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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die unter der Kelter des Zorns GOttes
JEsu daß
sich seine
Jünger se-
tzen sollen.
ich dorthin gehe und bette; Lucas setzet hinzu: Er riß sich von ih-
nen ohngefähr einen Steinwurff
weit. So heißt JEsus dann sei-
ne Jünger sich setzen, und er geht fort gantz allein an den Kampf;
Er der himmlische David gehet aus dem höllischen Goliath entgegen,
und dieses Jsrael siehet ihme mit zitterendem Hertzen zu.

Unter-
schiedliche
Lehr-
Puncten
daraus.

§. 2. Mercke allhier: (1.) Daß der Sieg eines Christen stehe in stil-
ler Beschauung und Nachsehung dessen, was JEsus für uns gethan
und noch thut: durch einen Christen aber verstehe ich einen solchen
Menschen, der den Namen, Tugenden, Herrlichkeit, Willen und
die Wercke Christi des Sohns GOttes in der That und wesent-
lich kennet, dadurch die Welt überwindet, und nur allein JEsu Ge-
meinschafft und dessen Güter suchet, wie allhier die Jünger thaten;
eines solchen Christen Sieg, sag ich, bestehet nur in stiller Betrach-
tung und Anschauung des Leidens Christi, daß er keinen Kampff über
sich nehme, daß er nicht JEsum den Hertzogen des Lebens und der
Seeligkeit lasse vorhergehen, und seine Liebe, seine unüberwindliche
Krafft, seine allerseeligste Gegenwart und Beystand immer vor sich
sehe, ihme sein Hertz zum Kampff-Platz übergebe, daß er darauf ei-
nen Sieg nach dem anderen davon trage, und er also völlig sein Ei-
genthum werde; Zu einem solchen Menschen kan dann JEsus an je-
nem Tag nicht sagen: Jch kenne dich nicht; sintemahlen ein solcher
von JEsu Gütigkeit und Liebe dermassen überwältiget wird, daß er
allezeit in und bey JEsu, auch im Leyden selbsten zu bleiben begehrt,
ja von ihme gar in seine Schooß hinein gezogen wird.

(2.) Demnach mercken wir, daß, wer JEsu Leiden fruchtbarlich
und heilsamlich betrachten wolle, sich setzen müsse, d. i. lernen stille
seyn, in sein eigen Hertz gehen, alle eitele und sündliche Gedancken
ausschlagen, den Worten JEsu nachdencken, JEsum selbst gegen-
wärtig haben, und sich sein Leiden tieff einbilden.

(3.) Mercken wir: wie der Wandel eines Christen gantz und gar
an JEsu Mund hange, daß er mit ihme auf seinen Befehl entweder
über Berg und Thal, Wasser und Meer in Städt und Flecken oder
Wildnussen reise, und dem Lamm nachfolge, wo es immer hingeht;
oder mit Johanne an seiner Brust liege bey dem Abendmahl; oder
mit Maria zu seinen Füssen sitze; oder auch wie hier im Text betrübt
und einsam eine Zeitlang bleibe, und den der seine eigene Freud wa-
re, von sich weggehen sehe.

Die

Die unter der Kelter des Zorns GOttes
JEſu daß
ſich ſeine
Juͤnger ſe-
tzen ſollen.
ich dorthin gehe und bette; Lucas ſetzet hinzu: Er riß ſich von ih-
nen ohngefaͤhr einen Steinwurff
weit. So heißt JEſus dann ſei-
ne Juͤnger ſich ſetzen, und er geht fort gantz allein an den Kampf;
Er der himmliſche David gehet aus dem hoͤlliſchen Goliath entgegen,
und dieſes Jſrael ſiehet ihme mit zitterendem Hertzen zu.

Unter-
ſchiedliche
Lehr-
Puncten
daraus.

§. 2. Mercke allhier: (1.) Daß der Sieg eines Chriſten ſtehe in ſtil-
ler Beſchauung und Nachſehung deſſen, was JEſus fuͤr uns gethan
und noch thut: durch einen Chriſten aber verſtehe ich einen ſolchen
Menſchen, der den Namen, Tugenden, Herrlichkeit, Willen und
die Wercke Chriſti des Sohns GOttes in der That und weſent-
lich kennet, dadurch die Welt uͤberwindet, und nur allein JEſu Ge-
meinſchafft und deſſen Guͤter ſuchet, wie allhier die Juͤnger thaten;
eines ſolchen Chriſten Sieg, ſag ich, beſtehet nur in ſtiller Betrach-
tung und Anſchauung des Leidens Chriſti, daß er keinen Kampff uͤber
ſich nehme, daß er nicht JEſum den Hertzogen des Lebens und der
Seeligkeit laſſe vorhergehen, und ſeine Liebe, ſeine unuͤberwindliche
Krafft, ſeine allerſeeligſte Gegenwart und Beyſtand immer vor ſich
ſehe, ihme ſein Hertz zum Kampff-Platz uͤbergebe, daß er darauf ei-
nen Sieg nach dem anderen davon trage, und er alſo voͤllig ſein Ei-
genthum werde; Zu einem ſolchen Menſchen kan dann JEſus an je-
nem Tag nicht ſagen: Jch kenne dich nicht; ſintemahlen ein ſolcher
von JEſu Guͤtigkeit und Liebe dermaſſen uͤberwaͤltiget wird, daß er
allezeit in und bey JEſu, auch im Leyden ſelbſten zu bleiben begehrt,
ja von ihme gar in ſeine Schooß hinein gezogen wird.

