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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Gedancken von den Seelen-Aengsten.
Schifflein zerscheitere, so wendets GOTT plötzlich und fahret mit
dir hart am Felsen des Untergangs vorbey; grabe nur tieff in Christi
Wort, suche fleißig, du findest wohl etwa in einem Winckelgen dei-
nes Hertzens eine verborgene Krafft, die dir dein JEsus auf dein
Bitten hin heimlich beygelegt hat, auf diesen Tag der Angst, brauchs,
JEsus hat sein genug. Wer bey ruhiger Zeit sich emsig und lustig
übt im Gebett, der bekommt was vom Glauben Christi und erfahret
in der Hitz der Anfechtung, daß GOTT noch alleweil eine Quell sey
lebendigen Wassers, auch daß Teufel, Sünd und Tod ein gering
Ding sey gegen Christo dem Hochgelobten.

§. 17. JESUS hat etwas an dich gewandt und liebet dich, ErDurch Lei-
den zur
Freude.

muß dich nothwendig in seinem Reich haben und dich seinem Vatter
zeigen, halt ihms denn zu gut, wenn er dich fegen, säubern, butzen
will, damit er dich schön mache und du des Lebens GOttes und sei-
ner Heiligkeit viel und reichlich in dir habest; denck nur, daß deine
Seel was köstliches sey in seinen Augen, daher sein allerheiligster Lie-
bes-Eifer nichts von dem abscheulichen Wust der Sünd und des Flei-
sches an ihr leidet, und ist ihm so zu sagen, leid, daß ers nicht anders
abschaffen und sie davon durchaus rein und frey machen kan, ohn daß
er dir ein bißgen wehe thue, dich fein säuberlich ins Schmeltz-Oefe-
lein hineinlege; das muß allerdings seyn; Wo aber Christus das nicht
thäte, indem er der Stimm deiner Zärtlichkeit gehorchte, so bliebe
viel garstigen Zeugs in dir übrig, so da im Himmelreich unleidenlich
wäre; darum ergib dich willig drein, in tausend Schmertzen, der
Ausgang wird dichs lehren, wie hertzlich GOtt gegen dir gesinnet sey.

§. 18. Glaubs nur, du irrest nicht, daß du keinen ärgern Feind,Der ver-
derbte Ei-
gen-Wille
muß
durchs
Creutz ge-
brochen
werden.

Dieb, Mörder habest, als deine Vernunfft und Eigenwill; bitte
GOTT einbrünstig, daß er dich in allen Prüffungen wider dich selbst
gnädiglich wolle beschirmen; dann wo du dich selbst nicht äusserst has-
sest, so wird die Liebe, Treue und Zuversicht zu Christo fürwahr nicht
lange bestehen. Erinnere deinen süssen Christum seiner Worten,
daß er dir den H. Geist der Wahrheit vom Vatter sende, sintemahl
er ja gern sehe, daß du dich in allen Stücken recht verhaltest, damit
er auch Ehre von dir habe; nun sey dir das kurtz unmöglich ohn den
H. Geist; dein HErr soll nur nichts anders von dir gewarten als ei-
ne ungeschickte, verdorbene, verworrene Aufführung überall.

Alsdann
wird
GOTT

§. 19. Wahrhafftig GOTT hat bessere Augen als du; hat er dich

genug
R r r

Gedancken von den Seelen-Aengſten.
Schifflein zerſcheitere, ſo wendets GOTT ploͤtzlich und fahret mit
dir hart am Felſen des Untergangs vorbey; grabe nur tieff in Chriſti
Wort, ſuche fleißig, du findeſt wohl etwa in einem Winckelgen dei-
nes Hertzens eine verborgene Krafft, die dir dein JEſus auf dein
Bitten hin heimlich beygelegt hat, auf dieſen Tag der Angſt, brauchs,
JEſus hat ſein genug. Wer bey ruhiger Zeit ſich emſig und luſtig
uͤbt im Gebett, der bekommt was vom Glauben Chriſti und erfahret
in der Hitz der Anfechtung, daß GOTT noch alleweil eine Quell ſey
lebendigen Waſſers, auch daß Teufel, Suͤnd und Tod ein gering
Ding ſey gegen Chriſto dem Hochgelobten.

§. 17. JESUS hat etwas an dich gewandt und liebet dich, ErDurch Lei-
den zur
Freude.

muß dich nothwendig in ſeinem Reich haben und dich ſeinem Vatter
zeigen, halt ihms denn zu gut, wenn er dich fegen, ſaͤubern, butzen
will, damit er dich ſchoͤn mache und du des Lebens GOttes und ſei-
ner Heiligkeit viel und reichlich in dir habeſt; denck nur, daß deine
Seel was koͤſtliches ſey in ſeinen Augen, daher ſein allerheiligſter Lie-
bes-Eifer nichts von dem abſcheulichen Wuſt der Suͤnd und des Flei-
ſches an ihr leidet, und iſt ihm ſo zu ſagen, leid, daß ers nicht anders
abſchaffen und ſie davon durchaus rein und frey machen kan, ohn daß
er dir ein bißgen wehe thue, dich fein ſaͤuberlich ins Schmeltz-Oefe-
lein hineinlege; das muß allerdings ſeyn; Wo aber Chriſtus das nicht
thaͤte, indem er der Stimm deiner Zaͤrtlichkeit gehorchte, ſo bliebe
viel garſtigen Zeugs in dir uͤbrig, ſo da im Himmelreich unleidenlich
waͤre; darum ergib dich willig drein, in tauſend Schmertzen, der
Ausgang wird dichs lehren, wie hertzlich GOtt gegen dir geſinnet ſey.

