Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

einer glaubigen Seele nach JESU.
ist nichts mit uns, wendet euch zu GOtt, der allein kan eure Seele
sättigen und erlaben. Aber wie wenig Gehör finden sie!

§. 6. Der GOTT Jsraels ist aus dem Allerheiligsten hervor ge-Theils
durch das
ernstliche
Einladen
GOttes
selbsten.

tretten, und lasset sich offentlich sehen und hören vor der gantzen Welt
er ruffet uns zu, und ladet uns auf das allerfreundlichste ein, zur Ge-
niessung seiner holdseeligen Liebe: Wer ist alber/ der mache sich hie-
her, und zum Unweisen; Rommet, zehret von meinem Brod/ und
trincket des Weins/ den ich eingeschencket hab; Verlasset das al-
ber Wesen/ so werdet ihr leben, und gebet auf dem Weg des
Verstands
a. Die Heil. Engel sind in gröster Verwunderung b,
daß uns armen Erden-Würmen von dem grossen GOtt sein gantz
Himmelreich gleichsam aufgedrungen wird mit allen Zurüstungen dar-
zu c, und doch dieses niemand achtet, so wenig nach JEsu fragen,
so wenig ihme nachgehen, sondern sich umwenden dem Satan nach
d, nur suchen, lieben und verlangen, was er, der abgesagte GOt-
tes- und Menschen-Feind, will, nemlich Geitz, Wollust, etc. daß sie
dieses weit höher als ihren HErrn und Schöpffer schätzen, darein
können sich die H. Engel nicht finden.

Gedencke doch, o Mensch! was du thust, führe es zu Hertzen;
JEsus will du sollest dich zu seinen Füssen niedersetzen e, ein wenig
einkehren, damit er dich von den finstern Kräfften des Abgrunds be-
freye, verwahre, und dein Gewissen frey erleuchtet, freudig, won-
nesam, unbeschämt und unbescholten mache vor GOTT, Engeln und
Menschen; Er ladet dich mit so holdseeligen Worten ein zu seiner
Freundschafft: Wende dich zu mir/ und werde seelig.

§. 7. Aber siehe, O Mensch! wie du dich gegen deinem JEsu ver-Die
Unver-
nunfft de-
ren welche
mit Hind-
ansetzung
Christi ihr
Hertz zu
der Welt
wenden,
da gezei-
get wird;

haltest; Du fliehest vor ihme, setzest dich zu den Füssen des Teufels
und der Welt, als seiner Kuplerin, dein Hertz ist in die Sünd, in
die Welt und Wollust versenckt; du schliessest deine Augen vor dem
Licht JEsu zu, und erwehlest die Finsternuß; willt von keiner Hei-
ligung hören, ja sie ist dir eine lose Speiß, und deiner Seelen ecklet
darab; Du lassest deinen JEsum den gantzen Tag ruffen, aber du
hörest ihne nicht, als wann er nicht so viel werth wäre, daß du ihm
deine Augen und Ohren gönnest, und dich umwendest; Aber so bald
die Welt-Geister, eitele, eigengefällige, kummerhaffte, sorgsame

Gedan-
a Sprüchw. Sal. IX. 1-9.
b 1 Pet. I. 12.
c Matth. XXII. 1-10.
d 1 Tim. V. 15.
e Luc. X. 39.
Q

einer glaubigen Seele nach JESU.
iſt nichts mit uns, wendet euch zu GOtt, der allein kan eure Seele
ſaͤttigen und erlaben. Aber wie wenig Gehoͤr finden ſie!

§. 6. Der GOTT Jſraels iſt aus dem Allerheiligſten hervor ge-Theils
durch das
ernſtliche
Einladen
GOttes
ſelbſten.

