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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die geistliche Vermählung JEsu
cket aber bald, daß es nicht in ihrem Garten gewachsen, sondern hie
und da aufgefischet worden ist; allermassen man sie nicht findet in
der gesegneten Arbeit der seligen Einkehr, sondern meist in geistlichem
und leiblichem Müssiggang; also daß man fast nicht weißt, ob man
sie der Braut Hünermeitlin, Holtz- und Wasser-Trägerinnen heissen
soll oder gar zu denen Welt-Leuten rechnen; als da sind

Zeitungs-
Schreiber

§. 15. 5. Die Zeitung-Schreiber; die dieses als was neues an-
derswohin berichten. Des berühmten Herrn Labans Jungfer
Schwester habe sich von einem fremden daher gekommenen Mann
weit hinwegführen lassen einen gewissen vornehmen Herrn zu heura-
then: einige sagen, sie komme gar wohl ein, andere aber sagen das
Widerspiel, er seye ein Landstreicher, habe kein Heymath; zu dem
wisse man nicht, was er für eine Religion habe? Einmahl glaube
und lebe er nicht wie andre Leut: Diese machen die Religions-Sa-
chen weder kalt noch warm; sie mengens unter andere Zeitungen,
wann sie nur was neues zu hören und zu schreiben haben, das ist ih-
nen schon genug wie den Atheniensern a.

Falsche
Politici.

§. 16. 6. Politici, die sich von der falschen Vernunfft und hoch-
müthigen Menschen-Willen regieren lassen, in allen ihren Anschlägen
Welt, Geld, Ehre, Befürderungen, Ansehen und überflüssige Ge-
mächlichkeiten und Vergnügungen der Sinnen und Lüsten zum Zweck
haben; GOTT aber und seinem Reich weniger als nichts nachfra-
gen; diese beurtheilen alles nach der Welt-Art und Fleisches-Sinn
und sagen daß doch diese zwey haben müssen zusammen kommen; de-
nen einten hat die Rebecca gefehlt, denen andern der Jsaac: jene
seye eine schöne tugendreiche Jungfrau, die zu Babylon das herrlich-
ste Heymath auf dem Erdboden hätte können ermannen mit einem ge-
waltigen Herren-Sohn: Dieser aber hätte eine Königliche Printzes-
sin können zur Ehe nehmen, deren Verwandten Hülff und Beystand
er wohl bedörfft hätte sich im Land zu souteniren, und die Seinen
ans Brett zu bringen; Der Schluß eines Staatsmanns möchte da-
mahls gewesen seyn: Sind das mir nicht alberne Leute, hätten sie
doch nur mich um Rath gefragt, ich verstehe mich je auch auf die
Sachen.

O wie wenig verstehet sich die Welt auf das Gnaden-Wercke

GOttes
a Act. XVII.

Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
cket aber bald, daß es nicht in ihrem Garten gewachſen, ſondern hie
und da aufgefiſchet worden iſt; allermaſſen man ſie nicht findet in
der geſegneten Arbeit der ſeligen Einkehr, ſondern meiſt in geiſtlichem
und leiblichem Muͤſſiggang; alſo daß man faſt nicht weißt, ob man
ſie der Braut Huͤnermeitlin, Holtz- und Waſſer-Traͤgerinnen heiſſen
ſoll oder gar zu denen Welt-Leuten rechnen; als da ſind

Zeitungs-
Schreiber

§. 15. 5. Die Zeitung-Schreiber; die dieſes als was neues an-
derswohin berichten. Des beruͤhmten Herrn Labans Jungfer
Schweſter habe ſich von einem fremden daher gekommenen Mann
weit hinwegfuͤhren laſſen einen gewiſſen vornehmen Herrn zu heura-
then: einige ſagen, ſie kom̃e gar wohl ein, andere aber ſagen das
Widerſpiel, er ſeye ein Landſtreicher, habe kein Heymath; zu dem
wiſſe man nicht, was er fuͤr eine Religion habe? Einmahl glaube
und lebe er nicht wie andre Leut: Dieſe machen die Religions-Sa-
chen weder kalt noch warm; ſie mengens unter andere Zeitungen,
wann ſie nur was neues zu hoͤren und zu ſchreiben haben, das iſt ih-
nen ſchon genug wie den Athenienſern a.

Falſche
Politici.

