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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling.
Hand zubereitete mit Christo vereinigte in ihm und aus ihm in Buß,
Glauben, Hoffnung-blühende Heilige und geliebte Kinder GOttes,
welche Christi Sinn haben, aus ihme neu gebohren und folglich glei-
chen Namen auch mit ihme tragen. Eigentlich ist JEsus allein der
Weinstock, der wahrhafftige, alle natürliche Menschen aber Dorn-
sträuche, und diese geistliche Dorn und Distlen wachsen von selbst,
nach dem die Erden wegen des sündigen Adams verflucht worden,
wer aber des Gesätzes Fluch empfindt, wahre Buß thut, rechtschaffen
zu JEsu nahet, welcher bereits durch die im Paradieß gethane Ver-
heissung, allen und jeden Distlen und Dörnen, welche gern dem zu-
künfftigen Zorn entrinnen möchten als ein edler, himmlischer Wein-
stock vorgestellt worden, ob je etwann ein Dorn-Stauden, oder ver-
dorretes Sträuchlein Lust bekäme des reichen überfliessenden lebendig-
machenden Saffts zu empfahen und in dieser fremden Krafft aufzu-
blühen.

der sich
durch das
Evange-
lium weit
ausbrei-
tet,

§. 8. Dieses haben sonderlich alle heilige Patriarchen und Pro-
pheten mit ihren Lehr-Jüngren als kleineren Zweiglin von Anbegin
der Welt, fort und fort mit grossem Fleiß gethan. Es ward aber
eine Maur um den Weinstock aufgeführt, daß Gesätz welches eine
Schied-Wand war a. Zwischen dem Weingarten der Jsraelitischen
Kirch, und der weiten verwildeten Heid der Heyden, so daß diese
nicht so leicht des Saffts und der Krafft aus dem geseegneten Wein-
stock kriegen könnten. Was geschahe die Fülle des unendlichen Le-
bens, wallete so starck in Begierd seine Göttliche Süßigkeit ins Un-
endliche mitzutheilen, daß der Weinstock voll bewegendes heiligen
Geistes sich nicht mehr wollte einschräncken lassen, sondern brache
mächtiglich hindurch, stiesse die Maur ein, und breitete sich in zwölff
gar edlen überaus safftreichen Zweigen aus in alle Land, daß wie man
von einem eintzigen fruchtbaren Stock viel Fechser, das ist junge
Rebstöcklein, zeugen kan und einen gantzen Weinberg pflantzen. Al-
so trug sichs zu daß JEsus der erste süsse Haupt-Weinstock in der
wilden Heidenschafft durchs Gnaden-volle Evangelium unzehliche
Fäser bekame welche den grossen Weinberg der Christenheit aus-
machten.

§. 9. Wider welchen der Teuffel sehr wütete in den Heydnischen

und
a Eph. II.

Der geiſtliche Fruͤhling.
Hand zubereitete mit Chriſto vereinigte in ihm und aus ihm in Buß,
Glauben, Hoffnung-bluͤhende Heilige und geliebte Kinder GOttes,
welche Chriſti Sinn haben, aus ihme neu gebohren und folglich glei-
chen Namen auch mit ihme tragen. Eigentlich iſt JEſus allein der
Weinſtock, der wahrhafftige, alle natuͤrliche Menſchen aber Dorn-
ſtraͤuche, und dieſe geiſtliche Dorn und Diſtlen wachſen von ſelbſt,
nach dem die Erden wegen des ſuͤndigen Adams verflucht worden,
wer aber des Geſaͤtzes Fluch empfindt, wahre Buß thut, rechtſchaffen
zu JEſu nahet, welcher bereits durch die im Paradieß gethane Ver-
heiſſung, allen und jeden Diſtlen und Doͤrnen, welche gern dem zu-
kuͤnfftigen Zorn entrinnen moͤchten als ein edler, himmliſcher Wein-
ſtock vorgeſtellt worden, ob je etwann ein Dorn-Stauden, oder ver-
dorretes Straͤuchlein Luſt bekaͤme des reichen uͤberflieſſenden lebendig-
machenden Saffts zu empfahen und in dieſer fremden Krafft aufzu-
bluͤhen.

