§. 11. Darum dann, liebe Seele! dein JEsus rufft dir zu etwasAls in welchem alle See- ligkeit sich befindet. bessers, welches unendlich mehr werth ist als die gantze Welt; Ach könntest du nur einen rechten Blick thun in die Seeligkeit, du wur- dest alles auf Erden anspeyen, keine weltliche Ehre, Freud, Wol- lust etc. wäre so groß und herrlich, die du nicht für Unflath achtetest gegen der Gemeinschafft Christi, darum so gehe du zu JESU, er trittet noch heute für dich, mit dem Kleid seiner Gerechtigkeit deine nackende Seele zu bekleiden, und sie mit der Cron der Gerechtig- keit zu zieren; Er bricht dir an mit seinem Evangelio, wie die liebli- che Morgenröthe; Er gehet über dir auf, als die Sonnen, die Nacht der Unwissenheit mit seinem Glantz zu verjagen a, und die unzahlbare Gespenster deiner Einbildungen und Verführungen deines eigenen Geistes zu vertreiben, daß du dermalen eins zu Erkanntnuß wahrer wesentlicher Güteren und zu etwas Göttlich gewisses kommest; Die sanfftwürckende Gnaden-Strahlen seines guten Geistes scheinen dich auch offt wider deinen Willen an, dein lieblos, unfruchtbar, eiß- kalt Hertz zu erwärmen mit seinem durchdringenden Liebes-Feur; Er steht vor dir als dein König, mit dem Pardon-Brief, und mit allen Hülff-Leistungen seines guten Geistes, in der einten Hand, und wann du sie annimmst und brauchest zum Sieg über deine Feind, so bietet er an Cronen und Palmen-Zweige in der andern Hand b; Der HErr der Herrschaaren will seyn dein Schild c und dein sehr grosser Lohn, und dich endlich triumphierend in seinen Pallast ein- führen d, und an seine Königliche Tafel setzen. Er thut die Schoos seiner Erbarmung auf, und streckt aus gegen dir die Armen seiner Treu und Allmacht, als deine Mutter, dich mit seiner süssen Liebe- Milch zu säugen: Es ist kein GOtt, als der GOtt des Gerechten, der im Himmel sitzt, der ist dein Hülffe, und deß Herrlichkeit in den Wolcken ist, das ist die Wohnung GOttes von Anfang, und unter den Ar- men ewiglich: Und er wird vor dir her deinen Feind austreiben, und sagen: Sey vertilgete; Er kan dei- ner so wenig vergessen, als ein Weib ihres Kinds
ver-
aRom. XIII. 11. 12.
b Offenb. II. 10.
cPsalm. LXXXIV. 12.
dPsal. XLVI. 16.
e 5 B. Mos. XXXIII. 26. 27.
S
einer glaubigen Seele nach JESU.
§. 11. Darum dann, liebe Seele! dein JEſus rufft dir zu etwasAls in welchem alle See- ligkeit ſich befindet. beſſers, welches unendlich mehr werth iſt als die gantze Welt; Ach koͤnnteſt du nur einen rechten Blick thun in die Seeligkeit, du wur- deſt alles auf Erden anſpeyen, keine weltliche Ehre, Freud, Wol- luſt ꝛc. waͤre ſo groß und herrlich, die du nicht fuͤr Unflath achteteſt gegen der Gemeinſchafft Chriſti, darum ſo gehe du zu JESU, er trittet noch heute fuͤr dich, mit dem Kleid ſeiner Gerechtigkeit deine nackende Seele zu bekleiden, und ſie mit der Cron der Gerechtig- keit zu zieren; Er bricht dir an mit ſeinem Evangelio, wie die liebli- che Morgenroͤthe; Er gehet uͤber dir auf, als die Sonnen, die Nacht der Unwiſſenheit mit ſeinem Glantz zu verjagen a, und die unzahlbare Geſpenſter deiner Einbildungen und Verfuͤhrungen deines eigenen Geiſtes zu vertreiben, daß du dermalen eins zu Erkanntnuß wahrer weſentlicher Guͤteren und zu etwas Goͤttlich gewiſſes kommeſt; Die ſanfftwuͤrckende Gnaden-Strahlen ſeines guten Geiſtes ſcheinen dich auch offt wider deinen Willen an, dein lieblos, unfruchtbar, eiß- kalt Hertz zu erwaͤrmen mit ſeinem durchdringenden Liebes-Feur; Er ſteht vor dir als dein Koͤnig, mit dem Pardon-Brief, und mit allen Huͤlff-Leiſtungen ſeines guten Geiſtes, in der einten Hand, und wann du ſie annimmſt und braucheſt zum Sieg uͤber deine Feind, ſo bietet er an Cronen und Palmen-Zweige in der andern Hand b; Der HErr der Herrſchaaren will ſeyn dein Schild c und dein ſehr groſſer Lohn, und dich endlich triumphierend in ſeinen Pallaſt ein- fuͤhren d, und an ſeine Koͤnigliche Tafel ſetzen. Er thut die Schoos ſeiner Erbarmung auf, und ſtreckt aus gegen dir die Armen ſeiner Treu und Allmacht, als deine Mutter, dich mit ſeiner ſuͤſſen Liebe- Milch zu ſaͤugen: Es iſt kein GOtt, als der GOtt des Gerechten, der im Himmel ſitzt, der iſt dein Huͤlffe, und deß Herrlichkeit in den Wolcken iſt, das iſt die Wohnung GOttes von Anfang, und unter den Ar- men ewiglich: Und er wird vor dir her deinen Feind austreiben, und ſagen: Sey vertilgete; Er kan dei- ner ſo wenig vergeſſen, als ein Weib ihres Kinds
ver-
aRom. XIII. 11. 12.
