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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die geistliche Vermählung JEsu
Kenner des Weins mercken gleich ob er verfälscht seye a und wo er
gewachsen, obs Malvasier, oder Canari-Wein, Lacoten oder Ober-
hoffer seye? Ein Gläßgen weiset schon, was im Faß seye und wo
mans herbekommen.

v. 47. Und ich fragte sie, und sprach: Wessen Tochter bist du? Und sie
antwortete, ich bin Bethuels Tochter, des Sohns Nachors, den ihm Milca
gebohren hatte, da legte ich das Stirnband an ihre Stirne, und die Arm-
ring an ihre Hände.

Man muß die Seelen wohl prüffen, examinieren fein ordentlich,
auf den thätigen Gehorsam des Glaubens sehen ob sie den ausüben
und nicht blosse Hörer des Worts seyen, und dennoch auch darmit
nicht gerade zu frieden seyn, sondern über diß nach der neuen Geburt
fragen, wo alles herstamme; ehe man ihnen Vergebung der Sünden
und ewiges Leben zuerkenne; dann Perlen soll man nicht Schweinen
darwerffen b.

v. 48. Und ich neigte mich und bettete den HERRN an, und lobete den
HERRN den GOTT meines Herrn Abrahams, der mich auf den rechten
Weg geführet hat, daß ich seinem Sohn meines Herrn Bruders Tochter
nehme.

Aus der demüthigen Anbettung wird endlich ein hertzliches Lob,
und ist das eine Freud über alle Freud, eine überhimmlische Freud
wann man Seelen gewinnet dem lebendigen GOTT, was man nun
also im Glauben gefasset und allbereit GOTT davor gedancket hat, das
kan und darff GOTT nicht mehr wieder zuruck nehmen; eine sothane
Seel bleibt gesegnet.

v. 49. Und nun seyd ihr die, die an meinem Herrn Lieb und Treu bewei-
sen wollt; so saget mir es an! wo aber nicht so sagt mirs an, daß ich mich
wende zur Rechten oder zur Lincken.

Also sollte man die Kirchthür verrigeln und die Leute nicht heim-
gehen lassen, oder man habe von erst resoluten Bescheid aus ihrem
Mund, und wo sie sich der Antwort weigerten und lange Bedenck-
zeit fordern wollten, so sollte man fluxs andern das Himmelreich auf-
tragen, und denen ungehorsamen Zauderern, Zeit-Dienern und Ge-
ringschätzern Göttlicher Gunst ein traurig Nachsehen lassen.
Allein das lässet sich heutiges Tags nicht wohl thun; weil alle-
weil einige ein aufrichtig Hertzens-Ja von sich geben, die man in
schwachen Anfängen nicht darff stecken lassen; dennoch sollte ein Mann,
dem GOTT die Gabe verliehen aus dem Sünden-Schlaff zu erwe-

cken,
a 2 Cor. II. 17.
b Matth. VII.

Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
Kenner des Weins mercken gleich ob er verfaͤlſcht ſeye a und wo er
gewachſen, obs Malvaſier, oder Canari-Wein, Lacoten oder Ober-
hoffer ſeye? Ein Glaͤßgen weiſet ſchon, was im Faß ſeye und wo
mans herbekommen.

v. 47. Und ich fragte ſie, und ſprach: Weſſen Tochter biſt du? Und ſie
antwortete, ich bin Bethuels Tochter, des Sohns Nachors, den ihm Milca
gebohren hatte, da legte ich das Stirnband an ihre Stirne, und die Arm-
ring an ihre Haͤnde.

Man muß die Seelen wohl pruͤffen, examinieren fein ordentlich,
auf den thaͤtigen Gehorſam des Glaubens ſehen ob ſie den ausuͤben
und nicht bloſſe Hoͤrer des Worts ſeyen, und dennoch auch darmit
nicht gerade zu frieden ſeyn, ſondern uͤber diß nach der neuen Geburt
fragen, wo alles herſtamme; ehe man ihnen Vergebung der Suͤnden
und ewiges Leben zuerkenne; dann Perlen ſoll man nicht Schweinen
darwerffen b.

v. 48. Und ich neigte mich und bettete den HERRN an, und lobete den
HERRN den GOTT meines Herrn Abrahams, der mich auf den rechten
Weg gefuͤhret hat, daß ich ſeinem Sohn meines Herrn Bruders Tochter
nehme.

