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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling
Trost empfahen; Turtel-Tauben sind rar, aber solche innwendige
an Christo verirrete Seelen noch rarer. Raben sind noch viel.
Aber Menschen, deren gantzes Hertz hinauf geflogen zu JEsu, und
die in stäter Gegenwart göttlicher Majestät leben, die sind in frem-
den Landen.

Herrlich-
keit des
Reiches
JEsu,

§. 11. Jn unserem Land heißt es: JEsus hat gantz ein ander
Reich, Stadt, Volck, gantz andere Schätze, Palläste, gantz an-
deren Lufft, Nahrung, Erfrischung, O wie ist alles so gar anders,
geistlich, himmlisch, Göttlich, ewig, das ist das rechtschaffene ge-
lobte Land, da die rechte Weinstöcke und Feigenbäume innen sind,
da wahre Milch und Honig fliesset, wovon jenes Canaan ein schlech-
te Figur und Gemählde ware, diß ist das Land Jmmanuels, Vat-
ters, Sohns und Heil. Geists, das lustige Land, das liebliche Erb-
theil JESU und seiner Kirche. Hier wohnet Vergebung der Sün-
den, Gnad, Liecht, Weißheit, Leben, Seligkeit, da ist das Horn
des Heyls a. Wann man auf Nadlen kriechen müßte biß in Ost-
Jndien, in ein solch herrlich, edel Land zu kommen, um daselbst als
Burger angenommen zu werden, alle Freyheiten und Vorrechte
mit zugeniessen mit den einheimischen Lands-Kinderen, so sollte einem
weder Mühe noch Schmertzen dauren.

wo dieses
Reich zu
finden,

§. 12. Allein da darff niemand weit mit den Füssen zu lauffen,
es ist durch die gantze Welt ausgespreitet, aber die Welt kennets
nicht b. Es ist dir nahe in dem Mund und in deinem Hertzen, und
dennoch kanst du es nicht begreiffen, das Liecht-Reich und der Fin-
sternuß c Regiment sind in einander, und ist dennoch eine grosse
Klufft zwischen beyden, daß keins das ander fassen und erreichen
kan d, wann man sich nur umwendt, ist man schon an den Grän-
tzen des himmlischen Lands, ernste Begierd nach dem Leben aus
GOtt versetzet den Menschen da hinein, ist die Liebe geändert, sol ist
der Sprung hinüber gethan; Liebest du Welt und Sünd, so bist du
ein Burger Sodom, und Babel und Egypten, du gehörst zum wol-
lüstigen Sodom, zur hochmüthigen Babel und Reichthum sammlen-
den Egypten. Liebest du Christum und die wahre Heiligung im Creutz,
so herbergest du in der Hütten [fremdsprachliches Material - fehlt] und bleibst auf seinem Berg der

Heiligkeit.
a Ps. LXXXV. 10-14.
b Joh. I. 10. Rom. X. 2.
c 1 Cor. II. 14.
d Luc. XV. 26.

Der geiſtliche Fruͤhling
Troſt empfahen; Turtel-Tauben ſind rar, aber ſolche innwendige
an Chriſto verirrete Seelen noch rarer. Raben ſind noch viel.
Aber Menſchen, deren gantzes Hertz hinauf geflogen zu JEſu, und
die in ſtaͤter Gegenwart goͤttlicher Majeſtaͤt leben, die ſind in frem-
den Landen.

Herrlich-
keit des
Reiches
JEſu,

§. 11. Jn unſerem Land heißt es: JEſus hat gantz ein ander
Reich, Stadt, Volck, gantz andere Schaͤtze, Pallaͤſte, gantz an-
deren Lufft, Nahrung, Erfriſchung, O wie iſt alles ſo gar anders,
geiſtlich, himmliſch, Goͤttlich, ewig, das iſt das rechtſchaffene ge-
lobte Land, da die rechte Weinſtoͤcke und Feigenbaͤume innen ſind,
da wahre Milch und Honig flieſſet, wovon jenes Canaan ein ſchlech-
te Figur und Gemaͤhlde ware, diß iſt das Land Jmmanuels, Vat-
ters, Sohns und Heil. Geiſts, das luſtige Land, das liebliche Erb-
theil JESU und ſeiner Kirche. Hier wohnet Vergebung der Suͤn-
den, Gnad, Liecht, Weißheit, Leben, Seligkeit, da iſt das Horn
des Heyls a. Wann man auf Nadlen kriechen muͤßte biß in Oſt-
Jndien, in ein ſolch herrlich, edel Land zu kommen, um daſelbſt als
Burger angenommen zu werden, alle Freyheiten und Vorrechte
mit zugenieſſen mit den einheimiſchen Lands-Kinderen, ſo ſollte einem
weder Muͤhe noch Schmertzen dauren.

