Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Haus GOTTES,
Christus allein mit Wahrheit sagen: Dieser mein Sohn/ diese
meine Tochter ware tod, nun ist er wieder lebendig worden
a.
So hat hiemit ein Christ ein doppelte Geburt, da andere Menschen
nur eine haben; Die natürliche, so er mit allen Menschen gemein
hat; Diese macht ihn nur zu einem Menschen, aber die andere, die
macht ihn zu einem Christen.

Welche
eine gantze
Verände-
rung er-
fordert.

§. 7. Die Sünd hat den Menschen so gar verwüstet, daß nichts
Gutes an ihm ist, er muß in einen gantz neu Model gegossen wer-
den, und verwandelt an Hertz, Muth und Sinn, Gedancken,
Freud, Leben, Hoffnung; Die Hoffnung eines Neugebohrnen ist
lebendig, nicht nach denen eitelen Vortheile der Welt, sondern zu
einem unvergänglichen Erb, das im Himmel aufbehalten wird dar-
über der heilige Petrus GOtt und den Vatter, unsers HErren
JEsu Christi hoch benedeyt, daß Er ihn und uns nach seiner gros-
sen Barmhertzigkeit darzu widergebohren habe b. Das Leben ist
auch gar anders, es ist auch eine himmlische Urquelle in der Seel,
welches sie zu ewigen Dingen hintreibet, daß sie sich der Welt gantz
widersinnisch aufführet, was sie hasset, als Creutz, Schmach, Ver-
achtung, Armuth, Kranckheit, das umfahet sie, und heissets von
gantzem Hertzen willkomm seyn, wornach sie hingegen jaget und ren-
net, als Reichthum, Ehr und Lust, darab hat sie einen Eckel und
Grauen; Sie stellet sich nicht gleichförmig dieser Welt, sondern
wird täglich veränderet, durch Verneuerung ihres Sinnes c. Glei-
cher massen ist ihre Freud geistlich und ewig, und also anständig den
Erben der künfftigen Welt, nicht in läppischen eitelen Dingen, oder
auch eine teuflische Freud über Unglück und Ungemach des Näch-
stens, wie der höllische Schadenfroh hat, sondern vielmehr über die
Liebe des Vatters, die Gnad des Sohns, die Gemeinschafft des
heiligen Geistes, über die Bekehrung der Sünder, den Aufgang
des Reichs JEsu, über alle und jede Früchte der Gerechtigkeit in
sich und in anderen JEsum zu erquicken: Wie auch über den Sieg
welchen die Seel davon trägt in der Krafft des sich in ihr regenden
neuen Lebens des heiligen Geistes über alle Reitzung und böse Nei-
gung; Das Hertz freuet sich mit Zittern über die Bewahrung der
Gnad und Hintertreibung der Anläuffen des Bößwichts, und zu

Schanden-
a Luc. XV. 24.
b 1 Petr. I. 3.
c Rom. XII. 2.

Das Haus GOTTES,
Chriſtus allein mit Wahrheit ſagen: Dieſer mein Sohn/ dieſe
meine Tochter ware tod, nun iſt er wieder lebendig worden
a.
So hat hiemit ein Chriſt ein doppelte Geburt, da andere Menſchen
nur eine haben; Die natuͤrliche, ſo er mit allen Menſchen gemein
hat; Dieſe macht ihn nur zu einem Menſchen, aber die andere, die
macht ihn zu einem Chriſten.

Welche
eine gantze
Veraͤnde-
rung er-
fordert.

§. 7. Die Suͤnd hat den Menſchen ſo gar verwuͤſtet, daß nichts
Gutes an ihm iſt, er muß in einen gantz neu Model gegoſſen wer-
den, und verwandelt an Hertz, Muth und Sinn, Gedancken,
Freud, Leben, Hoffnung; Die Hoffnung eines Neugebohrnen iſt
lebendig, nicht nach denen eitelen Vortheile der Welt, ſondern zu
einem unvergaͤnglichen Erb, das im Himmel aufbehalten wird dar-
uͤber der heilige Petrus GOtt und den Vatter, unſers HErren
JEſu Chriſti hoch benedeyt, daß Er ihn und uns nach ſeiner groſ-
ſen Barmhertzigkeit darzu widergebohren habe b. Das Leben iſt
auch gar anders, es iſt auch eine himmliſche Urquelle in der Seel,
welches ſie zu ewigen Dingen hintreibet, daß ſie ſich der Welt gantz
widerſinniſch auffuͤhret, was ſie haſſet, als Creutz, Schmach, Ver-
achtung, Armuth, Kranckheit, das umfahet ſie, und heiſſets von
gantzem Hertzen willkomm ſeyn, wornach ſie hingegen jaget und ren-
net, als Reichthum, Ehr und Luſt, darab hat ſie einen Eckel und
Grauen; Sie ſtellet ſich nicht gleichfoͤrmig dieſer Welt, ſondern
wird taͤglich veraͤnderet, durch Verneuerung ihres Sinnes c. Glei-
cher maſſen iſt ihre Freud geiſtlich und ewig, und alſo anſtaͤndig den
Erben der kuͤnfftigen Welt, nicht in laͤppiſchen eitelen Dingen, oder
auch eine teufliſche Freud uͤber Ungluͤck und Ungemach des Naͤch-
ſtens, wie der hoͤlliſche Schadenfroh hat, ſondern vielmehr uͤber die
Liebe des Vatters, die Gnad des Sohns, die Gemeinſchafft des
heiligen Geiſtes, uͤber die Bekehrung der Suͤnder, den Aufgang
des Reichs JEſu, uͤber alle und jede Fruͤchte der Gerechtigkeit in
ſich und in anderen JEſum zu erquicken: Wie auch uͤber den Sieg
welchen die Seel davon traͤgt in der Krafft des ſich in ihr regenden
neuen Lebens des heiligen Geiſtes uͤber alle Reitzung und boͤſe Nei-
gung; Das Hertz freuet ſich mit Zittern uͤber die Bewahrung der
Gnad und Hintertreibung der Anlaͤuffen des Boͤßwichts, und zu

