Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Evangelii JESU.
ten, der gerinste Seiner Aufwärteren, als der mächtigste Monarch
des Erdbodens zu seyn. Oder, meynest du, der Creaturen Gunst
könne dir dein Glücke machen? Aber der HErr aller Herren ver-
möge nichts, die Geschöpffe können dich erfreuen und vergnügen,
aber der Schöpffer aller Dingen habe nichts erfreuliches? Seynd
dann einige verwelckte Blätter mehr werth, als das gantze Para-
deiß? Jst in etlichen mit Gallen vermischten Tropffen mehr Süßig-
keit, als im unergründlichen Crystall-lautern, von ewig Göttlicher
Wollust aufwallendem Freuden-Meer? Gibt ein gebrochener Strahl
mehr Liebes-Schein, als die volle Gnaden-Sonne?

§. 3. Wer JEsum hat, ist sehr reich, ob er schon auf einem Mist-Wer ihn
hat der ist
der
Reichste,
und wer
Jhn nicht
hat der ist
der Aerm-
ste.

hauffen läge; Wer JEsum nicht hat, ist gar arm, ob er schon gul-
dene Berg besässe. Weme JEsus wohl an ist, der ist selig, ob er
schon keinen Freund auf der Welt hätte. Weme JEsus nicht gnä-
dig ist, was nutzet einen solchen aller Menschen Gunst? Welches
Land, Königreich, welcher Potentat wird ihn beschirmen gegen die
Ungnad eines so grossen HErrn? Wo will er sicher seyn? Und
wann er sich gleich in die Hölle vergrube, so wird ihn
doch Seine Hand von dannen holen, und wann er
gen Himmel fuhre, will Er ihn doch herunter stossen;
Und wann er sich gleich oben auf dem Berge Carmel
versteckte, wird Er ihn doch daselbst suchen und her-
abholen, und wann er sich vor Seinen Augen verbür-
ge im Grunde des Meers, so wird er doch den Schlan-
gen befehlen, die ihn daselbst stechen sollen
a. Ja kein
Berg mag ihn verbergen vor dem Zorn des Lamms
b.

§. 4. Ach! was für Aestime und Hochachtung haben doch alle H.Und seine
Glieder
haben an
jenem Tag
die gröste
Glückse-
ligkeit zu
erwarten.

Engel für einen Freund JEsu! obschon sein Leben hienieden unbe-
kannt und verborgen ist in Christo. Ach! was für Glory, Ehre
und Herrlichkeit hat ein Glied JEsu an dem jüngsten Tag zu erwar-
ten! ach betrachte man nur die sieben herrliche Verheissungen im
Buch der Offenbahrung am 2 und 3ten Capitel: Wer über win-
det, dem will Jch zu essen geben von dem Holtz des

Lebens,
a Amos IX. 2. 3. Psal. CXXXIX.
b Apoc. VI. 16.

Evangelii JESU.
ten, der gerinſte Seiner Aufwaͤrteren, als der maͤchtigſte Monarch
des Erdbodens zu ſeyn. Oder, meyneſt du, der Creaturen Gunſt
koͤnne dir dein Gluͤcke machen? Aber der HErr aller Herren ver-
moͤge nichts, die Geſchoͤpffe koͤnnen dich erfreuen und vergnuͤgen,
aber der Schoͤpffer aller Dingen habe nichts erfreuliches? Seynd
dann einige verwelckte Blaͤtter mehr werth, als das gantze Para-
deiß? Jſt in etlichen mit Gallen vermiſchten Tropffen mehr Suͤßig-
keit, als im unergruͤndlichen Cryſtall-lautern, von ewig Goͤttlicher
Wolluſt aufwallendem Freuden-Meer? Gibt ein gebrochener Strahl
mehr Liebes-Schein, als die volle Gnaden-Sonne?

§. 3. Wer JEſum hat, iſt ſehr reich, ob er ſchon auf einem Miſt-Wer ihn
hat der iſt
der
Reichſte,
und wer
Jhn nicht
hat der iſt
der Aerm-
ſte.

hauffen laͤge; Wer JEſum nicht hat, iſt gar arm, ob er ſchon gul-
dene Berg beſaͤſſe. Weme JEſus wohl an iſt, der iſt ſelig, ob er
ſchon keinen Freund auf der Welt haͤtte. Weme JEſus nicht gnaͤ-
dig iſt, was nutzet einen ſolchen aller Menſchen Gunſt? Welches
Land, Koͤnigreich, welcher Potentat wird ihn beſchirmen gegen die
Ungnad eines ſo groſſen HErrn? Wo will er ſicher ſeyn? Und
wann er ſich gleich in die Hoͤlle vergrube, ſo wird ihn
doch Seine Hand von dannen holen, und wann er
gen Himmel fuhre, will Er ihn doch herunter ſtoſſen;
Und wann er ſich gleich oben auf dem Berge Carmel
verſteckte, wird Er ihn doch daſelbſt ſuchen und her-
abholen, und wann er ſich vor Seinen Augen verbuͤr-
ge im Grunde des Meers, ſo wird er doch den Schlan-
gen befehlen, die ihn daſelbſt ſtechen ſollen
a. Ja kein
Berg mag ihn verbergen vor dem Zorn des Lamms
b.

