cket aber bald, daß es nicht in ihrem Garten gewachsen, sondern hie und da aufgefischet worden ist; allermassen man sie nicht findet in der gesegneten Arbeit der seligen Einkehr, sondern meist in geistlichem und leiblichem Müssiggang; also daß man fast nicht weißt, ob man sie der Braut Hünermeitlin, Holtz- und Wasser-Trägerinnen heissen soll oder gar zu denen Welt-Leuten rechnen; als da sind
Zeitungs- Schreiber
§. 15. 5. Die Zeitung-Schreiber; die dieses als was neues an- derswohin berichten. Des berühmten Herrn Labans Jungfer Schwester habe sich von einem fremden daher gekommenen Mann weit hinwegführen lassen einen gewissen vornehmen Herrn zu heura- then: einige sagen, sie komme gar wohl ein, andere aber sagen das Widerspiel, er seye ein Landstreicher, habe kein Heymath; zu dem wisse man nicht, was er für eine Religion habe? Einmahl glaube und lebe er nicht wie andre Leut: Diese machen die Religions-Sa- chen weder kalt noch warm; sie mengens unter andere Zeitungen, wann sie nur was neues zu hören und zu schreiben haben, das ist ih- nen schon genug wie den Atheniensern a.
Falsche Politici.
§. 16. 6. Politici, die sich von der falschen Vernunfft und hoch- müthigen Menschen-Willen regieren lassen, in allen ihren Anschlägen Welt, Geld, Ehre, Befürderungen, Ansehen und überflüssige Ge- mächlichkeiten und Vergnügungen der Sinnen und Lüsten zum Zweck haben; GOTT aber und seinem Reich weniger als nichts nachfra- gen; diese beurtheilen alles nach der Welt-Art und Fleisches-Sinn und sagen daß doch diese zwey haben müssen zusammen kommen; de- nen einten hat die Rebecca gefehlt, denen andern der Jsaac: jene seye eine schöne tugendreiche Jungfrau, die zu Babylon das herrlich- ste Heymath auf dem Erdboden hätte können ermannen mit einem ge- waltigen Herren-Sohn: Dieser aber hätte eine Königliche Printzes- sin können zur Ehe nehmen, deren Verwandten Hülff und Beystand er wohl bedörfft hätte sich im Land zu souteniren, und die Seinen ans Brett zu bringen; Der Schluß eines Staatsmanns möchte da- mahls gewesen seyn: Sind das mir nicht alberne Leute, hätten sie doch nur mich um Rath gefragt, ich verstehe mich je auch auf die Sachen.
O wie wenig verstehet sich die Welt auf das Gnaden-Wercke
GOttes
aAct. XVII.
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
cket aber bald, daß es nicht in ihrem Garten gewachſen, ſondern hie und da aufgefiſchet worden iſt; allermaſſen man ſie nicht findet in der geſegneten Arbeit der ſeligen Einkehr, ſondern meiſt in geiſtlichem und leiblichem Muͤſſiggang; alſo daß man faſt nicht weißt, ob man ſie der Braut Huͤnermeitlin, Holtz- und Waſſer-Traͤgerinnen heiſſen ſoll oder gar zu denen Welt-Leuten rechnen; als da ſind
Zeitungs- Schreiber
§. 15. 5. Die Zeitung-Schreiber; die dieſes als was neues an- derswohin berichten. Des beruͤhmten Herrn Labans Jungfer Schweſter habe ſich von einem fremden daher gekommenen Mann weit hinwegfuͤhren laſſen einen gewiſſen vornehmen Herrn zu heura- then: einige ſagen, ſie kom̃e gar wohl ein, andere aber ſagen das Widerſpiel, er ſeye ein Landſtreicher, habe kein Heymath; zu dem wiſſe man nicht, was er fuͤr eine Religion habe? Einmahl glaube und lebe er nicht wie andre Leut: Dieſe machen die Religions-Sa- chen weder kalt noch warm; ſie mengens unter andere Zeitungen, wann ſie nur was neues zu hoͤren und zu ſchreiben haben, das iſt ih- nen ſchon genug wie den Athenienſern a.
Falſche Politici.