wo dieſes
Reich zu
finden,

§. 12. Allein da darff niemand weit mit den Fuͤſſen zu lauffen,
es iſt durch die gantze Welt ausgeſpreitet, aber die Welt kennets
nicht b. Es iſt dir nahe in dem Mund und in deinem Hertzen, und
dennoch kanſt du es nicht begreiffen, das Liecht-Reich und der Fin-
ſternuß c Regiment ſind in einander, und iſt dennoch eine groſſe
Klufft zwiſchen beyden, daß keins das ander faſſen und erreichen
kan d, wann man ſich nur umwendt, iſt man ſchon an den Graͤn-
tzen des himmliſchen Lands, ernſte Begierd nach dem Leben aus
GOtt verſetzet den Menſchen da hinein, iſt die Liebe geaͤndert, ſol iſt
der Sprung hinuͤber gethan; Liebeſt du Welt und Suͤnd, ſo biſt du
ein Burger Sodom, und Babel und Egypten, du gehoͤrſt zum wol-
luͤſtigen Sodom, zur hochmuͤthigen Babel und Reichthum ſammlen-
den Egypten. Liebeſt du Chriſtum und die wahre Heiligung im Creutz,
ſo herbergeſt du in der Huͤtten [fremdsprachliches Material – fehlt] und bleibſt auf ſeinem Berg der

Heiligkeit.
a Pſ. LXXXV. 10-14.
b Joh. I. 10. Rom. X. 2.
c 1 Cor. II. 14.
d Luc. XV. 26.
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[320/0416] Der geiſtliche Fruͤhling Troſt empfahen; Turtel-Tauben ſind rar, aber ſolche innwendige an Chriſto verirrete Seelen noch rarer. Raben ſind noch viel. Aber Menſchen, deren gantzes Hertz hinauf geflogen zu JEſu, und die in ſtaͤter Gegenwart goͤttlicher Majeſtaͤt leben, die ſind in frem- den Landen. §. 11. Jn unſerem Land heißt es: JEſus hat gantz ein ander Reich, Stadt, Volck, gantz andere Schaͤtze, Pallaͤſte, gantz an- deren Lufft, Nahrung, Erfriſchung, O wie iſt alles ſo gar anders, geiſtlich, himmliſch, Goͤttlich, ewig, das iſt das rechtſchaffene ge- lobte Land, da die rechte Weinſtoͤcke und Feigenbaͤume innen ſind, da wahre Milch und Honig flieſſet, wovon jenes Canaan ein ſchlech- te Figur und Gemaͤhlde ware, diß iſt das Land Jmmanuels, Vat- ters, Sohns und Heil. Geiſts, das luſtige Land, das liebliche Erb- theil JESU und ſeiner Kirche. Hier wohnet Vergebung der Suͤn- den, Gnad, Liecht, Weißheit, Leben, Seligkeit, da iſt das Horn des Heyls a. Wann man auf Nadlen kriechen muͤßte biß in Oſt- Jndien, in ein ſolch herrlich, edel Land zu kommen, um daſelbſt als Burger angenommen zu werden, alle Freyheiten und Vorrechte mit zugenieſſen mit den einheimiſchen Lands-Kinderen, ſo ſollte einem weder Muͤhe noch Schmertzen dauren. §. 12. Allein da darff niemand weit mit den Fuͤſſen zu lauffen, es iſt durch die gantze Welt ausgeſpreitet, aber die Welt kennets nicht b. Es iſt dir nahe in dem Mund und in deinem Hertzen, und dennoch kanſt du es nicht begreiffen, das Liecht-Reich und der Fin- ſternuß c Regiment ſind in einander, und iſt dennoch eine groſſe Klufft zwiſchen beyden, daß keins das ander faſſen und erreichen kan d, wann man ſich nur umwendt, iſt man ſchon an den Graͤn- tzen des himmliſchen Lands, ernſte Begierd nach dem Leben aus GOtt verſetzet den Menſchen da hinein, iſt die Liebe geaͤndert, ſol iſt der Sprung hinuͤber gethan; Liebeſt du Welt und Suͤnd, ſo biſt du ein Burger Sodom, und Babel und Egypten, du gehoͤrſt zum wol- luͤſtigen Sodom, zur hochmuͤthigen Babel und Reichthum ſammlen- den Egypten. Liebeſt du Chriſtum und die wahre Heiligung im Creutz, ſo herbergeſt du in der Huͤtten _ und bleibſt auf ſeinem Berg der Heiligkeit. a Pſ. LXXXV. 10-14. b Joh. I. 10. Rom. X. 2. c 1 Cor. II. 14. d Luc. XV. 26.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/416>, abgerufen am 25.11.2024.