ewigen Verderben, widersprich ihm und zugleich auch deinem lugen-sem Kampf zu verhal- ten haben. hafftigen Hertzen, so gut du kanst; ergreiffe mit allem deinem Wil- len alles das liebliche, gute, herrliche, so in H. Schrifft und in geistlichen Liedern bezeuget, daß es JEsus nicht nur habe, sondern selbst wesentlich sey, klaube es heraus, sauge, ziehe so lang und heff- tig daran biß die bittere Rinde, Hülsen und Schaalen davon und du Christi als des Kernes Süßigkeit wonniglich schmeckest, so allen auch himmlischen Honig und Nectar übertrifft, da deine gekrümme- te, beklemmete Seel bald wieder zu sich selbst kommen, Lufft und O- dem hohlen darff: Jst der Halß der einziehenden Glaubens-Krafft zu eng, so worge daran, biß du die Lebens-Säffte aus den Verheissun- gen GOttes hinunter bringst in deiner Seelen-Grund; handelst du ernstlich in dieser Sach, so wird dir zuletzt ein jedes Wort des H. Geistes zur lieblichsten Honig-Blum und safftigsten Himmels-Frucht werden dein Hertz zu laben, also daß deine neue Creatur stets einen frischen Zusatz zum Wachsthum in GOtt davon nehmen wird; dann schwach und ungeübt sollt du nicht bleiben, sonst gehets übel.
§. 24. Am allerhärtesten gehet es her, wann die Seele vor der Pfor-Den här- testen Stand se- tzet es bey der Pforte der Wie- dergeburt. ten der neuen Geburt stehet, und soll jetzt ihr Glaubens-Kind zur Welt gebähren; da stehet der feurige Drache vor ihr, und will das Kind verschlingen, davon die gebährende Seele unaussprechliche Aengsten fühlet. Siehe hiervon Apoc. XII. 2-4. Joh. XVI. 20. 21. Jer. XXX. 5. 6. 7. doch GOtt lob! bey redlichen und von GOTT ergriffenen Seelen gelinget es ihm nicht, denn das gebährende Weib gebiert dennoch ihr Glaubens-Kind, welches zu GOTT und zu seinem Thron gezucket wird. Apoc. XII. 5.
§. 25. Je hefftiger die Geburts-Schmertzen sind, je edler ist dasJe heffti- ger der Schmertze je edler das Kind ist. Kind; die Geburt eines Menschen ist ein so herrliches Wunder GOt- tes, daß wo von jetzt an nur alle Jahr hundert ein Kind gebohren würde, man in der gantzen Welt davon zu singen und zu sagen wüßte; allein man achtet der Göttlichen Wundern nicht viel, wegen derselben Menge. Ungleich höher aber und seltener ist die neue geistliche Ge- burt, ja es ist wohl das erstaunlichste Wunder der H. H. H. Dreyei- nigkeit; nichts wird so sehr beneydet, versperret und verwehret vom Satan; nichts kostet so vieles Leiden, Angst und Schmertzen, damit mans fühle es sey GOttes Werck und der Mensch müsse sich im Ver- zagen auf Tod und Leben an Christi Barmhertzigkeit hingeben; anbey
geschicht
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Gedancken von den Seelen-Aengſten.
ewigen Verderben, widerſprich ihm und zugleich auch deinem lugen-ſem Kampf zu verhal- ten haben. hafftigen Hertzen, ſo gut du kanſt; ergreiffe mit allem deinem Wil- len alles das liebliche, gute, herrliche, ſo in H. Schrifft und in geiſtlichen Liedern bezeuget, daß es JEſus nicht nur habe, ſondern ſelbſt weſentlich ſey, klaube es heraus, ſauge, ziehe ſo lang und heff- tig daran biß die bittere Rinde, Huͤlſen und Schaalen davon und du Chriſti als des Kernes Suͤßigkeit wonniglich ſchmeckeſt, ſo allen auch himmliſchen Honig und Nectar uͤbertrifft, da deine gekruͤmme- te, beklemmete Seel bald wieder zu ſich ſelbſt kommen, Lufft und O- dem hohlen darff: Jſt der Halß der einziehenden Glaubens-Krafft zu eng, ſo worge daran, biß du die Lebens-Saͤffte aus den Verheiſſun- gen GOttes hinunter bringſt in deiner Seelen-Grund; handelſt du ernſtlich in dieſer Sach, ſo wird dir zuletzt ein jedes Wort des H. Geiſtes zur lieblichſten Honig-Blum und ſafftigſten Himmels-Frucht werden dein Hertz zu laben, alſo daß deine neue Creatur ſtets einen friſchen Zuſatz zum Wachsthum in GOtt davon nehmen wird; dann ſchwach und ungeuͤbt ſollt du nicht bleiben, ſonſt gehets uͤbel.
