auf alles, was am Fortgang mit JEsu förderlich oder hinderlich seyn kan, der ohne Unterlaß mit der Braut wünschet und seuffzet: Zie- he mich nach dir, so wollen wir dir nachlauffen. Es ist nichts glück- seeligers, vortheilhafftigers und zugleich nöthigers als diesen himm- lischen Gnaden-Zug warzunehmen und getreulich zu folgen, dann die- ser Zug gehet immer fort und fort; Mein Vatter würcket allezeit und auch ich würcke a. Wann der himmlische Bräutigam einmahl eine Seel ergriffen, lasset er nicht nach, biß er sie völlig bey sich hat, es ist aber hier nicht vonnöthen, denen Geheimnuß-vollen Wegen nachzugrüblen, was künfftig aus uns oder anderen etwan werden sol- le und zu fragen; Was soll aber dieses, das mir begegnet, oder was soll aber dieser, der nicht gleiche Führungen mit mir hat, sondern JEsu Geistes-Trieb nach seinem Evangelio in kindlicher Einfalt ge- rad zu folgen biß gen Bethsemes dem Sonnen-Haus der Ewigkeit.
§. 11. Warum spricht aber der Bräutigam zu seiner Braut kom-JESUS heisset sei- ne Braut herkom- men muste näher zu Jhm zu bringen. me her, da sie doch in seinen Armen ruhet und unter dem Apfel- Baum seines Schutzes und Göttlichen Tractamenten geniesset?
Antwort. Dieses Kommen gehet immer fort, immer näher und tieffer in das bekanntlich grosse Geheimnuß der Gottseeligkeit von ei- ner Gnad und Wahrheit zur anderen, von JEsu der Weißheit zu JEsu der Gerechtigkeit, der Heiligung und ewigen Seeligkeit, im- mer höhere Aeste und zwölfferley Früchte, immer edlere und köstli- chere, alle aus einem Safft-Stamm und Lebens-Baum.
Gleichwie die Zukunfft JEsu Christi ihre Staffel hat, ihr werdet sehen, spricht der höchstbedrängte und geängstete JEsus, den Sohn des Menschen kommen mit den Wolcken des Himmels b, welches Kommen gewährt hat von der Himmelfahrt an biß hieher, also daß so offt JEsus ein Werck auf Erden thut, daß alle Welt sehen muß, daß er lebe als das Haupt seiner Kirchen und ein HErr sey über al- les; so ist das ein Posaunen und Vorbott seiner persöhnlichen Er- scheinung, uns als wie ein Trompeter, der vor dem König herzeucht, da ein Geschrey erschallet durch die gantze Stadt, sehet der König kommt, wiewohlen er noch weit dahinden ist. Gleichfalls kommt er auch noch immer durch die Wercke der Gottheit der Seelen näher, darum wann die Braut Christum schon im Glauben umfasset, rufft
sie
aJoh. V. 17.
bMarc. XIV. 62.
N n
Der geiſtliche Fruͤhling.
auf alles, was am Fortgang mit JEſu foͤrderlich oder hinderlich ſeyn kan, der ohne Unterlaß mit der Braut wuͤnſchet und ſeuffzet: Zie- he mich nach dir, ſo wollen wir dir nachlauffen. Es iſt nichts gluͤck- ſeeligers, vortheilhafftigers und zugleich noͤthigers als dieſen himm- liſchen Gnaden-Zug warzunehmen und getreulich zu folgen, dann die- ſer Zug gehet immer fort und fort; Mein Vatter wuͤrcket allezeit und auch ich wuͤrcke a. Wann der himmliſche Braͤutigam einmahl eine Seel ergriffen, laſſet er nicht nach, biß er ſie voͤllig bey ſich hat, es iſt aber hier nicht vonnoͤthen, denen Geheimnuß-vollen Wegen nachzugruͤblen, was kuͤnfftig aus uns oder anderen etwan werden ſol- le und zu fragen; Was ſoll aber dieſes, das mir begegnet, oder was ſoll aber dieſer, der nicht gleiche Fuͤhrungen mit mir hat, ſondern JEſu Geiſtes-Trieb nach ſeinem Evangelio in kindlicher Einfalt ge- rad zu folgen biß gen Bethſemes dem Sonnen-Haus der Ewigkeit.
§. 11. Warum ſpricht aber der Braͤutigam zu ſeiner Braut kom-JESUS heiſſet ſei- ne Braut herkom- men muſte naͤher zu Jhm zu bringen. me her, da ſie doch in ſeinen Armen ruhet und unter dem Apfel- Baum ſeines Schutzes und Goͤttlichen Tractamenten genieſſet?
