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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling.
nicht zu reden; Moses verblendt nur und gibt kein Krafft, wann
aber JEsus dabey ist und steiff angeschauet wird. Da da ist die
Klarheit des Gesetzes lieblicher als kein Spiegel den Augen.

bey heyd-
nisch ge-
sinnten
Christen,

§. 11. Die Ausgiessung der Zorn-Schaalen über die heydnisch-
gesinnten Christen, welche der lieb-volle Apostel Johannes Anti-
christen nennet, als der Salbung und Regierung des H. Geistes
sehr widrige Menschen, diese Straff-Gerichte hören nicht auf so
lange sich die Menschen widersetzen, biß alles unter den Plagen des
Allmächtigen als Centner schwären Hagelsteinen zerquetschet und zer-
schmettert darnieder ligt, da bekommt der Antichrist in allen Secten
und Religionen den Garaus siehe doch Sap. V. 18. 25. Wie nun
das Erdreich zuletzt von den starcken Regen weich wird und bequem
gebauet zu werden, so werden zuletzt viele harte, verstockte Menschen
von den anhaltenden Land-Plagen in etwas gebrochen, und so wird
der Philadelphische Frühling überall hervor blühen auf dem gantzen
Erdboden.

bey den
Frommen

§. 12. Wie aber der Mensch Microcosmus oder ein Auszug von
der gantzen Welt genannt wird, so ist auch eine jegliche gläubige
Seel in denen Wunder-Wegen die GOTT mit ihr hat, ein kleiner
Entwurff desjenigen was in allen ablauffenden Zeitläuffen, oder ver-
schiedenen Haupt-Abwechslungen mit der Kirchen vorgehet; Es mö-
gen mit der Weise die Platzregen dem Winter beygefüget allhier ab-
bilden, die schwären Proben, so gemeiniglich auf einige Lauigkeit im
Christenthum erfolgen welche nicht alle ausstehen können; Jtem
Creutz-Fluthen zu Ersäuffung und Wegschwemmung vieler alt Ada-
mischen Kräfften zum Verderben des Fleisches, daß der Geist selig
werde am Tag JEsu. Jtem die vielfältigen Anfechtungen, da die
Seel meinet sie werde nicht Theil haben an dem Abendmahl des Lamms,
sie werd mit den thorrechten Jungfrauen zu spath kommen, da es schei-
net GOtt sey nicht günstig, der blaue Himmel der Gnad sey mit
dicken finsteren Wolcken umhenckt und überzogen daß es haglet und
schneyet mit allerhand traur-vollen Einbildungen, darnieder schlagen-
den Muchtlosigkeiten und Schwachheiten, allda toben die Sturm-
Winde und die Wasserwogen einer tödtlichen Aengstlichkeit erheben
sich, daß man sich wohl in die Erd verkriechen, oder in die Höhle ei-
nes Baums verstecken möchte, daß einem offt gar alle Hoffnung ver-

schwindet

Der geiſtliche Fruͤhling.
nicht zu reden; Moſes verblendt nur und gibt kein Krafft, wann
aber JEſus dabey iſt und ſteiff angeſchauet wird. Da da iſt die
Klarheit des Geſetzes lieblicher als kein Spiegel den Augen.

bey heyd-
niſch ge-
ſinnten
Chriſten,

§. 11. Die Ausgieſſung der Zorn-Schaalen uͤber die heydniſch-
geſinnten Chriſten, welche der lieb-volle Apoſtel Johannes Anti-
chriſten nennet, als der Salbung und Regierung des H. Geiſtes
ſehr widrige Menſchen, dieſe Straff-Gerichte hoͤren nicht auf ſo
lange ſich die Menſchen widerſetzen, biß alles unter den Plagen des
Allmaͤchtigen als Centner ſchwaͤren Hagelſteinen zerquetſchet und zer-
ſchmettert darnieder ligt, da bekommt der Antichriſt in allen Secten
und Religionen den Garaus ſiehe doch Sap. V. 18. 25. Wie nun
das Erdreich zuletzt von den ſtarcken Regen weich wird und bequem
gebauet zu werden, ſo werden zuletzt viele harte, verſtockte Menſchen
von den anhaltenden Land-Plagen in etwas gebrochen, und ſo wird
der Philadelphiſche Fruͤhling uͤberall hervor bluͤhen auf dem gantzen
Erdboden.

