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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling.
rer Heiligkeit hervor zu bringen; sondern nur eine blosse Belustigung
und Verwunderung bey ungeübten Seelen zu erwecken.

§. 7. So viel vermag die verschiedene Situation und GelegenheitUrsachen
warum
bey eini-
gen noch
Winter
bey andern
aber schon
Sommer
ist.

der Oerter, ingleichem Land und Climat, daß auch zweyen nähest an
einander liegende Gärten, der einte voll Kraut und Blumen, der
andere kothigen Schnee und Eißschollen ist; was ist die Ursach?
Der einte ligt Schatten- und der andere Sonnen-halb, also können
zwey auf einem Bett ligen, in einer Mühle mahlen, der einte wird
angenommen, der andere verlassen werden a; der einte wandlet und
lebet in der Gnaden-Sonn; Dem andern kan sein eigen Hauß
Schatten in sein Hertz-Gärtlein machen, indem sein Geist verstrickt
und verwicklet ist durch sein Haußwesen, Handwerck, Beruffs-Ge-
schäffte und andere Hindernussen, da dieses allzumahl einem ernsten
Gemüth eben dazu dienen sollte, wozu die Deck-Gläser in den Gär-
ten, die Liebes- und Heyls-Strahlen vor JESU desto begieriger in
sich aufzufangen und in ihrer natürlichen Hitze, ohne Abkühlung oder
Erquickung in was anders zu suchen, zu bewahren. Und dieses sind
eben die fruchtbare Sonnen-Hügel deren eusserer Mensch, als der
schattige Theil gegen die sichtbaren Ding der Erden gekehret, und
nicht ohne schön grünender Weiden und grasichten Auen ist denen
Kinderen dieser Welt, als noch zur Zeit thierischen Menschen, wie
meist auch Kinder und Gesinde sind, zu Hülff, Trost und Erqui-
ckung, der innere Mensch aber stehet gewandt gegen dem Glantz und
Mittheilungen der Heiligen Dreyeinigkeit, und da finden sich die recht
köstliche Weinstöcke, Granatäpfel-Bäume, und fruchtreiche Gebü-
sche von Göttlichen Gewächsen, welche aber umzäunet sind, daß
die an der Schatt-Seiten weidende Thier nicht einbrechen können,
dann das Wunder-Spiel der Göttlichen Himmels-Sonne in deinem
auf JEsum gerichteten Willen bleibt auch selbst deinen eigenen Hauß-
genossen verborgen b, nur daß sie bißweilen ein lieblich kräfftiger
Geruch darvon anwehet, und sie nicht wissen von wannen er kommt,
sie empfinden etwas, daß sie nicht sagen können was es seye, und
diese Menschen sind eben die edlen Hügel des gelobten Lands, von
welchen die Propheten haben geweissaget, daß sie von Most, Oel,
Milch und Honig fliessen. Zur letzten Zeit werden so viele gantze

Herr-
a Luc. XVII. 34.
b Colos. III.

Der geiſtliche Fruͤhling.
rer Heiligkeit hervor zu bringen; ſondern nur eine bloſſe Beluſtigung
und Verwunderung bey ungeuͤbten Seelen zu erwecken.

§. 7. So viel vermag die verſchiedene Situation und GelegenheitUrſachen
warum
bey eini-
gen noch
Winter
bey andeꝛn
aber ſchon
Sommer
iſt.

der Oerter, ingleichem Land und Climat, daß auch zweyen naͤheſt an
einander liegende Gaͤrten, der einte voll Kraut und Blumen, der
andere kothigen Schnee und Eißſchollen iſt; was iſt die Urſach?
Der einte ligt Schatten- und der andere Sonnen-halb, alſo koͤnnen
zwey auf einem Bett ligen, in einer Muͤhle mahlen, der einte wird
angenommen, der andere verlaſſen werden a; der einte wandlet und
lebet in der Gnaden-Sonn; Dem andern kan ſein eigen Hauß
Schatten in ſein Hertz-Gaͤrtlein machen, indem ſein Geiſt verſtrickt
und verwicklet iſt durch ſein Haußweſen, Handwerck, Beruffs-Ge-
ſchaͤffte und andere Hindernuſſen, da dieſes allzumahl einem ernſten
Gemuͤth eben dazu dienen ſollte, wozu die Deck-Glaͤſer in den Gaͤr-
ten, die Liebes- und Heyls-Strahlen vor JESU deſto begieriger in
ſich aufzufangen und in ihrer natuͤrlichen Hitze, ohne Abkuͤhlung oder
Erquickung in was anders zu ſuchen, zu bewahren. Und dieſes ſind
eben die fruchtbare Sonnen-Huͤgel deren euſſerer Menſch, als der
ſchattige Theil gegen die ſichtbaren Ding der Erden gekehret, und
nicht ohne ſchoͤn gruͤnender Weiden und graſichten Auen iſt denen
Kinderen dieſer Welt, als noch zur Zeit thieriſchen Menſchen, wie
meiſt auch Kinder und Geſinde ſind, zu Huͤlff, Troſt und Erqui-
ckung, der innere Menſch aber ſtehet gewandt gegen dem Glantz und
Mittheilungen der Heiligen Dreyeinigkeit, und da finden ſich die recht
koͤſtliche Weinſtoͤcke, Granataͤpfel-Baͤume, und fruchtreiche Gebuͤ-
ſche von Goͤttlichen Gewaͤchſen, welche aber umzaͤunet ſind, daß
die an der Schatt-Seiten weidende Thier nicht einbrechen koͤnnen,
dann das Wunder-Spiel der Goͤttlichen Himmels-Sonne in deinem
auf JEſum gerichteten Willen bleibt auch ſelbſt deinen eigenen Hauß-
genoſſen verborgen b, nur daß ſie bißweilen ein lieblich kraͤfftiger
Geruch darvon anwehet, und ſie nicht wiſſen von wannen er kommt,
ſie empfinden etwas, daß ſie nicht ſagen koͤnnen was es ſeye, und
dieſe Menſchen ſind eben die edlen Huͤgel des gelobten Lands, von
welchen die Propheten haben geweiſſaget, daß ſie von Moſt, Oel,
Milch und Honig flieſſen. Zur letzten Zeit werden ſo viele gantze

