mahl JEsum begehren, dann sie meynen, die Seligkeit seye der Mü- he nicht werth, ja es seye kein Ding auf Erden leichter, als in den Himmel zu kommen; Sie sehen den höllischen Drachen nicht neben sich mit aufgespertem Rachen, sie zu verschlingen, darum verlangen sie auch nicht JEsum zu schauen, der sie allein davon erlösen kan.
§. 7. Diese sag ich, und andere must du nicht anschauen, dannWeilen es sonsten bösen Ein- druck in das Hertz machet. es macht so bald eine Jmpression und Eindruck in dein Gemüth, da- durch deine Seele unlustig und verdrießlich gemacht wird zu JEsu zu gehen, ja was noch mehr ist, du wirst nur von JESU ab, und zu der Welt gezogen; dann siehe, alsobald entstehen in dir derglei- chen Gedancken: Niemand lebt so wie ich, es ist alles lustig, ich mag mich allein nicht so quälen, die andern werden doch auch selig wer- den wollen; Da vergissest du alsobald des Ewigen, hältst es gering; ja es kan dir leicht dazu kommen, daß du deinen JEsum anfangest zu verachten; dann du wirst sehen, daß die Welt und ihre Kinder heutigs Tags den HErrn JEsum nicht anderst tractiert, als vor- mahls die Juden, die haben ihn verspottet, gehöhnet, für einen Sec- tierer und Verführer gehalten, ihne gecreutziget und getödtet.
§. 8. Aber gewiß, die heutige Welt ist nicht frömmer worden,Klag daß man es aus der Acht las- set. dann die alte Schlang, der leidige Satan hat seine alte Griff und alte Kunst noch nicht vergessen, er verführet noch sehr viele Hertzen, daß sie JEsum und sein Wort hassen, als eine fremde und gefährliche Lehr a verwerffen, indeme man derselben allerhand Namen zuleget, um sie verdächtig zu machen; Ja, wie meynest du? wann JEsus heut zu Tag in so geringer Gestalt, wie vormahls, solte herum ge- hen, und auf eine so ernstliche Weiß predigen und lehren, wie mey- nest du? wie würde es ihme ergehen? man würde gewiß nicht ru- hen, biß er ab den Augen wäre; Einmahl JEsus müßte auch fort: Dieses hat der Apostel im Geist vorgesehen, darum sagt er nicht um- sonst, daß man den HErren JEsum noch von neuem creutzige; Dieses thut die heutige Welt, wie gehet sie nicht mit ihme, und seinen Nachfolgern um, Barrabas, der Mörder, bleibt sicher und bey Leben, aber JEsus muß herhalten, und ans Creutz angenaglet seyn.
§. 9. Darum, o liebe Seele! siehe nicht auf die Welt und ihreDa doch alles in der Welt so eytel ist,
Manie-
aHos. VIII. 12.
einer glaubigen Seele nach JESU.
mahl JEſum begehren, dann ſie meynen, die Seligkeit ſeye der Muͤ- he nicht werth, ja es ſeye kein Ding auf Erden leichter, als in den Himmel zu kommen; Sie ſehen den hoͤlliſchen Drachen nicht neben ſich mit aufgeſpertem Rachen, ſie zu verſchlingen, darum verlangen ſie auch nicht JEſum zu ſchauen, der ſie allein davon erloͤſen kan.
§. 7. Dieſe ſag ich, und andere muſt du nicht anſchauen, dannWeilen es ſonſten boͤſen Ein- druck in das Hertz machet. es macht ſo bald eine Jmpreſſion und Eindruck in dein Gemuͤth, da- durch deine Seele unluſtig und verdrießlich gemacht wird zu JEſu zu gehen, ja was noch mehr iſt, du wirſt nur von JESU ab, und zu der Welt gezogen; dann ſiehe, alſobald entſtehen in dir derglei- chen Gedancken: Niemand lebt ſo wie ich, es iſt alles luſtig, ich mag mich allein nicht ſo quaͤlen, die andern werden doch auch ſelig wer- den wollen; Da vergiſſeſt du alſobald des Ewigen, haͤltſt es gering; ja es kan dir leicht dazu kommen, daß du deinen JEſum anfangeſt zu verachten; dann du wirſt ſehen, daß die Welt und ihre Kinder heutigs Tags den HErrn JEſum nicht anderſt tractiert, als vor- mahls die Juden, die haben ihn verſpottet, gehoͤhnet, fuͤr einen Sec- tierer und Verfuͤhrer gehalten, ihne gecreutziget und getoͤdtet.
