Hertzlich-Geliebteste, Theurgeachte Freunde. Das erste Capitel. Die Protestanten sollen trachten dasjenige was die Catholischen in äusserlichen Ceremonien besitzen, im Wesen an sich zu haben.
§. 1.
WJe gern hätte ich letzlich ihrem Begehren willfahret, undWeilen der Urhe- ber gehin- dert wor- den zu den Toggen- burgern zu kommen, das Zeugnuß, welches mir GOtt von seinem Sohn als dem Seeligmacher durch mannigfaltige Erfahrung seines grossen Heyls ins Hertz geleget hat, auch in ihren Grän- tzen verkündiget zu mehrerer Bestättigung und Gewißheit dessen, was sie täglich beydes hören und lesen können, wann es nur die da- mahlige Umständ zugelassen hätten! Kan mit Wahrheit sagen, daß meine Ruckreise durch das Eusserste ihres Landes nicht ohne Weh- muth und Bluten meines Hertzens gethan, immer zu GOtt seuff- tzende, daß er doch an euch erfüllen wolle das Wohlgefallen seiner Güte, und Lehrer und Zuhörer gnadenreich erleuchten, und mit seiner heiligen Liebe anzünden; Fande auch seither in meinem Gemüth kei- ne Ruhe, biß ich euch, meine theur-wertheste Freunde diese paar Zeilen zu geschrieben.
§. 2. Dann was mag wohl billicher seyn, als weilen ich damahlenso wollte er ihnen diese Weyh- nachts- Gedan- cken sen- den. von ihnen so sehnlich und ernstlich verlanget, und aber zu ihnen zu kommen gehindert worden bin, daß ich ihnen etwas zum Angedencken mei- ner gegenseitigen Liebe übersende? Nun weiß ich auf der gantzen wei- ten Welt nichts Theur-währters und Heyl-bringenders, und daß ich ihnen hertzlicher gönne, als die Rede, welche schon viele hundert Jahr vor Christi Zukunfft ausgegangen ist unter die Menschen vom Heiligen Geist, der die Gläubigen zu allen Zeiten eben dadurch bele- bet, und zu einer himmlischen Hoffnung der seligen Ewigkeit erwe- cket hat, betreffend die Offenbahrung des Sohns GOttes im Fleisch
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Hertzlich-Geliebteſte, Theurgeachte Freunde. Das erſte Capitel. Die Proteſtanten ſollen trachten dasjenige was die Catholiſchen in aͤuſſerlichen Ceremonien beſitzen, im Weſen an ſich zu haben.
§. 1.
WJe gern haͤtte ich letzlich ihrem Begehren willfahret, undWeilen der Urhe- ber gehin- dert wor- den zu den Toggen- burgern zu kommen, das Zeugnuß, welches mir GOtt von ſeinem Sohn als dem Seeligmacher durch mannigfaltige Erfahrung ſeines groſſen Heyls ins Hertz geleget hat, auch in ihren Graͤn- tzen verkuͤndiget zu mehrerer Beſtaͤttigung und Gewißheit deſſen, was ſie taͤglich beydes hoͤren und leſen koͤnnen, wann es nur die da- mahlige Umſtaͤnd zugelaſſen haͤtten! Kan mit Wahrheit ſagen, daß meine Ruckreiſe durch das Euſſerſte ihres Landes nicht ohne Weh- muth und Bluten meines Hertzens gethan, immer zu GOtt ſeuff- tzende, daß er doch an euch erfuͤllen wolle das Wohlgefallen ſeiner Guͤte, und Lehrer und Zuhoͤrer gnadenreich erleuchten, und mit ſeiner heiligen Liebe anzuͤnden; Fande auch ſeither in meinem Gemuͤth kei- ne Ruhe, biß ich euch, meine theur-wertheſte Freunde dieſe paar Zeilen zu geſchrieben.
§. 2. Dann was mag wohl billicher ſeyn, als weilen ich damahlenſo wollte er ihnen dieſe Weyh- nachts- Gedan- cken ſen- den. von ihnen ſo ſehnlich und ernſtlich verlanget, und aber zu ihnen zu kom̃en gehindert worden bin, daß ich ihnen etwas zum Angedencken mei- ner gegenſeitigen Liebe uͤberſende? Nun weiß ich auf der gantzen wei- ten Welt nichts Theur-waͤhrters und Heyl-bringenders, und daß ich ihnen hertzlicher goͤnne, als die Rede, welche ſchon viele hundert Jahr vor Chriſti Zukunfft ausgegangen iſt unter die Menſchen vom Heiligen Geiſt, der die Glaͤubigen zu allen Zeiten eben dadurch bele- bet, und zu einer himmliſchen Hoffnung der ſeligen Ewigkeit erwe- cket hat, betreffend die Offenbahrung des Sohns GOttes im Fleiſch
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Hertzlich-Geliebteſte,
Theurgeachte Freunde.
Das erſte Capitel.
Die Proteſtanten ſollen trachten dasjenige was die Catholiſchen in
aͤuſſerlichen Ceremonien beſitzen, im Weſen an ſich zu haben.
§. 1.
WJe gern haͤtte ich letzlich ihrem Begehren willfahret, und
das Zeugnuß, welches mir GOtt von ſeinem Sohn als
dem Seeligmacher durch mannigfaltige Erfahrung ſeines
groſſen Heyls ins Hertz geleget hat, auch in ihren Graͤn-
tzen verkuͤndiget zu mehrerer Beſtaͤttigung und Gewißheit deſſen,
was ſie taͤglich beydes hoͤren und leſen koͤnnen, wann es nur die da-
mahlige Umſtaͤnd zugelaſſen haͤtten! Kan mit Wahrheit ſagen, daß
meine Ruckreiſe durch das Euſſerſte ihres Landes nicht ohne Weh-
muth und Bluten meines Hertzens gethan, immer zu GOtt ſeuff-
tzende, daß er doch an euch erfuͤllen wolle das Wohlgefallen ſeiner
Guͤte, und Lehrer und Zuhoͤrer gnadenreich erleuchten, und mit ſeiner
heiligen Liebe anzuͤnden; Fande auch ſeither in meinem Gemuͤth kei-
ne Ruhe, biß ich euch, meine theur-wertheſte Freunde dieſe paar
Zeilen zu geſchrieben.
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ber gehin-
dert wor-
den zu den
Toggen-
burgern zu
kommen,
§. 2. Dann was mag wohl billicher ſeyn, als weilen ich damahlen
von ihnen ſo ſehnlich und ernſtlich verlanget, und aber zu ihnen zu
kom̃en gehindert worden bin, daß ich ihnen etwas zum Angedencken mei-
ner gegenſeitigen Liebe uͤberſende? Nun weiß ich auf der gantzen wei-
ten Welt nichts Theur-waͤhrters und Heyl-bringenders, und daß
ich ihnen hertzlicher goͤnne, als die Rede, welche ſchon viele hundert
Jahr vor Chriſti Zukunfft ausgegangen iſt unter die Menſchen vom
Heiligen Geiſt, der die Glaͤubigen zu allen Zeiten eben dadurch bele-
bet, und zu einer himmliſchen Hoffnung der ſeligen Ewigkeit erwe-
cket hat, betreffend die Offenbahrung des Sohns GOttes im Fleiſch
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/629>, abgerufen am 22.11.2024.
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