der ſich
durch das
Evange-
lium weit
ausbrei-
tet,

§. 8. Dieſes haben ſonderlich alle heilige Patriarchen und Pro-
pheten mit ihren Lehr-Juͤngren als kleineren Zweiglin von Anbegin
der Welt, fort und fort mit groſſem Fleiß gethan. Es ward aber
eine Maur um den Weinſtock aufgefuͤhrt, daß Geſaͤtz welches eine
Schied-Wand war a. Zwiſchen dem Weingarten der Jſraelitiſchen
Kirch, und der weiten verwildeten Heid der Heyden, ſo daß dieſe
nicht ſo leicht des Saffts und der Krafft aus dem geſeegneten Wein-
ſtock kriegen koͤnnten. Was geſchahe die Fuͤlle des unendlichen Le-
bens, wallete ſo ſtarck in Begierd ſeine Goͤttliche Suͤßigkeit ins Un-
endliche mitzutheilen, daß der Weinſtock voll bewegendes heiligen
Geiſtes ſich nicht mehr wollte einſchraͤncken laſſen, ſondern brache
maͤchtiglich hindurch, ſtieſſe die Maur ein, und breitete ſich in zwoͤlff
gar edlen uͤberaus ſafftreichen Zweigen aus in alle Land, daß wie man
von einem eintzigen fruchtbaren Stock viel Fechſer, das iſt junge
Rebſtoͤcklein, zeugen kan und einen gantzen Weinberg pflantzen. Al-
ſo trug ſichs zu daß JEſus der erſte ſuͤſſe Haupt-Weinſtock in der
wilden Heidenſchafft durchs Gnaden-volle Evangelium unzehliche
Faͤſer bekame welche den groſſen Weinberg der Chriſtenheit aus-
machten.

§. 9. Wider welchen der Teuffel ſehr wuͤtete in den Heydniſchen

und
a Eph. II.
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[328/0424] Der geiſtliche Fruͤhling. Hand zubereitete mit Chriſto vereinigte in ihm und aus ihm in Buß, Glauben, Hoffnung-bluͤhende Heilige und geliebte Kinder GOttes, welche Chriſti Sinn haben, aus ihme neu gebohren und folglich glei- chen Namen auch mit ihme tragen. Eigentlich iſt JEſus allein der Weinſtock, der wahrhafftige, alle natuͤrliche Menſchen aber Dorn- ſtraͤuche, und dieſe geiſtliche Dorn und Diſtlen wachſen von ſelbſt, nach dem die Erden wegen des ſuͤndigen Adams verflucht worden, wer aber des Geſaͤtzes Fluch empfindt, wahre Buß thut, rechtſchaffen zu JEſu nahet, welcher bereits durch die im Paradieß gethane Ver- heiſſung, allen und jeden Diſtlen und Doͤrnen, welche gern dem zu- kuͤnfftigen Zorn entrinnen moͤchten als ein edler, himmliſcher Wein- ſtock vorgeſtellt worden, ob je etwann ein Dorn-Stauden, oder ver- dorretes Straͤuchlein Luſt bekaͤme des reichen uͤberflieſſenden lebendig- machenden Saffts zu empfahen und in dieſer fremden Krafft aufzu- bluͤhen. §. 8. Dieſes haben ſonderlich alle heilige Patriarchen und Pro- pheten mit ihren Lehr-Juͤngren als kleineren Zweiglin von Anbegin der Welt, fort und fort mit groſſem Fleiß gethan. Es ward aber eine Maur um den Weinſtock aufgefuͤhrt, daß Geſaͤtz welches eine Schied-Wand war a. Zwiſchen dem Weingarten der Jſraelitiſchen Kirch, und der weiten verwildeten Heid der Heyden, ſo daß dieſe nicht ſo leicht des Saffts und der Krafft aus dem geſeegneten Wein- ſtock kriegen koͤnnten. Was geſchahe die Fuͤlle des unendlichen Le- bens, wallete ſo ſtarck in Begierd ſeine Goͤttliche Suͤßigkeit ins Un- endliche mitzutheilen, daß der Weinſtock voll bewegendes heiligen Geiſtes ſich nicht mehr wollte einſchraͤncken laſſen, ſondern brache maͤchtiglich hindurch, ſtieſſe die Maur ein, und breitete ſich in zwoͤlff gar edlen uͤberaus ſafftreichen Zweigen aus in alle Land, daß wie man von einem eintzigen fruchtbaren Stock viel Fechſer, das iſt junge Rebſtoͤcklein, zeugen kan und einen gantzen Weinberg pflantzen. Al- ſo trug ſichs zu daß JEſus der erſte ſuͤſſe Haupt-Weinſtock in der wilden Heidenſchafft durchs Gnaden-volle Evangelium unzehliche Faͤſer bekame welche den groſſen Weinberg der Chriſtenheit aus- machten. §. 9. Wider welchen der Teuffel ſehr wuͤtete in den Heydniſchen und a Eph. II.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/424>, abgerufen am 22.11.2024.