Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

JESUS das Horn des Heyls
tzem Hertzen du Tochter Jerusalem! Der HErr hat deine Straf-
fen weggenommen/ Er hat deine Feind aus dem Weg geraumet/
der HErr der König Jsrael ist in dir/ du darffst dich vor keinem
Unglück mehr förchten/ Jerusalem förchte dich nicht/ Zion laß
deine Händ nicht laß werden/ der HErr dein GOtt ist in dir/ Er
wird Heyl schaffen als ein mächtiger Held.

aus dem
Tod geris-
sen wer-
den.

§. 12. Wann dann nach vielen Kämpffen der letzte Feind der Tod
heran trittet, und der zitterende Geist die Hütten seines Leibs kra-
chen fühlet, und zum Fall sich neigen, und die künfftige hohen Sa-
chen als schröckliche Fluthen ob ihr stehen, und sie zu überschwem-
men dräuen, nachdem das Zeitliche alles dahin geflossen und zerron-
nen, und sie nunmehr in die dunckele Ewigkeit hinein gehen muß, da
alles Sinnen vergehet, und einem das gantze Werck der Heiligung
und Göttlichen Führung als ein Traum und Schatten vorkommt,
als ob niemahlen kein JEsus und kein Evangelium in der Welt ge-
wesen, und man nie das wenigste darvon genossen hätte, daß die
Seel anfangt sincken, und selbst nicht weißt wohin, da Teuffel,
Tod, Gewissen, Sünd, Höll, ihre letzte Macht ausüben, und sich
die ängstigliche Seel auf Gnad und Ungnad hin GOtt ergeben muß,
wann ein GOTT ein JEsus seye, so solle er sich erbarmen, dann
schencket GOtt am allerkräfftigsten und seeligsten seinen Sohn zur
Erlösung, daß ihr auf dem ungestümmen Meer bey der stockfinsteren
Nacht, da sie unter den erschrecklichsten Wellen und Sturm-Win-
den, bald gen Himmel für das unerträgliche Gericht GOttes, bald
in den Abgrund hinein für ewig verlohren zu seyn, zu fahren schiene,
daß die Seel Tag und Nacht für Jammer zerschmoltze, und alle ih-
re Weißheit und Frommkeit verschlungen war, und sie in ihrer äus-
sersten Noth und Angst zu GOtt schreyen, so laßt Er ihren JEsum
aufgehen als den helleuchtenden Morgenstern/ der sie an das Ufer
der Seeligen bringet nach ihrem Wunsch, daß sie preisen bey dem
Vatter seine Güte, und seine Wunder bey den vier und zwantzig
Aeltesten, und bey allen Engeln und Ertz-Engeln, Heiligen und
Märtyrer, die Hülff seiner Herrlichkeit.

Welches
Freude
erwecket
und

§. 13. So bald sie nun JEsum zu empfinden anfahet, daß GOtt
ihne der Seelen wieder offenbahren und schencken will als ihre Erlö-
sung/
so fahet sie an zu singen: Jch will auf den HErrn schauen/
ich will des GOttes meines Heils erwarten/ mein GOtt wird mich

hören;

JESUS das Horn des Heyls
tzem Hertzen du Tochter Jeruſalem! Der HErr hat deine Straf-
fen weggenommen/ Er hat deine Feind aus dem Weg geraumet/
der HErr der Koͤnig Jſrael iſt in dir/ du darffſt dich vor keinem
Ungluͤck mehr foͤrchten/ Jeruſalem foͤrchte dich nicht/ Zion laß
deine Haͤnd nicht laß werden/ der HErr dein GOtt iſt in dir/ Er
wird Heyl ſchaffen als ein maͤchtiger Held.

aus dem
Tod geriſ-
ſen wer-
den.