tretten, und laſſet ſich offentlich ſehen und hoͤren vor der gantzen Welt
er ruffet uns zu, und ladet uns auf das allerfreundlichſte ein, zur Ge-
nieſſung ſeiner holdſeeligen Liebe: Wer iſt alber/ der mache ſich hie-
her, und zum Unweiſen; Rommet, zehret von meinem Brod/ und
trincket des Weins/ den ich eingeſchencket hab; Verlaſſet das al-
ber Weſen/ ſo werdet ihr leben, und gebet auf dem Weg des
Verſtands
a. Die Heil. Engel ſind in groͤſter Verwunderung b,
daß uns armen Erden-Wuͤrmen von dem groſſen GOtt ſein gantz
Himmelreich gleichſam aufgedrungen wird mit allen Zuruͤſtungen dar-
zu c, und doch dieſes niemand achtet, ſo wenig nach JEſu fragen,
ſo wenig ihme nachgehen, ſondern ſich umwenden dem Satan nach
d, nur ſuchen, lieben und verlangen, was er, der abgeſagte GOt-
tes- und Menſchen-Feind, will, nemlich Geitz, Wolluſt, ꝛc. daß ſie
dieſes weit hoͤher als ihren HErrn und Schoͤpffer ſchaͤtzen, darein
koͤnnen ſich die H. Engel nicht finden.

Gedencke doch, o Menſch! was du thuſt, fuͤhre es zu Hertzen;
JEſus will du ſolleſt dich zu ſeinen Fuͤſſen niederſetzen e, ein wenig
einkehren, damit er dich von den finſtern Kraͤfften des Abgrunds be-
freye, verwahre, und dein Gewiſſen frey erleuchtet, freudig, won-
neſam, unbeſchaͤmt und unbeſcholten mache vor GOTT, Engeln und
Menſchen; Er ladet dich mit ſo holdſeeligen Worten ein zu ſeiner
Freundſchafft: Wende dich zu mir/ und werde ſeelig.

§. 7. Aber ſiehe, O Menſch! wie du dich gegen deinem JEſu ver-Die
Unver-
nunfft de-
ren welche
mit Hind-
anſetzung
Chriſti ihr
Hertz zu
der Welt
wenden,
da gezei-
get wird;

halteſt; Du flieheſt vor ihme, ſetzeſt dich zu den Fuͤſſen des Teufels
und der Welt, als ſeiner Kuplerin, dein Hertz iſt in die Suͤnd, in
die Welt und Wolluſt verſenckt; du ſchlieſſeſt deine Augen vor dem
Licht JEſu zu, und erwehleſt die Finſternuß; willt von keiner Hei-
ligung hoͤren, ja ſie iſt dir eine loſe Speiß, und deiner Seelen ecklet
darab; Du laſſeſt deinen JEſum den gantzen Tag ruffen, aber du
hoͤreſt ihne nicht, als wann er nicht ſo viel werth waͤre, daß du ihm
deine Augen und Ohren goͤnneſt, und dich umwendeſt; Aber ſo bald
die Welt-Geiſter, eitele, eigengefaͤllige, kummerhaffte, ſorgſame

