meyne, ich wolle teutsch mit ihnen reden, so bald ich nur den Mund aufthue, und spreche von JESU, so ists ihnen Arabisch; daß auch einige darob einschlaffen, als ob es sie gantz nichts angienge.
Ermuntert die Schläffrigen! liebe Zuhörer, ich weiß ihm nichts mehr zu thun, gebt mir doch selbst einen Rath, wie ichs müsse an- greiffen, damit ihr JESU zur Freude werdet und reich und selig in GOTT. Dann ihr möget mir lang sagen ihr wollet nicht, ich nimme das Nein nicht an; ich will euch in das Himmelreich beför- dert wissen, dann ihr seyd thorechte Kinder, ihr wisset nicht, was ihr machet; O mein guter und getreuer GOTT hilff mir, stehe bey mir armen Wurm, sonst komme ich nicht z'schlag, und richte nichts aus.
Deren Wi- dersetzlich- keit aber dessen Be- mühung zernichti- get.
§. 7. Jch weiß, wie der Mensch so lange Zeit von Natur, wann er an seiner Seligkeit würcken soll, wie ihm doch das alles so gar z'wi- der ist, daß er lieber Holtz und Steine truge: dennoch muß es seyn! du und du auch, wann man am Montag oder Dienstag hätte den gantzen Tag dir können in dein Hertz sehen, und dich in allen deinen Handlungen hätte betrachtet, hätte man auch dencken können, daß dir der geringste Ernst seye für deine Heiligung. Der hohe und grosse GOTT vom Himmel, vor dessen Angesicht du diese Wochen, dieses Jahr und diese volle achtzehen Jahr, in denen ich bin unter euch aus- und eingangen, und viele tausend Predigten und Unterweisungen ge- halten; Wie hat er dich doch in solchen irrdischen Welt-Gedancken anschauen müssen; Er ware bey dir, da du aufstundest, niedergien- gest, in deinen Geschäfften so gar an ihn nichts gedachtest, und doch ware er um dich! wann einer Jahr und Tag bey einem solchen Men- schen wohnete, und man redete gar nichts zu einem solchen Menschen, wäre diß nicht eine sehr grosse Unhöflichkeit? aber GOtt ist allezeit um dich her und bey dir; hast du ihm dann nicht auch etwann ein freundlich Wort gegeben? er gedencket an dich, wann du schon nicht an ihn gedenckest? wann er einen Augenblick deiner vergessen thäte, du sässest nicht mehr auf diesem Banck und wärest nicht mehr bey Leben; wie kanst du dann seiner so vergessen o liebe Seel! Ach müssen nicht ihrer viel diß erkennen und sagen: Ja es seye wahr, sie gedencken gantze Wochen und Monat nichts daran, was vor ein grosses Werck sie vor ihnen haben, nehmlich die Einwurtzelung ihres
Geistes
Das Haus GOTTES,
meyne, ich wolle teutſch mit ihnen reden, ſo bald ich nur den Mund aufthue, und ſpreche von JESU, ſo iſts ihnen Arabiſch; daß auch einige darob einſchlaffen, als ob es ſie gantz nichts angienge.
Ermuntert die Schlaͤffrigen! liebe Zuhoͤrer, ich weiß ihm nichts mehr zu thun, gebt mir doch ſelbſt einen Rath, wie ichs muͤſſe an- greiffen, damit ihr JESU zur Freude werdet und reich und ſelig in GOTT. Dann ihr moͤget mir lang ſagen ihr wollet nicht, ich nimme das Nein nicht an; ich will euch in das Himmelreich befoͤr- dert wiſſen, dann ihr ſeyd thorechte Kinder, ihr wiſſet nicht, was ihr machet; O mein guter und getreuer GOTT hilff mir, ſtehe bey mir armen Wurm, ſonſt komme ich nicht z’ſchlag, und richte nichts aus.
Deren Wi- derſetzlich- keit aber deſſen Be- muͤhung zernichti- get.