§. 16. 6. Politici, die ſich von der falſchen Vernunfft und hoch- muͤthigen Menſchen-Willen regieren laſſen, in allen ihren Anſchlaͤgen Welt, Geld, Ehre, Befuͤrderungen, Anſehen und uͤberfluͤſſige Ge- maͤchlichkeiten und Vergnuͤgungen der Sinnen und Luͤſten zum Zweck haben; GOTT aber und ſeinem Reich weniger als nichts nachfra- gen; dieſe beurtheilen alles nach der Welt-Art und Fleiſches-Sinn und ſagen daß doch dieſe zwey haben muͤſſen zuſammen kommen; de- nen einten hat die Rebecca gefehlt, denen andern der Jſaac: jene ſeye eine ſchoͤne tugendreiche Jungfrau, die zu Babylon das herrlich- ſte Heymath auf dem Erdboden haͤtte koͤnnen ermannen mit einem ge- waltigen Herren-Sohn: Dieſer aber haͤtte eine Koͤnigliche Printzeſ- ſin koͤnnen zur Ehe nehmen, deren Verwandten Huͤlff und Beyſtand er wohl bedoͤrfft haͤtte ſich im Land zu ſouteniren, und die Seinen ans Brett zu bringen; Der Schluß eines Staatsmanns moͤchte da- mahls geweſen ſeyn: Sind das mir nicht alberne Leute, haͤtten ſie doch nur mich um Rath gefragt, ich verſtehe mich je auch auf die Sachen.
O wie wenig verſtehet ſich die Welt auf das Gnaden-Wercke
GOttes
aAct. XVII.
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Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
cket aber bald, daß es nicht in ihrem Garten gewachſen, ſondern hie
und da aufgefiſchet worden iſt; allermaſſen man ſie nicht findet in
der geſegneten Arbeit der ſeligen Einkehr, ſondern meiſt in geiſtlichem
und leiblichem Muͤſſiggang; alſo daß man faſt nicht weißt, ob man
ſie der Braut Huͤnermeitlin, Holtz- und Waſſer-Traͤgerinnen heiſſen
ſoll oder gar zu denen Welt-Leuten rechnen; als da ſind
§. 15. 5. Die Zeitung-Schreiber; die dieſes als was neues an-
derswohin berichten. Des beruͤhmten Herrn Labans Jungfer
Schweſter habe ſich von einem fremden daher gekommenen Mann
weit hinwegfuͤhren laſſen einen gewiſſen vornehmen Herrn zu heura-
then: einige ſagen, ſie kom̃e gar wohl ein, andere aber ſagen das
Widerſpiel, er ſeye ein Landſtreicher, habe kein Heymath; zu dem
wiſſe man nicht, was er fuͤr eine Religion habe? Einmahl glaube
und lebe er nicht wie andre Leut: Dieſe machen die Religions-Sa-
chen weder kalt noch warm; ſie mengens unter andere Zeitungen,
wann ſie nur was neues zu hoͤren und zu ſchreiben haben, das iſt ih-
nen ſchon genug wie den Athenienſern a.
§. 16. 6. Politici, die ſich von der falſchen Vernunfft und hoch-
muͤthigen Menſchen-Willen regieren laſſen, in allen ihren Anſchlaͤgen
Welt, Geld, Ehre, Befuͤrderungen, Anſehen und uͤberfluͤſſige Ge-
maͤchlichkeiten und Vergnuͤgungen der Sinnen und Luͤſten zum Zweck
haben; GOTT aber und ſeinem Reich weniger als nichts nachfra-
gen; dieſe beurtheilen alles nach der Welt-Art und Fleiſches-Sinn
und ſagen daß doch dieſe zwey haben muͤſſen zuſammen kommen; de-
nen einten hat die Rebecca gefehlt, denen andern der Jſaac: jene
ſeye eine ſchoͤne tugendreiche Jungfrau, die zu Babylon das herrlich-
ſte Heymath auf dem Erdboden haͤtte koͤnnen ermannen mit einem ge-
waltigen Herren-Sohn: Dieſer aber haͤtte eine Koͤnigliche Printzeſ-
ſin koͤnnen zur Ehe nehmen, deren Verwandten Huͤlff und Beyſtand
er wohl bedoͤrfft haͤtte ſich im Land zu ſouteniren, und die Seinen
ans Brett zu bringen; Der Schluß eines Staatsmanns moͤchte da-
mahls geweſen ſeyn: Sind das mir nicht alberne Leute, haͤtten ſie
doch nur mich um Rath gefragt, ich verſtehe mich je auch auf die
Sachen.
O wie wenig verſtehet ſich die Welt auf das Gnaden-Wercke
GOttes
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1364>, abgerufen am 22.11.2024.
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