Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Evangelii JESU.
lich euch zurufft, und schreyet: Bin ich dann dem Jsrael eine Wü-
ste/ oder öde Land? warum spricht dann mein Volck: Wir seynd
Herren/ und müssen dir nicht nachlauffen? Vergisset doch auch
eine Jungfrau ihres Schmucks nicht/ noch eine Braut ihres
Schleyers; Aber mein Volck hat meiner vergessen/ nun unzehlich
viel Tage her
a. Also spricht der HErr: Trettet auf die Weg und
schauet und fraget nach den vorigen Wegen/ welches der gute
Weg sey/ und wandelt drinnen/ so werdet ihr Ruhe finden für
euere Seele: Aber sie sprechen: Wir wollens nicht thun; Jch ha-
be Wächter über euch gesetzt/ mercket derowegen auf die Stimm
der Posaunen. Aber sie sprechen: Wir wollens nicht thun; Da-
rum so höret ihr Heyden/ und mercket sammt euern Leuten; du
Erde höre zu: Sihe/ ich will ein Unglück über diß Volck brin-
gen/ nehmlich ihren verdienten Lohn/ daß sie auf meine Wort
nicht achten/ und mein Gesätz verwerffen
b. Darum sprich zu
ihnen: diß ist das Volck das den HERRN seinen GOTT nicht
hören/ noch sich bessern will/ der Glaub ist untergangen/ und
ausgerottet von ihrem Mund
c.

§. 12. Ach! bedencket doch selbst, was darauf erfolgen kan!Wann
man an-
derst nicht
jämmer-
lich zu
Grund
gehen
will.

Wann vor Zeiten einer seinem irrdischen Vatter nicht gehorchen
wollte, so mußte ers mit dem Leben bezahlen: Was meynet ihr dann,
was wird uns widerfahren? Was wird uns begegnen? Wann wir
so fortfahren wider unseren himmlischen Vatter zu rebelliren; Sei-
ner Gaabe nichts wollen; Seine unschätzbare Geschenck, Seine
innwendige Erinnerung und Handleitungen zum Sohn Seiner Lie-
be verschmähen; Wie gerecht wird unsere Verdammnuß? Wie
heiß unsere Hölle seyn? Ach es ist gewiß schröcklich/ in die Hände
des lebendigen GOttes zu fallen
d/ so gedencke nun/ wovon du ge-
fallen bist und thue Buß, und thue die ersten Wercke; wo nicht/
so werde ich bald wider dich kommen/ und deinen Leuchter weg-
stossen von seinem Ort/ wo du nicht Busse thust
e. Welches an-
gedrohete Gericht auch nach langer Gedult an den so schön blühenden
Kirchen in Orient ausgeführet worden, die schon über die eilff hundert
Jahr unter Türckischem Aberglauben schmachten. Dann so lang-
müthig, so gedultig der gute GOtt ist, so erschröcklich und zornig

kan
a Jer. II. 31. 32.
b Jer. VI. 16-19.
c Jer. VII. 28.
d Hebr.
X.
31.
e Apoc. II. 15.
G 3

Evangelii JESU.
lich euch zurufft, und ſchreyet: Bin ich dann dem Jſrael eine Wuͤ-
ſte/ oder oͤde Land? warum ſpricht dann mein Volck: Wir ſeynd
Herren/ und muͤſſen dir nicht nachlauffen? Vergiſſet doch auch
eine Jungfrau ihres Schmucks nicht/ noch eine Braut ihres
Schleyers; Aber mein Volck hat meiner vergeſſen/ nun unzehlich
viel Tage her
a. Alſo ſpricht der HErr: Trettet auf die Weg und
ſchauet und fraget nach den vorigen Wegen/ welches der gute
Weg ſey/ und wandelt drinnen/ ſo werdet ihr Ruhe finden fuͤr
euere Seele: Aber ſie ſprechen: Wir wollens nicht thun; Jch ha-
be Waͤchter uͤber euch geſetzt/ mercket derowegen auf die Stimm
der Poſaunen. Aber ſie ſprechen: Wir wollens nicht thun; Da-
rum ſo hoͤret ihr Heyden/ und mercket ſammt euern Leuten; du
Erde hoͤre zu: Sihe/ ich will ein Ungluͤck uͤber diß Volck brin-
gen/ nehmlich ihren verdienten Lohn/ daß ſie auf meine Wort
nicht achten/ und mein Geſaͤtz verwerffen
b. Darum ſprich zu
ihnen: diß iſt das Volck das den HERRN ſeinen GOTT nicht
hoͤren/ noch ſich beſſern will/ der Glaub iſt untergangen/ und
ausgerottet von ihrem Mund
c.

§. 12. Ach! bedencket doch ſelbſt, was darauf erfolgen kan!Wann
man an-
derſt nicht
jaͤmmer-
lich zu
Grund
gehen
will.