§. 24. Am allerhaͤrteſten gehet es her, wann die Seele vor der Pfor-Den haͤr- teſten Stand ſe- tzet es bey der Pfoꝛte der Wie- dergeburt. ten der neuen Geburt ſtehet, und ſoll jetzt ihr Glaubens-Kind zur Welt gebaͤhren; da ſtehet der feurige Drache vor ihr, und will das Kind verſchlingen, davon die gebaͤhrende Seele unausſprechliche Aengſten fuͤhlet. Siehe hiervon Apoc. XII. 2-4. Joh. XVI. 20. 21. Jer. XXX. 5. 6. 7. doch GOtt lob! bey redlichen und von GOTT ergriffenen Seelen gelinget es ihm nicht, denn das gebaͤhrende Weib gebiert dennoch ihr Glaubens-Kind, welches zu GOTT und zu ſeinem Thron gezucket wird. Apoc. XII. 5.
§. 25. Je hefftiger die Geburts-Schmertzen ſind, je edler iſt dasJe heffti- ger der Schmeꝛtze je edler das Kind iſt. Kind; die Geburt eines Menſchen iſt ein ſo herrliches Wunder GOt- tes, daß wo von jetzt an nur alle Jahr hundert ein Kind gebohren wuͤrde, man in der gantzen Welt davon zu ſingen und zu ſagen wuͤßte; allein man achtet der Goͤttlichen Wundern nicht viel, wegen derſelben Menge. Ungleich hoͤher aber und ſeltener iſt die neue geiſtliche Ge- burt, ja es iſt wohl das erſtaunlichſte Wunder der H. H. H. Dreyei- nigkeit; nichts wird ſo ſehr beneydet, verſperret und verwehret vom Satan; nichts koſtet ſo vieles Leiden, Angſt und Schmertzen, damit mans fuͤhle es ſey GOttes Werck und der Menſch muͤſſe ſich im Ver- zagen auf Tod und Leben an Chriſti Barmhertzigkeit hingeben; anbey
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Gedancken von den Seelen-Aengſten.
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hafftigen Hertzen, ſo gut du kanſt; ergreiffe mit allem deinem Wil-
len alles das liebliche, gute, herrliche, ſo in H. Schrifft und
in geiſtlichen Liedern bezeuget, daß es JEſus nicht nur habe, ſondern
ſelbſt weſentlich ſey, klaube es heraus, ſauge, ziehe ſo lang und heff-
tig daran biß die bittere Rinde, Huͤlſen und Schaalen davon und
du Chriſti als des Kernes Suͤßigkeit wonniglich ſchmeckeſt, ſo allen
auch himmliſchen Honig und Nectar uͤbertrifft, da deine gekruͤmme-
te, beklemmete Seel bald wieder zu ſich ſelbſt kommen, Lufft und O-
dem hohlen darff: Jſt der Halß der einziehenden Glaubens-Krafft zu
eng, ſo worge daran, biß du die Lebens-Saͤffte aus den Verheiſſun-
gen GOttes hinunter bringſt in deiner Seelen-Grund; handelſt du
ernſtlich in dieſer Sach, ſo wird dir zuletzt ein jedes Wort des H.
Geiſtes zur lieblichſten Honig-Blum und ſafftigſten Himmels-Frucht
werden dein Hertz zu laben, alſo daß deine neue Creatur ſtets einen
friſchen Zuſatz zum Wachsthum in GOtt davon nehmen wird; dann
ſchwach und ungeuͤbt ſollt du nicht bleiben, ſonſt gehets uͤbel.
ſem
Kampf
zu verhal-
ten haben.
§. 24. Am allerhaͤrteſten gehet es her, wann die Seele vor der Pfor-
ten der neuen Geburt ſtehet, und ſoll jetzt ihr Glaubens-Kind zur Welt
gebaͤhren; da ſtehet der feurige Drache vor ihr, und will das Kind
verſchlingen, davon die gebaͤhrende Seele unausſprechliche Aengſten
fuͤhlet. Siehe hiervon Apoc. XII. 2-4. Joh. XVI. 20. 21. Jer. XXX.
5. 6. 7. doch GOtt lob! bey redlichen und von GOTT ergriffenen
Seelen gelinget es ihm nicht, denn das gebaͤhrende Weib gebiert
dennoch ihr Glaubens-Kind, welches zu GOTT und zu ſeinem Thron
gezucket wird. Apoc. XII. 5.
Den haͤr-
teſten
Stand ſe-
tzet es bey
der Pfoꝛte
der Wie-
dergeburt.
§. 25. Je hefftiger die Geburts-Schmertzen ſind, je edler iſt das
Kind; die Geburt eines Menſchen iſt ein ſo herrliches Wunder GOt-
tes, daß wo von jetzt an nur alle Jahr hundert ein Kind gebohren
wuͤrde, man in der gantzen Welt davon zu ſingen und zu ſagen wuͤßte;
allein man achtet der Goͤttlichen Wundern nicht viel, wegen derſelben
Menge. Ungleich hoͤher aber und ſeltener iſt die neue geiſtliche Ge-
burt, ja es iſt wohl das erſtaunlichſte Wunder der H. H. H. Dreyei-
nigkeit; nichts wird ſo ſehr beneydet, verſperret und verwehret vom
Satan; nichts koſtet ſo vieles Leiden, Angſt und Schmertzen, damit
mans fuͤhle es ſey GOttes Werck und der Menſch muͤſſe ſich im Ver-
zagen auf Tod und Leben an Chriſti Barmhertzigkeit hingeben; anbey
geſchicht
Je heffti-
ger der
Schmeꝛtze
je edler
das Kind
iſt.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/595>, abgerufen am 22.11.2024.
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