reitzen liesse; wie du deinen Lobgesang nicht anfangen must den Men- schen zu gefallen. Also must du auch nicht ablassen aus Sorg ihnen zu mißfallen. Die Vögelein sollten uns je beschämen, die an der Sonnen sitzende so lieblich singen, und keines des anderen spottet, sollten wir dann eintzig schweigen, im Nest der Eigenheit grupen, in die staubige Höhle der Faulheit zu Sedel gehen, und uns nicht an diese Sonne setzen, uns zu JEsu gesellen, und mit ihme GOTT loben a! O unsterbliche Seelen! Mit GOttes Blut erkauffte, Himmel und Erde rufft euch hervor, solltet ihr im Alten bleiben, da sich alles in der Natur erneuert, oder dunckt euch der Winter lieblicher als der Lentz gehet doch dermahlen eins aus euch selbst, aus euer Einbildung, und wen- det euch begierigst zu JEsu. O wie lustig wäre es dann an diesem Ort zu wohnen bey so anmuthigen Geruch eines himmlischen Lebens, da wäre ein Bruder-Hertz dem anderen ein küstiger schmackhaffter Granat-Aepfel, und wäre dieser Frühling um so viel lieblicher, sinte- mal er nie vergieng, sondern von täglich anwachsender Lieblichkeit allzeit voller würde: Ach daß man auch in der Nachbarschafft das Mirten-Gesträuch vom Libanon unserem holden Frühling roche! Wie kurtzweilig wäre es wann das gantze Schweitzer-Land, Berg und Thal von diesen Glauben-Gesängen erklungen! bey solchen Liebes- Liederen von der Erlösung JEsu wäre es angenehmer zu wohnen als im Paradieß.
auch ande- re Gründe mehr.
§. 9. O darum auf! JEsus streckt seine Armen aus am Creutz, der ewig-blühende Lebens-Baum breitet seine Aeste aus, daß ihr darauf sein Lob erklingen lasset; Höret ihr dann nicht die Stimm der himm- lischen Turteltaub, daß sie sich mit euch paaren will; JESUS will ein Hertz und ein Geist mit euch werden b; Er ruffet der Seel mit- leidig und wehmüthig zu: Wo sitzest du im Unrath meine Schöne und kommst nicht zu mir? Wach auf, wach auf: Zeuch deine Stär- cke an, Zion: Zeuch deine herrliche Kleider an, Jerusalem du heili- ge Stadt; Erschütte dich vom Staub, stehe auf und setze dich c. Ach wäret ihr nur JEsu Braut, ihr würdet je seine Stimme ken- nen; Wer weißt, wie lang es noch währet, das Leben verlaufft sich allgemach wie das Schnee-Wasser, obschon euer Hertz nicht schmeltzt in der Buß; O so schwinget euch dann ihr Himmels-Vögelein Sa-
lomons
aHebr. II. 12.
bHos. II.
cJes. LII. 1. 2.
Der geiſtliche Fruͤhling.
reitzen lieſſe; wie du deinen Lobgeſang nicht anfangen muſt den Men- ſchen zu gefallen. Alſo muſt du auch nicht ablaſſen aus Sorg ihnen zu mißfallen. Die Voͤgelein ſollten uns je beſchaͤmen, die an der Sonnen ſitzende ſo lieblich ſingen, und keines des anderen ſpottet, ſollten wir dann eintzig ſchweigen, im Neſt der Eigenheit grupen, in die ſtaubige Hoͤhle der Faulheit zu Sedel gehen, und uns nicht an dieſe Sonne ſetzen, uns zu JEſu geſellen, und mit ihme GOTT loben a! O unſterbliche Seelen! Mit GOttes Blut erkauffte, Himmel und Erde rufft euch hervor, ſolltet ihr im Alten bleiben, da ſich alles in der Natur erneuert, oder dunckt euch der Winter lieblicher als der Lentz gehet doch dermahlen eins aus euch ſelbſt, aus euer Einbildung, und wen- det euch begierigſt zu JEſu. O wie luſtig waͤre es dann an dieſem Ort zu wohnen bey ſo anmuthigen Geruch eines himmliſchen Lebens, da waͤre ein Bruder-Hertz dem anderen ein kuͤſtiger ſchmackhaffter Granat-Aepfel, und waͤre dieſer Fruͤhling um ſo viel lieblicher, ſinte- mal er nie vergieng, ſondern von taͤglich anwachſender Lieblichkeit allzeit voller wuͤrde: Ach daß man auch in der Nachbarſchafft das Mirten-Geſtraͤuch vom Libanon unſerem holden Fruͤhling roche! Wie kurtzweilig waͤre es wann das gantze Schweitzer-Land, Berg und Thal von dieſen Glauben-Geſaͤngen erklungen! bey ſolchen Liebes- Liederen von der Erloͤſung JEſu waͤre es angenehmer zu wohnen als im Paradieß.
auch ande- re Gruͤnde mehr.
