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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Das Haus GOTTES,
heit GOttes nichts unanständigers seyn kan, noch unzulänglichers
der wahren Vollkommenheit und Seeligkeit des Menschen, als daß
so herrliche grosse Verheissung von GOtt durch den Meßias und auf
ihne hin geschehen, sich in eine elende Meistersucht sollten endigen,
und auf miserables, bettelhafftes Treudel und Grempel-werck, von
Golden, Thaler, Freß-Panqueten und närrischem Kleiderputz, aus-
lauffen, daß auch ein Verständiger darüber ausruffen möchte, potz!
ists nur das, wovon die Propheten so viel Wesens machten, was
möchte dann wohl derjenige gedencken, der ein Geschmäcklein und
Lab-Träncklein aus der ewigen Welt genossen? der fleischlich-gesinn-
te Weltling macht sich närrische Einbildung und phantasiert von ei-
nem solchen Himmel, da tausend Sachen sind, die nach dem Fleisch-
und Welt-Sinne riechen, welches alles heilige Seelen anstincket.
Dencke da, daß es um ein Wunderwerck zu thun sey, welches dich
und mich, zu einem Kind, Priester und König mache GOtt und dem
Vatter, die dieser Ehren-Namen wohl werth seyen, weil sie sein
Bild tragen, in Heiligkeit, Seeligkeit, Leben, Majestät und Herr-
lichkeit in alle Ewigkeit, es manglen gantz Göttliche, geistliche Qua-
litäten zum Reich GOttes, das nicht irrdisch ist, wie das alte Ca-
naan. Dieses ist die gute Bekanntnuß, die JEsus Christus bezeu-
get hat unter Pontio Pilato, sein Reich seye nicht von dieser Welt a.
Darum gebietet Paulus uns allen vor GOtt, der alle Ding leben-
dig macht, und vor JEsu Christo, daß wir diß Gebott halten, oh-
ne Flecken und untadelich, nehmlich zu fliehen, Geitz, Hoffart und
Wollust, und nachzujagen den verborgenen Schätzen seines unver-
gänglichen Reichs, nehmlich der Gerechtigkeit, Gottseeligkeit,
dem Glauben, der Liebe, der Gedult, der Sanfftmuth, daß wir kämpf-
fen den guten Kampff des Glaubens und ergreiffen das ewige Leben,
ja in allen diesen Dingen unsträfflich und gedultig ausharren biß auf
die Erscheinung JEsu Christi, welche zeigen wird zu seiner bestimm-
ten Zeit der Seelige allein Gewaltige, der König aller Königen und
HErr aller Herrschenden, der allein die Unsterblichkeit hat, der da
wohnet in einem Licht, da niemand zukommen kan, welchen kein
Mensch gesehen hat noch sehen kan, welcher Ehr und ewige Krafft
hat. Ey wer sollte doch dieses nicht mehr lieben als alles Gold und
Silber, wem sollte es nicht lieblicher klingen als alle Saiten-Spiel
und Pracht der Monarchen, wem sollte es besser schmecken als Zu-

cker
a Joh. XVIII. 36.

Das Haus GOTTES,
heit GOttes nichts unanſtaͤndigers ſeyn kan, noch unzulaͤnglichers
der wahren Vollkommenheit und Seeligkeit des Menſchen, als daß
ſo herrliche groſſe Verheiſſung von GOtt durch den Meßias und auf
ihne hin geſchehen, ſich in eine elende Meiſterſucht ſollten endigen,
und auf miſerables, bettelhafftes Treudel und Grempel-werck, von
Golden, Thaler, Freß-Panqueten und naͤrriſchem Kleiderputz, aus-
lauffen, daß auch ein Verſtaͤndiger daruͤber ausruffen moͤchte, potz!
iſts nur das, wovon die Propheten ſo viel Weſens machten, was
moͤchte dann wohl derjenige gedencken, der ein Geſchmaͤcklein und
Lab-Traͤncklein aus der ewigen Welt genoſſen? der fleiſchlich-geſinn-
te Weltling macht ſich naͤrriſche Einbildung und phantaſiert von ei-
nem ſolchen Himmel, da tauſend Sachen ſind, die nach dem Fleiſch-
und Welt-Sinne riechen, welches alles heilige Seelen anſtincket.
Dencke da, daß es um ein Wunderwerck zu thun ſey, welches dich
und mich, zu einem Kind, Prieſter und Koͤnig mache GOtt und dem
Vatter, die dieſer Ehren-Namen wohl werth ſeyen, weil ſie ſein
Bild tragen, in Heiligkeit, Seeligkeit, Leben, Majeſtaͤt und Herr-
lichkeit in alle Ewigkeit, es manglen gantz Goͤttliche, geiſtliche Qua-
litaͤten zum Reich GOttes, das nicht irrdiſch iſt, wie das alte Ca-
naan. Dieſes iſt die gute Bekanntnuß, die JEſus Chriſtus bezeu-
get hat unter Pontio Pilato, ſein Reich ſeye nicht von dieſer Welt a.
Darum gebietet Paulus uns allen vor GOtt, der alle Ding leben-
dig macht, und vor JEſu Chriſto, daß wir diß Gebott halten, oh-
ne Flecken und untadelich, nehmlich zu fliehen, Geitz, Hoffart und
Wolluſt, und nachzujagen den verborgenen Schaͤtzen ſeines unver-
gaͤnglichen Reichs, nehmlich der Gerechtigkeit, Gottſeeligkeit,
dem Glauben, der Liebe, der Gedult, der Sanfftmuth, daß wir kaͤmpf-
fen den guten Kampff des Glaubens und ergreiffen das ewige Leben,
ja in allen dieſen Dingen unſtraͤfflich und gedultig ausharren biß auf
die Erſcheinung JEſu Chriſti, welche zeigen wird zu ſeiner beſtimm-
ten Zeit der Seelige allein Gewaltige, der Koͤnig aller Koͤnigen und
HErr aller Herrſchenden, der allein die Unſterblichkeit hat, der da
wohnet in einem Licht, da niemand zukommen kan, welchen kein
Menſch geſehen hat noch ſehen kan, welcher Ehr und ewige Krafft
hat. Ey wer ſollte doch dieſes nicht mehr lieben als alles Gold und
Silber, wem ſollte es nicht lieblicher klingen als alle Saiten-Spiel
und Pracht der Monarchen, wem ſollte es beſſer ſchmecken als Zu-