§. 12. Wann dann nach vielen Kaͤmpffen der letzte Feind der Tod
heran trittet, und der zitterende Geiſt die Huͤtten ſeines Leibs kra-
chen fuͤhlet, und zum Fall ſich neigen, und die kuͤnfftige hohen Sa-
chen als ſchroͤckliche Fluthen ob ihr ſtehen, und ſie zu uͤberſchwem-
men draͤuen, nachdem das Zeitliche alles dahin gefloſſen und zerron-
nen, und ſie nunmehr in die dunckele Ewigkeit hinein gehen muß, da
alles Sinnen vergehet, und einem das gantze Werck der Heiligung
und Goͤttlichen Fuͤhrung als ein Traum und Schatten vorkommt,
als ob niemahlen kein JEſus und kein Evangelium in der Welt ge-
weſen, und man nie das wenigſte darvon genoſſen haͤtte, daß die
Seel anfangt ſincken, und ſelbſt nicht weißt wohin, da Teuffel,
Tod, Gewiſſen, Suͤnd, Hoͤll, ihre letzte Macht ausuͤben, und ſich
die aͤngſtigliche Seel auf Gnad und Ungnad hin GOtt ergeben muß,
wann ein GOTT ein JEſus ſeye, ſo ſolle er ſich erbarmen, dann
ſchencket GOtt am allerkraͤfftigſten und ſeeligſten ſeinen Sohn zur
Erloͤſung, daß ihr auf dem ungeſtuͤmmen Meer bey der ſtockfinſteren
Nacht, da ſie unter den erſchrecklichſten Wellen und Sturm-Win-
den, bald gen Himmel fuͤr das unertraͤgliche Gericht GOttes, bald
in den Abgrund hinein fuͤr ewig verlohren zu ſeyn, zu fahren ſchiene,
daß die Seel Tag und Nacht fuͤr Jammer zerſchmoltze, und alle ih-
re Weißheit und Frommkeit verſchlungen war, und ſie in ihrer aͤuſ-
ſerſten Noth und Angſt zu GOtt ſchreyen, ſo laßt Er ihren JEſum
aufgehen als den helleuchtenden Morgenſtern/ der ſie an das Ufer
der Seeligen bringet nach ihrem Wunſch, daß ſie preiſen bey dem
Vatter ſeine Guͤte, und ſeine Wunder bey den vier und zwantzig
Aelteſten, und bey allen Engeln und Ertz-Engeln, Heiligen und
Maͤrtyrer, die Huͤlff ſeiner Herrlichkeit.

Welches
Freude
erwecket
und

§. 13. So bald ſie nun JEſum zu empfinden anfahet, daß GOtt
ihne der Seelen wieder offenbahren und ſchencken will als ihre Erloͤ-
ſung/
ſo fahet ſie an zu ſingen: Jch will auf den HErrn ſchauen/
ich will des GOttes meines Heils erwarten/ mein GOtt wird mich

