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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die geistliche Vermählung JEsu
Was diese
Entgegen-
gehung
für Ge-
heimnus-
sen in sich
fasset.

§. 21. v. 63. Und Jsaac war ausgegangen zu betten auf dem Felde, da
sichs zum Abend neigete: Und er hub seine Augen auf, und sahe, und
siehe es kamen Kameele daher.

JESUS hat seine gewisse Stunden und Zeiten, da er ausge-
het, so wohl als der Vatter und der Heil. Geist: Diese Ausgehun-
gen bringen unendlichen Seegen dem, der wachet und darauf Acht
hat, wie ein Wächter auf die Morgen-Röthe a. Es sind aber alle
diese Ausgehungen Früchte des grossen Ausgangs am Tag seiner
Menschwerdung, da er von GOTT aus der Schoos seines Vat-
ters ausgegangen ist auf das ungebaute, wilde Gefilde der Erden,
und kommen in die Welt die Sünder seelig zu machen 1. Tim. 1.
Wie Jsaac aus der Hütte seines Vatters Abrahams aufs Feld gegangen,
sich in stiller Einsamkeit von der Unruh der Haus-Geschäfften im ge-
meinsamen Umgang mit GOTT zu üben, da sichs zum Abend neigte,
und die kühle Lufft zum Spatzieren einladete Also nach dem die
gröste Hitz der Anfechtungen, darinnen der Seelen ihre Treue hat
müssen bewährt werden, vorbey: Da nahet sich JESUS offenbar-
lich, und läßt das kühle Lüfftlein seiner himmlischen Tröstungen we-
hen, daß es der Seelen unaussprechlich wohl thut; dann in der
Angst verbirgt er sich, sonst wäre es keine Prob: Jch hab mein An-
gesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber
mit ewiger Gnad will ich mich deiner erbarmen, spricht der HERR
dein Erlöser JESUS b. JESUS siehet uns mit den Augen
seiner scharffen Auffmercksamkeit durch das Perspectiv oder Fernglas
seiner genauen Allwissenheit, ehe wir ihn sehen oder an seine nahe
Gegenwart, und Aufsehen seines liebreichsten JESUS Hertzens ge-
dencken: Siehe er stehet hinter unserer Wand und horchet auf alles,
was wir reden und dencken, suchen und meynen, thun und leyden,
guckende von den Fenstern: Unversehens macht er den Felladen auf,
daß nicht nur die hell gläntzenden Straalen seiner lebendigen Erkännt-
niß alles in den betrübten verworrenen Hertzen klar zeigen, sondern
sie erblickt auch das trostreiche Angesicht ihres holden Bräutigams c.
Die Kameele der Prophetischen Verheissungen, die so lange ausge-
blieben, kommen nunmehro wieder heim, und zwar nicht leer, denn
sie werden eigentlich etwas mitbringen um Vesper-Zeit.

Weilen
a Ps. CXXX.
b Jes. LIV. 8.
c Cant. II. 9.
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
Was dieſe
Entgegen-
gehung
fuͤr Ge-
heimnuſ-
ſen in ſich
faſſet.

§. 21. v. 63. Und Jſaac war ausgegangen zu betten auf dem Felde, da
ſichs zum Abend neigete: Und er hub ſeine Augen auf, und ſahe, und
ſiehe es kamen Kameele daher.