§. 16. 6. Politici, die ſich von der falſchen Vernunfft und hoch-
muͤthigen Menſchen-Willen regieren laſſen, in allen ihren Anſchlaͤgen
Welt, Geld, Ehre, Befuͤrderungen, Anſehen und uͤberfluͤſſige Ge-
maͤchlichkeiten und Vergnuͤgungen der Sinnen und Luͤſten zum Zweck
haben; GOTT aber und ſeinem Reich weniger als nichts nachfra-
gen; dieſe beurtheilen alles nach der Welt-Art und Fleiſches-Sinn
und ſagen daß doch dieſe zwey haben muͤſſen zuſammen kommen; de-
nen einten hat die Rebecca gefehlt, denen andern der Jſaac: jene
ſeye eine ſchoͤne tugendreiche Jungfrau, die zu Babylon das herrlich-
ſte Heymath auf dem Erdboden haͤtte koͤnnen ermannen mit einem ge-
waltigen Herren-Sohn: Dieſer aber haͤtte eine Koͤnigliche Printzeſ-
ſin koͤnnen zur Ehe nehmen, deren Verwandten Huͤlff und Beyſtand
er wohl bedoͤrfft haͤtte ſich im Land zu ſouteniren, und die Seinen
ans Brett zu bringen; Der Schluß eines Staatsmanns moͤchte da-
mahls geweſen ſeyn: Sind das mir nicht alberne Leute, haͤtten ſie
doch nur mich um Rath gefragt, ich verſtehe mich je auch auf die
Sachen.

O wie wenig verſtehet ſich die Welt auf das Gnaden-Wercke

GOttes
a Act. XVII.
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[1268/1364] Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu cket aber bald, daß es nicht in ihrem Garten gewachſen, ſondern hie und da aufgefiſchet worden iſt; allermaſſen man ſie nicht findet in der geſegneten Arbeit der ſeligen Einkehr, ſondern meiſt in geiſtlichem und leiblichem Muͤſſiggang; alſo daß man faſt nicht weißt, ob man ſie der Braut Huͤnermeitlin, Holtz- und Waſſer-Traͤgerinnen heiſſen ſoll oder gar zu denen Welt-Leuten rechnen; als da ſind §. 15. 5. Die Zeitung-Schreiber; die dieſes als was neues an- derswohin berichten. Des beruͤhmten Herrn Labans Jungfer Schweſter habe ſich von einem fremden daher gekommenen Mann weit hinwegfuͤhren laſſen einen gewiſſen vornehmen Herrn zu heura- then: einige ſagen, ſie kom̃e gar wohl ein, andere aber ſagen das Widerſpiel, er ſeye ein Landſtreicher, habe kein Heymath; zu dem wiſſe man nicht, was er fuͤr eine Religion habe? Einmahl glaube und lebe er nicht wie andre Leut: Dieſe machen die Religions-Sa- chen weder kalt noch warm; ſie mengens unter andere Zeitungen, wann ſie nur was neues zu hoͤren und zu ſchreiben haben, das iſt ih- nen ſchon genug wie den Athenienſern a. §. 16. 6. Politici, die ſich von der falſchen Vernunfft und hoch- muͤthigen Menſchen-Willen regieren laſſen, in allen ihren Anſchlaͤgen Welt, Geld, Ehre, Befuͤrderungen, Anſehen und uͤberfluͤſſige Ge- maͤchlichkeiten und Vergnuͤgungen der Sinnen und Luͤſten zum Zweck haben; GOTT aber und ſeinem Reich weniger als nichts nachfra- gen; dieſe beurtheilen alles nach der Welt-Art und Fleiſches-Sinn und ſagen daß doch dieſe zwey haben muͤſſen zuſammen kommen; de- nen einten hat die Rebecca gefehlt, denen andern der Jſaac: jene ſeye eine ſchoͤne tugendreiche Jungfrau, die zu Babylon das herrlich- ſte Heymath auf dem Erdboden haͤtte koͤnnen ermannen mit einem ge- waltigen Herren-Sohn: Dieſer aber haͤtte eine Koͤnigliche Printzeſ- ſin koͤnnen zur Ehe nehmen, deren Verwandten Huͤlff und Beyſtand er wohl bedoͤrfft haͤtte ſich im Land zu ſouteniren, und die Seinen ans Brett zu bringen; Der Schluß eines Staatsmanns moͤchte da- mahls geweſen ſeyn: Sind das mir nicht alberne Leute, haͤtten ſie doch nur mich um Rath gefragt, ich verſtehe mich je auch auf die Sachen. O wie wenig verſtehet ſich die Welt auf das Gnaden-Wercke GOttes a Act. XVII.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1364>, abgerufen am 22.11.2024.