Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Wunder-Geheimnuß des
das weite Reich der Freyheit, des Lebens und Seligkeit, unter Chri-
sti Regierung bringen, so schleichen sie gleichfalls davon, vermei-
nend, sie können dieses Gebens vom Vatter, und dieses Kom-
mens zu JEsu
lebenslang entrathen, und ohne einiges Bedencken
biß ins Sterb-Bette aufspahren; Ja, meinen sie, wann Christus
Ducaten, Korn, Wein und Aemmter austheilte, so wäre es wohl
noch zu Jhme zu nahen; Aber Er prediget nur von seiner Selbs- und
Welt-Verläugnung, von Creutz und Gedult in demselben, von
Schätzen sammlen im Himmel; von Wachen und Betten. Er
preiset nur Arme am Geist, Leydtragende, Sanfftmüthige, Hun-
gerige, Barmhertzige, Verachtete und Verfolgte selig. Wer
könnte doch mit einem solchen Leben in der Welt durchkommen?
Wir müssen sehen, wo wir Brod ins Haus bekommen, damit wir
Weib und Kinder erhalten mögen; Da heißts etwann, wann man
ihnen von dem Himmel und dem Weg zu demselben redet. Ey Him-
mel, Himmel, hätte ich hie Meel. Wir wollen unsern geistlichen
und weltlichen Vorgesetzten die Ehre lassen, sie gehen billich voran.

Werden
kräfftigst
widerle-
get, und
gezeiget

§. 15. Aber ach bedächten sie doch ein wenig, wie JEsus so eines
liebreichen und freundlichen Hertzens seye, daß Er keinen unversor-
get hingehen lasse, der über der sehnlichen Begierd mit Jhme recht-
schaffen und allezeit vereiniget zu werden, seiner eigenen Sachen ver-
gisset. Gewißlich solche versiehet der liebe JEsus mit himmlischer
und irrdischer Nahrung. Ja ach! sie können nicht glauben, wie
hoch geehret eine solche auch schlechte Hütten sey, in welche JEsus
der HERR aller Herren einkehret, ja nicht nur einkehret, sondern
gar darinnen als der Haus-Vatter wohnet; Da Kind und Gesind
als in JEsu Gegenwart leben, in allen Treuen arbeiten, und GOtt
mit wackerem Glauben und frölichem Vertrauen anruffen. O ein
solches Haus ist gewiß ein recht lustig Paradis, darinnen GOtt der
Vatter, Sohn und H. Geist mit Wohlthun und Benedeyen woh-
nen. Und also könnten sie auch wohl im künfftigen Leben grosse, rei-
che und mächtige Herren seyn und bleiben, und zwar nicht nur für
eine kurtze Zeit, sondern in die ewige Ewigkeit.

Daß der
Unglaube

§. 16. Wer haltet dann die armen Leut von solchem Gut und Se-
gen zuruck? Nur sie selbsten und ihr Unglaub a. Ach daß sie doch be-

dächten!
a Jes. VII. 9.

Wunder-Geheimnuß des
das weite Reich der Freyheit, des Lebens und Seligkeit, unter Chri-
ſti Regierung bringen, ſo ſchleichen ſie gleichfalls davon, vermei-
nend, ſie koͤnnen dieſes Gebens vom Vatter, und dieſes Kom-
mens zu JEſu
lebenslang entrathen, und ohne einiges Bedencken
biß ins Sterb-Bette aufſpahren; Ja, meinen ſie, wann Chriſtus
Ducaten, Korn, Wein und Aemmter austheilte, ſo waͤre es wohl
noch zu Jhme zu nahen; Aber Er prediget nur von ſeiner Selbs- und
Welt-Verlaͤugnung, von Creutz und Gedult in demſelben, von
Schaͤtzen ſammlen im Himmel; von Wachen und Betten. Er
preiſet nur Arme am Geiſt, Leydtragende, Sanfftmuͤthige, Hun-
gerige, Barmhertzige, Verachtete und Verfolgte ſelig. Wer
koͤnnte doch mit einem ſolchen Leben in der Welt durchkommen?
Wir muͤſſen ſehen, wo wir Brod ins Haus bekommen, damit wir
Weib und Kinder erhalten moͤgen; Da heißts etwann, wann man
ihnen von dem Himmel und dem Weg zu demſelben redet. Ey Him-
mel, Himmel, haͤtte ich hie Meel. Wir wollen unſern geiſtlichen
und weltlichen Vorgeſetzten die Ehre laſſen, ſie gehen billich voran.

