Winter und Sommer. Wendet euch zu JESU, der euer Jm- manuel, der euch zu GOTT, und GOTT zu euch neiget: Der um euert willen seine unaussprechliche Herrlichkeit verlassen, auf diese nie- dere Erden kommen, sich verachten, verspotten, geißlen, creutzigen, ja gar tödten lassen, alles nur aus Liebe gegen euch, euch wieder auffzuthun die Thür zu seinem schönen Himmelreich, und euch zu sich locken; Jhr habt von diesem JESU alles zu empfangen, alle Treu und Güte zu geniessen a, aus seiner Fülle könnet ihr nehmen Gnad um Gnad b, er will und kan euch helffen, so daß ihr keine Ursach habt euch vor den Menschen zu förchten c.
Auch da- neben der beständig- ste und ge- treuste Freund ist.
§. 10. So wendet euch dann zu JESU, liebet ihne, verlasset euch doch nicht auf betriegliche Ding d, die euch nichts nutzen, las- set euer Verlangen, euere Begierden nicht so in der Welt und Ei- telkeit herum schwärmen e, sondern lasset dieselbe gäntzlich auf JE- sum gerichtet seyn f; Jhr müßt ja dennoch etwas lieben und begeh- ren, davon ihr doch keinen beständigen Nutzen haben könnet; Liebet ihr Geld oder Ehr, was ists? Es vergehet beydes, und fahret da- hin, daß ihr endlich werdet heulen und we[yn]en d[a]ß e[uer] Reich- thum verfaulet, euere Kleider Motten f[r]äß[ig] wor[den] [eu]er Hold und Silber verrostetg; Aber sehet! JEsus bleibt in Ewigkeit.
Liebet ihr Freund und Patronen, die euch Gutes thun? Ach die sterben, und dann hat die Freundschafft und Gutthätigkeit ein End, oder sie werden etwan, wann ihr ihnen recht nach ihrem Willen redet, euere Feind, wie einer sehr wohl gesagt: Fiducia humanae benevolentiae, & potentiae, est fiducia in torrente, qui, ubi nil necesse est, pollicetur perennem abundantiam, in aestu eva- nescit; Das ist; Wer sich auf Menschen-Gunst, Wohlgewogenheit und Macht verlasset, der verlasset sich im Sommer auf einen starck angelofsenen, sehr brausenden und alles überschwemmenden Regen- Bach, der aber, wann man in der Noth seiner am meisten benöthi- get vertrocknet.
Ein Bach, den da ein Regen-Guß gebracht, Vergleichet sich der Menschen Gunst und Macht: Der Bach vertrockenet plötzlich und verschwindet, Und Menschen Hilff in Noth sich nirgend findet.
Aber
aPsal. XXV. 10-13.
bJoh. I. 16.
cPsal. CXVIII. 6. 7.
dJer. VII. 8.
eJer. XVI. 19.
fPsal. XXV. 15.
gJac. V. 1-4.
Geiſtliche Sonnen-Wende
Winter und Sommer. Wendet euch zu JESU, der euer Jm- manuel, der euch zu GOTT, und GOTT zu euch neiget: Der um euert willen ſeine unausſprechliche Herrlichkeit verlaſſen, auf dieſe nie- dere Erden kommen, ſich verachten, verſpotten, geißlen, creutzigen, ja gar toͤdten laſſen, alles nur aus Liebe gegen euch, euch wieder auffzuthun die Thuͤr zu ſeinem ſchoͤnen Himmelreich, und euch zu ſich locken; Jhr habt von dieſem JESU alles zu empfangen, alle Treu und Guͤte zu genieſſen a, aus ſeiner Fuͤlle koͤnnet ihr nehmen Gnad um Gnad b, er will und kan euch helffen, ſo daß ihr keine Urſach habt euch vor den Menſchen zu foͤrchten c.
Auch da- neben der beſtaͤndig- ſte und ge- treuſte Freund iſt.
§. 10. So wendet euch dann zu JESU, liebet ihne, verlaſſet euch doch nicht auf betriegliche Ding d, die euch nichts nutzen, laſ- ſet euer Verlangen, euere Begierden nicht ſo in der Welt und Ei- telkeit herum ſchwaͤrmen e, ſondern laſſet dieſelbe gaͤntzlich auf JE- ſum gerichtet ſeyn f; Jhr muͤßt ja dennoch etwas lieben und begeh- ren, davon ihr doch keinen beſtaͤndigen Nutzen haben koͤnnet; Liebet ihr Geld oder Ehr, was iſts? Es vergehet beydes, und fahret da- hin, daß ihr endlich werdet heulen und we[yn]en d[a]ß e[uer] Reich- thum verfaulet, euere Kleider Motten f[r]aͤß[ig] wor[den] [eu]er Hold und Silber verroſtetg; Aber ſehet! JEſus bleibt in Ewigkeit.
