Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Die geistliche Vermählung JEsu
von ihres Vatters Hause niemanden bey sich als ihre Amme und et-
welche Dirnen: Die Braut kommt nicht ohne Begleit zu Christo;
Eine völlige Bekehrung zu GOtt ziehet allemal einige andere nach
sich, allermassen dergleichen herrliche Exempeln sehr erwecklich sind
und tieffern Eindruck geben in die Gemüter als sonst Bücher und
Predigten, daher Satan wider nichts so sehr fichtet, als wider le-
bendige Exempeln; alles andere mag er ehender vertragen: er sie-
het sauer drein, wann so ein gantzer Trupp aus seinem Reich weg-
zieht. Es hanget hie und da eine Seele an verborgenen Banden
davon sie sich entweder gar nicht, oder doch kaum, schwerlich und
langsam loßmachen kan, aber wann eine erst-geborne Rebecca eine
Mutter-Gläubige, den Riß und Durchbruch thut; alsdann wirds
ihnen leicht mitzureiten und so wackern Vorgängern hintennach zufah-
ren; welche es aber nicht anders und von selbst in Christi Krafft wa-
gen dörffen, die langen zwar in Canaan als dem Hochzeit-Hauß an,
gelangen aber nimmermehr zu demjenigen Grad der Herrlichkeit, so
die Braut bey Christo hat, die so gar willig und großmüthig dem er-
sten Ruff Christi gefolget, daß sie im Blitz alles mit dem Rucken an-
gesehen aus Liebe zu JEsu, wiewohlen sothane Loßreissungen nicht
ohne Schmertz-empfindliche Erschütterung der Natur geschehen;
Dann die Heiligste haben ihr Fleisch und Blut an ihnen so wol als
andere Leute, welches nicht ohne harte Püffe und Glaubens-Kämpffe
überwunden werden mag. Die Heil. Schrifft macht über alle mas-
sen wenig Worte von denen Geschichten und überlasset überhaupt
das meiste denen Affecten des Lesers über in der Stille zu überlegen.
Die Amme bildet ab glaubige Königen und Fürstinnen, die ihre Herr-
lichkeit in Jerusalem hineinbringen Apoc. 21. und Säug-Ammen der
Kirchen genennet werden Jes. 49, 23. diese werden auch im herr-
lichen Reich die fürnehmste Stelle haben nach der Braut a.

Das Ge-
müth ei-
ner Braut
Christi ist
gantz von
ihme ein-
genom-
men.

§. 11. Vers 60. Und sie segneten Rebecca, und sprachen zu ihr: Du
unsere Schwester, du müssest zu tausendmahl zehen tausend werden, und
dein Saame müsse erblich besitzen das Thor deren die ihne hassen.
Das
Gemüth der Braut ist überall eingenommen von JEsu Christo, sie
denckt ungern an was fremdes; ihr Hertz ist allzuvoll Gedancken, sie

mag
a Cant. VI.

Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
von ihres Vatters Hauſe niemanden bey ſich als ihre Amme und et-
welche Dirnen: Die Braut kommt nicht ohne Begleit zu Chriſto;
Eine voͤllige Bekehrung zu GOtt ziehet allemal einige andere nach
ſich, allermaſſen dergleichen herrliche Exempeln ſehr erwecklich ſind
und tieffern Eindruck geben in die Gemuͤter als ſonſt Buͤcher und
Predigten, daher Satan wider nichts ſo ſehr fichtet, als wider le-
bendige Exempeln; alles andere mag er ehender vertragen: er ſie-
het ſauer drein, wann ſo ein gantzer Trupp aus ſeinem Reich weg-
zieht. Es hanget hie und da eine Seele an verborgenen Banden
davon ſie ſich entweder gar nicht, oder doch kaum, ſchwerlich und
langſam loßmachen kan, aber wann eine erſt-geborne Rebecca eine
Mutter-Glaͤubige, den Riß und Durchbruch thut; alsdann wirds
ihnen leicht mitzureiten und ſo wackern Vorgaͤngern hintennach zufah-
ren; welche es aber nicht anders und von ſelbſt in Chriſti Krafft wa-
gen doͤrffen, die langen zwar in Canaan als dem Hochzeit-Hauß an,
gelangen aber nimmermehr zu demjenigen Grad der Herrlichkeit, ſo
die Braut bey Chriſto hat, die ſo gar willig und großmuͤthig dem er-
ſten Ruff Chriſti gefolget, daß ſie im Blitz alles mit dem Rucken an-
geſehen aus Liebe zu JEſu, wiewohlen ſothane Loßreiſſungen nicht
ohne Schmertz-empfindliche Erſchuͤtterung der Natur geſchehen;
Dann die Heiligſte haben ihr Fleiſch und Blut an ihnen ſo wol als
andere Leute, welches nicht ohne harte Puͤffe und Glaubens-Kaͤmpffe
uͤberwunden werden mag. Die Heil. Schrifft macht uͤber alle maſ-
ſen wenig Worte von denen Geſchichten und uͤberlaſſet uͤberhaupt
das meiſte denen Affecten des Leſers uͤber in der Stille zu uͤberlegen.
Die Amme bildet ab glaubige Koͤnigen und Fuͤrſtinnen, die ihre Herr-
lichkeit in Jeruſalem hineinbringen Apoc. 21. und Saͤug-Ammen der
Kirchen genennet werden Jeſ. 49, 23. dieſe werden auch im herr-
lichen Reich die fuͤrnehmſte Stelle haben nach der Braut a.