Werden
kraͤfftigſt
widerle-
get, und
gezeiget

§. 15. Aber ach bedaͤchten ſie doch ein wenig, wie JEſus ſo eines
liebreichen und freundlichen Hertzens ſeye, daß Er keinen unverſor-
get hingehen laſſe, der uͤber der ſehnlichen Begierd mit Jhme recht-
ſchaffen und allezeit vereiniget zu werden, ſeiner eigenen Sachen ver-
giſſet. Gewißlich ſolche verſiehet der liebe JEſus mit himmliſcher
und irrdiſcher Nahrung. Ja ach! ſie koͤnnen nicht glauben, wie
hoch geehret eine ſolche auch ſchlechte Huͤtten ſey, in welche JEſus
der HERR aller Herren einkehret, ja nicht nur einkehret, ſondern
gar darinnen als der Haus-Vatter wohnet; Da Kind und Geſind
als in JEſu Gegenwart leben, in allen Treuen arbeiten, und GOtt
mit wackerem Glauben und froͤlichem Vertrauen anruffen. O ein
ſolches Haus iſt gewiß ein recht luſtig Paradis, darinnen GOtt der
Vatter, Sohn und H. Geiſt mit Wohlthun und Benedeyen woh-
nen. Und alſo koͤnnten ſie auch wohl im kuͤnfftigen Leben groſſe, rei-
che und maͤchtige Herren ſeyn und bleiben, und zwar nicht nur fuͤr
eine kurtze Zeit, ſondern in die ewige Ewigkeit.

Daß der
Unglaube

§. 16. Wer haltet dann die armen Leut von ſolchem Gut und Se-
gen zuruck? Nur ſie ſelbſten und ihr Unglaub a. Ach daß ſie doch be-

