unterste Hölle hinunter gedrucket hat: habe denn vorlieb mit denen ge- ringen Tröpfgen, so dich aus diesem Jammer-Meer in kurtzer Zeit ha- ben angesprützet, damit du ein klein wenig wissest, was deine Erlösung JEsum gekostet. Der Nutzen von sothaner geheimen Gemeinschafft der Seelen-Leiden Christi ist unbeschreiblich, es erwürget den alten Adam, stosset das alte eigene Leben aus seinem Nest, offenbahret die menschliche Verderbniß, Ohnmacht, und wie wenig mit unser Weißheit, Frömmig- keit, Bemühung, Haben und Vermögen ausgerichtet seye, damit GOt- tes Werck und Willen raum finde in uns, der angebohrnen Sünde das Hertz durchstochen werde und Christi Grabe zugescharret, wir zur geistlichen Sabbat-Feyer kommen und ewiges Leben, tieffer Friede, süsse Ruh, ein seeliges Gefühl und vertrauliche Bekanntschafft mit unserm Hertzens-Abba in uns auferstehe.
Das 52. und 53. Capitel des zwey- ten Buchs in Arnds Christen- thum fleis sig lese.
§. 9. (4.) Liß und erwäge fleißig und öffters das 52. Cap. und das 53. des 2. Buchs Joh. Arnds Christenthums, da wirst du eine Menge himm- lischer Tröstungen, und gute Wehr und Waffen finden. Diß sey dir recommendiert. Gib stets gut acht, was in dir vorgehe und was dir sonderbar im Sinn schwebe, ob dir Christus fern und verborgen sey oder nahe und bekannt; heische Gewißheit deines Wegs von GOTT; dann meist Angefochtene halten sich bey weitem nicht für solche, sondern für ewig verworffene und verdammte Sünder, daher sie behend alles von sich stossen, was vor Angefochtene geschrieben ist. Nichts zu sagen von der argen Schalckheit, da immer einer höher angefochten scheinen will als der andere, welches daraus abzunehmen, wo man die Rede umwen- det und spricht: es sey aus mit ihnen und es sey wahr, was sie von ihrem Zustand vorgebe. O da scharren sie gleich etwas Schein-gutes aus sich hervor, womit sie zeigen, daß ihre Noth eben nicht so groß sey, wie sie sich geberden. Jst aber dein Hertz redlich vor GOTT und Menschen, so werden dir Joh. Arnds heilige Schrifften sehr dienlich seyn, bitte nur um eine reine Glaubens-Hand die Seelen-Waffen recht anzufaffen und um Weißheit und Gnad selbe unter der Handleitung des H. Geistes wider GOttes Feinde tapffer zu führen, so wird dir alles zur Zeit nöthige von oben herab gegeben werden; halte nur den Gebrauch göttlicher Hülff und Segens niemals vor unnöthig und überflüßig; gebrauch, was von GOtt empfahest zu dem Zweck, wozu er dirs gibt und sagen laßt, sonst möchte dir guter Rath zuletzt noch theuer genug werden; folgestu aber getreulich, so werden dir alle Vorschrifften der Männer GOttes eine süsse Himmels-Wein-Flasch und helle Fackel seyn die Bestürmungen aus-
zuhal-
Gedancken von den Seelen-Aengſten.
unterſte Hoͤlle hinunter gedrucket hat: habe denn vorlieb mit denen ge- ringen Troͤpfgen, ſo dich aus dieſem Jammer-Meer in kurtzer Zeit ha- ben angeſpruͤtzet, damit du ein klein wenig wiſſeſt, was deine Erloͤſung JEſum gekoſtet. Der Nutzen von ſothaner geheimen Gemeinſchafft der Seelen-Leiden Chriſti iſt unbeſchreiblich, es erwuͤrget den alten Adam, ſtoſſet das alte eigene Leben aus ſeinem Neſt, offenbahret die menſchliche Verderbniß, Ohnmacht, und wie wenig mit unſer Weißheit, Froͤmmig- keit, Bemuͤhung, Haben und Vermoͤgen ausgerichtet ſeye, damit GOt- tes Werck und Willen raum finde in uns, der angebohrnen Suͤnde das Hertz durchſtochen werde und Chriſti Grabe zugeſcharret, wir zur geiſtlichen Sabbat-Feyer kommen und ewiges Leben, tieffer Friede, ſuͤſſe Ruh, ein ſeeliges Gefuͤhl und vertrauliche Bekanntſchafft mit unſerm Hertzens-Abba in uns auferſtehe.
Das 52. und 53. Capitel des zwey- ten Buchs in Arnds Chriſten- thum fleiſ ſig leſe.
