mattetes Täublein! sihest du nicht, wie die gantze Welt mit Angst- Wassern überschwemmet ist? komme doch nur zu mir, deinem Noah uud Ruhbringer, ich will dich speisen und träncken, ich bin das Brodt des Lebens, ich bin der lebendige Brunn, der nicht versieget, komm, trincke aus mir! komm, isse meine Speise, biß du satt wirst; Jch bin bey dir, förchte dich nicht; Jch will alle Ketten des Todes zer- brechen, alle Sünden in dir verjagen; Jch will den harten Sün- den-Felsen, der dir auf deinem Hertzen ligt, wie ein schwehrer Cent- ner-Stein, abweltzen und zermalmen, daß du frey seyest; Jch will das Wasser meines Geistes in dein Hertz quillen lassen, daß dir soll hertzlich und ewig wohl werden; Jch will dir alles Wasser der Trüb- salen in lauter Freuden-Wein verwandlen a. Jch will dir Schmuck für Aschen, und Freuden-Oehl für Trau- rigkeit, und schöne Kleider für einen betrübten Geist geben, daß du genennet werdest ein Baum der Gerech- tigkeit, und eine Pflantze des HERRN zum Preißb.
Bitt zu GOtt die- sem Ruff zu folgen.
§. 4. Wer solte nun nicht diesem JESU entsprechen: Ja, HErr JESU! ich bitte dich, du wollest die Sünden in mir verjagen, alle weltliche Gedancken verstäuben, du wollest den Sünden-Stein von meinem Hertzen wegnehmen, du wollest die herrliche Glückselig- keit, die du verkündet, mir mittheilen; Ach ja, o JESU! laß doch den Regen deines Geistes in mein dürres Hertz fallen c, damit es doch nicht mehr so öd, so verdorben seye, sondern weich und frucht- bar werde; JESU! ich bitte dich, du wollest doch auch mein JE- sus seyn, und deine Verheissung auch an mir wahr und Amen machend; o JEsu! meine Seele dürstet nach dir, eins bitte ich von dir, meinem JEsu, das hätte ich gern, daß ich bey dir seyn könnte mein Lebenlange.
§. 5. Einwurff. Ja, sagst du weiters! Jch wollte dieses gernEinwurff beantwor- tet und gezeiget. thun, aber wie soll ich es anstellen? ich förchte, wann ich schon so gilfe und bette, so nehme sich JEsus meiner nichts an, dann mein Hertz ist gar voller Sünden, die Welt, die Welt ligt mir noch gar starck in dem Sinn, meine Gedancken sind allzutieff in den vergäng- lichen Grund der alten Erden eingewurtzlet: Zu deme, so ists noch
gar
aJoh. II.
bEsai. LXI. 3.
cPsal. LXXII. 6.
d 2 Cor. I. 20.
ePs. XXVII. 4.
R 3
einer glaubigen Seele nach JESU.
mattetes Taͤublein! ſiheſt du nicht, wie die gantze Welt mit Angſt- Waſſern uͤberſchwemmet iſt? komme doch nur zu mir, deinem Noah uud Ruhbringer, ich will dich ſpeiſen und traͤncken, ich bin das Brodt des Lebens, ich bin der lebendige Brunn, der nicht verſieget, komm, trincke aus mir! komm, iſſe meine Speiſe, biß du ſatt wirſt; Jch bin bey dir, foͤrchte dich nicht; Jch will alle Ketten des Todes zer- brechen, alle Suͤnden in dir verjagen; Jch will den harten Suͤn- den-Felſen, der dir auf deinem Hertzen ligt, wie ein ſchwehrer Cent- ner-Stein, abweltzen und zermalmen, daß du frey ſeyeſt; Jch will das Waſſer meines Geiſtes in dein Hertz quillen laſſen, daß dir ſoll hertzlich und ewig wohl werden; Jch will dir alles Waſſer der Truͤb- ſalen in lauter Freuden-Wein verwandlen a. Jch will dir Schmuck fuͤr Aſchen, und Freuden-Oehl fuͤr Trau- rigkeit, und ſchoͤne Kleider fuͤr einen betruͤbten Geiſt geben, daß du genennet werdeſt ein Baum der Gerech- tigkeit, und eine Pflantze des HERRN zum Preißb.
Bitt zu GOtt die- ſem Ruff zu folgen.