Gedan-
a Spruͤchw. Sal. IX. 1-9.
b 1 Pet. I. 12.
c Matth. XXII. 1-10.
d 1 Tim. V. 15.
e Luc. X. 39.
Q
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0217" n="121"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">einer glaubigen Seele nach JESU.</hi></fw><lb/>
i&#x017F;t nichts mit uns, wendet euch zu GOtt, der allein kan eure Seele<lb/>
&#x017F;a&#x0364;ttigen und erlaben. Aber wie wenig Geho&#x0364;r finden &#x017F;ie!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 6. Der GOTT J&#x017F;raels i&#x017F;t aus dem Allerheilig&#x017F;ten hervor ge-<note place="right">Theils<lb/>
durch das<lb/>
ern&#x017F;tliche<lb/>
Einladen<lb/>
GOttes<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;ten.</note><lb/>
tretten, und la&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich offentlich &#x017F;ehen und ho&#x0364;ren vor der gantzen Welt<lb/>
er ruffet uns zu, und ladet uns auf das allerfreundlich&#x017F;te ein, zur Ge-<lb/>
nie&#x017F;&#x017F;ung &#x017F;einer hold&#x017F;eeligen Liebe: <hi rendition="#fr">Wer i&#x017F;t alber/ der mache &#x017F;ich hie-<lb/>
her, und zum Unwei&#x017F;en; Rommet, zehret von meinem Brod/ und<lb/>
trincket des Weins/ den ich einge&#x017F;chencket hab; Verla&#x017F;&#x017F;et das al-<lb/>
ber We&#x017F;en/ &#x017F;o werdet ihr leben, und gebet auf dem Weg des<lb/>
Ver&#x017F;tands</hi> <note place="foot" n="a">Spru&#x0364;chw. Sal. <hi rendition="#aq">IX.</hi> 1-9.</note>. Die Heil. Engel &#x017F;ind in gro&#x0364;&#x017F;ter Verwunderung <note place="foot" n="b">1 <hi rendition="#aq">Pet. I.</hi> 12.</note>,<lb/>
daß uns armen Erden-Wu&#x0364;rmen von dem gro&#x017F;&#x017F;en GOtt &#x017F;ein gantz<lb/>
Himmelreich gleich&#x017F;am aufgedrungen wird mit allen Zuru&#x0364;&#x017F;tungen dar-<lb/>
zu <note place="foot" n="c"><hi rendition="#aq">Matth. XXII.</hi> 1-10.</note>, und doch die&#x017F;es niemand achtet, &#x017F;o wenig nach JE&#x017F;u fragen,<lb/>
&#x017F;o wenig ihme nachgehen, &#x017F;ondern &#x017F;ich <hi rendition="#fr">umwenden dem Satan nach</hi><lb/><note place="foot" n="d">1 <hi rendition="#aq">Tim. V.</hi> 15.</note>, nur &#x017F;uchen, lieben und verlangen, was er, der abge&#x017F;agte GOt-<lb/>
tes- und Men&#x017F;chen-Feind, will, nemlich Geitz, Wollu&#x017F;t, &#xA75B;c. daß &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;es weit ho&#x0364;her als ihren HErrn und Scho&#x0364;pffer &#x017F;cha&#x0364;tzen, darein<lb/>
ko&#x0364;nnen &#x017F;ich die H. Engel nicht finden.</p><lb/>
          <p>Gedencke doch, o Men&#x017F;ch! was du thu&#x017F;t, fu&#x0364;hre es zu Hertzen;<lb/>
JE&#x017F;us will du &#x017F;olle&#x017F;t dich zu &#x017F;einen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nieder&#x017F;etzen <note place="foot" n="e"><hi rendition="#aq">Luc. X.</hi> 39.</note>, ein wenig<lb/>
einkehren, damit er dich von den fin&#x017F;tern Kra&#x0364;fften des Abgrunds be-<lb/>
freye, verwahre, und dein Gewi&#x017F;&#x017F;en frey erleuchtet, freudig, won-<lb/>
ne&#x017F;am, unbe&#x017F;cha&#x0364;mt und unbe&#x017F;cholten mache vor GOTT, Engeln und<lb/>
Men&#x017F;chen; Er ladet dich mit &#x017F;o hold&#x017F;eeligen Worten ein zu &#x017F;einer<lb/>
Freund&#x017F;chafft: <hi rendition="#fr">Wende dich zu mir/ und werde &#x017F;eelig.</hi></p><lb/>
          <p>§. 7. Aber &#x017F;iehe, O Men&#x017F;ch! wie du dich gegen deinem JE&#x017F;u ver-<note place="right">Die<lb/>
Unver-<lb/>
nunfft de-<lb/>
ren welche<lb/>
mit Hind-<lb/>
an&#x017F;etzung<lb/>
Chri&#x017F;ti ihr<lb/>
Hertz zu<lb/>
der Welt<lb/>
wenden,<lb/>
da gezei-<lb/>
get wird;</note><lb/>
halte&#x017F;t; Du fliehe&#x017F;t vor ihme, &#x017F;etze&#x017F;t dich zu den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en des Teufels<lb/>