Das Ge-
muͤth ei-
ner Braut
Chriſti iſt
gantz von
ihme ein-
genom-
men.

§. 11. Vers 60. Und ſie ſegneten Rebecca, und ſprachen zu ihr: Du
unſere Schweſter, du muͤſſeſt zu tauſendmahl zehen tauſend werden, und
dein Saame muͤſſe erblich beſitzen das Thor deren die ihne haſſen.
Das
Gemuͤth der Braut iſt uͤberall eingenommen von JEſu Chriſto, ſie
denckt ungern an was fremdes; ihr Hertz iſt allzuvoll Gedancken, ſie

mag
a Cant. VI.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1360" n="1264"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die gei&#x017F;tliche Verma&#x0364;hlung JE&#x017F;u</hi></fw><lb/>
von ihres Vatters Hau&#x017F;e niemanden bey &#x017F;ich als ihre Amme und et-<lb/>
welche Dirnen: Die Braut kommt nicht ohne Begleit zu Chri&#x017F;to;<lb/>
Eine vo&#x0364;llige Bekehrung zu GOtt ziehet allemal einige andere nach<lb/>
&#x017F;ich, allerma&#x017F;&#x017F;en dergleichen herrliche Exempeln &#x017F;ehr erwecklich &#x017F;ind<lb/>
und tieffern Eindruck geben in die Gemu&#x0364;ter als &#x017F;on&#x017F;t Bu&#x0364;cher und<lb/>
Predigten, daher Satan wider nichts &#x017F;o &#x017F;ehr fichtet, als wider le-<lb/>
bendige Exempeln; alles andere mag er ehender vertragen: er &#x017F;ie-<lb/>
het &#x017F;auer drein, wann &#x017F;o ein gantzer Trupp aus &#x017F;einem Reich weg-<lb/>
zieht. Es hanget hie und da eine Seele an verborgenen Banden<lb/>
davon &#x017F;ie &#x017F;ich entweder gar nicht, oder doch kaum, &#x017F;chwerlich und<lb/>
lang&#x017F;am loßmachen kan, aber wann eine er&#x017F;t-geborne Rebecca eine<lb/>
Mutter-Gla&#x0364;ubige, den Riß und Durchbruch thut; alsdann wirds<lb/>
ihnen leicht mitzureiten und &#x017F;o wackern Vorga&#x0364;ngern hintennach zufah-<lb/>
ren; welche es aber nicht anders und von &#x017F;elb&#x017F;t in Chri&#x017F;ti Krafft wa-<lb/>
gen do&#x0364;rffen, die langen zwar in Canaan als dem Hochzeit-Hauß an,<lb/>
gelangen aber nimmermehr zu demjenigen Grad der Herrlichkeit, &#x017F;o<lb/>
die Braut bey Chri&#x017F;to hat, die &#x017F;o gar willig und großmu&#x0364;thig dem er-<lb/>
&#x017F;ten Ruff Chri&#x017F;ti gefolget, daß &#x017F;ie im Blitz alles mit dem Rucken an-<lb/>
ge&#x017F;ehen aus Liebe zu JE&#x017F;u, wiewohlen &#x017F;othane Loßrei&#x017F;&#x017F;ungen nicht<lb/>
ohne Schmertz-empfindliche Er&#x017F;chu&#x0364;tterung der Natur ge&#x017F;chehen;<lb/>
Dann die Heilig&#x017F;te haben ihr Flei&#x017F;ch und Blut an ihnen &#x017F;o wol als<lb/>
andere Leute, welches nicht ohne harte Pu&#x0364;ffe und Glaubens-Ka&#x0364;mpffe<lb/>
u&#x0364;berwunden werden mag. Die Heil. Schrifft macht u&#x0364;ber alle ma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wenig Worte von denen Ge&#x017F;chichten und u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;et u&#x0364;berhaupt<lb/>
das mei&#x017F;te denen Affecten des Le&#x017F;ers u&#x0364;ber in der Stille zu u&#x0364;berlegen.<lb/>
Die Amme bildet ab glaubige Ko&#x0364;nigen und Fu&#x0364;r&#x017F;tinnen, die ihre Herr-<lb/>
lichkeit in Jeru&#x017F;alem hineinbringen Apoc. 21. und Sa&#x0364;ug-Ammen der<lb/>
Kirchen genennet werden Je&#x017F;. 49, 23. die&#x017F;e werden auch im herr-<lb/>
lichen Reich die fu&#x0364;rnehm&#x017F;te Stelle haben nach der Braut <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Cant. VI.</hi></note>.</p><lb/>
          <note place="left">Das Ge-<lb/>