cker
a Joh. XVIII. 36.
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[200/0296] Das Haus GOTTES, heit GOttes nichts unanſtaͤndigers ſeyn kan, noch unzulaͤnglichers der wahren Vollkommenheit und Seeligkeit des Menſchen, als daß ſo herrliche groſſe Verheiſſung von GOtt durch den Meßias und auf ihne hin geſchehen, ſich in eine elende Meiſterſucht ſollten endigen, und auf miſerables, bettelhafftes Treudel und Grempel-werck, von Golden, Thaler, Freß-Panqueten und naͤrriſchem Kleiderputz, aus- lauffen, daß auch ein Verſtaͤndiger daruͤber ausruffen moͤchte, potz! iſts nur das, wovon die Propheten ſo viel Weſens machten, was moͤchte dann wohl derjenige gedencken, der ein Geſchmaͤcklein und Lab-Traͤncklein aus der ewigen Welt genoſſen? der fleiſchlich-geſinn- te Weltling macht ſich naͤrriſche Einbildung und phantaſiert von ei- nem ſolchen Himmel, da tauſend Sachen ſind, die nach dem Fleiſch- und Welt-Sinne riechen, welches alles heilige Seelen anſtincket. Dencke da, daß es um ein Wunderwerck zu thun ſey, welches dich und mich, zu einem Kind, Prieſter und Koͤnig mache GOtt und dem Vatter, die dieſer Ehren-Namen wohl werth ſeyen, weil ſie ſein Bild tragen, in Heiligkeit, Seeligkeit, Leben, Majeſtaͤt und Herr- lichkeit in alle Ewigkeit, es manglen gantz Goͤttliche, geiſtliche Qua- litaͤten zum Reich GOttes, das nicht irrdiſch iſt, wie das alte Ca- naan. Dieſes iſt die gute Bekanntnuß, die JEſus Chriſtus bezeu- get hat unter Pontio Pilato, ſein Reich ſeye nicht von dieſer Welt a. Darum gebietet Paulus uns allen vor GOtt, der alle Ding leben- dig macht, und vor JEſu Chriſto, daß wir diß Gebott halten, oh- ne Flecken und untadelich, nehmlich zu fliehen, Geitz, Hoffart und Wolluſt, und nachzujagen den verborgenen Schaͤtzen ſeines unver- gaͤnglichen Reichs, nehmlich der Gerechtigkeit, Gottſeeligkeit, dem Glauben, der Liebe, der Gedult, der Sanfftmuth, daß wir kaͤmpf- fen den guten Kampff des Glaubens und ergreiffen das ewige Leben, ja in allen dieſen Dingen unſtraͤfflich und gedultig ausharren biß auf die Erſcheinung JEſu Chriſti, welche zeigen wird zu ſeiner beſtimm- ten Zeit der Seelige allein Gewaltige, der Koͤnig aller Koͤnigen und HErr aller Herrſchenden, der allein die Unſterblichkeit hat, der da wohnet in einem Licht, da niemand zukommen kan, welchen kein Menſch geſehen hat noch ſehen kan, welcher Ehr und ewige Krafft hat. Ey wer ſollte doch dieſes nicht mehr lieben als alles Gold und Silber, wem ſollte es nicht lieblicher klingen als alle Saiten-Spiel und Pracht der Monarchen, wem ſollte es beſſer ſchmecken als Zu- cker a Joh. XVIII. 36.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/296>, abgerufen am 22.11.2024.