(2.) Demnach mercken wir, daß, wer JEſu Leiden fruchtbarlich
und heilſamlich betrachten wolle, ſich ſetzen muͤſſe, d. i. lernen ſtille
ſeyn, in ſein eigen Hertz gehen, alle eitele und ſuͤndliche Gedancken
ausſchlagen, den Worten JEſu nachdencken, JEſum ſelbſt gegen-
waͤrtig haben, und ſich ſein Leiden tieff einbilden.

(3.) Mercken wir: wie der Wandel eines Chriſten gantz und gar
an JEſu Mund hange, daß er mit ihme auf ſeinen Befehl entweder
uͤber Berg und Thal, Waſſer und Meer in Staͤdt und Flecken oder
Wildnuſſen reiſe, und dem Lamm nachfolge, wo es immer hingeht;
oder mit Johanne an ſeiner Bruſt liege bey dem Abendmahl; oder
mit Maria zu ſeinen Fuͤſſen ſitze; oder auch wie hier im Text betruͤbt
und einſam eine Zeitlang bleibe, und den der ſeine eigene Freud wa-
re, von ſich weggehen ſehe.

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[408/0504] Die unter der Kelter des Zorns GOttes ich dorthin gehe und bette; Lucas ſetzet hinzu: Er riß ſich von ih- nen ohngefaͤhr einen Steinwurff weit. So heißt JEſus dann ſei- ne Juͤnger ſich ſetzen, und er geht fort gantz allein an den Kampf; Er der himmliſche David gehet aus dem hoͤlliſchen Goliath entgegen, und dieſes Jſrael ſiehet ihme mit zitterendem Hertzen zu. JEſu daß ſich ſeine Juͤnger ſe- tzen ſollen. §. 2. Mercke allhier: (1.) Daß der Sieg eines Chriſten ſtehe in ſtil- ler Beſchauung und Nachſehung deſſen, was JEſus fuͤr uns gethan und noch thut: durch einen Chriſten aber verſtehe ich einen ſolchen Menſchen, der den Namen, Tugenden, Herrlichkeit, Willen und die Wercke Chriſti des Sohns GOttes in der That und weſent- lich kennet, dadurch die Welt uͤberwindet, und nur allein JEſu Ge- meinſchafft und deſſen Guͤter ſuchet, wie allhier die Juͤnger thaten; eines ſolchen Chriſten Sieg, ſag ich, beſtehet nur in ſtiller Betrach- tung und Anſchauung des Leidens Chriſti, daß er keinen Kampff uͤber ſich nehme, daß er nicht JEſum den Hertzogen des Lebens und der Seeligkeit laſſe vorhergehen, und ſeine Liebe, ſeine unuͤberwindliche Krafft, ſeine allerſeeligſte Gegenwart und Beyſtand immer vor ſich ſehe, ihme ſein Hertz zum Kampff-Platz uͤbergebe, daß er darauf ei- nen Sieg nach dem anderen davon trage, und er alſo voͤllig ſein Ei- genthum werde; Zu einem ſolchen Menſchen kan dann JEſus an je- nem Tag nicht ſagen: Jch kenne dich nicht; ſintemahlen ein ſolcher von JEſu Guͤtigkeit und Liebe dermaſſen uͤberwaͤltiget wird, daß er allezeit in und bey JEſu, auch im Leyden ſelbſten zu bleiben begehrt, ja von ihme gar in ſeine Schooß hinein gezogen wird. (2.) Demnach mercken wir, daß, wer JEſu Leiden fruchtbarlich und heilſamlich betrachten wolle, ſich ſetzen muͤſſe, d. i. lernen ſtille ſeyn, in ſein eigen Hertz gehen, alle eitele und ſuͤndliche Gedancken ausſchlagen, den Worten JEſu nachdencken, JEſum ſelbſt gegen- waͤrtig haben, und ſich ſein Leiden tieff einbilden. (3.) Mercken wir: wie der Wandel eines Chriſten gantz und gar an JEſu Mund hange, daß er mit ihme auf ſeinen Befehl entweder uͤber Berg und Thal, Waſſer und Meer in Staͤdt und Flecken oder Wildnuſſen reiſe, und dem Lamm nachfolge, wo es immer hingeht; oder mit Johanne an ſeiner Bruſt liege bey dem Abendmahl; oder mit Maria zu ſeinen Fuͤſſen ſitze; oder auch wie hier im Text betruͤbt und einſam eine Zeitlang bleibe, und den der ſeine eigene Freud wa- re, von ſich weggehen ſehe. Die

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/504>, abgerufen am 22.11.2024.