Spuren dieses seines allergrösten und herrlichsten Liebes-Wercks al- lenthalben in die Geschöpffe gemahlet, eingepräget und gestämpfelt, damit wirs nie vergessen.
§. 11. Den Unterscheid beyder Geburten prediget uns der Him-der Him- mel, mel. Die Nacht, die Kälte, der Winter, das Grauen der Fin- sterniß bildet ab den dunckeln, erfrornen, erstorbenen, schreckhaff- ten Stand der alten Geburt da man nichts Göttliches heilsamlich erkennet, den schmahlen Lebens-Weg nicht siehet, Christi Gegen- wart nicht innen wird, eins übers ander stolpert, da man im Ge- bett, heiligen Betrachtungen niemahls erwarmet, noch unter dem freyen Himmel wircken und wandeln darf; da weder Laub noch Graß der grünenden Hofnung, noch Baum-Acker- und Weinberg-Früchte zu sehen in GOtt gethaner Wercken; da förchterliche Gespenster angsthaffter Einfällen im Gewissen das Hertz zittern machen. Jm Gegentheil sind der Tag, die angenehme Wärme der Sonnen mit ihrem Glantz, der Sommer mit seiner Fruchtbarkeit und die Erquick- lichkeit des Lichtes beständige, himmlische Zeugen des neugebohrnen Zustands a.
§. 12. Die manigfaltige Zubereitungen, die neue Creatur in ih-die Erde, rem Flor hervor zu bringen weiset die Erde, welche umgegraben, gepflugt, bedungen, von Steinen und Unkraut gesäubert, begossen, vom Himmel befeuchtet werden muß, ehe sie ihre Frucht darstellet.
§. 13. Die Schwerigkeit des Durchbruchs, das Winden undder Saa- me, Ringen des eingepflantzten Worts, da es sich durch die irrdische Kräff- ten und durch den höllischen Widerstand der Sünd im Fleisch hin- durch arbeitet zum Sieg der Erstlingschafft lehren Saamen, Kern-Steine der Bäume und Klüffe oder Zwibelen der Blumen: Alles kommt erst in seiner Hülse verschlossen in die Erden als sein Grab und muß ersterben, ehe und biß es aus seinem Gefängniß vor- bricht und in einem neuen Leibe grünet.
§. 14. Das tieffe Geheimniß der schmertzlichen Läuterung und de-die Mine- ralien ren Nothwendigkeit, Grund, Beschaffenheit, Nutz und erwünsch- ten Ausgang ruffen uns die Mineralien, Gold, Silber, Edelge- stein zu ihren Schlacken, ihrer Reinigung, Schmeltzung und Po- lierung und dann in ihrem Glantz schlaffen und wachen sind eine täg-
liche
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und die Pforte des Himmels.
Spuren dieſes ſeines allergroͤſten und herrlichſten Liebes-Wercks al- lenthalben in die Geſchoͤpffe gemahlet, eingepraͤget und geſtaͤmpfelt, damit wirs nie vergeſſen.
§. 11. Den Unterſcheid beyder Geburten prediget uns der Him-der Him- mel, mel. Die Nacht, die Kaͤlte, der Winter, das Grauen der Fin- ſterniß bildet ab den dunckeln, erfrornen, erſtorbenen, ſchreckhaff- ten Stand der alten Geburt da man nichts Goͤttliches heilſamlich erkennet, den ſchmahlen Lebens-Weg nicht ſiehet, Chriſti Gegen- wart nicht innen wird, eins uͤbers ander ſtolpert, da man im Ge- bett, heiligen Betrachtungen niemahls erwarmet, noch unter dem freyen Himmel wircken und wandeln darf; da weder Laub noch Graß der gruͤnenden Hofnung, noch Baum-Acker- und Weinberg-Fruͤchte zu ſehen in GOtt gethaner Wercken; da foͤrchterliche Geſpenſter angſthaffter Einfaͤllen im Gewiſſen das Hertz zittern machen. Jm Gegentheil ſind der Tag, die angenehme Waͤrme der Sonnen mit ihrem Glantz, der Sommer mit ſeiner Fruchtbarkeit und die Erquick- lichkeit des Lichtes beſtaͤndige, himmliſche Zeugen des neugebohrnen Zuſtands a.
§. 12. Die manigfaltige Zubereitungen, die neue Creatur in ih-die Erde, rem Flor hervor zu bringen weiſet die Erde, welche umgegraben, gepflugt, bedungen, von Steinen und Unkraut geſaͤubert, begoſſen, vom Himmel befeuchtet werden muß, ehe ſie ihre Frucht darſtellet.