§. 4. Wer ſolte nun nicht dieſem JESU entſprechen: Ja, HErr JESU! ich bitte dich, du wolleſt die Suͤnden in mir verjagen, alle weltliche Gedancken verſtaͤuben, du wolleſt den Suͤnden-Stein von meinem Hertzen wegnehmen, du wolleſt die herrliche Gluͤckſelig- keit, die du verkuͤndet, mir mittheilen; Ach ja, o JESU! laß doch den Regen deines Geiſtes in mein duͤrres Hertz fallen c, damit es doch nicht mehr ſo oͤd, ſo verdorben ſeye, ſondern weich und frucht- bar werde; JESU! ich bitte dich, du wolleſt doch auch mein JE- ſus ſeyn, und deine Verheiſſung auch an mir wahr und Amen machend; o JEſu! meine Seele duͤrſtet nach dir, eins bitte ich von dir, meinem JEſu, das haͤtte ich gern, daß ich bey dir ſeyn koͤnnte mein Lebenlange.
§. 5. Einwurff. Ja, ſagſt du weiters! Jch wollte dieſes gernEinwurff beantwor- tet und gezeiget. thun, aber wie ſoll ich es anſtellen? ich foͤrchte, wann ich ſchon ſo gilfe und bette, ſo nehme ſich JEſus meiner nichts an, dann mein Hertz iſt gar voller Suͤnden, die Welt, die Welt ligt mir noch gar ſtarck in dem Sinn, meine Gedancken ſind allzutieff in den vergaͤng- lichen Grund der alten Erden eingewurtzlet: Zu deme, ſo iſts noch
gar
aJoh. II.
bEſai. LXI. 3.
cPſal. LXXII. 6.
d 2 Cor. I. 20.
ePſ. XXVII. 4.
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einer glaubigen Seele nach JESU.
mattetes Taͤublein! ſiheſt du nicht, wie die gantze Welt mit Angſt-
Waſſern uͤberſchwemmet iſt? komme doch nur zu mir, deinem Noah
uud Ruhbringer, ich will dich ſpeiſen und traͤncken, ich bin das Brodt
des Lebens, ich bin der lebendige Brunn, der nicht verſieget, komm,
trincke aus mir! komm, iſſe meine Speiſe, biß du ſatt wirſt; Jch
bin bey dir, foͤrchte dich nicht; Jch will alle Ketten des Todes zer-
brechen, alle Suͤnden in dir verjagen; Jch will den harten Suͤn-
den-Felſen, der dir auf deinem Hertzen ligt, wie ein ſchwehrer Cent-
ner-Stein, abweltzen und zermalmen, daß du frey ſeyeſt; Jch will
das Waſſer meines Geiſtes in dein Hertz quillen laſſen, daß dir ſoll
hertzlich und ewig wohl werden; Jch will dir alles Waſſer der Truͤb-
ſalen in lauter Freuden-Wein verwandlen a. Jch will dir
Schmuck fuͤr Aſchen, und Freuden-Oehl fuͤr Trau-
rigkeit, und ſchoͤne Kleider fuͤr einen betruͤbten Geiſt
geben, daß du genennet werdeſt ein Baum der Gerech-
tigkeit, und eine Pflantze des HERRN zum Preiß b.
§. 4. Wer ſolte nun nicht dieſem JESU entſprechen: Ja, HErr
JESU! ich bitte dich, du wolleſt die Suͤnden in mir verjagen,
alle weltliche Gedancken verſtaͤuben, du wolleſt den Suͤnden-Stein
von meinem Hertzen wegnehmen, du wolleſt die herrliche Gluͤckſelig-
keit, die du verkuͤndet, mir mittheilen; Ach ja, o JESU! laß doch
den Regen deines Geiſtes in mein duͤrres Hertz fallen c, damit es
doch nicht mehr ſo oͤd, ſo verdorben ſeye, ſondern weich und frucht-
bar werde; JESU! ich bitte dich, du wolleſt doch auch mein JE-
ſus ſeyn, und deine Verheiſſung auch an mir wahr und Amen
machen d; o JEſu! meine Seele duͤrſtet nach dir, eins
bitte ich von dir, meinem JEſu, das haͤtte ich gern,
daß ich bey dir ſeyn koͤnnte mein Lebenlang e.
§. 5. Einwurff. Ja, ſagſt du weiters! Jch wollte dieſes gern
thun, aber wie ſoll ich es anſtellen? ich foͤrchte, wann ich ſchon ſo
gilfe und bette, ſo nehme ſich JEſus meiner nichts an, dann mein
Hertz iſt gar voller Suͤnden, die Welt, die Welt ligt mir noch gar
ſtarck in dem Sinn, meine Gedancken ſind allzutieff in den vergaͤng-
lichen Grund der alten Erden eingewurtzlet: Zu deme, ſo iſts noch
gar
Einwurff
beantwor-
tet und
gezeiget.
a Joh. II.
b Eſai. LXI. 3.
c Pſal. LXXII. 6.
d 2 Cor. I. 20.
e Pſ. XXVII. 4.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/229>, abgerufen am 21.11.2024.
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