den eiteln Sinnen nicht mehr aus von ihm; Er ist ja die edelste Traube, die dir in der Angst-Hitz überaus wohl bekommt, ihr süssester Lebens-Saft erquicket Leib und Seel, daß zuletzt alles in dir jauchzet und jubilieret.
Vermah- nung zum Kampf.
§. 12. Kämpfe denn den guten Kampf des Glaubens, laß dich die Un- beständigkeit deines unbefestigten Gemüths nicht immer von GOtt und seiner Gemeinschafft abführen, so wirst du von mancher Anfechtung ge- sichert bleiben oder wann sie dich überfallt, selbe leicht zuruck schlagen können, und des kühlen, angenehmen Schattens der Gnade des gecreu- tzigten JEsu mit Freuden geniessen. Bleib unter dem Panier seiner Lie- be in seinem Weinkeller so darff dir kein Teufel schaden, er kan den Ge- ruch dieses herrlichen himmlischen Weins nicht vertragen: Blase die inbrünstige Liebe-Glut immer aufs neue an, so findet der Höllen-Glut keine Stätte in dir, da sie stehen möge, dich zu verklagen und zu verdam- men. Laß dich weder Lust noch Forcht von dem einmal gefaßten Willen deines Vatters im Himmel scheiden, so muß der Sünden und des Teu- fels Muthwill endlich aufhören dich kräncken und quälen: Vergiß der Sünden gantz, ist doch Sünd, Welt und Satan nicht werth, daß du ei- nen eintzigen Gedancken weiters darauf wendest und ihn deinem holdesten, Lieb-würdigsten JEsu entziehest. Es verdirbt alle Zeit, da man nicht Christi und seine erstaunliche Huld und Gnade bedenckt.
Wunsch.
§. 13. O JESU schönstes Licht! vertreibe alle eitele, unnütze Ge- dancken an die Welt und an meinen Sünden; Jsts doch nur Koth der befleckt, und Gifft, das ansteckt! ach mein süsser JEsu es ist mir vom Vatter befohlen mit allen meinen Gedancken an deiner ewigen Liebe un- verruckt zu hangen, der Sünd aber und der daran klebenden Angst mich in deiner Krafft zu entreissen und dem Teuffel nimmermehr die Ehce zu thun seinen Verklagungen und Lugenen abzulosen; die Sünd verderbt mir nur die edle Zeit, Lust und Vermögen, die ich in deiner Liebe und Dienst soll zubringen. O HErr! dein Gnaden-Wind verwehe alle fin- stere Zorn-Wolcken, damit die Sonne deiner Huld und Gunst ewig ob mir scheine, du liebest mich doch so gar unendlich sehr, daß du für mich in die allerheisseste Angst des ewigen Sünden-Todes, in die schrecklichste, schmertzlichste Flutten der grausamsten Höllen hinein gegangen bist, mei- ne Sünden zu büssen und mich ewig davon frey zu behalten. O Lamm GOttes erbarm dich mein, daß mich die Sünde, das böse Gewissen und des Gesetzes Fluch weiters nicht mehr verunruhigen; Schencke mir da- gegen die seelige Flammen des H. Geistes, daß ich dich meinen getreusten Heyland und GOtt als meinen versöhnten, Grund-gütigen Vatter so
hertzlich
Gedancken von den Seelen-Aengſten.
den eiteln Sinnen nicht mehr aus von ihm; Er iſt ja die edelſte Traube, die dir in der Angſt-Hitz uͤbeꝛaus wohl bekommt, ihr ſuͤſſeſter Lebens-Saft erquicket Leib und Seel, daß zuletzt alles in dir jauchzet und jubilieret.
Vermah- nung zum Kampf.
§. 12. Kaͤmpfe denn den guten Kampf des Glaubens, laß dich die Un- beſtaͤndigkeit deines unbefeſtigten Gemuͤths nicht immer von GOtt und ſeiner Gemeinſchafft abfuͤhren, ſo wirſt du von mancher Anfechtung ge- ſichert bleiben oder wann ſie dich uͤberfallt, ſelbe leicht zuruck ſchlagen koͤnnen, und des kuͤhlen, angenehmen Schattens der Gnade des gecreu- tzigten JEſu mit Freuden genieſſen. Bleib unter dem Panier ſeiner Lie- be in ſeinem Weinkeller ſo darff dir kein Teufel ſchaden, er kan den Ge- ruch dieſes herrlichen himmliſchen Weins nicht vertragen: Blaſe die inbruͤnſtige Liebe-Glut immer aufs neue an, ſo findet der Hoͤllen-Glut keine Staͤtte in dir, da ſie ſtehen moͤge, dich zu verklagen und zu verdam- men. Laß dich weder Luſt noch Forcht von dem einmal gefaßten Willen deines Vatters im Himmel ſcheiden, ſo muß der Suͤnden und des Teu- fels Muthwill endlich aufhoͤren dich kraͤncken und quaͤlen: Vergiß der Suͤnden gantz, iſt doch Suͤnd, Welt und Satan nicht werth, daß du ei- nen eintzigen Gedancken weiters daꝛauf wendeſt und ihn deinem holdeſten, Lieb-wuͤrdigſten JEſu entzieheſt. Es verdirbt alle Zeit, da man nicht Chriſti und ſeine erſtaunliche Huld und Gnade bedenckt.
Wunſch.