§. 8. Aber gewiß, die heutige Welt iſt nicht froͤmmer worden,Klag daß man es aus der Acht laſ- ſet. dann die alte Schlang, der leidige Satan hat ſeine alte Griff und alte Kunſt noch nicht vergeſſen, er verfuͤhret noch ſehr viele Hertzen, daß ſie JEſum und ſein Wort haſſen, als eine fremde und gefaͤhrliche Lehr a verwerffen, indeme man derſelben allerhand Namen zuleget, um ſie verdaͤchtig zu machen; Ja, wie meyneſt du? wann JEſus heut zu Tag in ſo geringer Geſtalt, wie vormahls, ſolte herum ge- hen, und auf eine ſo ernſtliche Weiß predigen und lehren, wie mey- neſt du? wie wuͤrde es ihme ergehen? man wuͤrde gewiß nicht ru- hen, biß er ab den Augen waͤre; Einmahl JEſus muͤßte auch fort: Dieſes hat der Apoſtel im Geiſt vorgeſehen, darum ſagt er nicht um- ſonſt, daß man den HErren JEſum noch von neuem creutzige; Dieſes thut die heutige Welt, wie gehet ſie nicht mit ihme, und ſeinen Nachfolgern um, Barrabas, der Moͤrder, bleibt ſicher und bey Leben, aber JEſus muß herhalten, und ans Creutz angenaglet ſeyn.
§. 9. Darum, o liebe Seele! ſiehe nicht auf die Welt und ihreDa doch alles in der Welt ſo eytel iſt,
Manie-
aHoſ. VIII. 12.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0231"n="135"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">einer glaubigen Seele nach JESU.</hi></fw><lb/>
mahl JEſum begehren, dann ſie meynen, die Seligkeit ſeye der Muͤ-<lb/>
he nicht werth, ja es ſeye kein Ding auf Erden leichter, als in den<lb/>
Himmel zu kommen; Sie ſehen den hoͤlliſchen Drachen nicht neben<lb/>ſich mit aufgeſpertem Rachen, ſie zu verſchlingen, darum verlangen<lb/>ſie auch nicht JEſum zu ſchauen, der ſie allein davon erloͤſen kan.</p><lb/><p><hirendition="#i">§.</hi> 7. Dieſe ſag ich, und andere muſt du nicht anſchauen, dann<noteplace="right">Weilen es<lb/>ſonſten<lb/>
boͤſen Ein-<lb/>
druck in<lb/>
das Hertz<lb/>
machet.</note><lb/>
es macht ſo bald eine Jmpreſſion und Eindruck in dein Gemuͤth, da-<lb/>
durch deine Seele unluſtig und verdrießlich gemacht wird zu JEſu<lb/>
zu gehen, ja was noch mehr iſt, du wirſt nur von JESU ab, und<lb/>
zu der Welt gezogen; dann ſiehe, alſobald entſtehen in dir derglei-<lb/>
chen Gedancken: Niemand lebt ſo wie ich, es iſt alles luſtig, ich mag<lb/>
mich allein nicht ſo quaͤlen, die andern werden doch auch ſelig wer-<lb/>
den wollen; Da vergiſſeſt du alſobald des Ewigen, haͤltſt es gering;<lb/>
ja es kan dir leicht dazu kommen, daß du deinen JEſum anfangeſt<lb/>
zu verachten; dann du wirſt ſehen, daß die Welt und ihre Kinder<lb/>
heutigs Tags den HErrn JEſum nicht anderſt tractiert, als vor-<lb/>
mahls die Juden, die haben ihn verſpottet, gehoͤhnet, fuͤr einen Sec-<lb/>
tierer und Verfuͤhrer gehalten, ihne gecreutziget und getoͤdtet.</p><lb/><p><hirendition="#i">§.</hi> 8. Aber gewiß, die heutige Welt iſt nicht froͤmmer worden,<noteplace="right">Klag daß<lb/>
man es<lb/>
aus der<lb/>
Acht laſ-<lb/>ſet.</note><lb/>
dann die alte Schlang, der leidige Satan hat ſeine alte Griff und alte<lb/>
Kunſt noch nicht vergeſſen, er verfuͤhret noch ſehr viele Hertzen, daß<lb/>ſie JEſum und ſein Wort haſſen, als eine fremde und gefaͤhrliche<lb/>
Lehr <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Hoſ. VIII.</hi> 12.</note> verwerffen, indeme man derſelben allerhand Namen zuleget,<lb/>
um ſie verdaͤchtig zu machen; Ja, wie meyneſt du? wann JEſus<lb/>
heut zu Tag in ſo geringer Geſtalt, wie vormahls, ſolte herum ge-<lb/>
hen, und auf eine ſo ernſtliche Weiß predigen und lehren, wie mey-<lb/>
neſt du? wie wuͤrde es ihme ergehen? man wuͤrde gewiß nicht ru-<lb/>
hen, biß er ab den Augen waͤre; Einmahl JEſus muͤßte auch fort:<lb/>
Dieſes hat der Apoſtel im Geiſt vorgeſehen, darum ſagt er nicht um-<lb/>ſonſt, daß man <hirendition="#fr">den HErren JEſum noch von neuem creutzige;</hi><lb/>
Dieſes thut die heutige Welt, wie gehet ſie nicht mit ihme, und<lb/>ſeinen Nachfolgern um, Barrabas, der Moͤrder, bleibt ſicher und<lb/>
bey Leben, aber JEſus muß herhalten, und ans Creutz angenaglet<lb/>ſeyn.</p><lb/><p>§. 9. Darum, o liebe Seele! ſiehe nicht auf die Welt und ihre<noteplace="right">Da doch<lb/>
alles in<lb/>
der Welt<lb/>ſo eytel iſt,</note><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Manie-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[135/0231]
einer glaubigen Seele nach JESU.
