Um Früchte des Lichts, welche völlig seyen vor GOTT.
ODu vollkommener GOtt des Lebens und der Herrlichkeit? ver- schaffe, daß doch ich, und alle, welche du in den Garten dei- ner heiligen allgemeinen Christlichen Kirchen versetzet, und von der Welt abgesöndert hast, nicht mehr wurmäßige, unreiffe, herbe Früch- te bringen; Ach ich kan nicht ohne heilige Schauer und Scham an deine Erscheinung gedencken, und wie alle meine Werck, die von deiner Gnad zwar gewürcket, aber von meinen unreinen Jngredienzien an Farb und Geschmack verderbet worden, sollen vor allen Himmels- Fürsten offenbahr werden, und wohl geprüfft. O JEsu! hilff mir gegen alle momentliche Reitzungen der Natur, noch nicht völlig er- todtete böse Neigungen, die alles in deinem Mund vergallen und verbitteren, dann wann du davon küstest, du es sogleich ausspeyen must, weil es deiner Natur zuwider; Ach! daß doch alle meine Ge- dancken, Wort und Werck mit lauter heiliger Liebe GOttes und des Nächsten, aus deinen Gnaden-Strahlen durchzückert seyen, und dir in deiner Kähle wie Honig zerfliessen! Ach barmhertziger GOtt! sey doch so gut gegen mir deine himmlische Würtze, dann es ist nicht so wohl um mich, als um meinen HErren JEsum zu thun, daß er vor sein unendliches und unaussprechliches Leiden erquickt werde; Ach! daß ich ihm alle Tag ein Platten voll Himmel-süsser Früchten könnte auf- tragen und du Vatter also Ehre und Freud an mir habest, und ich JE- su Jünger sey: Gib mir mein GOtt! daß ich bey jedem Anlaß nur dar- auf bedacht seye und spintisire, wie dieses und jenes ein edle Frucht vor JEsu abgeben könnte, daß ich zu dem End allezeit dürste nach denen Würckungen des Heil. Geistes, und sie unversaumt in mich einzie- he, durch fleißige Ubung des Glaubens in deinen Verheissungen, da- mit auch von denen Früchten deß alles verewigenden Heil. Geistes an mir einige, ja viele aufbehalten werden auf die Hochzeit des Lamms, und allda dem Bräutigam und der Braut aufgetischet werden. Ach giebe o HErr! daß wir diß bedencken, was eigentlich zukünfftig ist; Ach wie wird doch aller Hader und Fleisches-Lust aufhören! und ein jeder würde wollen der demüthigste seyn von Hertzen, und sich die gröste Freud machen am meisten von anderen zu leiden, nur damit
JEsus
C c c 3
Der geiſtliche Fruͤhling.
Um Fruͤchte des Lichts, welche voͤllig ſeyen vor GOTT.
ODu vollkommener GOtt des Lebens und der Herrlichkeit? ver- ſchaffe, daß doch ich, und alle, welche du in den Garten dei- ner heiligen allgemeinen Chriſtlichen Kirchen verſetzet, und von der Welt abgeſoͤndert haſt, nicht mehr wurmaͤßige, unreiffe, herbe Fruͤch- te bringen; Ach ich kan nicht ohne heilige Schauer und Scham an deine Erſcheinung gedencken, und wie alle meine Werck, die von deiner Gnad zwar gewuͤrcket, aber von meinen unreinen Jngredienzien an Farb und Geſchmack verderbet worden, ſollen vor allen Himmels- Fuͤrſten offenbahr werden, und wohl gepruͤfft. O JEſu! hilff mir gegen alle momentliche Reitzungen der Natur, noch nicht voͤllig er- todtete boͤſe Neigungen, die alles in deinem Mund vergallen und verbitteren, dann wann du davon kuͤſteſt, du es ſogleich ausſpeyen muſt, weil es deiner Natur zuwider; Ach! daß doch alle meine Ge- dancken, Wort und Werck mit lauter heiliger Liebe GOttes und des Naͤchſten, aus deinen Gnaden-Strahlen durchzuͤckert ſeyen, und dir in deiner Kaͤhle wie Honig zerflieſſen! Ach barmhertziger GOtt! ſey doch ſo gut gegen mir deine himmliſche Wuͤrtze, dann es iſt nicht ſo wohl um mich, als um meinen HErren JEſum zu thun, daß er vor ſein unendliches und unausſprechliches Leiden erquickt werde; Ach! daß ich ihm alle Tag ein Platten voll Himmel-ſuͤſſer Fruͤchten koͤnnte auf- tragen und du Vatter alſo Ehre und Freud an mir habeſt, und ich JE- ſu