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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die unter der Kelter des Zorns GOttes
sie fast verzagen, wie wirds euch ergehen! so der Gerechte kaum erhal-
ten wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen
a? Der Daumel-
Kelch wird auch an euch kommen, daß ihr werdet sprechen: wer ist
unter uns, der bey einem verzehrenden Feur wohnen möge? wer ist unter
uns, der bey der ewigen Glut wohne
b? und euch wird der Tag gege-
ben werden, vor dem Richter-Stuhl GOttes zu erscheinen. O!
mit was ungläublicher Bangigkeit wird euer Hertz geklemmet werden!
O! wie wird der süsse Sünden-Kelch euch zu lauter Fluch und Gifft
werden! wie werdet ihr euch erschütteren auszutrincken die Drusen
der ewigen Quaal, wie ungern werdet ihr dran wollen! aber um-
sonst! ihr müßts kurtzum trincken, ihr wollet oder wollet nicht; O wie
wird euch so heiß werden! alle euere Sünden auszuschwitzen in Ewig-
keit! wie lange Zeit werdet ihr dann haben, badend in dem feurigen
Strom! warum seydt ihr doch noch so lustig, und springet in die
Flammen? ist es dann eine so leichte Sach, ewig von GOtt verlas-
sen, und vom Satan gequälet zu seyn?

Auch ein
laues Ge-
bett und
Arbeit
wird sie
nicht in
Sicher-
heit setzen.

§. 3. Einwurff. Ey, das sey fern! GOtt ist gnädig; wann ich
thue was ich kan, so wird es nicht fehlen; ich will betten, Er wird
mich ja wohl erhören, Er ist nicht so streng, wie man ihne macht?
Antwort. O eiteler Mensch! GOtt hat seines einig geliebten Sohns
nicht verschonet; JEsus hat mit seinen Thränen das Zorn-Feur nicht
mögen auslöschen; und glaubest du nicht, daß deine tausendmahl tau-
send Sünden stärcker wider dich schreyen, als dein schläfferig lau
Gebett; Aber du liegest; du sagtest lieber, wann ich thue was ich
will, so muß mir GOtt gnädig seyn; dann hast du jemahlen, will
nicht sagen alle, sonderen nur einige Kräfften angespannt GOtt zu
gefallen, deinen Affecten und Lüsten zu widerstehen, die Welt und
ihre zeitliche Ergötzungen zu fliehen? lassest du dich nicht vielmehr mit
Lust zu allerhand Lustbarkeiten, die den Christen verbotten, ohne ei-
nigen Widerstand ziehen? was brauchts viel Wort; dein Gebett
selbsten ist nur gezwungen, entlehnet, ohne Eifer und Andacht jedes
Dinglein, jeder Rappen kan dich davon abhalten; hiemit hilfft dich
das nichts.

Was wi-
der die
Verzweif-
lung so da-

§. 4. Einwurff. Wann dann all mein Thun und Betten nichts
hilfft, so muß ich wohl verzweiflen, dann vollkommen kan ich einmahl
nicht seyn, und GOttes Zorn vermag ich nicht zu ertragen? Ant-

wort.
a 1 Pet. IV. 18.
b Esa. XXXIII. 14.

Die unter der Kelter des Zorns GOttes
ſie faſt verzagen, wie wirds euch ergehen! ſo der Gerechte kaum erhal-
ten wird, wo will der Gottloſe und Suͤnder erſcheinen
a? Der Daumel-
Kelch wird auch an euch kommen, daß ihr werdet ſprechen: wer iſt
unter uns, der bey einem verzehrenden Feur wohnen moͤge? wer iſt unter
uns, der bey der ewigen Glut wohne
b? und euch wird der Tag gege-
ben werden, vor dem Richter-Stuhl GOttes zu erſcheinen. O!
mit was unglaͤublicher Bangigkeit wird euer Hertz geklemmet werden!
O! wie wird der ſuͤſſe Suͤnden-Kelch euch zu lauter Fluch und Gifft
werden! wie werdet ihr euch erſchuͤtteren auszutrincken die Druſen
der ewigen Quaal, wie ungern werdet ihr dran wollen! aber um-
ſonſt! ihr muͤßts kurtzum trincken, ihr wollet oder wollet nicht; O wie
wird euch ſo heiß werden! alle euere Suͤnden auszuſchwitzen in Ewig-
keit! wie lange Zeit werdet ihr dann haben, badend in dem feurigen
Strom! warum ſeydt ihr doch noch ſo luſtig, und ſpringet in die
Flammen? iſt es dann eine ſo leichte Sach, ewig von GOtt verlaſ-
ſen, und vom Satan gequaͤlet zu ſeyn?

Auch ein
laues Ge-
bett und
Arbeit
wird ſie
nicht in
Sicher-
heit ſetzen.

