JESUS der seine Jünger mehrmahlen mit einem reichen Fisch- fang gesegnet, lasse ihn doch das Netze seiner Gebettern und geistlichen Begierden allzeit auf GOTTES Wort hin, im Glau- ben auswerffen in das Meer der Liebe GOTTES des Vat- ters, in den Lust-See der Gnade JESU CHRJSTJ und in den Cristallinen Strom der Gemeinschafft des Heiligen Gei- stes; also daß sein Nahen zu GOTT, das Versencken seiner Seelen-Begierden, das Hineinwerffen seines Hertzens-Verlan- gens in die süssen Gnaden-Flutten der Liebe CHRJSTJ niemahls umsonst und vergebens seye, daß er nicht eine Menge lebendiger Geistes Kräfften und etwas von denen Schätzen des Heyls, oder wohl gar die unschätzbahre Perle der neuen Crea- tur heraus ziehe, mit CHRJSTO täglich bekannter werde, und seiner Wunder-Treue immer handgreifflicher an sich und den Seinen erfahre; ja mehr in GOTTES Vatter-Hertz durch JESUM CHRJSTUM finde und erfische, als er jemahls andern hätte können glauben, wer ihms auch gesagt hätte.
Der Jungfer Hochzeiterin wünsche auch von Hertzen, daß sie als eine seelige Elisabeth in GOTT wahre, beständige Hertzens- Ruhe suche, finde und geniesse; JESU Wille, Liebe, Weißheit sey ihre Ruhstätte, dahin sie sich bey allen ereignenden Anfällen re- tirire; ihrem eigenen Willen gerne absage, denselben wie ein Tropfen Wassers in einem Lägerfaß voll des edelsten süssesten Weins verliehre; auf GOTTES Hand schaue, und wann es etwa wi- derlich oder nur nicht nach Wunsch gehet, sich so gleich zur Ruhe begebe in des himmlischen Vatters allerbillichsten, gütigsten Wil- len, der doch alle Dinge verborgentlich regiret, also daß ohne sei- nen Göttlichen Rath kein Haar vom Haupt fallen kan. JEsus Liebe sey ihr stäts-lauffender Krafft- und Heyl-Brunn, daß wo sich was von der Eigen-liebigen Natur reget in Unwillen, Ver- druß, Unmuth, Haß oder in starcken Welt-Begierden, wodurch der ruhige Genuß der heiligen Liebe GOTTES gestöret wird; sie flux zu diesem Paradiesischen Lebens- und Liebes-Brunnen lauffe, eile, ringe, und sich recht durch die Anfechtungen des Fleisches
hindurch-
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mit ſeiner Braut der Kirche.
JESUS der ſeine Juͤnger mehrmahlen mit einem reichen Fiſch- fang geſegnet, laſſe ihn doch das Netze ſeiner Gebettern und geiſtlichen Begierden allzeit auf GOTTES Wort hin, im Glau- ben auswerffen in das Meer der Liebe GOTTES des Vat- ters, in den Luſt-See der Gnade JESU CHRJSTJ und in den Criſtallinen Strom der Gemeinſchafft des Heiligen Gei- ſtes; alſo daß ſein Nahen zu GOTT, das Verſencken ſeiner Seelen-Begierden, das Hineinwerffen ſeines Hertzens-Verlan- gens in die ſuͤſſen Gnaden-Flutten der Liebe CHRJSTJ niemahls umſonſt und vergebens ſeye, daß er nicht eine Menge lebendiger Geiſtes Kraͤfften und etwas von denen Schaͤtzen des Heyls, oder wohl gar die unſchaͤtzbahre Perle der neuen Crea- tur heraus ziehe, mit CHRJSTO taͤglich bekannter werde, und ſeiner Wunder-Treue immer handgreifflicher an ſich und den Seinen erfahre; ja mehr in GOTTES Vatter-Hertz durch JESUM CHRJSTUM finde und erfiſche, als er jemahls andern haͤtte koͤnnen glauben, wer ihms auch geſagt haͤtte.