hoͤren;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0178" n="82"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">JESUS das Horn des Heyls</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">tzem Hertzen du Tochter Jeru&#x017F;alem! Der HErr hat deine Straf-<lb/>
fen weggenommen/ Er hat deine Feind aus dem Weg geraumet/<lb/>
der HErr der Ko&#x0364;nig J&#x017F;rael i&#x017F;t in dir/ du darff&#x017F;t dich vor keinem<lb/>
Unglu&#x0364;ck mehr fo&#x0364;rchten/ Jeru&#x017F;alem fo&#x0364;rchte dich nicht/ Zion laß<lb/>
deine Ha&#x0364;nd nicht laß werden/ der HErr dein GOtt i&#x017F;t in dir/ Er<lb/>
wird Heyl &#x017F;chaffen als ein ma&#x0364;chtiger Held.</hi> </p><lb/>
          <note place="left">aus dem<lb/>
Tod geri&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wer-<lb/>
den.</note>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 12. Wann dann nach vielen Ka&#x0364;mpffen der letzte Feind der Tod<lb/>
heran trittet, und der zitterende Gei&#x017F;t die Hu&#x0364;tten &#x017F;eines Leibs kra-<lb/>
chen fu&#x0364;hlet, und zum Fall &#x017F;ich neigen, und die ku&#x0364;nfftige hohen Sa-<lb/>
chen als &#x017F;chro&#x0364;ckliche Fluthen ob ihr &#x017F;tehen, und &#x017F;ie zu u&#x0364;ber&#x017F;chwem-<lb/>
men dra&#x0364;uen, nachdem das Zeitliche alles dahin geflo&#x017F;&#x017F;en und zerron-<lb/>
nen, und &#x017F;ie nunmehr in die dunckele Ewigkeit hinein gehen muß, da<lb/>
alles Sinnen vergehet, und einem das gantze Werck der Heiligung<lb/>
und Go&#x0364;ttlichen Fu&#x0364;hrung als ein Traum und Schatten vorkommt,<lb/>
als ob niemahlen kein JE&#x017F;us und kein Evangelium in der Welt ge-<lb/>
we&#x017F;en, und man nie das wenig&#x017F;te darvon geno&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tte, daß die<lb/>
Seel anfangt &#x017F;incken, und &#x017F;elb&#x017F;t nicht weißt wohin, da Teuffel,<lb/>
Tod, Gewi&#x017F;&#x017F;en, Su&#x0364;nd, Ho&#x0364;ll, ihre letzte Macht ausu&#x0364;ben, und &#x017F;ich<lb/>
die a&#x0364;ng&#x017F;tigliche Seel auf Gnad und Ungnad hin GOtt ergeben muß,<lb/>
wann ein GOTT ein JE&#x017F;us &#x017F;eye, &#x017F;o &#x017F;olle er &#x017F;ich erbarmen, dann<lb/>
&#x017F;chencket GOtt am allerkra&#x0364;fftig&#x017F;ten und &#x017F;eelig&#x017F;ten &#x017F;einen Sohn zur<lb/>
Erlo&#x0364;&#x017F;ung, daß ihr auf dem unge&#x017F;tu&#x0364;mmen Meer bey der &#x017F;tockfin&#x017F;teren<lb/>
Nacht, da &#x017F;ie unter den er&#x017F;chrecklich&#x017F;ten Wellen und Sturm-Win-<lb/>
den, bald gen Himmel fu&#x0364;r das unertra&#x0364;gliche Gericht GOttes, bald<lb/>
in den Abgrund hinein fu&#x0364;r ewig verlohren zu &#x017F;eyn, zu fahren &#x017F;chiene,<lb/>
daß die Seel Tag und Nacht fu&#x0364;r Jammer zer&#x017F;chmoltze, und alle ih-<lb/>
re Weißheit und Frommkeit ver&#x017F;chlungen war, und &#x017F;ie in ihrer a&#x0364;u&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er&#x017F;ten Noth und Ang&#x017F;t zu GOtt &#x017F;chreyen, &#x017F;o laßt Er ihren JE&#x017F;um<lb/>
aufgehen als den helleuchtenden <hi rendition="#fr">Morgen&#x017F;tern/</hi> der &#x017F;ie an das Ufer<lb/>
der Seeligen bringet nach ihrem Wun&#x017F;ch, daß &#x017F;ie prei&#x017F;en bey dem<lb/>
Vatter &#x017F;eine Gu&#x0364;te, und &#x017F;eine Wunder bey den vier und zwantzig<lb/>
Aelte&#x017F;ten, und bey allen Engeln und Ertz-Engeln, Heiligen und<lb/>