und der Welt, als &#x017F;einer Kuplerin, dein Hertz i&#x017F;t in die Su&#x0364;nd, in<lb/>
die Welt und Wollu&#x017F;t ver&#x017F;enckt; du &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t deine Augen vor dem<lb/>
Licht JE&#x017F;u zu, und erwehle&#x017F;t die Fin&#x017F;ternuß; willt von keiner Hei-<lb/>
ligung ho&#x0364;ren, ja &#x017F;ie i&#x017F;t dir eine lo&#x017F;e Speiß, und deiner Seelen ecklet<lb/>
darab; Du la&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t deinen JE&#x017F;um den gantzen Tag ruffen, aber du<lb/>
ho&#x0364;re&#x017F;t ihne nicht, als wann er nicht &#x017F;o viel werth wa&#x0364;re, daß du ihm<lb/>
deine Augen und Ohren go&#x0364;nne&#x017F;t, und dich umwende&#x017F;t; Aber &#x017F;o bald<lb/>
die Welt-Gei&#x017F;ter, eitele, eigengefa&#x0364;llige, kummerhaffte, &#x017F;org&#x017F;ame<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q</fw><fw place="bottom" type="catch">Gedan-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0217] einer glaubigen Seele nach JESU. iſt nichts mit uns, wendet euch zu GOtt, der allein kan eure Seele ſaͤttigen und erlaben. Aber wie wenig Gehoͤr finden ſie! §. 6. Der GOTT Jſraels iſt aus dem Allerheiligſten hervor ge- tretten, und laſſet ſich offentlich ſehen und hoͤren vor der gantzen Welt er ruffet uns zu, und ladet uns auf das allerfreundlichſte ein, zur Ge- nieſſung ſeiner holdſeeligen Liebe: Wer iſt alber/ der mache ſich hie- her, und zum Unweiſen; Rommet, zehret von meinem Brod/ und trincket des Weins/ den ich eingeſchencket hab; Verlaſſet das al- ber Weſen/ ſo werdet ihr leben, und gebet auf dem Weg des Verſtands a. Die Heil. Engel ſind in groͤſter Verwunderung b, daß uns armen Erden-Wuͤrmen von dem groſſen GOtt ſein gantz Himmelreich gleichſam aufgedrungen wird mit allen Zuruͤſtungen dar- zu c, und doch dieſes niemand achtet, ſo wenig nach JEſu fragen, ſo wenig ihme nachgehen, ſondern ſich umwenden dem Satan nach d, nur ſuchen, lieben und verlangen, was er, der abgeſagte GOt- tes- und Menſchen-Feind, will, nemlich Geitz, Wolluſt, ꝛc. daß ſie dieſes weit hoͤher als ihren HErrn und Schoͤpffer ſchaͤtzen, darein koͤnnen ſich die H. Engel nicht finden. Theils durch das ernſtliche Einladen GOttes ſelbſten. Gedencke doch, o Menſch! was du thuſt, fuͤhre es zu Hertzen; JEſus will du ſolleſt dich zu ſeinen Fuͤſſen niederſetzen e, ein wenig einkehren, damit er dich von den finſtern Kraͤfften des Abgrunds be- freye, verwahre, und dein Gewiſſen frey erleuchtet, freudig, won- neſam, unbeſchaͤmt und unbeſcholten mache vor GOTT, Engeln und Menſchen; Er ladet dich mit ſo holdſeeligen Worten ein zu ſeiner Freundſchafft: Wende dich zu mir/ und werde ſeelig. §. 7. Aber ſiehe, O Menſch! wie du dich gegen deinem JEſu ver- halteſt; Du flieheſt vor ihme, ſetzeſt dich zu den Fuͤſſen des Teufels und der Welt, als ſeiner Kuplerin, dein Hertz iſt in die Suͤnd, in die Welt und Wolluſt verſenckt; du ſchlieſſeſt deine Augen vor dem Licht JEſu zu, und erwehleſt die Finſternuß; willt von keiner Hei- ligung hoͤren, ja ſie iſt dir eine loſe Speiß, und deiner Seelen ecklet darab; Du laſſeſt deinen JEſum den gantzen Tag ruffen, aber du hoͤreſt ihne nicht, als wann er nicht ſo viel werth waͤre, daß du ihm deine Augen und Ohren goͤnneſt, und dich umwendeſt; Aber ſo bald die Welt-Geiſter, eitele, eigengefaͤllige, kummerhaffte, ſorgſame Gedan- Die Unver- nunfft de- ren welche mit Hind- anſetzung Chriſti ihr Hertz zu der Welt wenden, da gezei- get wird; a Spruͤchw. Sal. IX. 1-9. b 1 Pet. I. 12. c Matth. XXII. 1-10. d 1 Tim. V. 15. e Luc. X. 39. Q

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/217
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/217>, abgerufen am 21.11.2024.