Der Jungfer Hochzeiterin wuͤnſche auch von Hertzen, daß ſie als eine ſeelige Eliſabeth in GOTT wahre, beſtaͤndige Hertzens- Ruhe ſuche, finde und genieſſe; JESU Wille, Liebe, Weißheit ſey ihre Ruhſtaͤtte, dahin ſie ſich bey allen ereignenden Anfaͤllen re- tirire; ihrem eigenen Willen gerne abſage, denſelben wie ein Tropfen Waſſers in einem Laͤgerfaß voll des edelſten ſuͤſſeſten Weins verliehre; auf GOTTES Hand ſchaue, und wann es etwa wi- derlich oder nur nicht nach Wunſch gehet, ſich ſo gleich zur Ruhe begebe in des himmliſchen Vatters allerbillichſten, guͤtigſten Wil- len, der doch alle Dinge verborgentlich regiret, alſo daß ohne ſei- nen Goͤttlichen Rath kein Haar vom Haupt fallen kan. JEſus Liebe ſey ihr ſtaͤts-lauffender Krafft- und Heyl-Brunn, daß wo ſich was von der Eigen-liebigen Natur reget in Unwillen, Ver- druß, Unmuth, Haß oder in ſtarcken Welt-Begierden, wodurch der ruhige Genuß der heiligen Liebe GOTTES geſtoͤret wird; ſie flux zu dieſem Paradieſiſchen Lebens- und Liebes-Brunnen lauffe, eile, ringe, und ſich recht durch die Anfechtungen des Fleiſches
hindurch-
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mit ſeiner Braut der Kirche.
JESUS der ſeine Juͤnger mehrmahlen mit einem reichen Fiſch-
fang geſegnet, laſſe ihn doch das Netze ſeiner Gebettern und
geiſtlichen Begierden allzeit auf GOTTES Wort hin, im Glau-
ben auswerffen in das Meer der Liebe GOTTES des Vat-
ters, in den Luſt-See der Gnade JESU CHRJSTJ und
in den Criſtallinen Strom der Gemeinſchafft des Heiligen Gei-
ſtes; alſo daß ſein Nahen zu GOTT, das Verſencken ſeiner
Seelen-Begierden, das Hineinwerffen ſeines Hertzens-Verlan-
gens in die ſuͤſſen Gnaden-Flutten der Liebe CHRJSTJ
niemahls umſonſt und vergebens ſeye, daß er nicht eine Menge
lebendiger Geiſtes Kraͤfften und etwas von denen Schaͤtzen des
Heyls, oder wohl gar die unſchaͤtzbahre Perle der neuen Crea-
tur heraus ziehe, mit CHRJSTO taͤglich bekannter werde,
und ſeiner Wunder-Treue immer handgreifflicher an ſich und den
Seinen erfahre; ja mehr in GOTTES Vatter-Hertz durch
JESUM CHRJSTUM finde und erfiſche, als er jemahls
andern haͤtte koͤnnen glauben, wer ihms auch geſagt haͤtte.
Der Jungfer Hochzeiterin wuͤnſche auch von Hertzen, daß ſie
als eine ſeelige Eliſabeth in GOTT wahre, beſtaͤndige Hertzens-
Ruhe ſuche, finde und genieſſe; JESU Wille, Liebe, Weißheit
ſey ihre Ruhſtaͤtte, dahin ſie ſich bey allen ereignenden Anfaͤllen re-
tirire; ihrem eigenen Willen gerne abſage, denſelben wie ein
Tropfen Waſſers in einem Laͤgerfaß voll des edelſten ſuͤſſeſten Weins
verliehre; auf GOTTES Hand ſchaue, und wann es etwa wi-
derlich oder nur nicht nach Wunſch gehet, ſich ſo gleich zur Ruhe
begebe in des himmliſchen Vatters allerbillichſten, guͤtigſten Wil-
len, der doch alle Dinge verborgentlich regiret, alſo daß ohne ſei-
nen Goͤttlichen Rath kein Haar vom Haupt fallen kan. JEſus
Liebe ſey ihr ſtaͤts-lauffender Krafft- und Heyl-Brunn, daß wo
ſich was von der Eigen-liebigen Natur reget in Unwillen, Ver-
druß, Unmuth, Haß oder in ſtarcken Welt-Begierden, wodurch
der ruhige Genuß der heiligen Liebe GOTTES geſtoͤret wird; ſie
flux zu dieſem Paradieſiſchen Lebens- und Liebes-Brunnen lauffe,
eile, ringe, und ſich recht durch die Anfechtungen des Fleiſches
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1419>, abgerufen am 21.11.2024.
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