Aus der demuͤthigen Anbettung wird endlich ein hertzliches Lob,
und iſt das eine Freud uͤber alle Freud, eine uͤberhimmliſche Freud
wann man Seelen gewinnet dem lebendigen GOTT, was man nun
alſo im Glauben gefaſſet und allbereit GOTT davor gedancket hat, das
kan und darff GOTT nicht mehr wieder zuruck nehmen; eine ſothane
Seel bleibt geſegnet.

v. 49. Und nun ſeyd ihr die, die an meinem Herrn Lieb und Treu bewei-
ſen wollt; ſo ſaget mir es an! wo aber nicht ſo ſagt mirs an, daß ich mich
wende zur Rechten oder zur Lincken.

Alſo ſollte man die Kirchthuͤr verrigeln und die Leute nicht heim-
gehen laſſen, oder man habe von erſt reſoluten Beſcheid aus ihrem
Mund, und wo ſie ſich der Antwort weigerten und lange Bedenck-
zeit fordern wollten, ſo ſollte man fluxs andern das Himmelreich auf-
tragen, und denen ungehorſamen Zauderern, Zeit-Dienern und Ge-
ringſchaͤtzern Goͤttlicher Gunſt ein traurig Nachſehen laſſen.
Allein das laͤſſet ſich heutiges Tags nicht wohl thun; weil alle-
weil einige ein aufrichtig Hertzens-Ja von ſich geben, die man in
ſchwachen Anfaͤngen nicht darff ſtecken laſſen; dennoch ſollte ein Mann,
dem GOTT die Gabe verliehen aus dem Suͤnden-Schlaff zu erwe-

cken,
a 2 Cor. II. 17.
b Matth. VII.
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[1252/1348] Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu Kenner des Weins mercken gleich ob er verfaͤlſcht ſeye a und wo er gewachſen, obs Malvaſier, oder Canari-Wein, Lacoten oder Ober- hoffer ſeye? Ein Glaͤßgen weiſet ſchon, was im Faß ſeye und wo mans herbekommen. v. 47. Und ich fragte ſie, und ſprach: Weſſen Tochter biſt du? Und ſie antwortete, ich bin Bethuels Tochter, des Sohns Nachors, den ihm Milca gebohren hatte, da legte ich das Stirnband an ihre Stirne, und die Arm- ring an ihre Haͤnde. Man muß die Seelen wohl pruͤffen, examinieren fein ordentlich, auf den thaͤtigen Gehorſam des Glaubens ſehen ob ſie den ausuͤben und nicht bloſſe Hoͤrer des Worts ſeyen, und dennoch auch darmit nicht gerade zu frieden ſeyn, ſondern uͤber diß nach der neuen Geburt fragen, wo alles herſtamme; ehe man ihnen Vergebung der Suͤnden und ewiges Leben zuerkenne; dann Perlen ſoll man nicht Schweinen darwerffen b. v. 48. Und ich neigte mich und bettete den HERRN an, und lobete den HERRN den GOTT meines Herrn Abrahams, der mich auf den rechten Weg gefuͤhret hat, daß ich ſeinem Sohn meines Herrn Bruders Tochter nehme. Aus der demuͤthigen Anbettung wird endlich ein hertzliches Lob, und iſt das eine Freud uͤber alle Freud, eine uͤberhimmliſche Freud wann man Seelen gewinnet dem lebendigen GOTT, was man nun alſo im Glauben gefaſſet und allbereit GOTT davor gedancket hat, das kan und darff GOTT nicht mehr wieder zuruck nehmen; eine ſothane Seel bleibt geſegnet. v. 49. Und nun ſeyd ihr die, die an meinem Herrn Lieb und Treu bewei- ſen wollt; ſo ſaget mir es an! wo aber nicht ſo ſagt mirs an, daß ich mich wende zur Rechten oder zur Lincken. Alſo ſollte man die Kirchthuͤr verrigeln und die Leute nicht heim- gehen laſſen, oder man habe von erſt reſoluten Beſcheid aus ihrem Mund, und wo ſie ſich der Antwort weigerten und lange Bedenck- zeit fordern wollten, ſo ſollte man fluxs andern das Himmelreich auf- tragen, und denen ungehorſamen Zauderern, Zeit-Dienern und Ge- ringſchaͤtzern Goͤttlicher Gunſt ein traurig Nachſehen laſſen. Allein das laͤſſet ſich heutiges Tags nicht wohl thun; weil alle- weil einige ein aufrichtig Hertzens-Ja von ſich geben, die man in ſchwachen Anfaͤngen nicht darff ſtecken laſſen; dennoch ſollte ein Mann, dem GOTT die Gabe verliehen aus dem Suͤnden-Schlaff zu erwe- cken, a 2 Cor. II. 17. b Matth. VII.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1348>, abgerufen am 22.11.2024.