Antwort. Dieſes Kommen gehet immer fort, immer naͤher und tieffer in das bekanntlich groſſe Geheimnuß der Gottſeeligkeit von ei- ner Gnad und Wahrheit zur anderen, von JEſu der Weißheit zu JEſu der Gerechtigkeit, der Heiligung und ewigen Seeligkeit, im- mer hoͤhere Aeſte und zwoͤlfferley Fruͤchte, immer edlere und koͤſtli- chere, alle aus einem Safft-Stamm und Lebens-Baum.
Gleichwie die Zukunfft JEſu Chriſti ihre Staffel hat, ihr werdet ſehen, ſpricht der hoͤchſtbedraͤngte und geaͤngſtete JEſus, den Sohn des Menſchen kommen mit den Wolcken des Himmels b, welches Kommen gewaͤhrt hat von der Himmelfahrt an biß hieher, alſo daß ſo offt JEſus ein Werck auf Erden thut, daß alle Welt ſehen muß, daß er lebe als das Haupt ſeiner Kirchen und ein HErr ſey uͤber al- les; ſo iſt das ein Poſaunen und Vorbott ſeiner perſoͤhnlichen Er- ſcheinung, uns als wie ein Trompeter, der vor dem Koͤnig herzeucht, da ein Geſchrey erſchallet durch die gantze Stadt, ſehet der Koͤnig kommt, wiewohlen er noch weit dahinden iſt. Gleichfalls kommt er auch noch immer durch die Wercke der Gottheit der Seelen naͤher, darum wann die Braut Chriſtum ſchon im Glauben umfaſſet, rufft
ſie
aJoh. V. 17.
bMarc. XIV. 62.
N n
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Der geiſtliche Fruͤhling.
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he mich nach dir, ſo wollen wir dir nachlauffen. Es iſt nichts gluͤck-
ſeeligers, vortheilhafftigers und zugleich noͤthigers als dieſen himm-
liſchen Gnaden-Zug warzunehmen und getreulich zu folgen, dann die-
ſer Zug gehet immer fort und fort; Mein Vatter wuͤrcket allezeit
und auch ich wuͤrcke a. Wann der himmliſche Braͤutigam einmahl
eine Seel ergriffen, laſſet er nicht nach, biß er ſie voͤllig bey ſich hat,
es iſt aber hier nicht vonnoͤthen, denen Geheimnuß-vollen Wegen
nachzugruͤblen, was kuͤnfftig aus uns oder anderen etwan werden ſol-
le und zu fragen; Was ſoll aber dieſes, das mir begegnet, oder was
ſoll aber dieſer, der nicht gleiche Fuͤhrungen mit mir hat, ſondern
JEſu Geiſtes-Trieb nach ſeinem Evangelio in kindlicher Einfalt ge-
rad zu folgen biß gen Bethſemes dem Sonnen-Haus der Ewigkeit.
§. 11. Warum ſpricht aber der Braͤutigam zu ſeiner Braut kom-
me her, da ſie doch in ſeinen Armen ruhet und unter dem Apfel-
Baum ſeines Schutzes und Goͤttlichen Tractamenten genieſſet?
JESUS
heiſſet ſei-
ne Braut
herkom-
men muſte
naͤher zu
Jhm zu
bringen.
Antwort. Dieſes Kommen gehet immer fort, immer naͤher und
tieffer in das bekanntlich groſſe Geheimnuß der Gottſeeligkeit von ei-
ner Gnad und Wahrheit zur anderen, von JEſu der Weißheit zu
JEſu der Gerechtigkeit, der Heiligung und ewigen Seeligkeit, im-
mer hoͤhere Aeſte und zwoͤlfferley Fruͤchte, immer edlere und koͤſtli-
chere, alle aus einem Safft-Stamm und Lebens-Baum.
Gleichwie die Zukunfft JEſu Chriſti ihre Staffel hat, ihr werdet
ſehen, ſpricht der hoͤchſtbedraͤngte und geaͤngſtete JEſus, den Sohn
des Menſchen kommen mit den Wolcken des Himmels b, welches
Kommen gewaͤhrt hat von der Himmelfahrt an biß hieher, alſo daß
ſo offt JEſus ein Werck auf Erden thut, daß alle Welt ſehen muß,
daß er lebe als das Haupt ſeiner Kirchen und ein HErr ſey uͤber al-
les; ſo iſt das ein Poſaunen und Vorbott ſeiner perſoͤhnlichen Er-
ſcheinung, uns als wie ein Trompeter, der vor dem Koͤnig herzeucht,
da ein Geſchrey erſchallet durch die gantze Stadt, ſehet der Koͤnig
kommt, wiewohlen er noch weit dahinden iſt. Gleichfalls kommt er
auch noch immer durch die Wercke der Gottheit der Seelen naͤher,
darum wann die Braut Chriſtum ſchon im Glauben umfaſſet, rufft
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a Joh. V. 17.
b Marc. XIV. 62.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/377>, abgerufen am 22.11.2024.
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