b Offenb. II. 10.
cPſalm. LXXXIV. 12.
dPſal. XLVI. 16.
e 5 B. Moſ. XXXIII. 26. 27.
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einer glaubigen Seele nach JESU.
§. 11. Darum dann, liebe Seele! dein JEſus rufft dir zu etwas
beſſers, welches unendlich mehr werth iſt als die gantze Welt; Ach
koͤnnteſt du nur einen rechten Blick thun in die Seeligkeit, du wur-
deſt alles auf Erden anſpeyen, keine weltliche Ehre, Freud, Wol-
luſt ꝛc. waͤre ſo groß und herrlich, die du nicht fuͤr Unflath achteteſt
gegen der Gemeinſchafft Chriſti, darum ſo gehe du zu JESU, er
trittet noch heute fuͤr dich, mit dem Kleid ſeiner Gerechtigkeit deine
nackende Seele zu bekleiden, und ſie mit der Cron der Gerechtig-
keit zu zieren; Er bricht dir an mit ſeinem Evangelio, wie die liebli-
che Morgenroͤthe; Er gehet uͤber dir auf, als die Sonnen, die Nacht
der Unwiſſenheit mit ſeinem Glantz zu verjagen a, und die unzahlbare
Geſpenſter deiner Einbildungen und Verfuͤhrungen deines eigenen
Geiſtes zu vertreiben, daß du dermalen eins zu Erkanntnuß wahrer
weſentlicher Guͤteren und zu etwas Goͤttlich gewiſſes kommeſt; Die
ſanfftwuͤrckende Gnaden-Strahlen ſeines guten Geiſtes ſcheinen dich
auch offt wider deinen Willen an, dein lieblos, unfruchtbar, eiß-
kalt Hertz zu erwaͤrmen mit ſeinem durchdringenden Liebes-Feur;
Er ſteht vor dir als dein Koͤnig, mit dem Pardon-Brief, und mit
allen Huͤlff-Leiſtungen ſeines guten Geiſtes, in der einten Hand, und
wann du ſie annimmſt und braucheſt zum Sieg uͤber deine Feind, ſo
bietet er an Cronen und Palmen-Zweige in der andern Hand b;
Der HErr der Herrſchaaren will ſeyn dein Schild c und dein ſehr
groſſer Lohn, und dich endlich triumphierend in ſeinen Pallaſt ein-
fuͤhren d, und an ſeine Koͤnigliche Tafel ſetzen. Er thut die Schoos
ſeiner Erbarmung auf, und ſtreckt aus gegen dir die Armen ſeiner
Treu und Allmacht, als deine Mutter, dich mit ſeiner ſuͤſſen Liebe-
Milch zu ſaͤugen: Es iſt kein GOtt, als der GOtt des
Gerechten, der im Himmel ſitzt, der iſt dein Huͤlffe,
und deß Herrlichkeit in den Wolcken iſt, das iſt die
Wohnung GOttes von Anfang, und unter den Ar-
men ewiglich: Und er wird vor dir her deinen Feind
austreiben, und ſagen: Sey vertilget e; Er kan dei-
ner ſo wenig vergeſſen, als ein Weib ihres Kinds
ver-
Als in
welchem
alle See-
ligkeit ſich
befindet.
a Rom. XIII. 11. 12.
b Offenb. II. 10.
c Pſalm. LXXXIV. 12.
d Pſal.
XLVI. 16.
e 5 B. Moſ. XXXIII. 26. 27.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/233>, abgerufen am 21.11.2024.
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