§. 7. Jch weiß, wie der Menſch ſo lange Zeit von Natur, wann er an ſeiner Seligkeit wuͤrcken ſoll, wie ihm doch das alles ſo gar z’wi- der iſt, daß er lieber Holtz und Steine truge: dennoch muß es ſeyn! du und du auch, wann man am Montag oder Dienſtag haͤtte den gantzen Tag dir koͤnnen in dein Hertz ſehen, und dich in allen deinen Handlungen haͤtte betrachtet, haͤtte man auch dencken koͤnnen, daß dir der geringſte Ernſt ſeye fuͤr deine Heiligung. Der hohe und groſſe GOTT vom Himmel, vor deſſen Angeſicht du dieſe Wochen, dieſes Jahr und dieſe volle achtzehen Jahr, in denen ich bin unter euch aus- und eingangen, und viele tauſend Predigten und Unterweiſungen ge- halten; Wie hat er dich doch in ſolchen irrdiſchen Welt-Gedancken anſchauen muͤſſen; Er ware bey dir, da du aufſtundeſt, niedergien- geſt, in deinen Geſchaͤfften ſo gar an ihn nichts gedachteſt, und doch ware er um dich! wann einer Jahr und Tag bey einem ſolchen Men- ſchen wohnete, und man redete gar nichts zu einem ſolchen Menſchen, waͤre diß nicht eine ſehr groſſe Unhoͤflichkeit? aber GOtt iſt allezeit um dich her und bey dir; haſt du ihm dann nicht auch etwann ein freundlich Wort gegeben? er gedencket an dich, wann du ſchon nicht an ihn gedenckeſt? wann er einen Augenblick deiner vergeſſen thaͤte, du ſaͤſſeſt nicht mehr auf dieſem Banck und waͤreſt nicht mehr bey Leben; wie kanſt du dann ſeiner ſo vergeſſen o liebe Seel! Ach muͤſſen nicht ihrer viel diß erkennen und ſagen: Ja es ſeye wahr, ſie gedencken gantze Wochen und Monat nichts daran, was vor ein groſſes Werck ſie vor ihnen haben, nehmlich die Einwurtzelung ihres
Geiſtes
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0318"n="222"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Haus GOTTES,</hi></fw><lb/>
meyne, ich wolle teutſch mit ihnen reden, ſo bald ich nur den Mund<lb/>
aufthue, und ſpreche von JESU, ſo iſts ihnen Arabiſch; daß auch<lb/>
einige darob einſchlaffen, als ob es ſie gantz nichts angienge.</p><lb/><p>Ermuntert die Schlaͤffrigen! liebe Zuhoͤrer, ich weiß ihm nichts<lb/>
mehr zu thun, gebt mir doch ſelbſt einen Rath, wie ichs muͤſſe an-<lb/>
greiffen, damit ihr JESU zur Freude werdet und reich und ſelig<lb/>
in GOTT. Dann ihr moͤget mir lang ſagen ihr wollet nicht, ich<lb/>
nimme das Nein nicht an; ich will euch in das Himmelreich befoͤr-<lb/>
dert wiſſen, dann ihr ſeyd thorechte Kinder, ihr wiſſet nicht, was<lb/>
ihr machet; O mein guter und getreuer GOTT hilff mir, ſtehe bey<lb/>
mir armen Wurm, ſonſt komme ich nicht z’ſchlag, und richte nichts<lb/>
aus.</p><lb/><noteplace="left">Deren Wi-<lb/>
derſetzlich-<lb/>
keit aber<lb/>
deſſen Be-<lb/>
muͤhung<lb/>
zernichti-<lb/>
get.</note><p><hirendition="#i">§.</hi> 7. Jch weiß, wie der Menſch ſo lange Zeit von Natur, wann<lb/>
er an ſeiner Seligkeit wuͤrcken ſoll, wie ihm doch das alles ſo gar z’wi-<lb/>
der iſt, daß er lieber Holtz und Steine truge: dennoch muß es ſeyn!<lb/>
du und du auch, wann man am Montag oder Dienſtag haͤtte den<lb/>
gantzen Tag dir koͤnnen in dein Hertz ſehen, und dich in allen deinen<lb/>
Handlungen haͤtte betrachtet, haͤtte man auch dencken koͤnnen, daß<lb/>
dir der geringſte Ernſt ſeye fuͤr deine Heiligung. Der hohe und groſſe<lb/>
GOTT vom Himmel, vor deſſen Angeſicht du dieſe Wochen, dieſes<lb/>
Jahr und dieſe volle achtzehen Jahr, in denen ich bin unter euch aus-<lb/>
und eingangen, und viele tauſend Predigten und Unterweiſungen ge-<lb/>
halten; Wie hat er dich doch in ſolchen irrdiſchen Welt-Gedancken<lb/>
