14. Wie lange hab ich rebelliret! Wie groß ist meine Sünden-Schuld! Wie eitel war ich! wie verwirret! Wie wenig sucht ich deine Huld! Ach! lebest du? Ach! liebst du noch? HERR, tröste mich! Ach! hilff mir doch!
15. Jch wird verdammt von allen Dingen. Die Zeit, die edle Lebens-Zeit, Die nimmer wieder einzubringen, Klagt über meine Sicherheit. Jch hausete, es ist ein Spott. Wie? bleibst du doch ein Gnaden-GOTT?
16. Dein Leyden gieng mir nicht zu Hertzen. Dein Wort kam in mir nicht zur Krafft. Dein Wohlthun, deiner Ruthe schmertzen Hat bey mir wenig Heyl geschafft. Ach! Jsts solch einem Thier erlaubt, Daß es noch Gnade hofft und glaubt?
17. Doch ja, ich hoff; Weil dein Erbarmen Mich im Gewissen weckt und schreckt, Und allen Heyls-begier'gen Armen Die Gnaden-Hand entgegen streckt; So hoff ich, obgleich kümmerlich, So hoff ich, Heyl der Welt! auf dich.
18. Du anerbietest mir dein Erbe, Du reissest meine Band entzwey, Und ruffst und zeuchst, noch eh ich sterbe, Mich aus der eitlen Sclaverey. O solche Gnade tröstet mich. Jch hoff, du machst es gnädiglich.
19. Jch
K k 3
Vom Anfang des Gnaden-Wercks.
14. Wie lange hab ich rebelliret! Wie groß iſt meine Suͤnden-Schuld! Wie eitel war ich! wie verwirret! Wie wenig ſucht ich deine Huld! Ach! lebeſt du? Ach! liebſt du noch? HERR, troͤſte mich! Ach! hilff mir doch!
15. Jch wird verdammt von allen Dingen. Die Zeit, die edle Lebens-Zeit, Die nimmer wieder einzubringen, Klagt uͤber meine Sicherheit. Jch hauſete, es iſt ein Spott. Wie? bleibſt du doch ein Gnaden-GOTT?
16. Dein Leyden gieng mir nicht zu Hertzen. Dein Wort kam in mir nicht zur Krafft. Dein Wohlthun, deiner Ruthe ſchmertzen Hat bey mir wenig Heyl geſchafft. Ach! Jſts ſolch einem Thier erlaubt, Daß es noch Gnade hofft und glaubt?
17. Doch ja, ich hoff; Weil dein Erbarmen Mich im Gewiſſen weckt und ſchreckt, Und allen Heyls-begier’gen Armen Die Gnaden-Hand entgegen ſtreckt; So hoff ich, obgleich kuͤmmerlich, So hoff ich, Heyl der Welt! auf dich.
18. Du anerbieteſt mir dein Erbe, Du reiſſeſt meine Band entzwey, Und ruffſt und zeuchſt, noch eh ich ſterbe, Mich aus der eitlen Sclaverey. O ſolche Gnade troͤſtet mich. Jch hoff, du machſt es gnaͤdiglich.
19. Jch
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Vom Anfang des Gnaden-Wercks.
14.
Wie lange hab ich rebelliret!
Wie groß iſt meine Suͤnden-Schuld!
Wie eitel war ich! wie verwirret!
Wie wenig ſucht ich deine Huld!
Ach! lebeſt du? Ach! liebſt du noch?
HERR, troͤſte mich! Ach! hilff mir doch!
15.
Jch wird verdammt von allen Dingen.
Die Zeit, die edle Lebens-Zeit,
Die nimmer wieder einzubringen,
Klagt uͤber meine Sicherheit.
Jch hauſete, es iſt ein Spott.
Wie? bleibſt du doch ein Gnaden-GOTT?
16.
Dein Leyden gieng mir nicht zu Hertzen.
Dein Wort kam in mir nicht zur Krafft.
Dein Wohlthun, deiner Ruthe ſchmertzen
Hat bey mir wenig Heyl geſchafft.
Ach! Jſts ſolch einem Thier erlaubt,
Daß es noch Gnade hofft und glaubt?
17.
Doch ja, ich hoff; Weil dein Erbarmen
Mich im Gewiſſen weckt und ſchreckt,
Und allen Heyls-begier’gen Armen
Die Gnaden-Hand entgegen ſtreckt;
So hoff ich, obgleich kuͤmmerlich,
So hoff ich, Heyl der Welt! auf dich.
18.
Du anerbieteſt mir dein Erbe,
Du reiſſeſt meine Band entzwey,
Und ruffſt und zeuchſt, noch eh ich ſterbe,
Mich aus der eitlen Sclaverey.
O ſolche Gnade troͤſtet mich.
Jch hoff, du machſt es gnaͤdiglich.
19. Jch
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/357>, abgerufen am 22.11.2024.
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