§. 4. Ach! was fuͤr Aeſtime und Hochachtung haben doch alle H.Und ſeine
Glieder
haben an
jenem Tag
die groͤſte
Gluͤckſe-
ligkeit zu
erwarten.

Engel fuͤr einen Freund JEſu! obſchon ſein Leben hienieden unbe-
kannt und verborgen iſt in Chriſto. Ach! was fuͤr Glory, Ehre
und Herrlichkeit hat ein Glied JEſu an dem juͤngſten Tag zu erwar-
ten! ach betrachte man nur die ſieben herrliche Verheiſſungen im
Buch der Offenbahrung am 2 und 3ten Capitel: Wer uͤber win-
det, dem will Jch zu eſſen geben von dem Holtz des

Lebens,
a Amos IX. 2. 3. Pſal. CXXXIX.
b Apoc. VI. 16.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0151" n="55"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Evangelii <hi rendition="#g">JESU.</hi></hi></fw><lb/>
ten, der gerin&#x017F;te Seiner Aufwa&#x0364;rteren, als der ma&#x0364;chtig&#x017F;te Monarch<lb/>
des Erdbodens zu &#x017F;eyn. Oder, meyne&#x017F;t du, der Creaturen Gun&#x017F;t<lb/>
ko&#x0364;nne dir dein Glu&#x0364;cke machen? Aber der HErr aller Herren ver-<lb/>
mo&#x0364;ge nichts, die Ge&#x017F;cho&#x0364;pffe ko&#x0364;nnen dich erfreuen und vergnu&#x0364;gen,<lb/>
aber der Scho&#x0364;pffer aller Dingen habe nichts erfreuliches? Seynd<lb/>
dann einige verwelckte Bla&#x0364;tter mehr werth, als das gantze Para-<lb/>
deiß? J&#x017F;t in etlichen mit Gallen vermi&#x017F;chten Tropffen mehr Su&#x0364;ßig-<lb/>
keit, als im unergru&#x0364;ndlichen Cry&#x017F;tall-lautern, von ewig Go&#x0364;ttlicher<lb/>
Wollu&#x017F;t aufwallendem Freuden-Meer? Gibt ein gebrochener Strahl<lb/>
mehr Liebes-Schein, als die volle Gnaden-Sonne?</p><lb/>
          <p>§. 3. Wer JE&#x017F;um hat, i&#x017F;t &#x017F;ehr reich, ob er &#x017F;chon auf einem Mi&#x017F;t-<note place="right">Wer ihn<lb/>
hat der i&#x017F;t<lb/>
der<lb/>
Reich&#x017F;te,<lb/>
und wer<lb/>
Jhn nicht<lb/>
hat der i&#x017F;t<lb/>
der Aerm-<lb/>
&#x017F;te.</note><lb/>
hauffen la&#x0364;ge; Wer JE&#x017F;um nicht hat, i&#x017F;t gar arm, ob er &#x017F;chon gul-<lb/>
dene Berg be&#x017F;a&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Weme JE&#x017F;us wohl an i&#x017F;t, der i&#x017F;t &#x017F;elig, ob er<lb/>
&#x017F;chon keinen Freund auf der Welt ha&#x0364;tte. Weme JE&#x017F;us nicht gna&#x0364;-<lb/>
dig i&#x017F;t, was nutzet einen &#x017F;olchen aller Men&#x017F;chen Gun&#x017F;t? Welches<lb/>
Land, Ko&#x0364;nigreich, welcher Potentat wird ihn be&#x017F;chirmen gegen die<lb/>
Ungnad eines &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en HErrn? Wo will er &#x017F;icher &#x017F;eyn? <hi rendition="#fr">Und<lb/>
wann er &#x017F;ich gleich in die Ho&#x0364;lle vergrube, &#x017F;o wird ihn<lb/>
doch Seine Hand von dannen holen, und wann er<lb/>
gen Himmel fuhre, will Er ihn doch herunter &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
Und wann er &#x017F;ich gleich oben auf dem Berge Carmel<lb/>
ver&#x017F;teckte, wird Er ihn doch da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;uchen und her-<lb/>
abholen, und wann er &#x017F;ich vor Seinen Augen verbu&#x0364;r-<lb/>
ge im Grunde des Meers, &#x017F;o wird er doch den Schlan-<lb/>
gen befehlen, die ihn da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;techen &#x017F;ollen</hi> <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Amos IX. 2. 3. P&#x017F;al. CXXXIX.</hi></note>. <hi rendition="#fr">Ja kein<lb/>
