sie den nur in der Nähe weißt, so wird sie muthig, wiewohl sie ihn nicht siehet, und schickt sich leicht in alles.
Wäre eine sothane Verlobte auf dem ungestümmen, weiten Meer, in einem zerbrechlichen Kahn, sie hätte aber ihren Liebhaber bey sich zum Steurmann, so hat der grimmigste Sturm so viel als nichts zu bedeuten; sie sitzet in heiligem Stillschweigen vor seinen lieblenden Augen, und erwartet in steiffem Vertrauen einen Freuden-reichen Ausgang, sintemahl sie weiß, daß JESUS GOTT ist, der sich nicht ändert, noch jemahls in einiger Sach irren kan: O Seele! der die Liebe und dieses alles ist, der fürwahr nichts anders wollen und suchen kan als dein Allerbestes.
Wage es nur, traue deinem GOTT, laß dich hinfahren in seine liebreichste JESUS Hände, du wirst gewiß nicht ersauffen noch umkommen, sein Wort und Natur ist dir Bürg darfür; Förchte dich nicht, sonst verliehrst die Braut-Cron, die dem Glauben auf- gespart ist, freue dich der grossen Gnad und entsetzlichen Seeligkeit, zu deren dich JESUS beförderet, in dem er sich nicht schämet dein Bruder und Bräutigam zu heissen a, Liebe hat ihn dazu getrieben, darum zweiffle nicht an seiner beständigen Zuneigung, brauche getrost diese großmüthige Glaubens-Sprach: JEsus ist mein, und ich bin sein Cant. 2, 16.
§. 3. Dancke, rühme, singe, springe b, o Mensch! JESUSDancksa- gung. freuet sich über dich c, ey warum wolltest du dich nicht über ihn freuen d, sein Reichthum, Schönheit, Güte, Leutseeligkeit, Voll- kommenheit andern anpreisen, es gehet dir nichts ab, vielmehr ge- winnest du unendlich, ob du auch unzehliche Schaaren Christo zu- führest, Cant. 5, 15. was wolltest du armes kleines Fischlein alleine thun in diesem Meer der Süssigkeiten.
§. 4. Triffest du demnach ein verirret Hertz auf deiner Lebens-Wie man seinen ver- irrten Ne- ben-Chri- sten zu recht brin- gen könne. Strasse an wie du bald an deinem Nachbar und Nachbarin derglei- chen finden wirst, so erinnere sie, daß sie im Tauff und Heiligen
Abendmahl
aHebr. XI. 16.
bLuc. I. 46. 47.
cLuc. XV. Zeph. III. Es. LXII.
dEs. LXI. Phil. IV.
C c c c c c c c 3
mit ſeiner Braut der Kirche.
ſie den nur in der Naͤhe weißt, ſo wird ſie muthig, wiewohl ſie ihn nicht ſiehet, und ſchickt ſich leicht in alles.
Waͤre eine ſothane Verlobte auf dem ungeſtuͤmmen, weiten Meer, in einem zerbrechlichen Kahn, ſie haͤtte aber ihren Liebhaber bey ſich zum Steurmann, ſo hat der grimmigſte Sturm ſo viel als nichts zu bedeuten; ſie ſitzet in heiligem Stillſchweigen vor ſeinen lieblenden Augen, und erwartet in ſteiffem Vertrauen einen Freuden-reichen Ausgang, ſintemahl ſie weiß, daß JESUS GOTT iſt, der ſich nicht aͤndert, noch jemahls in einiger Sach irren kan: O Seele! der die Liebe und dieſes alles iſt, der fuͤrwahr nichts anders wollen und ſuchen kan als dein Allerbeſtes.
Wage es nur, traue deinem GOTT, laß dich hinfahren in ſeine liebreichſte JESUS Haͤnde, du wirſt gewiß nicht erſauffen noch umkommen, ſein Wort und Natur iſt dir Buͤrg darfuͤr; Foͤrchte dich nicht, ſonſt verliehrſt die Braut-Cron, die dem Glauben auf- geſpart iſt, freue dich der groſſen Gnad und entſetzlichen Seeligkeit, zu deren dich JESUS befoͤrderet, in dem er ſich nicht ſchaͤmet dein Bruder und Braͤutigam zu heiſſen a, Liebe hat ihn dazu getrieben, darum zweiffle nicht an ſeiner beſtaͤndigen Zuneigung, brauche getroſt dieſe großmuͤthige Glaubens-Sprach: JEſus iſt mein, und ich bin ſein Cant. 2, 16.
