der, wann die liebliche Sonne nicht mehr scheinen würde, weil man der Göttli- chen JESU Christo so wenig nachfraget, o daß wir doch alle mit gantzem Ernst diesem geistlichen Frühling nachstrebeten, und bey so heisser Gnaden-Sonne nicht unfruchtbar bliebe, O HErr erzeige deine Krafft, daß wir erkennen, daß du lebest und wir dich loben in Ewigkeit Amen.
Gebetter.
Uber
Cant. 2. 10, 13.
Um reine Liebe und Glauben.
ACh HErr JEsu Christe! du sagest ja, du seyest kommen ein Feur anzuzünden, und habest dich eben deswegen tauffen lassen mit ei- ner blutigen Tauff, und recht eintauchen in die äusserste Noth und höllische Angst-Meer, so von wegen unsern Sünden also greulich über dich hergerauschet, damit du nach der Sünden-Vertilgung deine Göttliche Liebe in uns erwecken könnest; Ach giesse deinen Heil. Geist in uns aus, damit wir voll reiner, heiliger Liebes-Trieben werden ge- gen dir, nichts wünschen, nichts behalten dann nur dich allein. O daß wir doch so glückseelig seyen, und dich unsern Geliebten heissen können, ohne einiges Widersprechen des Gewissens, daß wir nicht der Falschheit und Heucheley bezüchtiget werden müssen, und du nicht sagen müssest: Arme Seel! wie kannst du sagen, daß du mich lieb habest, so doch dein Hertz nicht mit mir ist, sondern dein Wille in gar viel Nebendinge auch in geistlichen Anliegen zerstreuet ist, und wie kan ich der (deine) heissen, so du mich doch so wenig gebrauchest: HERR JEsu mache mich doch also reich, herrlich und seelig, daß ich dich mit vollem Glauben (Meinen) nennen könne, und weil ich deiner jeden Augenblick nöthig habe, ich dich in meiner Seelen ängst- lichen Hunger stets gebrauche, als meinen Himmel, mein Paradieß, Schilt, Heylbronn, als meiner Seelen Sonn, meines Lebens Baum, vor dem Fenster meines Hertzens stehend, und seine Frücht hinein langende. O wie seelig und überseelig wäre ich, wann ich dich in der Wahrheit und im H. Geist (meinen Geliebten) nennen könnte
und
Der geiſtliche Fruͤhling.
der, wann die liebliche Sonne nicht mehr ſcheinen wuͤrde, weil man der Goͤttli- chen JESU Chriſto ſo wenig nachfraget, o daß wir doch alle mit gantzem Ernſt dieſem geiſtlichen Fruͤhling nachſtrebeten, und bey ſo heiſſer Gnaden-Sonne nicht unfruchtbar bliebe, O HErr erzeige deine Krafft, daß wir erkennen, daß du lebeſt und wir dich loben in Ewigkeit Amen.
Gebetter.
Uber
Cant. 2. 10, 13.
Um reine Liebe und Glauben.
ACh HErr JEſu Chriſte! du ſageſt ja, du ſeyeſt kommen ein Feur anzuzuͤnden, und habeſt dich eben deswegen tauffen laſſen mit ei- ner blutigen Tauff, und recht eintauchen in die aͤuſſerſte Noth und hoͤlliſche Angſt-Meer, ſo von wegen unſern Suͤnden alſo greulich uͤber dich hergerauſchet, damit du nach der Suͤnden-Vertilgung deine Goͤttliche Liebe in uns erwecken koͤnneſt; Ach gieſſe deinen Heil. Geiſt in uns aus, damit wir voll reiner, heiliger Liebes-Trieben werden ge- gen dir, nichts wuͤnſchen, nichts behalten dann nur dich allein. O daß wir doch ſo gluͤckſeelig ſeyen, und dich unſern Geliebten heiſſen koͤnnen, ohne einiges Widerſprechen des Gewiſſens, daß wir nicht der Falſchheit und Heucheley bezuͤchtiget werden muͤſſen, und du nicht ſagen muͤſſeſt: Arme Seel! wie kannſt du ſagen, daß du mich lieb habeſt, ſo doch dein Hertz nicht mit mir iſt, ſondern dein Wille in gar viel Nebendinge auch in geiſtlichen Anliegen zerſtreuet iſt, und wie kan ich der (deine) heiſſen, ſo du mich doch ſo wenig gebraucheſt: HERR JEſu mache mich doch alſo reich, herrlich und ſeelig, daß ich dich mit vollem Glauben (Meinen) nennen koͤnne, und weil ich deiner jeden Augenblick noͤthig habe, ich dich in meiner Seelen aͤngſt- lichen Hunger ſtets gebrauche, als meinen Himmel, mein Paradieß, Schilt, Heylbronn, als meiner Seelen Sonn, meines Lebens Baum, vor dem Fenſter meines Hertzens ſtehend, und ſeine Fruͤcht hinein langende. O wie ſeelig und uͤberſeelig waͤre ich, wann ich dich in der Wahrheit und im H. Geiſt (meinen Geliebten) nennen koͤnnte
und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0476"n="380"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der geiſtliche Fruͤhling.</hi></fw><lb/>
der, wann die liebliche Sonne nicht mehr ſcheinen wuͤrde, weil man der Goͤttli-<lb/>
chen JESU Chriſto ſo wenig nachfraget, o daß wir doch alle mit gantzem Ernſt<lb/>
dieſem geiſtlichen Fruͤhling nachſtrebeten, und bey ſo heiſſer Gnaden-Sonne nicht<lb/>