mahl JEſum begehren, dann ſie meynen, die Seligkeit ſeye der Muͤ-
he nicht werth, ja es ſeye kein Ding auf Erden leichter, als in den
Himmel zu kommen; Sie ſehen den hoͤlliſchen Drachen nicht neben
ſich mit aufgeſpertem Rachen, ſie zu verſchlingen, darum verlangen
ſie auch nicht JEſum zu ſchauen, der ſie allein davon erloͤſen kan.
§. 7. Dieſe ſag ich, und andere muſt du nicht anſchauen, dann
es macht ſo bald eine Jmpreſſion und Eindruck in dein Gemuͤth, da-
durch deine Seele unluſtig und verdrießlich gemacht wird zu JEſu
zu gehen, ja was noch mehr iſt, du wirſt nur von JESU ab, und
zu der Welt gezogen; dann ſiehe, alſobald entſtehen in dir derglei-
chen Gedancken: Niemand lebt ſo wie ich, es iſt alles luſtig, ich mag
mich allein nicht ſo quaͤlen, die andern werden doch auch ſelig wer-
den wollen; Da vergiſſeſt du alſobald des Ewigen, haͤltſt es gering;
ja es kan dir leicht dazu kommen, daß du deinen JEſum anfangeſt
zu verachten; dann du wirſt ſehen, daß die Welt und ihre Kinder
heutigs Tags den HErrn JEſum nicht anderſt tractiert, als vor-
mahls die Juden, die haben ihn verſpottet, gehoͤhnet, fuͤr einen Sec-
tierer und Verfuͤhrer gehalten, ihne gecreutziget und getoͤdtet.
Weilen es
ſonſten
boͤſen Ein-
druck in
das Hertz
machet.
§. 8. Aber gewiß, die heutige Welt iſt nicht froͤmmer worden,
dann die alte Schlang, der leidige Satan hat ſeine alte Griff und alte
Kunſt noch nicht vergeſſen, er verfuͤhret noch ſehr viele Hertzen, daß
ſie JEſum und ſein Wort haſſen, als eine fremde und gefaͤhrliche
Lehr a verwerffen, indeme man derſelben allerhand Namen zuleget,
um ſie verdaͤchtig zu machen; Ja, wie meyneſt du? wann JEſus
heut zu Tag in ſo geringer Geſtalt, wie vormahls, ſolte herum ge-
hen, und auf eine ſo ernſtliche Weiß predigen und lehren, wie mey-
neſt du? wie wuͤrde es ihme ergehen? man wuͤrde gewiß nicht ru-
hen, biß er ab den Augen waͤre; Einmahl JEſus muͤßte auch fort:
Dieſes hat der Apoſtel im Geiſt vorgeſehen, darum ſagt er nicht um-
ſonſt, daß man den HErren JEſum noch von neuem creutzige;
Dieſes thut die heutige Welt, wie gehet ſie nicht mit ihme, und
ſeinen Nachfolgern um, Barrabas, der Moͤrder, bleibt ſicher und
bey Leben, aber JEſus muß herhalten, und ans Creutz angenaglet
ſeyn.
Klag daß
man es
aus der
Acht laſ-
ſet.
§. 9. Darum, o liebe Seele! ſiehe nicht auf die Welt und ihre
Manie-
Da doch
alles in
der Welt
ſo eytel iſt,
a Hoſ. VIII. 12.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/231>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.