§. 3. Dancke, ruͤhme, ſinge, ſpringe b, o Menſch! JESUSDanckſa- gung. freuet ſich uͤber dich c, ey warum wollteſt du dich nicht uͤber ihn freuen d, ſein Reichthum, Schoͤnheit, Guͤte, Leutſeeligkeit, Voll- kommenheit andern anpreiſen, es gehet dir nichts ab, vielmehr ge- winneſt du unendlich, ob du auch unzehliche Schaaren Chriſto zu- fuͤhreſt, Cant. 5, 15. was wollteſt du armes kleines Fiſchlein alleine thun in dieſem Meer der Suͤſſigkeiten.
§. 4. Triffeſt du demnach ein verirret Hertz auf deiner Lebens-Wie man ſeinen ver- irrten Ne- ben-Chri- ſten zu recht brin- gen koͤnne. Straſſe an wie du bald an deinem Nachbar und Nachbarin derglei- chen finden wirſt, ſo erinnere ſie, daß ſie im Tauff und Heiligen
Abendmahl
aHebr. XI. 16.
bLuc. I. 46. 47.
cLuc. XV. Zeph. III. Eſ. LXII.
dEſ. LXI. Phil. IV.
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[1309/1405]
mit ſeiner Braut der Kirche.
ſie den nur in der Naͤhe weißt, ſo wird ſie muthig, wiewohl ſie ihn
nicht ſiehet, und ſchickt ſich leicht in alles.
Waͤre eine ſothane Verlobte auf dem ungeſtuͤmmen, weiten Meer,
in einem zerbrechlichen Kahn, ſie haͤtte aber ihren Liebhaber bey ſich
zum Steurmann, ſo hat der grimmigſte Sturm ſo viel als nichts zu
bedeuten; ſie ſitzet in heiligem Stillſchweigen vor ſeinen lieblenden
Augen, und erwartet in ſteiffem Vertrauen einen Freuden-reichen
Ausgang, ſintemahl ſie weiß, daß JESUS GOTT iſt, der ſich
nicht aͤndert, noch jemahls in einiger Sach irren kan: O Seele!
der die Liebe und dieſes alles iſt, der fuͤrwahr nichts anders wollen
und ſuchen kan als dein Allerbeſtes.
Wage es nur, traue deinem GOTT, laß dich hinfahren in ſeine
liebreichſte JESUS Haͤnde, du wirſt gewiß nicht erſauffen noch
umkommen, ſein Wort und Natur iſt dir Buͤrg darfuͤr; Foͤrchte
dich nicht, ſonſt verliehrſt die Braut-Cron, die dem Glauben auf-
geſpart iſt, freue dich der groſſen Gnad und entſetzlichen Seeligkeit,
zu deren dich JESUS befoͤrderet, in dem er ſich nicht ſchaͤmet dein
Bruder und Braͤutigam zu heiſſen a, Liebe hat ihn dazu getrieben,
darum zweiffle nicht an ſeiner beſtaͤndigen Zuneigung, brauche getroſt
dieſe großmuͤthige Glaubens-Sprach: JEſus iſt mein, und ich bin ſein
Cant. 2, 16.
§. 3. Dancke, ruͤhme, ſinge, ſpringe b, o Menſch! JESUS
freuet ſich uͤber dich c, ey warum wollteſt du dich nicht uͤber ihn
freuen d, ſein Reichthum, Schoͤnheit, Guͤte, Leutſeeligkeit, Voll-
kommenheit andern anpreiſen, es gehet dir nichts ab, vielmehr ge-
winneſt du unendlich, ob du auch unzehliche Schaaren Chriſto zu-
fuͤhreſt, Cant. 5, 15. was wollteſt du armes kleines Fiſchlein alleine
thun in dieſem Meer der Suͤſſigkeiten.
Danckſa-
gung.
§. 4. Triffeſt du demnach ein verirret Hertz auf deiner Lebens-
Straſſe an wie du bald an deinem Nachbar und Nachbarin derglei-
chen finden wirſt, ſo erinnere ſie, daß ſie im Tauff und Heiligen
Abendmahl
Wie man
ſeinen ver-
irrten Ne-
ben-Chri-
ſten zu
recht brin-
gen koͤnne.
a Hebr. XI. 16.
b Luc. I. 46. 47.
c Luc. XV. Zeph. III. Eſ. LXII.
d Eſ. LXI. Phil. IV.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1405>, abgerufen am 21.11.2024.
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