Juͤnger ſey: Gib mir mein GOtt! daß ich bey jedem Anlaß nur dar- auf bedacht ſeye und ſpintiſire, wie dieſes und jenes ein edle Frucht vor JEſu abgeben koͤnnte, daß ich zu dem End allezeit duͤrſte nach denen Wuͤrckungen des Heil. Geiſtes, und ſie unverſaumt in mich einzie- he, durch fleißige Ubung des Glaubens in deinen Verheiſſungen, da- mit auch von denen Fruͤchten deß alles verewigenden Heil. Geiſtes an mir einige, ja viele aufbehalten werden auf die Hochzeit des Lamms, und allda dem Braͤutigam und der Braut aufgetiſchet werden. Ach giebe o HErr! daß wir diß bedencken, was eigentlich zukuͤnfftig iſt; Ach wie wird doch aller Hader und Fleiſches-Luſt aufhoͤren! und ein jeder wuͤrde wollen der demuͤthigſte ſeyn von Hertzen, und ſich die groͤſte Freud machen am meiſten von anderen zu leiden, nur damit
JEſus
C c c 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0485"n="389"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der geiſtliche Fruͤhling.</hi></fw><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Um Fruͤchte des Lichts, welche voͤllig ſeyen vor<lb/>
GOTT.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">O</hi>Du vollkommener GOtt des Lebens und der Herrlichkeit? ver-<lb/>ſchaffe, daß doch ich, und alle, welche du in den Garten dei-<lb/>
ner heiligen allgemeinen Chriſtlichen Kirchen verſetzet, und von der<lb/>
Welt abgeſoͤndert haſt, nicht mehr wurmaͤßige, unreiffe, herbe Fruͤch-<lb/>
te bringen; Ach ich kan nicht ohne heilige Schauer und Scham an<lb/>
deine Erſcheinung gedencken, und wie alle meine Werck, die von deiner<lb/>
Gnad zwar gewuͤrcket, aber von meinen unreinen Jngredienzien an<lb/>
Farb und Geſchmack verderbet worden, ſollen vor allen Himmels-<lb/>
Fuͤrſten offenbahr werden, und wohl gepruͤfft. O JEſu! hilff mir<lb/>
gegen alle momentliche Reitzungen der Natur, noch nicht voͤllig er-<lb/>
todtete boͤſe Neigungen, die alles in deinem Mund vergallen und<lb/>
verbitteren, dann wann du davon kuͤſteſt, du es ſogleich ausſpeyen<lb/>
muſt, weil es deiner Natur zuwider; Ach! daß doch alle meine Ge-<lb/>
dancken, Wort und Werck mit lauter heiliger Liebe GOttes und<lb/>
des Naͤchſten, aus deinen Gnaden-Strahlen durchzuͤckert ſeyen, und<lb/>
dir in deiner Kaͤhle wie Honig zerflieſſen! Ach barmhertziger GOtt!<lb/>ſey doch ſo gut gegen mir deine himmliſche Wuͤrtze, dann es iſt nicht ſo<lb/>
wohl um mich, als um meinen HErren JEſum zu thun, daß er vor ſein<lb/>
unendliches und unausſprechliches Leiden erquickt werde; Ach! daß ich<lb/>
ihm alle Tag ein Platten voll Himmel-ſuͤſſer Fruͤchten koͤnnte auf-<lb/>
tragen und du Vatter alſo Ehre und Freud an mir habeſt, und ich JE-<lb/>ſu Juͤnger ſey: Gib mir mein GOtt! daß ich bey jedem Anlaß nur dar-<lb/>
auf bedacht ſeye und ſpintiſire, wie dieſes und jenes ein edle Frucht vor<lb/>
JEſu abgeben koͤnnte, daß ich zu dem End allezeit duͤrſte nach denen<lb/>
Wuͤrckungen des Heil. Geiſtes, und ſie unverſaumt in mich einzie-<lb/>
he, durch fleißige Ubung des Glaubens in deinen Verheiſſungen, da-<lb/>
mit auch von denen Fruͤchten deß alles verewigenden Heil. Geiſtes<lb/>
an mir einige, ja viele aufbehalten werden auf die Hochzeit des Lamms,<lb/>
und allda dem Braͤutigam und der Braut aufgetiſchet werden. Ach<lb/>
giebe o HErr! daß wir diß bedencken, was eigentlich zukuͤnfftig iſt;<lb/>
Ach wie wird doch aller Hader und Fleiſches-Luſt aufhoͤren! und ein<lb/>
jeder wuͤrde wollen der demuͤthigſte ſeyn von Hertzen, und ſich die<lb/>
groͤſte Freud machen am meiſten von anderen zu leiden, nur damit<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C c c 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">JEſus</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[389/0485]
Der geiſtliche Fruͤhling.