Berg mag ihn verbergen vor dem Zorn des Lamms</hi> <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Apoc. VI.</hi> 16.</note>.</p><lb/>
          <p>§. 4. Ach! was fu&#x0364;r Ae&#x017F;time und Hochachtung haben doch alle H.<note place="right">Und &#x017F;eine<lb/>
Glieder<lb/>
haben an<lb/>
jenem Tag<lb/>
die gro&#x0364;&#x017F;te<lb/>
Glu&#x0364;ck&#x017F;e-<lb/>
ligkeit zu<lb/>
erwarten.</note><lb/>
Engel fu&#x0364;r einen Freund JE&#x017F;u! ob&#x017F;chon &#x017F;ein Leben hienieden unbe-<lb/>
kannt und verborgen i&#x017F;t in Chri&#x017F;to. Ach! was fu&#x0364;r Glory, Ehre<lb/>
und Herrlichkeit hat ein Glied JE&#x017F;u an dem ju&#x0364;ng&#x017F;ten Tag zu erwar-<lb/>
ten! ach betrachte man nur die &#x017F;ieben herrliche Verhei&#x017F;&#x017F;ungen im<lb/>
Buch der Offenbahrung am 2 und 3ten Capitel: <hi rendition="#fr">Wer u&#x0364;ber win-<lb/>
det, dem will Jch zu e&#x017F;&#x017F;en geben von dem Holtz des</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Lebens,</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0151] Evangelii JESU. ten, der gerinſte Seiner Aufwaͤrteren, als der maͤchtigſte Monarch des Erdbodens zu ſeyn. Oder, meyneſt du, der Creaturen Gunſt koͤnne dir dein Gluͤcke machen? Aber der HErr aller Herren ver- moͤge nichts, die Geſchoͤpffe koͤnnen dich erfreuen und vergnuͤgen, aber der Schoͤpffer aller Dingen habe nichts erfreuliches? Seynd dann einige verwelckte Blaͤtter mehr werth, als das gantze Para- deiß? Jſt in etlichen mit Gallen vermiſchten Tropffen mehr Suͤßig- keit, als im unergruͤndlichen Cryſtall-lautern, von ewig Goͤttlicher Wolluſt aufwallendem Freuden-Meer? Gibt ein gebrochener Strahl mehr Liebes-Schein, als die volle Gnaden-Sonne? §. 3. Wer JEſum hat, iſt ſehr reich, ob er ſchon auf einem Miſt- hauffen laͤge; Wer JEſum nicht hat, iſt gar arm, ob er ſchon gul- dene Berg beſaͤſſe. Weme JEſus wohl an iſt, der iſt ſelig, ob er ſchon keinen Freund auf der Welt haͤtte. Weme JEſus nicht gnaͤ- dig iſt, was nutzet einen ſolchen aller Menſchen Gunſt? Welches Land, Koͤnigreich, welcher Potentat wird ihn beſchirmen gegen die Ungnad eines ſo groſſen HErrn? Wo will er ſicher ſeyn? Und wann er ſich gleich in die Hoͤlle vergrube, ſo wird ihn doch Seine Hand von dannen holen, und wann er gen Himmel fuhre, will Er ihn doch herunter ſtoſſen; Und wann er ſich gleich oben auf dem Berge Carmel verſteckte, wird Er ihn doch daſelbſt ſuchen und her- abholen, und wann er ſich vor Seinen Augen verbuͤr- ge im Grunde des Meers, ſo wird er doch den Schlan- gen befehlen, die ihn daſelbſt ſtechen ſollen a. Ja kein Berg mag ihn verbergen vor dem Zorn des Lamms b. Wer ihn hat der iſt der Reichſte, und wer Jhn nicht hat der iſt der Aerm- ſte. §. 4. Ach! was fuͤr Aeſtime und Hochachtung haben doch alle H. Engel fuͤr einen Freund JEſu! obſchon ſein Leben hienieden unbe- kannt und verborgen iſt in Chriſto. Ach! was fuͤr Glory, Ehre und Herrlichkeit hat ein Glied JEſu an dem juͤngſten Tag zu erwar- ten! ach betrachte man nur die ſieben herrliche Verheiſſungen im Buch der Offenbahrung am 2 und 3ten Capitel: Wer uͤber win- det, dem will Jch zu eſſen geben von dem Holtz des Lebens, Und ſeine Glieder haben an jenem Tag die groͤſte Gluͤckſe- ligkeit zu erwarten. a Amos IX. 2. 3. Pſal. CXXXIX. b Apoc. VI. 16.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/151
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/151>, abgerufen am 21.11.2024.