§. 18. Glaubs nur, du irreſt nicht, daß du keinen aͤrgern Feind,Der ver-
derbte Ei-
gen-Wille
muß
durchs
Creutz ge-
brochen
werden.

Dieb, Moͤrder habeſt, als deine Vernunfft und Eigenwill; bitte
GOTT einbruͤnſtig, daß er dich in allen Pruͤffungen wider dich ſelbſt
gnaͤdiglich wolle beſchirmen; dann wo du dich ſelbſt nicht aͤuſſerſt haſ-
ſeſt, ſo wird die Liebe, Treue und Zuverſicht zu Chriſto fuͤrwahr nicht
lange beſtehen. Erinnere deinen ſuͤſſen Chriſtum ſeiner Worten,
daß er dir den H. Geiſt der Wahrheit vom Vatter ſende, ſintemahl
er ja gern ſehe, daß du dich in allen Stuͤcken recht verhalteſt, damit
er auch Ehre von dir habe; nun ſey dir das kurtz unmoͤglich ohn den
H. Geiſt; dein HErr ſoll nur nichts anders von dir gewarten als ei-
ne ungeſchickte, verdorbene, verworrene Auffuͤhrung uͤberall.

Alsdann
wird
GOTT

§. 19. Wahrhafftig GOTT hat beſſere Augen als du; hat er dich

genug
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[497/0593] Gedancken von den Seelen-Aengſten. Schifflein zerſcheitere, ſo wendets GOTT ploͤtzlich und fahret mit dir hart am Felſen des Untergangs vorbey; grabe nur tieff in Chriſti Wort, ſuche fleißig, du findeſt wohl etwa in einem Winckelgen dei- nes Hertzens eine verborgene Krafft, die dir dein JEſus auf dein Bitten hin heimlich beygelegt hat, auf dieſen Tag der Angſt, brauchs, JEſus hat ſein genug. Wer bey ruhiger Zeit ſich emſig und luſtig uͤbt im Gebett, der bekommt was vom Glauben Chriſti und erfahret in der Hitz der Anfechtung, daß GOTT noch alleweil eine Quell ſey lebendigen Waſſers, auch daß Teufel, Suͤnd und Tod ein gering Ding ſey gegen Chriſto dem Hochgelobten. §. 17. JESUS hat etwas an dich gewandt und liebet dich, Er muß dich nothwendig in ſeinem Reich haben und dich ſeinem Vatter zeigen, halt ihms denn zu gut, wenn er dich fegen, ſaͤubern, butzen will, damit er dich ſchoͤn mache und du des Lebens GOttes und ſei- ner Heiligkeit viel und reichlich in dir habeſt; denck nur, daß deine Seel was koͤſtliches ſey in ſeinen Augen, daher ſein allerheiligſter Lie- bes-Eifer nichts von dem abſcheulichen Wuſt der Suͤnd und des Flei- ſches an ihr leidet, und iſt ihm ſo zu ſagen, leid, daß ers nicht anders abſchaffen und ſie davon durchaus rein und frey machen kan, ohn daß er dir ein bißgen wehe thue, dich fein ſaͤuberlich ins Schmeltz-Oefe- lein hineinlege; das muß allerdings ſeyn; Wo aber Chriſtus das nicht thaͤte, indem er der Stimm deiner Zaͤrtlichkeit gehorchte, ſo bliebe viel garſtigen Zeugs in dir uͤbrig, ſo da im Himmelreich unleidenlich waͤre; darum ergib dich willig drein, in tauſend Schmertzen, der Ausgang wird dichs lehren, wie hertzlich GOtt gegen dir geſinnet ſey. Durch Lei- den zur Freude. §. 18. Glaubs nur, du irreſt nicht, daß du keinen aͤrgern Feind, Dieb, Moͤrder habeſt, als deine Vernunfft und Eigenwill; bitte GOTT einbruͤnſtig, daß er dich in allen Pruͤffungen wider dich ſelbſt gnaͤdiglich wolle beſchirmen; dann wo du dich ſelbſt nicht aͤuſſerſt haſ- ſeſt, ſo wird die Liebe, Treue und Zuverſicht zu Chriſto fuͤrwahr nicht lange beſtehen. Erinnere deinen ſuͤſſen Chriſtum ſeiner Worten, daß er dir den H. Geiſt der Wahrheit vom Vatter ſende, ſintemahl er ja gern ſehe, daß du dich in allen Stuͤcken recht verhalteſt, damit er auch Ehre von dir habe; nun ſey dir das kurtz unmoͤglich ohn den H. Geiſt; dein HErr ſoll nur nichts anders von dir gewarten als ei- ne ungeſchickte, verdorbene, verworrene Auffuͤhrung uͤberall. Der ver- derbte Ei- gen-Wille muß durchs Creutz ge- brochen werden. §. 19. Wahrhafftig GOTT hat beſſere Augen als du; hat er dich genug R r r

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/593>, abgerufen am 22.11.2024.