anſchauen muͤſſen; Er ware bey dir, da du aufſtundeſt, niedergien-<lb/>
geſt, in deinen Geſchaͤfften ſo gar an ihn nichts gedachteſt, und doch<lb/>
ware er um dich! wann einer Jahr und Tag bey einem ſolchen Men-<lb/>ſchen wohnete, und man redete gar nichts zu einem ſolchen Menſchen,<lb/>
waͤre diß nicht eine ſehr groſſe Unhoͤflichkeit? aber GOtt iſt allezeit<lb/>
um dich her und bey dir; haſt du ihm dann nicht auch etwann ein<lb/>
freundlich Wort gegeben? er gedencket an dich, wann du ſchon<lb/>
nicht an ihn gedenckeſt? wann er einen Augenblick deiner vergeſſen<lb/>
thaͤte, du ſaͤſſeſt nicht mehr auf dieſem Banck und waͤreſt nicht mehr<lb/>
bey Leben; wie kanſt du dann ſeiner ſo vergeſſen o liebe Seel! Ach<lb/>
muͤſſen nicht ihrer viel diß erkennen und ſagen: Ja es ſeye wahr, ſie<lb/>
gedencken gantze Wochen und Monat nichts daran, was vor ein<lb/>
groſſes Werck ſie vor ihnen haben, nehmlich die Einwurtzelung ihres<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Geiſtes</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[222/0318]
Das Haus GOTTES,
meyne, ich wolle teutſch mit ihnen reden, ſo bald ich nur den Mund
aufthue, und ſpreche von JESU, ſo iſts ihnen Arabiſch; daß auch
einige darob einſchlaffen, als ob es ſie gantz nichts angienge.
Ermuntert die Schlaͤffrigen! liebe Zuhoͤrer, ich weiß ihm nichts
mehr zu thun, gebt mir doch ſelbſt einen Rath, wie ichs muͤſſe an-
greiffen, damit ihr JESU zur Freude werdet und reich und ſelig
in GOTT. Dann ihr moͤget mir lang ſagen ihr wollet nicht, ich
nimme das Nein nicht an; ich will euch in das Himmelreich befoͤr-
dert wiſſen, dann ihr ſeyd thorechte Kinder, ihr wiſſet nicht, was
ihr machet; O mein guter und getreuer GOTT hilff mir, ſtehe bey
mir armen Wurm, ſonſt komme ich nicht z’ſchlag, und richte nichts
aus.
§. 7. Jch weiß, wie der Menſch ſo lange Zeit von Natur, wann
er an ſeiner Seligkeit wuͤrcken ſoll, wie ihm doch das alles ſo gar z’wi-
der iſt, daß er lieber Holtz und Steine truge: dennoch muß es ſeyn!
du und du auch, wann man am Montag oder Dienſtag haͤtte den
gantzen Tag dir koͤnnen in dein Hertz ſehen, und dich in allen deinen
Handlungen haͤtte betrachtet, haͤtte man auch dencken koͤnnen, daß
dir der geringſte Ernſt ſeye fuͤr deine Heiligung. Der hohe und groſſe
GOTT vom Himmel, vor deſſen Angeſicht du dieſe Wochen, dieſes
Jahr und dieſe volle achtzehen Jahr, in denen ich bin unter euch aus-
und eingangen, und viele tauſend Predigten und Unterweiſungen ge-
halten; Wie hat er dich doch in ſolchen irrdiſchen Welt-Gedancken
anſchauen muͤſſen; Er ware bey dir, da du aufſtundeſt, niedergien-
geſt, in deinen Geſchaͤfften ſo gar an ihn nichts gedachteſt, und doch
ware er um dich! wann einer Jahr und Tag bey einem ſolchen Men-
ſchen wohnete, und man redete gar nichts zu einem ſolchen Menſchen,
waͤre diß nicht eine ſehr groſſe Unhoͤflichkeit? aber GOtt iſt allezeit
um dich her und bey dir; haſt du ihm dann nicht auch etwann ein
freundlich Wort gegeben? er gedencket an dich, wann du ſchon
nicht an ihn gedenckeſt? wann er einen Augenblick deiner vergeſſen
thaͤte, du ſaͤſſeſt nicht mehr auf dieſem Banck und waͤreſt nicht mehr
bey Leben; wie kanſt du dann ſeiner ſo vergeſſen o liebe Seel! Ach
muͤſſen nicht ihrer viel diß erkennen und ſagen: Ja es ſeye wahr, ſie
gedencken gantze Wochen und Monat nichts daran, was vor ein
groſſes Werck ſie vor ihnen haben, nehmlich die Einwurtzelung ihres
Geiſtes
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/318>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.