, und ihme selbst heiligte zu seinem Eigenthum b, den hat
der Vatter reichlich gesegnet, ihm den Heil. Geist gegeben ohne Maaß
und einen Nahmen über alle Nahmen, auf daß alle Fülle der Gott-
heit leibhafftig in ihm wohne samt aller Gnad und Wahrheit, GOtt

hat
a Apoc. III. 20.
b Tit. II.

Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
Erklaͤrungen, fleiſchlichen Gloſſen, blinden Verdrehungen der kla-
reſten Wahrheiten, fuͤrnehmlich aber mit ihrem Gnaden-loſen gantz
umgekehrten, Suͤnden-kothigen Welt-Leben: aber aller dieſer Staub
wird Chriſto und ſeinen Maͤnnern in der Braut-Hauſe abgewaſchen
gedenckende an die Wort JESU, wer euch, meine Botten, aufnimmt,
der nimmt mich auf.

JEſus
will aller-
vorderſt
wiſſen, wie
man gegen
ihm geſin-
net ſeye.

§. 13. v. 33. Und es wurde ihm zu eſſen fuͤrgeſetzet; Er ſprach aber:
Jch will nicht eſſen biß ich meine Wort geredet habe; Und er ſprach: Sage her.

Man mag JESU zu eſſen fuͤrſetzen, was man will, es ſeyen Werck,
Wort, Gedancken, Leiden, Gottesdienſtliche Ubungen, er mag nicht,
er hat kein Appetit und Hunger darnach; er will von erſt wiſſen,
wie man gegen ihm geſinnet ſeye, ob man ſich entſchloſſen ihme den
Willen gantz zu geben ohne Beding oder Vorbehalt: Er will nicht
Abendmahl halten, biß die Seel ſeine Stimm wohl kennet, ſeinen
Willen faſſet, nach ſeiner Regierung und Einwohnung hoͤchſtens ſeh-
net, und ihm die Thuͤr Angel-weit aufthut a, ſo lange noch was fal-
ſches, verſtecktes da iſt, oder das vom fremden Feuer der Eigenlieb
nach Rauch und Brand riechet, ja wann voraus das Hertz deß Gaſt-
gebers nicht GOttes iſt, ſo ſchmeckt es ſeinem Gaumen nicht.

Beſchaf-
fenheit der
Freywer-
bern JE-
SU.

§. 14. v. 34. 35. Und er ſprach: Jch bin Abrahams Knecht. Und der
HERR hat meinen Herrn reichlich geſegnet, und iſt groß worden, und hat ihme
Schaaf und Ochſen und Silber und Gold und Knechte und Maͤgde und Ka-
mele und Eſel gegeben.
Hier iſt ein Wunder-ſchoͤn Muſter eines geiſt-
lichen Braut-Werbers, der ſo wenig Worte macht von ſich ſelbſt und
von der Magnificentz ſeines Herren gantz voll iſt.

Jhr meinet etwa, ich ſeye ein groſſer Herr, es ſeye etwas mit mir,
ich habe Schaͤtze der Erleuchtung und Heiligkeit, ach nein! ich habe,
weiß und bin nichts aus mir ſelbſt; ich bin nur ein Knecht, aber eines
groſſen HERREN, deß Regenten Himmels und der Erden, deſſen
alles iſt, was ihr an mir ſehet, und nicht mein, ſondern meines JE-
SU, den hat GOTT zu ſeiner Rechten erhoͤhet, ihn zum HErren
und Chriſto gemacht, der iſt mein HERR, der mich geliebet und
ſich ſelbſt fuͤr mich gegeben hat, auf daß er mich erloͤſete von aller Un-
gerechtigkeit, und ihme ſelbſt heiligte zu ſeinem Eigenthum b, den hat
der Vatter reichlich geſegnet, ihm den Heil. Geiſt gegeben ohne Maaß
und einen Nahmen uͤber alle Nahmen, auf daß alle Fuͤlle der Gott-
heit leibhafftig in ihm wohne ſamt aller Gnad und Wahrheit, GOtt

hat
a Apoc. III. 20.
b Tit. II.
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[1246/1342] Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu Erklaͤrungen, fleiſchlichen Gloſſen, blinden Verdrehungen der kla- reſten Wahrheiten, fuͤrnehmlich aber mit ihrem Gnaden-loſen gantz umgekehrten, Suͤnden-kothigen Welt-Leben: aber aller dieſer Staub wird Chriſto und ſeinen Maͤnnern in der Braut-Hauſe abgewaſchen gedenckende an die Wort JESU, wer euch, meine Botten, aufnimmt, der nimmt mich auf. §. 13. v. 33. Und es wurde ihm zu eſſen fuͤrgeſetzet; Er ſprach aber: Jch will nicht eſſen biß ich meine Wort geredet habe; Und er ſprach: Sage her. Man mag JESU zu eſſen fuͤrſetzen, was man will, es ſeyen Werck, Wort, Gedancken, Leiden, Gottesdienſtliche Ubungen, er mag nicht, er hat kein Appetit und Hunger darnach; er will von erſt wiſſen, wie man gegen ihm geſinnet ſeye, ob man ſich entſchloſſen ihme den Willen gantz zu geben ohne Beding oder Vorbehalt: Er will nicht Abendmahl halten, biß die Seel ſeine Stimm wohl kennet, ſeinen Willen faſſet, nach ſeiner Regierung und Einwohnung hoͤchſtens ſeh- net, und ihm die Thuͤr Angel-weit aufthut a, ſo lange noch was fal- ſches, verſtecktes da iſt, oder das vom fremden Feuer der Eigenlieb nach Rauch und Brand riechet, ja wann voraus das Hertz deß Gaſt- gebers nicht GOttes iſt, ſo ſchmeckt es ſeinem Gaumen nicht. §. 14. v. 34. 35. Und er ſprach: Jch bin Abrahams Knecht. Und der HERR hat meinen Herrn reichlich geſegnet, und iſt groß worden, und hat ihme Schaaf und Ochſen und Silber und Gold und Knechte und Maͤgde und Ka- mele und Eſel gegeben. Hier iſt ein Wunder-ſchoͤn Muſter eines geiſt- lichen Braut-Werbers, der ſo wenig Worte macht von ſich ſelbſt und von der Magnificentz ſeines Herren gantz voll iſt. Jhr meinet etwa, ich ſeye ein groſſer Herr, es ſeye etwas mit mir, ich habe Schaͤtze der Erleuchtung und Heiligkeit, ach nein! ich habe, weiß und bin nichts aus mir ſelbſt; ich bin nur ein Knecht, aber eines groſſen HERREN, deß Regenten Himmels und der Erden, deſſen alles iſt, was ihr an mir ſehet, und nicht mein, ſondern meines JE- SU, den hat GOTT zu ſeiner Rechten erhoͤhet, ihn zum HErren und Chriſto gemacht, der iſt mein HERR, der mich geliebet und ſich ſelbſt fuͤr mich gegeben hat, auf daß er mich erloͤſete von aller Un- gerechtigkeit, und ihme ſelbſt heiligte zu ſeinem Eigenthum b, den hat der Vatter reichlich geſegnet, ihm den Heil. Geiſt gegeben ohne Maaß und einen Nahmen uͤber alle Nahmen, auf daß alle Fuͤlle der Gott- heit leibhafftig in ihm wohne ſamt aller Gnad und Wahrheit, GOtt hat a Apoc. III. 20. b Tit. II.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1342>, abgerufen am 22.11.2024.