§. 13. O JESU ſchoͤnſtes Licht! vertreibe alle eitele, unnuͤtze Ge- dancken an die Welt und an meinen Suͤnden; Jſts doch nur Koth der befleckt, und Gifft, das anſteckt! ach mein ſuͤſſer JEſu es iſt mir vom Vatter befohlen mit allen meinen Gedancken an deiner ewigen Liebe un- verruckt zu hangen, der Suͤnd aber und der daran klebenden Angſt mich in deiner Krafft zu entreiſſen und dem Teuffel nimmermehr die Ehce zu thun ſeinen Verklagungen und Lugenen abzuloſen; die Suͤnd verderbt mir nur die edle Zeit, Luſt und Vermoͤgen, die ich in deiner Liebe und Dienſt ſoll zubringen. O HErr! dein Gnaden-Wind verwehe alle fin- ſtere Zorn-Wolcken, damit die Sonne deiner Huld und Gunſt ewig ob mir ſcheine, du liebeſt mich doch ſo gar unendlich ſehr, daß du fuͤr mich in die allerheiſſeſte Angſt des ewigen Suͤnden-Todes, in die ſchrecklichſte, ſchmertzlichſte Flutten der grauſamſten Hoͤllen hinein gegangen biſt, mei- ne Suͤnden zu buͤſſen und mich ewig davon frey zu behalten. O Lamm GOttes erbarm dich mein, daß mich die Suͤnde, das boͤſe Gewiſſen und des Geſetzes Fluch weiters nicht mehr verunruhigen; Schencke mir da- gegen die ſeelige Flammen des H. Geiſtes, daß ich dich meinen getreuſten Heyland und GOtt als meinen verſoͤhnten, Grund-guͤtigen Vatter ſo
hertzlich
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[518/0614]
Gedancken von den Seelen-Aengſten.
den eiteln Sinnen nicht mehr aus von ihm; Er iſt ja die edelſte Traube,
die dir in der Angſt-Hitz uͤbeꝛaus wohl bekommt, ihr ſuͤſſeſter Lebens-Saft
erquicket Leib und Seel, daß zuletzt alles in dir jauchzet und jubilieret.
§. 12. Kaͤmpfe denn den guten Kampf des Glaubens, laß dich die Un-
beſtaͤndigkeit deines unbefeſtigten Gemuͤths nicht immer von GOtt und
ſeiner Gemeinſchafft abfuͤhren, ſo wirſt du von mancher Anfechtung ge-
ſichert bleiben oder wann ſie dich uͤberfallt, ſelbe leicht zuruck ſchlagen
koͤnnen, und des kuͤhlen, angenehmen Schattens der Gnade des gecreu-
tzigten JEſu mit Freuden genieſſen. Bleib unter dem Panier ſeiner Lie-
be in ſeinem Weinkeller ſo darff dir kein Teufel ſchaden, er kan den Ge-
ruch dieſes herrlichen himmliſchen Weins nicht vertragen: Blaſe die
inbruͤnſtige Liebe-Glut immer aufs neue an, ſo findet der Hoͤllen-Glut
keine Staͤtte in dir, da ſie ſtehen moͤge, dich zu verklagen und zu verdam-
men. Laß dich weder Luſt noch Forcht von dem einmal gefaßten Willen
deines Vatters im Himmel ſcheiden, ſo muß der Suͤnden und des Teu-
fels Muthwill endlich aufhoͤren dich kraͤncken und quaͤlen: Vergiß der
Suͤnden gantz, iſt doch Suͤnd, Welt und Satan nicht werth, daß du ei-
nen eintzigen Gedancken weiters daꝛauf wendeſt und ihn deinem holdeſten,
Lieb-wuͤrdigſten JEſu entzieheſt. Es verdirbt alle Zeit, da man nicht
Chriſti und ſeine erſtaunliche Huld und Gnade bedenckt.
§. 13. O JESU ſchoͤnſtes Licht! vertreibe alle eitele, unnuͤtze Ge-
dancken an die Welt und an meinen Suͤnden; Jſts doch nur Koth der
befleckt, und Gifft, das anſteckt! ach mein ſuͤſſer JEſu es iſt mir vom
Vatter befohlen mit allen meinen Gedancken an deiner ewigen Liebe un-
verruckt zu hangen, der Suͤnd aber und der daran klebenden Angſt mich
in deiner Krafft zu entreiſſen und dem Teuffel nimmermehr die Ehce zu
thun ſeinen Verklagungen und Lugenen abzuloſen; die Suͤnd verderbt
mir nur die edle Zeit, Luſt und Vermoͤgen, die ich in deiner Liebe und
Dienſt ſoll zubringen. O HErr! dein Gnaden-Wind verwehe alle fin-
ſtere Zorn-Wolcken, damit die Sonne deiner Huld und Gunſt ewig ob
mir ſcheine, du liebeſt mich doch ſo gar unendlich ſehr, daß du fuͤr mich
in die allerheiſſeſte Angſt des ewigen Suͤnden-Todes, in die ſchrecklichſte,
ſchmertzlichſte Flutten der grauſamſten Hoͤllen hinein gegangen biſt, mei-
ne Suͤnden zu buͤſſen und mich ewig davon frey zu behalten. O Lamm
GOttes erbarm dich mein, daß mich die Suͤnde, das boͤſe Gewiſſen und
des Geſetzes Fluch weiters nicht mehr verunruhigen; Schencke mir da-
gegen die ſeelige Flammen des H. Geiſtes, daß ich dich meinen getreuſten
Heyland und GOtt als meinen verſoͤhnten, Grund-guͤtigen Vatter ſo
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/614>, abgerufen am 22.11.2024.
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