§. 3. Einwurff. Ey, das ſey fern! GOtt iſt gnaͤdig; wann ich
thue was ich kan, ſo wird es nicht fehlen; ich will betten, Er wird
mich ja wohl erhoͤren, Er iſt nicht ſo ſtreng, wie man ihne macht?
Antwort. O eiteler Menſch! GOtt hat ſeines einig geliebten Sohns
nicht verſchonet; JEſus hat mit ſeinen Thraͤnen das Zorn-Feur nicht
moͤgen ausloͤſchen; und glaubeſt du nicht, daß deine tauſendmahl tau-
ſend Suͤnden ſtaͤrcker wider dich ſchreyen, als dein ſchlaͤfferig lau
Gebett; Aber du liegeſt; du ſagteſt lieber, wann ich thue was ich
will, ſo muß mir GOtt gnaͤdig ſeyn; dann haſt du jemahlen, will
nicht ſagen alle, ſonderen nur einige Kraͤfften angeſpannt GOtt zu
gefallen, deinen Affecten und Luͤſten zu widerſtehen, die Welt und
ihre zeitliche Ergoͤtzungen zu fliehen? laſſeſt du dich nicht vielmehr mit
Luſt zu allerhand Luſtbarkeiten, die den Chriſten verbotten, ohne ei-
nigen Widerſtand ziehen? was brauchts viel Wort; dein Gebett
ſelbſten iſt nur gezwungen, entlehnet, ohne Eifer und Andacht jedes
Dinglein, jeder Rappen kan dich davon abhalten; hiemit hilfft dich
das nichts.

Was wi-
der die
Verzweif-
lung ſo da-

§. 4. Einwurff. Wann dann all mein Thun und Betten nichts
hilfft, ſo muß ich wohl verzweiflen, dann vollkommen kan ich einmahl
nicht ſeyn, und GOttes Zorn vermag ich nicht zu ertragen? Ant-

wort.
a 1 Pet. IV. 18.
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[450/0546] Die unter der Kelter des Zorns GOttes ſie faſt verzagen, wie wirds euch ergehen! ſo der Gerechte kaum erhal- ten wird, wo will der Gottloſe und Suͤnder erſcheinen a? Der Daumel- Kelch wird auch an euch kommen, daß ihr werdet ſprechen: wer iſt unter uns, der bey einem verzehrenden Feur wohnen moͤge? wer iſt unter uns, der bey der ewigen Glut wohne b? und euch wird der Tag gege- ben werden, vor dem Richter-Stuhl GOttes zu erſcheinen. O! mit was unglaͤublicher Bangigkeit wird euer Hertz geklemmet werden! O! wie wird der ſuͤſſe Suͤnden-Kelch euch zu lauter Fluch und Gifft werden! wie werdet ihr euch erſchuͤtteren auszutrincken die Druſen der ewigen Quaal, wie ungern werdet ihr dran wollen! aber um- ſonſt! ihr muͤßts kurtzum trincken, ihr wollet oder wollet nicht; O wie wird euch ſo heiß werden! alle euere Suͤnden auszuſchwitzen in Ewig- keit! wie lange Zeit werdet ihr dann haben, badend in dem feurigen Strom! warum ſeydt ihr doch noch ſo luſtig, und ſpringet in die Flammen? iſt es dann eine ſo leichte Sach, ewig von GOtt verlaſ- ſen, und vom Satan gequaͤlet zu ſeyn? §. 3. Einwurff. Ey, das ſey fern! GOtt iſt gnaͤdig; wann ich thue was ich kan, ſo wird es nicht fehlen; ich will betten, Er wird mich ja wohl erhoͤren, Er iſt nicht ſo ſtreng, wie man ihne macht? Antwort. O eiteler Menſch! GOtt hat ſeines einig geliebten Sohns nicht verſchonet; JEſus hat mit ſeinen Thraͤnen das Zorn-Feur nicht moͤgen ausloͤſchen; und glaubeſt du nicht, daß deine tauſendmahl tau- ſend Suͤnden ſtaͤrcker wider dich ſchreyen, als dein ſchlaͤfferig lau Gebett; Aber du liegeſt; du ſagteſt lieber, wann ich thue was ich will, ſo muß mir GOtt gnaͤdig ſeyn; dann haſt du jemahlen, will nicht ſagen alle, ſonderen nur einige Kraͤfften angeſpannt GOtt zu gefallen, deinen Affecten und Luͤſten zu widerſtehen, die Welt und ihre zeitliche Ergoͤtzungen zu fliehen? laſſeſt du dich nicht vielmehr mit Luſt zu allerhand Luſtbarkeiten, die den Chriſten verbotten, ohne ei- nigen Widerſtand ziehen? was brauchts viel Wort; dein Gebett ſelbſten iſt nur gezwungen, entlehnet, ohne Eifer und Andacht jedes Dinglein, jeder Rappen kan dich davon abhalten; hiemit hilfft dich das nichts. §. 4. Einwurff. Wann dann all mein Thun und Betten nichts hilfft, ſo muß ich wohl verzweiflen, dann vollkommen kan ich einmahl nicht ſeyn, und GOttes Zorn vermag ich nicht zu ertragen? Ant- wort. a 1 Pet. IV. 18. b Eſa. XXXIII. 14.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/546>, abgerufen am 22.11.2024.