mu&#x0364;th ei-<lb/>
ner Braut<lb/>
Chri&#x017F;ti i&#x017F;t<lb/>
gantz von<lb/>
ihme ein-<lb/>
genom-<lb/>
men.</note>
          <p>§. 11. Vers 60. <hi rendition="#fr">Und &#x017F;ie &#x017F;egneten Rebecca, und &#x017F;prachen zu ihr: Du<lb/>
un&#x017F;ere Schwe&#x017F;ter, du mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t zu tau&#x017F;endmahl zehen tau&#x017F;end werden, und<lb/>
dein Saame mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e erblich be&#x017F;itzen das Thor deren die ihne ha&#x017F;&#x017F;en.</hi> Das<lb/>
Gemu&#x0364;th der Braut i&#x017F;t u&#x0364;berall eingenommen von JE&#x017F;u Chri&#x017F;to, &#x017F;ie<lb/>
denckt ungern an was fremdes; ihr Hertz i&#x017F;t allzuvoll Gedancken, &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mag</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1264/1360] Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu von ihres Vatters Hauſe niemanden bey ſich als ihre Amme und et- welche Dirnen: Die Braut kommt nicht ohne Begleit zu Chriſto; Eine voͤllige Bekehrung zu GOtt ziehet allemal einige andere nach ſich, allermaſſen dergleichen herrliche Exempeln ſehr erwecklich ſind und tieffern Eindruck geben in die Gemuͤter als ſonſt Buͤcher und Predigten, daher Satan wider nichts ſo ſehr fichtet, als wider le- bendige Exempeln; alles andere mag er ehender vertragen: er ſie- het ſauer drein, wann ſo ein gantzer Trupp aus ſeinem Reich weg- zieht. Es hanget hie und da eine Seele an verborgenen Banden davon ſie ſich entweder gar nicht, oder doch kaum, ſchwerlich und langſam loßmachen kan, aber wann eine erſt-geborne Rebecca eine Mutter-Glaͤubige, den Riß und Durchbruch thut; alsdann wirds ihnen leicht mitzureiten und ſo wackern Vorgaͤngern hintennach zufah- ren; welche es aber nicht anders und von ſelbſt in Chriſti Krafft wa- gen doͤrffen, die langen zwar in Canaan als dem Hochzeit-Hauß an, gelangen aber nimmermehr zu demjenigen Grad der Herrlichkeit, ſo die Braut bey Chriſto hat, die ſo gar willig und großmuͤthig dem er- ſten Ruff Chriſti gefolget, daß ſie im Blitz alles mit dem Rucken an- geſehen aus Liebe zu JEſu, wiewohlen ſothane Loßreiſſungen nicht ohne Schmertz-empfindliche Erſchuͤtterung der Natur geſchehen; Dann die Heiligſte haben ihr Fleiſch und Blut an ihnen ſo wol als andere Leute, welches nicht ohne harte Puͤffe und Glaubens-Kaͤmpffe uͤberwunden werden mag. Die Heil. Schrifft macht uͤber alle maſ- ſen wenig Worte von denen Geſchichten und uͤberlaſſet uͤberhaupt das meiſte denen Affecten des Leſers uͤber in der Stille zu uͤberlegen. Die Amme bildet ab glaubige Koͤnigen und Fuͤrſtinnen, die ihre Herr- lichkeit in Jeruſalem hineinbringen Apoc. 21. und Saͤug-Ammen der Kirchen genennet werden Jeſ. 49, 23. dieſe werden auch im herr- lichen Reich die fuͤrnehmſte Stelle haben nach der Braut a. §. 11. Vers 60. Und ſie ſegneten Rebecca, und ſprachen zu ihr: Du unſere Schweſter, du muͤſſeſt zu tauſendmahl zehen tauſend werden, und dein Saame muͤſſe erblich beſitzen das Thor deren die ihne haſſen. Das Gemuͤth der Braut iſt uͤberall eingenommen von JEſu Chriſto, ſie denckt ungern an was fremdes; ihr Hertz iſt allzuvoll Gedancken, ſie mag a Cant. VI.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1360
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1360>, abgerufen am 22.11.2024.