Schanden-
a Luc. XV. 24.
b 1 Petr. I. 3.
c Rom. XII. 2.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0290" n="194"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Haus GOTTES,</hi></fw><lb/>
Chri&#x017F;tus allein mit Wahrheit &#x017F;agen: <hi rendition="#fr">Die&#x017F;er mein Sohn/ die&#x017F;e<lb/>
meine Tochter ware tod, nun i&#x017F;t er wieder lebendig worden</hi> <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Luc. XV.</hi> 24.</note>.<lb/>
So hat hiemit ein Chri&#x017F;t ein doppelte Geburt, da andere Men&#x017F;chen<lb/>
nur eine haben; Die natu&#x0364;rliche, &#x017F;o er mit allen Men&#x017F;chen gemein<lb/>
hat; Die&#x017F;e macht ihn nur zu einem Men&#x017F;chen, aber die andere, die<lb/>
macht ihn zu einem Chri&#x017F;ten.</p><lb/>
            <note place="left">Welche<lb/>
eine gantze<lb/>
Vera&#x0364;nde-<lb/>
rung er-<lb/>
fordert.</note>
            <p>§. 7. Die Su&#x0364;nd hat den Men&#x017F;chen &#x017F;o gar verwu&#x0364;&#x017F;tet, daß nichts<lb/>
Gutes an ihm i&#x017F;t, er muß in einen gantz neu Model gego&#x017F;&#x017F;en wer-<lb/>
den, und verwandelt an Hertz, Muth und Sinn, Gedancken,<lb/>
Freud, Leben, Hoffnung; Die <hi rendition="#fr">Hoffnung</hi> eines Neugebohrnen i&#x017F;t<lb/>
lebendig, nicht nach denen eitelen Vortheile der Welt, &#x017F;ondern zu<lb/>
einem unverga&#x0364;nglichen Erb, das im Himmel aufbehalten wird dar-<lb/>
u&#x0364;ber der heilige Petrus GOtt und den Vatter, un&#x017F;ers HErren<lb/>
JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti hoch benedeyt, daß Er ihn und uns nach &#x017F;einer gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Barmhertzigkeit darzu widergebohren habe <note place="foot" n="b">1 <hi rendition="#aq">Petr. I.</hi> 3.</note>. Das <hi rendition="#fr">Leben</hi> i&#x017F;t<lb/>
auch gar anders, es i&#x017F;t auch eine himmli&#x017F;che Urquelle in der Seel,<lb/>
welches &#x017F;ie zu ewigen Dingen hintreibet, daß &#x017F;ie &#x017F;ich der Welt gantz<lb/>
wider&#x017F;inni&#x017F;ch auffu&#x0364;hret, was &#x017F;ie ha&#x017F;&#x017F;et, als Creutz, Schmach, Ver-<lb/>
achtung, Armuth, Kranckheit, das umfahet &#x017F;ie, und hei&#x017F;&#x017F;ets von<lb/>
gantzem Hertzen willkomm &#x017F;eyn, wornach &#x017F;ie hingegen jaget und ren-<lb/>
net, als Reichthum, Ehr und Lu&#x017F;t, darab hat &#x017F;ie einen Eckel und<lb/>
Grauen; Sie &#x017F;tellet &#x017F;ich nicht gleichfo&#x0364;rmig die&#x017F;er Welt, &#x017F;ondern<lb/>
wird ta&#x0364;glich vera&#x0364;nderet, durch Verneuerung ihres Sinnes <note place="foot" n="c"><hi rendition="#aq">Rom. XII.</hi> 2.</note>. Glei-<lb/>
cher ma&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t ihre <hi rendition="#fr">Freud</hi> gei&#x017F;tlich und ewig, und al&#x017F;o an&#x017F;ta&#x0364;ndig den<lb/>
Erben der ku&#x0364;nfftigen Welt, nicht in la&#x0364;ppi&#x017F;chen eitelen Dingen, oder<lb/>
auch eine teufli&#x017F;che Freud u&#x0364;ber Unglu&#x0364;ck und Ungemach des Na&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;tens, wie der ho&#x0364;lli&#x017F;che Schadenfroh hat, &#x017F;ondern vielmehr u&#x0364;ber die<lb/>
Liebe des Vatters, die Gnad des Sohns, die Gemein&#x017F;chafft des<lb/>