bey den
Frommen

§. 12. Wie aber der Menſch Microcoſmus oder ein Auszug von
der gantzen Welt genannt wird, ſo iſt auch eine jegliche glaͤubige
Seel in denen Wunder-Wegen die GOTT mit ihr hat, ein kleiner
Entwurff desjenigen was in allen ablauffenden Zeitlaͤuffen, oder ver-
ſchiedenen Haupt-Abwechslungen mit der Kirchen vorgehet; Es moͤ-
gen mit der Weiſe die Platzregen dem Winter beygefuͤget allhier ab-
bilden, die ſchwaͤren Proben, ſo gemeiniglich auf einige Lauigkeit im
Chriſtenthum erfolgen welche nicht alle ausſtehen koͤnnen; Jtem
Creutz-Fluthen zu Erſaͤuffung und Wegſchwemmung vieler alt Ada-
miſchen Kraͤfften zum Verderben des Fleiſches, daß der Geiſt ſelig
werde am Tag JEſu. Jtem die vielfaͤltigen Anfechtungen, da die
Seel meinet ſie werde nicht Theil haben an dem Abendmahl des Lam̃s,
ſie werd mit den thorrechten Jungfrauen zu ſpath kommen, da es ſchei-
net GOtt ſey nicht guͤnſtig, der blaue Himmel der Gnad ſey mit
dicken finſteren Wolcken umhenckt und uͤberzogen daß es haglet und
ſchneyet mit allerhand traur-vollen Einbildungen, darnieder ſchlagen-
den Muchtloſigkeiten und Schwachheiten, allda toben die Sturm-
Winde und die Waſſerwogen einer toͤdtlichen Aengſtlichkeit erheben
ſich, daß man ſich wohl in die Erd verkriechen, oder in die Hoͤhle ei-
nes Baums verſtecken moͤchte, daß einem offt gar alle Hoffnung ver-

ſchwindet
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[296/0392] Der geiſtliche Fruͤhling. nicht zu reden; Moſes verblendt nur und gibt kein Krafft, wann aber JEſus dabey iſt und ſteiff angeſchauet wird. Da da iſt die Klarheit des Geſetzes lieblicher als kein Spiegel den Augen. §. 11. Die Ausgieſſung der Zorn-Schaalen uͤber die heydniſch- geſinnten Chriſten, welche der lieb-volle Apoſtel Johannes Anti- chriſten nennet, als der Salbung und Regierung des H. Geiſtes ſehr widrige Menſchen, dieſe Straff-Gerichte hoͤren nicht auf ſo lange ſich die Menſchen widerſetzen, biß alles unter den Plagen des Allmaͤchtigen als Centner ſchwaͤren Hagelſteinen zerquetſchet und zer- ſchmettert darnieder ligt, da bekommt der Antichriſt in allen Secten und Religionen den Garaus ſiehe doch Sap. V. 18. 25. Wie nun das Erdreich zuletzt von den ſtarcken Regen weich wird und bequem gebauet zu werden, ſo werden zuletzt viele harte, verſtockte Menſchen von den anhaltenden Land-Plagen in etwas gebrochen, und ſo wird der Philadelphiſche Fruͤhling uͤberall hervor bluͤhen auf dem gantzen Erdboden. §. 12. Wie aber der Menſch Microcoſmus oder ein Auszug von der gantzen Welt genannt wird, ſo iſt auch eine jegliche glaͤubige Seel in denen Wunder-Wegen die GOTT mit ihr hat, ein kleiner Entwurff desjenigen was in allen ablauffenden Zeitlaͤuffen, oder ver- ſchiedenen Haupt-Abwechslungen mit der Kirchen vorgehet; Es moͤ- gen mit der Weiſe die Platzregen dem Winter beygefuͤget allhier ab- bilden, die ſchwaͤren Proben, ſo gemeiniglich auf einige Lauigkeit im Chriſtenthum erfolgen welche nicht alle ausſtehen koͤnnen; Jtem Creutz-Fluthen zu Erſaͤuffung und Wegſchwemmung vieler alt Ada- miſchen Kraͤfften zum Verderben des Fleiſches, daß der Geiſt ſelig werde am Tag JEſu. Jtem die vielfaͤltigen Anfechtungen, da die Seel meinet ſie werde nicht Theil haben an dem Abendmahl des Lam̃s, ſie werd mit den thorrechten Jungfrauen zu ſpath kommen, da es ſchei- net GOtt ſey nicht guͤnſtig, der blaue Himmel der Gnad ſey mit dicken finſteren Wolcken umhenckt und uͤberzogen daß es haglet und ſchneyet mit allerhand traur-vollen Einbildungen, darnieder ſchlagen- den Muchtloſigkeiten und Schwachheiten, allda toben die Sturm- Winde und die Waſſerwogen einer toͤdtlichen Aengſtlichkeit erheben ſich, daß man ſich wohl in die Erd verkriechen, oder in die Hoͤhle ei- nes Baums verſtecken moͤchte, daß einem offt gar alle Hoffnung ver- ſchwindet

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/392>, abgerufen am 22.11.2024.