Wann vor Zeiten einer ſeinem irrdiſchen Vatter nicht gehorchen
wollte, ſo mußte ers mit dem Leben bezahlen: Was meynet ihr dann,
was wird uns widerfahren? Was wird uns begegnen? Wann wir
ſo fortfahren wider unſeren himmliſchen Vatter zu rebelliren; Sei-
ner Gaabe nichts wollen; Seine unſchaͤtzbare Geſchenck, Seine
innwendige Erinnerung und Handleitungen zum Sohn Seiner Lie-
be verſchmaͤhen; Wie gerecht wird unſere Verdammnuß? Wie
heiß unſere Hoͤlle ſeyn? Ach es iſt gewiß ſchroͤcklich/ in die Haͤnde
des lebendigen GOttes zu fallen
d/ ſo gedencke nun/ wovon du ge-
fallen biſt und thue Buß, und thue die erſten Wercke; wo nicht/
ſo werde ich bald wider dich kommen/ und deinen Leuchter weg-
ſtoſſen von ſeinem Ort/ wo du nicht Buſſe thuſt
e. Welches an-
gedrohete Gericht auch nach langer Gedult an den ſo ſchoͤn bluͤhenden
Kirchen in Orient ausgefuͤhret worden, die ſchon uͤber die eilff hundert
Jahr unter Tuͤrckiſchem Aberglauben ſchmachten. Dann ſo lang-
muͤthig, ſo gedultig der gute GOtt iſt, ſo erſchroͤcklich und zornig