§. 9. (4.) Liß und erwaͤge fleißig und oͤffters das 52. Cap. und das 53. des 2. Buchs Joh. Arnds Chriſtenthums, da wirſt du eine Menge him̃- liſcher Troͤſtungen, und gute Wehr und Waffen finden. Diß ſey dir recommendiert. Gib ſtets gut acht, was in dir vorgehe und was dir ſonderbar im Sinn ſchwebe, ob dir Chriſtus fern und verborgen ſey oder nahe und bekannt; heiſche Gewißheit deines Wegs von GOTT; dann meiſt Angefochtene halten ſich bey weitem nicht fuͤr ſolche, ſondern fuͤr ewig verworffene und verdammte Suͤnder, daher ſie behend alles von ſich ſtoſſen, was vor Angefochtene geſchrieben iſt. Nichts zu ſagen von der argen Schalckheit, da immer einer hoͤher angefochten ſcheinen will als der andere, welches daraus abzunehmen, wo man die Rede umwen- det und ſpricht: es ſey aus mit ihnen und es ſey wahr, was ſie von ihrem Zuſtand vorgebe. O da ſcharren ſie gleich etwas Schein-gutes aus ſich hervor, womit ſie zeigen, daß ihre Noth eben nicht ſo groß ſey, wie ſie ſich geberden. Jſt aber dein Hertz redlich vor GOTT und Menſchen, ſo werden dir Joh. Arnds heilige Schrifften ſehr dienlich ſeyn, bitte nur um eine reine Glaubens-Hand die Seelen-Waffen recht anzufaffen und um Weißheit und Gnad ſelbe unter der Handleitung des H. Geiſtes wider GOttes Feinde tapffer zu fuͤhren, ſo wird dir alles zur Zeit noͤthige von oben herab gegeben werden; halte nur den Gebrauch goͤttlicher Huͤlff und Segens niemals vor unnoͤthig und uͤberfluͤßig; gebrauch, was von GOtt empfaheſt zu dem Zweck, wozu er dirs gibt und ſagen laßt, ſonſt moͤchte dir guter Rath zuletzt noch theuer genug werden; folgeſtu aber getreulich, ſo werden dir alle Vorſchrifften der Maͤnner GOttes eine ſuͤſſe Himmels-Wein-Flaſch und helle Fackel ſeyn die Beſtuͤrmungen aus-
zuhal-
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Gedancken von den Seelen-Aengſten.
unterſte Hoͤlle hinunter gedrucket hat: habe denn vorlieb mit denen ge-
ringen Troͤpfgen, ſo dich aus dieſem Jammer-Meer in kurtzer Zeit ha-
ben angeſpruͤtzet, damit du ein klein wenig wiſſeſt, was deine Erloͤſung
JEſum gekoſtet. Der Nutzen von ſothaner geheimen Gemeinſchafft der
Seelen-Leiden Chriſti iſt unbeſchreiblich, es erwuͤrget den alten Adam,
ſtoſſet das alte eigene Leben aus ſeinem Neſt, offenbahret die menſchliche
Verderbniß, Ohnmacht, und wie wenig mit unſer Weißheit, Froͤmmig-
keit, Bemuͤhung, Haben und Vermoͤgen ausgerichtet ſeye, damit GOt-
tes Werck und Willen raum finde in uns, der angebohrnen Suͤnde das
Hertz durchſtochen werde und Chriſti Grabe zugeſcharret, wir zur
geiſtlichen Sabbat-Feyer kommen und ewiges Leben, tieffer Friede,
ſuͤſſe Ruh, ein ſeeliges Gefuͤhl und vertrauliche Bekanntſchafft mit
unſerm Hertzens-Abba in uns auferſtehe.
§. 9. (4.) Liß und erwaͤge fleißig und oͤffters das 52. Cap. und das 53.
des 2. Buchs Joh. Arnds Chriſtenthums, da wirſt du eine Menge him̃-
liſcher Troͤſtungen, und gute Wehr und Waffen finden. Diß ſey dir
recommendiert. Gib ſtets gut acht, was in dir vorgehe und was dir
ſonderbar im Sinn ſchwebe, ob dir Chriſtus fern und verborgen ſey
oder nahe und bekannt; heiſche Gewißheit deines Wegs von GOTT;
dann meiſt Angefochtene halten ſich bey weitem nicht fuͤr ſolche, ſondern
fuͤr ewig verworffene und verdammte Suͤnder, daher ſie behend alles von
ſich ſtoſſen, was vor Angefochtene geſchrieben iſt. Nichts zu ſagen von
der argen Schalckheit, da immer einer hoͤher angefochten ſcheinen will
als der andere, welches daraus abzunehmen, wo man die Rede umwen-
det und ſpricht: es ſey aus mit ihnen und es ſey wahr, was ſie von ihrem
Zuſtand vorgebe. O da ſcharren ſie gleich etwas Schein-gutes aus ſich
hervor, womit ſie zeigen, daß ihre Noth eben nicht ſo groß ſey, wie ſie
ſich geberden. Jſt aber dein Hertz redlich vor GOTT und Menſchen,
ſo werden dir Joh. Arnds heilige Schrifften ſehr dienlich ſeyn, bitte
nur um eine reine Glaubens-Hand die Seelen-Waffen recht anzufaffen
und um Weißheit und Gnad ſelbe unter der Handleitung des H. Geiſtes
wider GOttes Feinde tapffer zu fuͤhren, ſo wird dir alles zur Zeit noͤthige
von oben herab gegeben werden; halte nur den Gebrauch goͤttlicher Huͤlff
und Segens niemals vor unnoͤthig und uͤberfluͤßig; gebrauch, was von
GOtt empfaheſt zu dem Zweck, wozu er dirs gibt und ſagen laßt, ſonſt
moͤchte dir guter Rath zuletzt noch theuer genug werden; folgeſtu aber
getreulich, ſo werden dir alle Vorſchrifften der Maͤnner GOttes eine
ſuͤſſe Himmels-Wein-Flaſch und helle Fackel ſeyn die Beſtuͤrmungen aus-
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/612>, abgerufen am 22.11.2024.
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