Um Fruͤchte des Lichts, welche voͤllig ſeyen vor
GOTT.
ODu vollkommener GOtt des Lebens und der Herrlichkeit? ver-
ſchaffe, daß doch ich, und alle, welche du in den Garten dei-
ner heiligen allgemeinen Chriſtlichen Kirchen verſetzet, und von der
Welt abgeſoͤndert haſt, nicht mehr wurmaͤßige, unreiffe, herbe Fruͤch-
te bringen; Ach ich kan nicht ohne heilige Schauer und Scham an
deine Erſcheinung gedencken, und wie alle meine Werck, die von deiner
Gnad zwar gewuͤrcket, aber von meinen unreinen Jngredienzien an
Farb und Geſchmack verderbet worden, ſollen vor allen Himmels-
Fuͤrſten offenbahr werden, und wohl gepruͤfft. O JEſu! hilff mir
gegen alle momentliche Reitzungen der Natur, noch nicht voͤllig er-
todtete boͤſe Neigungen, die alles in deinem Mund vergallen und
verbitteren, dann wann du davon kuͤſteſt, du es ſogleich ausſpeyen
muſt, weil es deiner Natur zuwider; Ach! daß doch alle meine Ge-
dancken, Wort und Werck mit lauter heiliger Liebe GOttes und
des Naͤchſten, aus deinen Gnaden-Strahlen durchzuͤckert ſeyen, und
dir in deiner Kaͤhle wie Honig zerflieſſen! Ach barmhertziger GOtt!
ſey doch ſo gut gegen mir deine himmliſche Wuͤrtze, dann es iſt nicht ſo
wohl um mich, als um meinen HErren JEſum zu thun, daß er vor ſein
unendliches und unausſprechliches Leiden erquickt werde; Ach! daß ich
ihm alle Tag ein Platten voll Himmel-ſuͤſſer Fruͤchten koͤnnte auf-
tragen und du Vatter alſo Ehre und Freud an mir habeſt, und ich JE-
ſu Juͤnger ſey: Gib mir mein GOtt! daß ich bey jedem Anlaß nur dar-
auf bedacht ſeye und ſpintiſire, wie dieſes und jenes ein edle Frucht vor
JEſu abgeben koͤnnte, daß ich zu dem End allezeit duͤrſte nach denen
Wuͤrckungen des Heil. Geiſtes, und ſie unverſaumt in mich einzie-
he, durch fleißige Ubung des Glaubens in deinen Verheiſſungen, da-
mit auch von denen Fruͤchten deß alles verewigenden Heil. Geiſtes
an mir einige, ja viele aufbehalten werden auf die Hochzeit des Lamms,
und allda dem Braͤutigam und der Braut aufgetiſchet werden. Ach
giebe o HErr! daß wir diß bedencken, was eigentlich zukuͤnfftig iſt;
Ach wie wird doch aller Hader und Fleiſches-Luſt aufhoͤren! und ein
jeder wuͤrde wollen der demuͤthigſte ſeyn von Hertzen, und ſich die
groͤſte Freud machen am meiſten von anderen zu leiden, nur damit
JEſus
C c c 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/485>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.