kan
a Jer. II. 31. 32.
b Jer. VI. 16-19.
c Jer. VII. 28.
d Hebr.
X.
31.
e Apoc. II. 15.
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0149" n="53"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Evangelii <hi rendition="#g">JESU.</hi></hi></fw><lb/>
lich euch zurufft, und &#x017F;chreyet: <hi rendition="#fr">Bin ich dann dem J&#x017F;rael eine Wu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;te/ oder o&#x0364;de Land? warum &#x017F;pricht dann mein Volck: Wir &#x017F;eynd<lb/>
Herren/ und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en dir nicht nachlauffen? Vergi&#x017F;&#x017F;et doch auch<lb/>
eine Jungfrau ihres Schmucks nicht/ noch eine Braut ihres<lb/>
Schleyers; Aber mein Volck hat meiner verge&#x017F;&#x017F;en/ nun unzehlich<lb/>
viel Tage her</hi> <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Jer. II.</hi> 31. 32.</note>. <hi rendition="#fr">Al&#x017F;o &#x017F;pricht der HErr: Trettet auf die Weg und<lb/>
&#x017F;chauet und fraget nach den vorigen Wegen/ welches der gute<lb/>
Weg &#x017F;ey/ und wandelt drinnen/ &#x017F;o werdet ihr Ruhe finden fu&#x0364;r<lb/>
euere Seele: Aber &#x017F;ie &#x017F;prechen: Wir wollens nicht thun; Jch ha-<lb/>
be Wa&#x0364;chter u&#x0364;ber euch ge&#x017F;etzt/ mercket derowegen auf die Stimm<lb/>
der Po&#x017F;aunen. Aber &#x017F;ie &#x017F;prechen: Wir wollens nicht thun; Da-<lb/>
rum &#x017F;o ho&#x0364;ret ihr Heyden/ und mercket &#x017F;ammt euern Leuten; du<lb/>
Erde ho&#x0364;re zu: Sihe/ ich will ein Unglu&#x0364;ck u&#x0364;ber diß Volck brin-<lb/>
gen/ nehmlich ihren verdienten Lohn/ daß &#x017F;ie auf meine Wort<lb/>
nicht achten/ und mein Ge&#x017F;a&#x0364;tz verwerffen</hi> <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Jer. VI.</hi> 16-19.</note>. <hi rendition="#fr">Darum &#x017F;prich zu<lb/>
ihnen: diß i&#x017F;t das Volck das den HERRN &#x017F;einen GOTT nicht<lb/>
ho&#x0364;ren/ noch &#x017F;ich be&#x017F;&#x017F;ern will/ der Glaub i&#x017F;t untergangen/ und<lb/>
ausgerottet von ihrem Mund</hi> <note place="foot" n="c"><hi rendition="#aq">Jer. VII.</hi> 28.</note>.</p><lb/>
          <p>§. 12. Ach! bedencket doch &#x017F;elb&#x017F;t, was darauf erfolgen kan!<note place="right">Wann<lb/>
man an-<lb/>
der&#x017F;t nicht<lb/>
ja&#x0364;mmer-<lb/>
lich zu<lb/>
Grund<lb/>
gehen<lb/>
will.</note><lb/>
Wann vor Zeiten einer &#x017F;einem irrdi&#x017F;chen Vatter nicht gehorchen<lb/>
wollte, &#x017F;o mußte ers mit dem Leben bezahlen: Was meynet ihr dann,<lb/>
was wird uns widerfahren? Was wird uns begegnen? Wann wir<lb/>
&#x017F;o fortfahren wider un&#x017F;eren himmli&#x017F;chen Vatter zu rebelliren; Sei-<lb/>
ner Gaabe nichts wollen; Seine un&#x017F;cha&#x0364;tzbare Ge&#x017F;chenck, Seine<lb/>
innwendige Erinnerung und Handleitungen zum Sohn Seiner Lie-<lb/>
be ver&#x017F;chma&#x0364;hen; Wie gerecht wird un&#x017F;ere Verdammnuß? Wie<lb/>
heiß un&#x017F;ere Ho&#x0364;lle &#x017F;eyn? <hi rendition="#fr">Ach es i&#x017F;t gewiß &#x017F;chro&#x0364;cklich/ in die Ha&#x0364;nde<lb/>
des lebendigen GOttes zu fallen</hi> <note place="foot" n="d"><hi rendition="#aq">Hebr.<lb/>
X.</hi> 31.</note>/ <hi rendition="#fr">&#x017F;o gedencke nun/ wovon du ge-<lb/>
fallen bi&#x017F;t und thue Buß, und thue die er&#x017F;ten Wercke; wo nicht/<lb/>
&#x017F;o werde ich bald wider dich kommen/ und deinen Leuchter weg-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en von &#x017F;einem Ort/ wo du nicht Bu&#x017F;&#x017F;e thu&#x017F;t</hi> <note place="foot" n="e"><hi rendition="#aq">Apoc. II.</hi> 15.</note>. Welches an-<lb/>
gedrohete Gericht auch nach langer Gedult an den &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n blu&#x0364;henden<lb/>
Kirchen in Orient ausgefu&#x0364;hret worden, die &#x017F;chon u&#x0364;ber die eilff hundert<lb/>
Jahr unter Tu&#x0364;rcki&#x017F;chem Aberglauben &#x017F;chmachten. Dann &#x017F;o lang-<lb/>
mu&#x0364;thig, &#x017F;o gedultig der gute GOtt i&#x017F;t, &#x017F;o er&#x017F;chro&#x0364;cklich und zornig<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 3</fw><fw place="bottom" type="catch">kan</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0149] Evangelii JESU. lich euch zurufft, und ſchreyet: Bin ich dann dem Jſrael eine Wuͤ- ſte/ oder oͤde Land? warum ſpricht dann mein Volck: Wir ſeynd Herren/ und muͤſſen dir nicht nachlauffen? Vergiſſet doch auch eine Jungfrau ihres Schmucks nicht/ noch eine Braut ihres Schleyers; Aber mein Volck hat meiner vergeſſen/ nun unzehlich viel Tage her a. Alſo ſpricht der HErr: Trettet auf die Weg und ſchauet und fraget nach den vorigen Wegen/ welches der gute Weg ſey/ und wandelt drinnen/ ſo werdet ihr Ruhe finden fuͤr euere Seele: Aber ſie ſprechen: Wir wollens nicht thun; Jch ha- be Waͤchter uͤber euch geſetzt/ mercket derowegen auf die Stimm der Poſaunen. Aber ſie ſprechen: Wir wollens nicht thun; Da- rum ſo hoͤret ihr Heyden/ und mercket ſammt euern Leuten; du Erde hoͤre zu: Sihe/ ich will ein Ungluͤck uͤber diß Volck brin- gen/ nehmlich ihren verdienten Lohn/ daß ſie auf meine Wort nicht achten/ und mein Geſaͤtz verwerffen b. Darum ſprich zu ihnen: diß iſt das Volck das den HERRN ſeinen GOTT nicht hoͤren/ noch ſich beſſern will/ der Glaub iſt untergangen/ und ausgerottet von ihrem Mund c. §. 12. Ach! bedencket doch ſelbſt, was darauf erfolgen kan! Wann vor Zeiten einer ſeinem irrdiſchen Vatter nicht gehorchen wollte, ſo mußte ers mit dem Leben bezahlen: Was meynet ihr dann, was wird uns widerfahren? Was wird uns begegnen? Wann wir ſo fortfahren wider unſeren himmliſchen Vatter zu rebelliren; Sei- ner Gaabe nichts wollen; Seine unſchaͤtzbare Geſchenck, Seine innwendige Erinnerung und Handleitungen zum Sohn Seiner Lie- be verſchmaͤhen; Wie gerecht wird unſere Verdammnuß? Wie heiß unſere Hoͤlle ſeyn? Ach es iſt gewiß ſchroͤcklich/ in die Haͤnde des lebendigen GOttes zu fallen d/ ſo gedencke nun/ wovon du ge- fallen biſt und thue Buß, und thue die erſten Wercke; wo nicht/ ſo werde ich bald wider dich kommen/ und deinen Leuchter weg- ſtoſſen von ſeinem Ort/ wo du nicht Buſſe thuſt e. Welches an- gedrohete Gericht auch nach langer Gedult an den ſo ſchoͤn bluͤhenden Kirchen in Orient ausgefuͤhret worden, die ſchon uͤber die eilff hundert Jahr unter Tuͤrckiſchem Aberglauben ſchmachten. Dann ſo lang- muͤthig, ſo gedultig der gute GOtt iſt, ſo erſchroͤcklich und zornig kan Wann man an- derſt nicht jaͤmmer- lich zu Grund gehen will. a Jer. II. 31. 32. b Jer. VI. 16-19. c Jer. VII. 28. d Hebr. X. 31. e Apoc. II. 15. G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/149
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/149>, abgerufen am 21.11.2024.