unfruchtbar bliebe, O HErr erzeige deine Krafft, daß wir erkennen, daß du<lb/>
lebeſt und wir dich loben in Ewigkeit Amen.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Gebetter.</hi></head><lb/><p><hirendition="#c">Uber</hi></p><lb/><p><hirendition="#c"><hirendition="#aq">Cant.</hi> 2. 10, 13.</hi></p><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Um reine Liebe und Glauben.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">A</hi>Ch HErr JEſu Chriſte! du ſageſt ja, du ſeyeſt kommen ein Feur<lb/>
anzuzuͤnden, und habeſt dich eben deswegen tauffen laſſen mit ei-<lb/>
ner blutigen Tauff, und recht eintauchen in die aͤuſſerſte Noth und<lb/>
hoͤlliſche Angſt-Meer, ſo von wegen unſern Suͤnden alſo greulich uͤber<lb/>
dich hergerauſchet, damit du nach der Suͤnden-Vertilgung deine<lb/>
Goͤttliche Liebe in uns erwecken koͤnneſt; Ach gieſſe deinen Heil. Geiſt<lb/>
in uns aus, damit wir voll reiner, heiliger Liebes-Trieben werden ge-<lb/>
gen dir, nichts wuͤnſchen, nichts behalten dann nur dich allein. O<lb/>
daß wir doch ſo gluͤckſeelig ſeyen, und dich unſern Geliebten heiſſen<lb/>
koͤnnen, ohne einiges Widerſprechen des Gewiſſens, daß wir nicht<lb/>
der Falſchheit und Heucheley bezuͤchtiget werden muͤſſen, und du nicht<lb/>ſagen muͤſſeſt: Arme Seel! wie kannſt du ſagen, daß du mich lieb<lb/>
habeſt, ſo doch dein Hertz nicht mit mir iſt, ſondern dein Wille in<lb/>
gar viel Nebendinge auch in geiſtlichen Anliegen zerſtreuet iſt, und<lb/>
wie kan ich der (deine) heiſſen, ſo du mich doch ſo wenig gebraucheſt:<lb/>
HERR JEſu mache mich doch alſo reich, herrlich und ſeelig, daß<lb/>
ich dich mit vollem Glauben (Meinen) nennen koͤnne, und weil ich<lb/>
deiner jeden Augenblick noͤthig habe, ich dich in meiner Seelen aͤngſt-<lb/>
lichen Hunger ſtets gebrauche, als meinen Himmel, mein Paradieß,<lb/>
Schilt, Heylbronn, als meiner Seelen Sonn, meines Lebens Baum,<lb/>
vor dem Fenſter meines Hertzens ſtehend, und ſeine Fruͤcht hinein<lb/>
langende. O wie ſeelig und uͤberſeelig waͤre ich, wann ich dich in<lb/>
der Wahrheit und im H. Geiſt (meinen Geliebten) nennen koͤnnte<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[380/0476]
Der geiſtliche Fruͤhling.
der, wann die liebliche Sonne nicht mehr ſcheinen wuͤrde, weil man der Goͤttli-
chen JESU Chriſto ſo wenig nachfraget, o daß wir doch alle mit gantzem Ernſt
dieſem geiſtlichen Fruͤhling nachſtrebeten, und bey ſo heiſſer Gnaden-Sonne nicht
unfruchtbar bliebe, O HErr erzeige deine Krafft, daß wir erkennen, daß du
lebeſt und wir dich loben in Ewigkeit Amen.
Gebetter.
Uber
Cant. 2. 10, 13.
Um reine Liebe und Glauben.
ACh HErr JEſu Chriſte! du ſageſt ja, du ſeyeſt kommen ein Feur
anzuzuͤnden, und habeſt dich eben deswegen tauffen laſſen mit ei-
ner blutigen Tauff, und recht eintauchen in die aͤuſſerſte Noth und
hoͤlliſche Angſt-Meer, ſo von wegen unſern Suͤnden alſo greulich uͤber
dich hergerauſchet, damit du nach der Suͤnden-Vertilgung deine
Goͤttliche Liebe in uns erwecken koͤnneſt; Ach gieſſe deinen Heil. Geiſt
in uns aus, damit wir voll reiner, heiliger Liebes-Trieben werden ge-
gen dir, nichts wuͤnſchen, nichts behalten dann nur dich allein. O
daß wir doch ſo gluͤckſeelig ſeyen, und dich unſern Geliebten heiſſen
koͤnnen, ohne einiges Widerſprechen des Gewiſſens, daß wir nicht
der Falſchheit und Heucheley bezuͤchtiget werden muͤſſen, und du nicht
ſagen muͤſſeſt: Arme Seel! wie kannſt du ſagen, daß du mich lieb
habeſt, ſo doch dein Hertz nicht mit mir iſt, ſondern dein Wille in
gar viel Nebendinge auch in geiſtlichen Anliegen zerſtreuet iſt, und
wie kan ich der (deine) heiſſen, ſo du mich doch ſo wenig gebraucheſt:
HERR JEſu mache mich doch alſo reich, herrlich und ſeelig, daß
ich dich mit vollem Glauben (Meinen) nennen koͤnne, und weil ich
deiner jeden Augenblick noͤthig habe, ich dich in meiner Seelen aͤngſt-
lichen Hunger ſtets gebrauche, als meinen Himmel, mein Paradieß,
Schilt, Heylbronn, als meiner Seelen Sonn, meines Lebens Baum,
vor dem Fenſter meines Hertzens ſtehend, und ſeine Fruͤcht hinein
langende. O wie ſeelig und uͤberſeelig waͤre ich, wann ich dich in
der Wahrheit und im H. Geiſt (meinen Geliebten) nennen koͤnnte
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/476>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.