Herr-
a Luc. XVII. 34.
b Coloſ. III.
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[335/0431] Der geiſtliche Fruͤhling. rer Heiligkeit hervor zu bringen; ſondern nur eine bloſſe Beluſtigung und Verwunderung bey ungeuͤbten Seelen zu erwecken. §. 7. So viel vermag die verſchiedene Situation und Gelegenheit der Oerter, ingleichem Land und Climat, daß auch zweyen naͤheſt an einander liegende Gaͤrten, der einte voll Kraut und Blumen, der andere kothigen Schnee und Eißſchollen iſt; was iſt die Urſach? Der einte ligt Schatten- und der andere Sonnen-halb, alſo koͤnnen zwey auf einem Bett ligen, in einer Muͤhle mahlen, der einte wird angenommen, der andere verlaſſen werden a; der einte wandlet und lebet in der Gnaden-Sonn; Dem andern kan ſein eigen Hauß Schatten in ſein Hertz-Gaͤrtlein machen, indem ſein Geiſt verſtrickt und verwicklet iſt durch ſein Haußweſen, Handwerck, Beruffs-Ge- ſchaͤffte und andere Hindernuſſen, da dieſes allzumahl einem ernſten Gemuͤth eben dazu dienen ſollte, wozu die Deck-Glaͤſer in den Gaͤr- ten, die Liebes- und Heyls-Strahlen vor JESU deſto begieriger in ſich aufzufangen und in ihrer natuͤrlichen Hitze, ohne Abkuͤhlung oder Erquickung in was anders zu ſuchen, zu bewahren. Und dieſes ſind eben die fruchtbare Sonnen-Huͤgel deren euſſerer Menſch, als der ſchattige Theil gegen die ſichtbaren Ding der Erden gekehret, und nicht ohne ſchoͤn gruͤnender Weiden und graſichten Auen iſt denen Kinderen dieſer Welt, als noch zur Zeit thieriſchen Menſchen, wie meiſt auch Kinder und Geſinde ſind, zu Huͤlff, Troſt und Erqui- ckung, der innere Menſch aber ſtehet gewandt gegen dem Glantz und Mittheilungen der Heiligen Dreyeinigkeit, und da finden ſich die recht koͤſtliche Weinſtoͤcke, Granataͤpfel-Baͤume, und fruchtreiche Gebuͤ- ſche von Goͤttlichen Gewaͤchſen, welche aber umzaͤunet ſind, daß die an der Schatt-Seiten weidende Thier nicht einbrechen koͤnnen, dann das Wunder-Spiel der Goͤttlichen Himmels-Sonne in deinem auf JEſum gerichteten Willen bleibt auch ſelbſt deinen eigenen Hauß- genoſſen verborgen b, nur daß ſie bißweilen ein lieblich kraͤfftiger Geruch darvon anwehet, und ſie nicht wiſſen von wannen er kommt, ſie empfinden etwas, daß ſie nicht ſagen koͤnnen was es ſeye, und dieſe Menſchen ſind eben die edlen Huͤgel des gelobten Lands, von welchen die Propheten haben geweiſſaget, daß ſie von Moſt, Oel, Milch und Honig flieſſen. Zur letzten Zeit werden ſo viele gantze Herr- Urſachen warum bey eini- gen noch Winter bey andeꝛn aber ſchon Sommer iſt. a Luc. XVII. 34. b Coloſ. III.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/431>, abgerufen am 22.11.2024.