Ma&#x0364;rtyrer, die Hu&#x0364;lff &#x017F;einer Herrlichkeit.</p><lb/>
          <note place="left">Welches<lb/>
Freude<lb/>
erwecket<lb/>
und</note>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 13. So bald &#x017F;ie nun <hi rendition="#fr">JE&#x017F;um</hi> zu empfinden anfahet, daß GOtt<lb/>
ihne der Seelen wieder offenbahren und &#x017F;chencken will als ihre <hi rendition="#fr">Erlo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ung/</hi> &#x017F;o fahet &#x017F;ie an zu &#x017F;ingen: <hi rendition="#fr">Jch will auf den HErrn &#x017F;chauen/<lb/>
ich will des GOttes meines Heils erwarten/ mein GOtt wird mich</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ho&#x0364;ren;</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0178] JESUS das Horn des Heyls tzem Hertzen du Tochter Jeruſalem! Der HErr hat deine Straf- fen weggenommen/ Er hat deine Feind aus dem Weg geraumet/ der HErr der Koͤnig Jſrael iſt in dir/ du darffſt dich vor keinem Ungluͤck mehr foͤrchten/ Jeruſalem foͤrchte dich nicht/ Zion laß deine Haͤnd nicht laß werden/ der HErr dein GOtt iſt in dir/ Er wird Heyl ſchaffen als ein maͤchtiger Held. §. 12. Wann dann nach vielen Kaͤmpffen der letzte Feind der Tod heran trittet, und der zitterende Geiſt die Huͤtten ſeines Leibs kra- chen fuͤhlet, und zum Fall ſich neigen, und die kuͤnfftige hohen Sa- chen als ſchroͤckliche Fluthen ob ihr ſtehen, und ſie zu uͤberſchwem- men draͤuen, nachdem das Zeitliche alles dahin gefloſſen und zerron- nen, und ſie nunmehr in die dunckele Ewigkeit hinein gehen muß, da alles Sinnen vergehet, und einem das gantze Werck der Heiligung und Goͤttlichen Fuͤhrung als ein Traum und Schatten vorkommt, als ob niemahlen kein JEſus und kein Evangelium in der Welt ge- weſen, und man nie das wenigſte darvon genoſſen haͤtte, daß die Seel anfangt ſincken, und ſelbſt nicht weißt wohin, da Teuffel, Tod, Gewiſſen, Suͤnd, Hoͤll, ihre letzte Macht ausuͤben, und ſich die aͤngſtigliche Seel auf Gnad und Ungnad hin GOtt ergeben muß, wann ein GOTT ein JEſus ſeye, ſo ſolle er ſich erbarmen, dann ſchencket GOtt am allerkraͤfftigſten und ſeeligſten ſeinen Sohn zur Erloͤſung, daß ihr auf dem ungeſtuͤmmen Meer bey der ſtockfinſteren Nacht, da ſie unter den erſchrecklichſten Wellen und Sturm-Win- den, bald gen Himmel fuͤr das unertraͤgliche Gericht GOttes, bald in den Abgrund hinein fuͤr ewig verlohren zu ſeyn, zu fahren ſchiene, daß die Seel Tag und Nacht fuͤr Jammer zerſchmoltze, und alle ih- re Weißheit und Frommkeit verſchlungen war, und ſie in ihrer aͤuſ- ſerſten Noth und Angſt zu GOtt ſchreyen, ſo laßt Er ihren JEſum aufgehen als den helleuchtenden Morgenſtern/ der ſie an das Ufer der Seeligen bringet nach ihrem Wunſch, daß ſie preiſen bey dem Vatter ſeine Guͤte, und ſeine Wunder bey den vier und zwantzig Aelteſten, und bey allen Engeln und Ertz-Engeln, Heiligen und Maͤrtyrer, die Huͤlff ſeiner Herrlichkeit. §. 13. So bald ſie nun JEſum zu empfinden anfahet, daß GOtt ihne der Seelen wieder offenbahren und ſchencken will als ihre Erloͤ- ſung/ ſo fahet ſie an zu ſingen: Jch will auf den HErrn ſchauen/ ich will des GOttes meines Heils erwarten/ mein GOtt wird mich hoͤren;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/178
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/178>, abgerufen am 24.11.2024.