§. 13. Die Schwerigkeit des Durchbruchs, das Winden undder Saa- me, Ringen des eingepflantzten Worts, da es ſich durch die irrdiſche Kraͤff- ten und durch den hoͤlliſchen Widerſtand der Suͤnd im Fleiſch hin- durch arbeitet zum Sieg der Erſtlingſchafft lehren Saamen, Kern-Steine der Baͤume und Kluͤffe oder Zwibelen der Blumen: Alles kommt erſt in ſeiner Huͤlſe verſchloſſen in die Erden als ſein Grab und muß erſterben, ehe und biß es aus ſeinem Gefaͤngniß vor- bricht und in einem neuen Leibe gruͤnet.
§. 14. Das tieffe Geheimniß der ſchmertzlichen Laͤuterung und de-die Mine- ralien ren Nothwendigkeit, Grund, Beſchaffenheit, Nutz und erwuͤnſch- ten Ausgang ruffen uns die Mineralien, Gold, Silber, Edelge- ſtein zu ihren Schlacken, ihrer Reinigung, Schmeltzung und Po- lierung und dann in ihrem Glantz ſchlaffen und wachen ſind eine taͤg-
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und die Pforte des Himmels.
Spuren dieſes ſeines allergroͤſten und herrlichſten Liebes-Wercks al-
lenthalben in die Geſchoͤpffe gemahlet, eingepraͤget und geſtaͤmpfelt,
damit wirs nie vergeſſen.
§. 11. Den Unterſcheid beyder Geburten prediget uns der Him-
mel. Die Nacht, die Kaͤlte, der Winter, das Grauen der Fin-
ſterniß bildet ab den dunckeln, erfrornen, erſtorbenen, ſchreckhaff-
ten Stand der alten Geburt da man nichts Goͤttliches heilſamlich
erkennet, den ſchmahlen Lebens-Weg nicht ſiehet, Chriſti Gegen-
wart nicht innen wird, eins uͤbers ander ſtolpert, da man im Ge-
bett, heiligen Betrachtungen niemahls erwarmet, noch unter dem
freyen Himmel wircken und wandeln darf; da weder Laub noch Graß
der gruͤnenden Hofnung, noch Baum-Acker- und Weinberg-Fruͤchte
zu ſehen in GOtt gethaner Wercken; da foͤrchterliche Geſpenſter
angſthaffter Einfaͤllen im Gewiſſen das Hertz zittern machen. Jm
Gegentheil ſind der Tag, die angenehme Waͤrme der Sonnen mit
ihrem Glantz, der Sommer mit ſeiner Fruchtbarkeit und die Erquick-
lichkeit des Lichtes beſtaͤndige, himmliſche Zeugen des neugebohrnen
Zuſtands a.
der Him-
mel,
§. 12. Die manigfaltige Zubereitungen, die neue Creatur in ih-
rem Flor hervor zu bringen weiſet die Erde, welche umgegraben,
gepflugt, bedungen, von Steinen und Unkraut geſaͤubert, begoſſen,
vom Himmel befeuchtet werden muß, ehe ſie ihre Frucht darſtellet.
die Erde,
§. 13. Die Schwerigkeit des Durchbruchs, das Winden und
Ringen des eingepflantzten Worts, da es ſich durch die irrdiſche Kraͤff-
ten und durch den hoͤlliſchen Widerſtand der Suͤnd im Fleiſch hin-
durch arbeitet zum Sieg der Erſtlingſchafft lehren Saamen,
Kern-Steine der Baͤume und Kluͤffe oder Zwibelen der Blumen:
Alles kommt erſt in ſeiner Huͤlſe verſchloſſen in die Erden als ſein
Grab und muß erſterben, ehe und biß es aus ſeinem Gefaͤngniß vor-
bricht und in einem neuen Leibe gruͤnet.
der Saa-
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§. 14. Das tieffe Geheimniß der ſchmertzlichen Laͤuterung und de-
ren Nothwendigkeit, Grund, Beſchaffenheit, Nutz und erwuͤnſch-
ten Ausgang ruffen uns die Mineralien, Gold, Silber, Edelge-
ſtein zu ihren Schlacken, ihrer Reinigung, Schmeltzung und Po-
lierung und dann in ihrem Glantz ſchlaffen und wachen ſind eine taͤg-
liche
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/313>, abgerufen am 22.11.2024.
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