JESUS hat ſeine gewiſſe Stunden und Zeiten, da er ausge-
het, ſo wohl als der Vatter und der Heil. Geiſt: Dieſe Ausgehun-
gen bringen unendlichen Seegen dem, der wachet und darauf Acht
hat, wie ein Waͤchter auf die Morgen-Roͤthe a. Es ſind aber alle
dieſe Ausgehungen Fruͤchte des groſſen Ausgangs am Tag ſeiner
Menſchwerdung, da er von GOTT aus der Schoos ſeines Vat-
ters ausgegangen iſt auf das ungebaute, wilde Gefilde der Erden,
und kommen in die Welt die Suͤnder ſeelig zu machen 1. Tim. 1.
Wie Jſaac aus der Huͤtte ſeines Vatters Abrahams aufs Feld gegangen,
ſich in ſtiller Einſamkeit von der Unruh der Haus-Geſchaͤfften im ge-
meinſamen Umgang mit GOTT zu uͤben, da ſichs zum Abend neigte,
und die kuͤhle Lufft zum Spatzieren einladete Alſo nach dem die
groͤſte Hitz der Anfechtungen, darinnen der Seelen ihre Treue hat
muͤſſen bewaͤhrt werden, vorbey: Da nahet ſich JESUS offenbar-
lich, und laͤßt das kuͤhle Luͤfftlein ſeiner himmliſchen Troͤſtungen we-
hen, daß es der Seelen unausſprechlich wohl thut; dann in der
Angſt verbirgt er ſich, ſonſt waͤre es keine Prob: Jch hab mein An-
geſicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber
mit ewiger Gnad will ich mich deiner erbarmen, ſpricht der HERR
dein Erloͤſer JESUS b. JESUS ſiehet uns mit den Augen
ſeiner ſcharffen Auffmerckſamkeit durch das Perſpectiv oder Fernglas
ſeiner genauen Allwiſſenheit, ehe wir ihn ſehen oder an ſeine nahe
Gegenwart, und Aufſehen ſeines liebreichſten JESUS Hertzens ge-
dencken: Siehe er ſtehet hinter unſerer Wand und horchet auf alles,
was wir reden und dencken, ſuchen und meynen, thun und leyden,
guckende von den Fenſtern: Unverſehens macht er den Felladen auf,
daß nicht nur die hell glaͤntzenden Straalen ſeiner lebendigen Erkaͤnnt-
niß alles in den betruͤbten verworrenen Hertzen klar zeigen, ſondern
ſie erblickt auch das troſtreiche Angeſicht ihres holden Braͤutigams c.
Die Kameele der Prophetiſchen Verheiſſungen, die ſo lange ausge-
blieben, kommen nunmehro wieder heim, und zwar nicht leer, denn
ſie werden eigentlich etwas mitbringen um Veſper-Zeit.

Weilen
a Pſ. CXXX.
b Jeſ. LIV. 8.
c Cant. II. 9.
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[1274/1370] Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu §. 21. v. 63. Und Jſaac war ausgegangen zu betten auf dem Felde, da ſichs zum Abend neigete: Und er hub ſeine Augen auf, und ſahe, und ſiehe es kamen Kameele daher. JESUS hat ſeine gewiſſe Stunden und Zeiten, da er ausge- het, ſo wohl als der Vatter und der Heil. Geiſt: Dieſe Ausgehun- gen bringen unendlichen Seegen dem, der wachet und darauf Acht hat, wie ein Waͤchter auf die Morgen-Roͤthe a. Es ſind aber alle dieſe Ausgehungen Fruͤchte des groſſen Ausgangs am Tag ſeiner Menſchwerdung, da er von GOTT aus der Schoos ſeines Vat- ters ausgegangen iſt auf das ungebaute, wilde Gefilde der Erden, und kommen in die Welt die Suͤnder ſeelig zu machen 1. Tim. 1. Wie Jſaac aus der Huͤtte ſeines Vatters Abrahams aufs Feld gegangen, ſich in ſtiller Einſamkeit von der Unruh der Haus-Geſchaͤfften im ge- meinſamen Umgang mit GOTT zu uͤben, da ſichs zum Abend neigte, und die kuͤhle Lufft zum Spatzieren einladete Alſo nach dem die groͤſte Hitz der Anfechtungen, darinnen der Seelen ihre Treue hat muͤſſen bewaͤhrt werden, vorbey: Da nahet ſich JESUS offenbar- lich, und laͤßt das kuͤhle Luͤfftlein ſeiner himmliſchen Troͤſtungen we- hen, daß es der Seelen unausſprechlich wohl thut; dann in der Angſt verbirgt er ſich, ſonſt waͤre es keine Prob: Jch hab mein An- geſicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnad will ich mich deiner erbarmen, ſpricht der HERR dein Erloͤſer JESUS b. JESUS ſiehet uns mit den Augen ſeiner ſcharffen Auffmerckſamkeit durch das Perſpectiv oder Fernglas ſeiner genauen Allwiſſenheit, ehe wir ihn ſehen oder an ſeine nahe Gegenwart, und Aufſehen ſeines liebreichſten JESUS Hertzens ge- dencken: Siehe er ſtehet hinter unſerer Wand und horchet auf alles, was wir reden und dencken, ſuchen und meynen, thun und leyden, guckende von den Fenſtern: Unverſehens macht er den Felladen auf, daß nicht nur die hell glaͤntzenden Straalen ſeiner lebendigen Erkaͤnnt- niß alles in den betruͤbten verworrenen Hertzen klar zeigen, ſondern ſie erblickt auch das troſtreiche Angeſicht ihres holden Braͤutigams c. Die Kameele der Prophetiſchen Verheiſſungen, die ſo lange ausge- blieben, kommen nunmehro wieder heim, und zwar nicht leer, denn ſie werden eigentlich etwas mitbringen um Veſper-Zeit. Weilen a Pſ. CXXX. b Jeſ. LIV. 8. c Cant. II. 9.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1370>, abgerufen am 22.11.2024.