Liebet ihr Freund und Patronen, die euch Gutes thun? Ach die ſterben, und dann hat die Freundſchafft und Gutthaͤtigkeit ein End, oder ſie werden etwan, wann ihr ihnen recht nach ihrem Willen redet, euere Feind, wie einer ſehr wohl geſagt: Fiducia humanæ benevolentiæ, & potentiæ, eſt fiducia in torrente, qui, ubi nil neceſſe eſt, pollicetur perennem abundantiam, in æſtu eva- neſcit; Das iſt; Wer ſich auf Menſchen-Gunſt, Wohlgewogenheit und Macht verlaſſet, der verlaſſet ſich im Sommer auf einen ſtarck angelofſenen, ſehr brauſenden und alles uͤberſchwemmenden Regen- Bach, der aber, wann man in der Noth ſeiner am meiſten benoͤthi- get vertrocknet.
Ein Bach, den da ein Regen-Guß gebracht, Vergleichet ſich der Menſchen Gunſt und Macht: Der Bach vertrockenet ploͤtzlich und verſchwindet, Und Menſchen Hilff in Noth ſich nirgend findet.
Aber
aPſal. XXV. 10-13.
bJoh. I. 16.
cPſal. CXVIII. 6. 7.
dJer. VII. 8.
eJer. XVI. 19.
fPſal. XXV. 15.
gJac. V. 1-4.
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Geiſtliche Sonnen-Wende
Winter und Sommer. Wendet euch zu JESU, der euer Jm-
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euert willen ſeine unausſprechliche Herrlichkeit verlaſſen, auf dieſe nie-
dere Erden kommen, ſich verachten, verſpotten, geißlen, creutzigen,
ja gar toͤdten laſſen, alles nur aus Liebe gegen euch, euch wieder
auffzuthun die Thuͤr zu ſeinem ſchoͤnen Himmelreich, und euch zu ſich
locken; Jhr habt von dieſem JESU alles zu empfangen, alle Treu
und Guͤte zu genieſſen a, aus ſeiner Fuͤlle koͤnnet ihr nehmen Gnad
um Gnad b, er will und kan euch helffen, ſo daß ihr keine Urſach habt
euch vor den Menſchen zu foͤrchten c.
§. 10. So wendet euch dann zu JESU, liebet ihne, verlaſſet
euch doch nicht auf betriegliche Ding d, die euch nichts nutzen, laſ-
ſet euer Verlangen, euere Begierden nicht ſo in der Welt und Ei-
telkeit herum ſchwaͤrmen e, ſondern laſſet dieſelbe gaͤntzlich auf JE-
ſum gerichtet ſeyn f; Jhr muͤßt ja dennoch etwas lieben und begeh-
ren, davon ihr doch keinen beſtaͤndigen Nutzen haben koͤnnet; Liebet
ihr Geld oder Ehr, was iſts? Es vergehet beydes, und fahret da-
hin, daß ihr endlich werdet heulen und weynen daß euer Reich-
thum verfaulet, euere Kleider Motten fraͤßig worden euer Hold
und Silber verroſtet g; Aber ſehet! JEſus bleibt in Ewigkeit.
Liebet ihr Freund und Patronen, die euch Gutes thun? Ach die
ſterben, und dann hat die Freundſchafft und Gutthaͤtigkeit ein End,
oder ſie werden etwan, wann ihr ihnen recht nach ihrem Willen
redet, euere Feind, wie einer ſehr wohl geſagt: Fiducia humanæ
benevolentiæ, & potentiæ, eſt fiducia in torrente, qui, ubi
nil neceſſe eſt, pollicetur perennem abundantiam, in æſtu eva-
neſcit; Das iſt; Wer ſich auf Menſchen-Gunſt, Wohlgewogenheit
und Macht verlaſſet, der verlaſſet ſich im Sommer auf einen ſtarck
angelofſenen, ſehr brauſenden und alles uͤberſchwemmenden Regen-
Bach, der aber, wann man in der Noth ſeiner am meiſten benoͤthi-
get vertrocknet.
Ein Bach, den da ein Regen-Guß gebracht,
Vergleichet ſich der Menſchen Gunſt und Macht:
Der Bach vertrockenet ploͤtzlich und verſchwindet,
Und Menſchen Hilff in Noth ſich nirgend findet.
Aber
a Pſal. XXV. 10-13.
b Joh. I. 16.
c Pſal. CXVIII. 6. 7.
d Jer. VII. 8.
e Jer. XVI. 19.
f Pſal. XXV. 15.
g Jac. V. 1-4.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/196>, abgerufen am 21.11.2024.
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