daͤchten!
a Jeſ. VII. 9.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0138" n="42"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Wunder-Geheimnuß des</hi></fw><lb/>
das weite Reich der Freyheit, des Lebens und Seligkeit, unter Chri-<lb/>
&#x017F;ti Regierung bringen, &#x017F;o &#x017F;chleichen &#x017F;ie gleichfalls davon, vermei-<lb/>
nend, &#x017F;ie ko&#x0364;nnen <hi rendition="#fr">die&#x017F;es Gebens vom Vatter,</hi> und <hi rendition="#fr">die&#x017F;es Kom-<lb/>
mens zu JE&#x017F;u</hi> lebenslang entrathen, und ohne einiges Bedencken<lb/>
biß ins Sterb-Bette auf&#x017F;pahren; Ja, meinen &#x017F;ie, wann Chri&#x017F;tus<lb/>
Ducaten, Korn, Wein und Aemmter austheilte, &#x017F;o wa&#x0364;re es wohl<lb/>
noch zu Jhme zu nahen; Aber Er prediget nur von &#x017F;einer Selbs- und<lb/>
Welt-Verla&#x0364;ugnung, von Creutz und Gedult in dem&#x017F;elben, von<lb/>
Scha&#x0364;tzen &#x017F;ammlen im Himmel; von Wachen und Betten. Er<lb/>
prei&#x017F;et nur Arme am Gei&#x017F;t, Leydtragende, Sanfftmu&#x0364;thige, Hun-<lb/>
gerige, Barmhertzige, Verachtete und Verfolgte &#x017F;elig. Wer<lb/>
ko&#x0364;nnte doch mit einem &#x017F;olchen Leben in der Welt durchkommen?<lb/>
Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehen, wo wir Brod ins Haus bekommen, damit wir<lb/>
Weib und Kinder erhalten mo&#x0364;gen; Da heißts etwann, wann man<lb/>
ihnen von dem Himmel und dem Weg zu dem&#x017F;elben redet. Ey Him-<lb/>
mel, Himmel, ha&#x0364;tte ich hie Meel. Wir wollen un&#x017F;ern gei&#x017F;tlichen<lb/>
und weltlichen Vorge&#x017F;etzten die Ehre la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ie gehen billich voran.</p><lb/>
          <note place="left">Werden<lb/>
kra&#x0364;fftig&#x017F;t<lb/>
widerle-<lb/>
get, und<lb/>
gezeiget</note>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 15. Aber ach beda&#x0364;chten &#x017F;ie doch ein wenig, wie JE&#x017F;us &#x017F;o eines<lb/>
liebreichen und freundlichen Hertzens &#x017F;eye, daß Er keinen unver&#x017F;or-<lb/>
get hingehen la&#x017F;&#x017F;e, der u&#x0364;ber der &#x017F;ehnlichen Begierd mit Jhme recht-<lb/>
&#x017F;chaffen und allezeit vereiniget zu werden, &#x017F;einer eigenen Sachen ver-<lb/>
gi&#x017F;&#x017F;et. Gewißlich &#x017F;olche ver&#x017F;iehet der liebe JE&#x017F;us mit himmli&#x017F;cher<lb/>
und irrdi&#x017F;cher Nahrung. Ja ach! &#x017F;ie ko&#x0364;nnen nicht glauben, wie<lb/>
hoch geehret eine &#x017F;olche auch &#x017F;chlechte Hu&#x0364;tten &#x017F;ey, in welche JE&#x017F;us<lb/>
der HERR aller Herren einkehret, ja nicht nur einkehret, &#x017F;ondern<lb/>
gar darinnen als der Haus-Vatter wohnet; Da Kind und Ge&#x017F;ind<lb/>
als in JE&#x017F;u Gegenwart leben, in allen Treuen arbeiten, und GOtt<lb/>
mit wackerem Glauben und fro&#x0364;lichem Vertrauen anruffen. O ein<lb/>
&#x017F;olches Haus i&#x017F;t gewiß ein recht lu&#x017F;tig Paradis, darinnen GOtt der<lb/>
Vatter, Sohn und H. Gei&#x017F;t mit Wohlthun und Benedeyen woh-<lb/>
nen. Und al&#x017F;o ko&#x0364;nnten &#x017F;ie auch wohl im ku&#x0364;nfftigen Leben gro&#x017F;&#x017F;e, rei-<lb/>
che und ma&#x0364;chtige Herren &#x017F;eyn und bleiben, und zwar nicht nur fu&#x0364;r<lb/>
eine kurtze Zeit, &#x017F;ondern in die ewige Ewigkeit.</p><lb/>
          <note place="left">Daß der<lb/>
Unglaube</note>
          <p>§. 16. Wer haltet dann die armen Leut von &#x017F;olchem Gut und Se-<lb/>
gen zuruck? Nur &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;ten und ihr Unglaub <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Je&#x017F;. VII.</hi> 9.</note>. Ach daß &#x017F;ie doch be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">da&#x0364;chten!</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0138] Wunder-Geheimnuß des das weite Reich der Freyheit, des Lebens und Seligkeit, unter Chri- ſti Regierung bringen, ſo ſchleichen ſie gleichfalls davon, vermei- nend, ſie koͤnnen dieſes Gebens vom Vatter, und dieſes Kom- mens zu JEſu lebenslang entrathen, und ohne einiges Bedencken biß ins Sterb-Bette aufſpahren; Ja, meinen ſie, wann Chriſtus Ducaten, Korn, Wein und Aemmter austheilte, ſo waͤre es wohl noch zu Jhme zu nahen; Aber Er prediget nur von ſeiner Selbs- und Welt-Verlaͤugnung, von Creutz und Gedult in demſelben, von Schaͤtzen ſammlen im Himmel; von Wachen und Betten. Er preiſet nur Arme am Geiſt, Leydtragende, Sanfftmuͤthige, Hun- gerige, Barmhertzige, Verachtete und Verfolgte ſelig. Wer koͤnnte doch mit einem ſolchen Leben in der Welt durchkommen? Wir muͤſſen ſehen, wo wir Brod ins Haus bekommen, damit wir Weib und Kinder erhalten moͤgen; Da heißts etwann, wann man ihnen von dem Himmel und dem Weg zu demſelben redet. Ey Him- mel, Himmel, haͤtte ich hie Meel. Wir wollen unſern geiſtlichen und weltlichen Vorgeſetzten die Ehre laſſen, ſie gehen billich voran. §. 15. Aber ach bedaͤchten ſie doch ein wenig, wie JEſus ſo eines liebreichen und freundlichen Hertzens ſeye, daß Er keinen unverſor- get hingehen laſſe, der uͤber der ſehnlichen Begierd mit Jhme recht- ſchaffen und allezeit vereiniget zu werden, ſeiner eigenen Sachen ver- giſſet. Gewißlich ſolche verſiehet der liebe JEſus mit himmliſcher und irrdiſcher Nahrung. Ja ach! ſie koͤnnen nicht glauben, wie hoch geehret eine ſolche auch ſchlechte Huͤtten ſey, in welche JEſus der HERR aller Herren einkehret, ja nicht nur einkehret, ſondern gar darinnen als der Haus-Vatter wohnet; Da Kind und Geſind als in JEſu Gegenwart leben, in allen Treuen arbeiten, und GOtt mit wackerem Glauben und froͤlichem Vertrauen anruffen. O ein ſolches Haus iſt gewiß ein recht luſtig Paradis, darinnen GOtt der Vatter, Sohn und H. Geiſt mit Wohlthun und Benedeyen woh- nen. Und alſo koͤnnten ſie auch wohl im kuͤnfftigen Leben groſſe, rei- che und maͤchtige Herren ſeyn und bleiben, und zwar nicht nur fuͤr eine kurtze Zeit, ſondern in die ewige Ewigkeit. §. 16. Wer haltet dann die armen Leut von ſolchem Gut und Se- gen zuruck? Nur ſie ſelbſten und ihr Unglaub a. Ach daß ſie doch be- daͤchten! a Jeſ. VII. 9.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/138
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/138>, abgerufen am 21.11.2024.