heiligen Gei&#x017F;tes, u&#x0364;ber die Bekehrung der Su&#x0364;nder, den Aufgang<lb/>
des Reichs JE&#x017F;u, u&#x0364;ber alle und jede Fru&#x0364;chte der Gerechtigkeit in<lb/>
&#x017F;ich und in anderen JE&#x017F;um zu erquicken: Wie auch u&#x0364;ber den Sieg<lb/>
welchen die Seel davon tra&#x0364;gt in der Krafft des &#x017F;ich in ihr regenden<lb/>
neuen Lebens des heiligen Gei&#x017F;tes u&#x0364;ber alle Reitzung und bo&#x0364;&#x017F;e Nei-<lb/>
gung; Das Hertz freuet &#x017F;ich mit Zittern u&#x0364;ber die Bewahrung der<lb/>
Gnad und Hintertreibung der Anla&#x0364;uffen des Bo&#x0364;ßwichts, und zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schanden-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0290] Das Haus GOTTES, Chriſtus allein mit Wahrheit ſagen: Dieſer mein Sohn/ dieſe meine Tochter ware tod, nun iſt er wieder lebendig worden a. So hat hiemit ein Chriſt ein doppelte Geburt, da andere Menſchen nur eine haben; Die natuͤrliche, ſo er mit allen Menſchen gemein hat; Dieſe macht ihn nur zu einem Menſchen, aber die andere, die macht ihn zu einem Chriſten. §. 7. Die Suͤnd hat den Menſchen ſo gar verwuͤſtet, daß nichts Gutes an ihm iſt, er muß in einen gantz neu Model gegoſſen wer- den, und verwandelt an Hertz, Muth und Sinn, Gedancken, Freud, Leben, Hoffnung; Die Hoffnung eines Neugebohrnen iſt lebendig, nicht nach denen eitelen Vortheile der Welt, ſondern zu einem unvergaͤnglichen Erb, das im Himmel aufbehalten wird dar- uͤber der heilige Petrus GOtt und den Vatter, unſers HErren JEſu Chriſti hoch benedeyt, daß Er ihn und uns nach ſeiner groſ- ſen Barmhertzigkeit darzu widergebohren habe b. Das Leben iſt auch gar anders, es iſt auch eine himmliſche Urquelle in der Seel, welches ſie zu ewigen Dingen hintreibet, daß ſie ſich der Welt gantz widerſinniſch auffuͤhret, was ſie haſſet, als Creutz, Schmach, Ver- achtung, Armuth, Kranckheit, das umfahet ſie, und heiſſets von gantzem Hertzen willkomm ſeyn, wornach ſie hingegen jaget und ren- net, als Reichthum, Ehr und Luſt, darab hat ſie einen Eckel und Grauen; Sie ſtellet ſich nicht gleichfoͤrmig dieſer Welt, ſondern wird taͤglich veraͤnderet, durch Verneuerung ihres Sinnes c. Glei- cher maſſen iſt ihre Freud geiſtlich und ewig, und alſo anſtaͤndig den Erben der kuͤnfftigen Welt, nicht in laͤppiſchen eitelen Dingen, oder auch eine teufliſche Freud uͤber Ungluͤck und Ungemach des Naͤch- ſtens, wie der hoͤlliſche Schadenfroh hat, ſondern vielmehr uͤber die Liebe des Vatters, die Gnad des Sohns, die Gemeinſchafft des heiligen Geiſtes, uͤber die Bekehrung der Suͤnder, den Aufgang des Reichs JEſu, uͤber alle und jede Fruͤchte der Gerechtigkeit in ſich und in anderen JEſum zu erquicken: Wie auch uͤber den Sieg welchen die Seel davon traͤgt in der Krafft des ſich in ihr regenden neuen Lebens des heiligen Geiſtes uͤber alle Reitzung und boͤſe Nei- gung; Das Hertz freuet ſich mit Zittern uͤber die Bewahrung der Gnad und Hintertreibung der Anlaͤuffen des Boͤßwichts, und zu Schanden- a Luc. XV. 24. b 1 Petr. I. 3. c Rom. XII. 2.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/290
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/290>, abgerufen am 22.11.2024.