§. 9. O darum auf! JEſus ſtreckt ſeine Armen aus am Creutz, der ewig-bluͤhende Lebens-Baum breitet ſeine Aeſte aus, daß ihr darauf ſein Lob erklingen laſſet; Hoͤret ihr dann nicht die Stimm der himm- liſchen Turteltaub, daß ſie ſich mit euch paaren will; JESUS will ein Hertz und ein Geiſt mit euch werden b; Er ruffet der Seel mit- leidig und wehmuͤthig zu: Wo ſitzeſt du im Unrath meine Schoͤne und kommſt nicht zu mir? Wach auf, wach auf: Zeuch deine Staͤr- cke an, Zion: Zeuch deine herrliche Kleider an, Jeruſalem du heili- ge Stadt; Erſchuͤtte dich vom Staub, ſtehe auf und ſetze dich c. Ach waͤret ihr nur JEſu Braut, ihr wuͤrdet je ſeine Stimme ken- nen; Wer weißt, wie lang es noch waͤhret, das Leben verlaufft ſich allgemach wie das Schnee-Waſſer, obſchon euer Hertz nicht ſchmeltzt in der Buß; O ſo ſchwinget euch dann ihr Himmels-Voͤgelein Sa-
lomons
aHebr. II. 12.
bHoſ. II.
cJeſ. LII. 1. 2.
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Der geiſtliche Fruͤhling.
reitzen lieſſe; wie du deinen Lobgeſang nicht anfangen muſt den Men-
ſchen zu gefallen. Alſo muſt du auch nicht ablaſſen aus Sorg ihnen
zu mißfallen. Die Voͤgelein ſollten uns je beſchaͤmen, die an der
Sonnen ſitzende ſo lieblich ſingen, und keines des anderen ſpottet,
ſollten wir dann eintzig ſchweigen, im Neſt der Eigenheit grupen,
in die ſtaubige Hoͤhle der Faulheit zu Sedel gehen, und uns nicht an
dieſe Sonne ſetzen, uns zu JEſu geſellen, und mit ihme GOTT
loben a! O unſterbliche Seelen! Mit GOttes Blut erkauffte, Himmel
und Erde rufft euch hervor, ſolltet ihr im Alten bleiben, da ſich alles in der
Natur erneuert, oder dunckt euch der Winter lieblicher als der Lentz
gehet doch dermahlen eins aus euch ſelbſt, aus euer Einbildung, und wen-
det euch begierigſt zu JEſu. O wie luſtig waͤre es dann an dieſem
Ort zu wohnen bey ſo anmuthigen Geruch eines himmliſchen Lebens,
da waͤre ein Bruder-Hertz dem anderen ein kuͤſtiger ſchmackhaffter
Granat-Aepfel, und waͤre dieſer Fruͤhling um ſo viel lieblicher, ſinte-
mal er nie vergieng, ſondern von taͤglich anwachſender Lieblichkeit
allzeit voller wuͤrde: Ach daß man auch in der Nachbarſchafft das
Mirten-Geſtraͤuch vom Libanon unſerem holden Fruͤhling roche! Wie
kurtzweilig waͤre es wann das gantze Schweitzer-Land, Berg und
Thal von dieſen Glauben-Geſaͤngen erklungen! bey ſolchen Liebes-
Liederen von der Erloͤſung JEſu waͤre es angenehmer zu wohnen als
im Paradieß.
§. 9. O darum auf! JEſus ſtreckt ſeine Armen aus am Creutz, der
ewig-bluͤhende Lebens-Baum breitet ſeine Aeſte aus, daß ihr darauf
ſein Lob erklingen laſſet; Hoͤret ihr dann nicht die Stimm der himm-
liſchen Turteltaub, daß ſie ſich mit euch paaren will; JESUS will
ein Hertz und ein Geiſt mit euch werden b; Er ruffet der Seel mit-
leidig und wehmuͤthig zu: Wo ſitzeſt du im Unrath meine Schoͤne
und kommſt nicht zu mir? Wach auf, wach auf: Zeuch deine Staͤr-
cke an, Zion: Zeuch deine herrliche Kleider an, Jeruſalem du heili-
ge Stadt; Erſchuͤtte dich vom Staub, ſtehe auf und ſetze dich c.
Ach waͤret ihr nur JEſu Braut, ihr wuͤrdet je ſeine Stimme ken-
nen; Wer weißt, wie lang es noch waͤhret, das Leben verlaufft ſich
allgemach wie das Schnee-Waſſer, obſchon euer Hertz nicht ſchmeltzt
in der Buß; O ſo ſchwinget euch dann ihr Himmels-Voͤgelein Sa-
lomons
a Hebr. II. 12.
b Hoſ. II.
c Jeſ. LII. 1. 2.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/462>, abgerufen am 25.11.2024.
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