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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Zuschrifft.
im Glauben abzuwäschen versaumt hättet! Gewiß hat jener Weih-
Wasser, welches man verlachet, mehr Würckung und Wesen in
sich als der meisten eingebildete Zurechnung des Bluts Christi; sin-
temahl jenes wenigstens ein gut Geschöpf GOttes ist, das man sie-
het und gebrauchet, hingegen ist eine ungegründete Zueignung der
hohen Wohlthat der Erlösung, ein fladerend Traumbild, worvon
weder Leib noch Seel etwas lebendiges bekommt. Ach so flehet
doch unabläßig zu JESU, daß er euch selbst täglich wasche mit
reinem Wasser also wesentlich und wahrhafftig, daß ihr euch vor
GOTT und Menschen in schnee-weissen Kleideren der Unschuld,
als JESU verlobte Bräute und als unsträffliche Kinder GOttes
könnet aufführen; so wird jedermann eben daran erkennen, daß ihr
die Quellen vom rechten Weih-Wasser gefunden, welches unver-
gleichlich besser sey als dasjenige, so Menschen in die Kessel giessen.
Jn dieser Ordnung werdet ihr die Wahrheit euer Religion am be-
sten darthun.

§. 5. Römisch-Catholische betten eine eingesegnete HostienDie Meß-
Hostien
die Aus-
übung des-
sen wozu
sie das H.
Abend-
mahl ver-
pflichtet.

an, und nennen sie ihren Herr-Gott, welchen sie verschlingen nach
dem sie ihn angebettet, werden aber dardurch bey weitem nicht in
ein übernatürlich, himmlisch Wesen aus Adams Natur in Christi
Gnad versetzt, sondern bleiben heur wie fern. Was würdet ihr
aber besser seyn als jene, wann ihr euch rühmetet, ihr verstündet die
Lehr vom Heiligen Abendmahl recht, und empfienget da das Siegel
des Gnaden-Bunds, stündet aber in keinem Bund mit GOtt, hät-
tet euch niemahls in keinen Friedens-Tractat mit ihme eingelassen,
noch seinem ärgsten Tod-Feind der Sünd nie rechtschaffen von gan-
tzem Hertzen vor ein- und allemahl den Dienst aufgekündet: Hättet
keinen Anfang des geistlichen Gnaden-Lebens, keinen geistlichen
Hunger noch Durst nach dem Brodt und Wein, so vom Himmel
kommt, und der Welt das Leben gibt, keinen offenen Seelen-Mund
Christi verklärtes Fleisch und lebendig-machendes Blut wesentlich
und warlich zu geniessen; Vertrautet nur auf das gethane Werck,
und etwelche vorher verrichtete andächtige Gebettlein, lebetet dar-
bey im Wahn ihr habet im äusseren Sacrament das Zeichen euer
Seeligkeit empfangen? Ach! was wäre das anders als den leben-
digen Christum in den Grabtücheren gesucht, und die blossen Zeichen
geehret mit Hindansetzung des Seligmachers, der sich in jeder gläubigen
Seel lebendig erzeigen will in Cwigkeit?

Wollet

Zuſchrifft.
im Glauben abzuwaͤſchen verſaumt haͤttet! Gewiß hat jener Weih-
Waſſer, welches man verlachet, mehr Wuͤrckung und Weſen in
ſich als der meiſten eingebildete Zurechnung des Bluts Chriſti; ſin-
temahl jenes wenigſtens ein gut Geſchoͤpf GOttes iſt, das man ſie-
het und gebrauchet, hingegen iſt eine ungegruͤndete Zueignung der
hohen Wohlthat der Erloͤſung, ein fladerend Traumbild, worvon
weder Leib noch Seel etwas lebendiges bekommt. Ach ſo flehet
doch unablaͤßig zu JESU, daß er euch ſelbſt taͤglich waſche mit
reinem Waſſer alſo weſentlich und wahrhafftig, daß ihr euch vor
GOTT und Menſchen in ſchnee-weiſſen Kleideren der Unſchuld,
als JESU verlobte Braͤute und als unſtraͤffliche Kinder GOttes
koͤnnet auffuͤhren; ſo wird jedermann eben daran erkennen, daß ihr
die Quellen vom rechten Weih-Waſſer gefunden, welches unver-
gleichlich beſſer ſey als dasjenige, ſo Menſchen in die Keſſel gieſſen.
Jn dieſer Ordnung werdet ihr die Wahrheit euer Religion am be-
ſten darthun.

§. 5. Roͤmiſch-Catholiſche betten eine eingeſegnete HoſtienDie Meß-
Hoſtien
die Aus-
uͤbung deſ-
ſen wozu
ſie das H.
Abend-
mahl ver-
pflichtet.

an, und nennen ſie ihren Herr-Gott, welchen ſie verſchlingen nach
dem ſie ihn angebettet, werden aber dardurch bey weitem nicht in
ein uͤbernatuͤrlich, himmliſch Weſen aus Adams Natur in Chriſti
Gnad verſetzt, ſondern bleiben heur wie fern. Was wuͤrdet ihr
aber beſſer ſeyn als jene, wann ihr euch ruͤhmetet, ihr verſtuͤndet die
Lehr vom Heiligen Abendmahl recht, und empfienget da das Siegel
des Gnaden-Bunds, ſtuͤndet aber in keinem Bund mit GOtt, haͤt-
tet euch niemahls in keinen Friedens-Tractat mit ihme eingelaſſen,
noch ſeinem aͤrgſten Tod-Feind der Suͤnd nie rechtſchaffen von gan-
tzem Hertzen vor ein- und allemahl den Dienſt aufgekuͤndet: Haͤttet
keinen Anfang des geiſtlichen Gnaden-Lebens, keinen geiſtlichen
Hunger noch Durſt nach dem Brodt und Wein, ſo vom Himmel
kommt, und der Welt das Leben gibt, keinen offenen Seelen-Mund
Chriſti verklaͤrtes Fleiſch und lebendig-machendes Blut weſentlich
und warlich zu genieſſen; Vertrautet nur auf das gethane Werck,
und etwelche vorher verrichtete andaͤchtige Gebettlein, lebetet dar-
bey im Wahn ihr habet im aͤuſſeren Sacrament das Zeichen euer
Seeligkeit empfangen? Ach! was waͤre das anders als den leben-
digen Chriſtum in den Grabtuͤcheren geſucht, und die bloſſen Zeichen
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Seel lebendig erzeigen will in Cwigkeit?

Wollet
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[535/0631] Zuſchrifft. im Glauben abzuwaͤſchen verſaumt haͤttet! Gewiß hat jener Weih- Waſſer, welches man verlachet, mehr Wuͤrckung und Weſen in ſich als der meiſten eingebildete Zurechnung des Bluts Chriſti; ſin- temahl jenes wenigſtens ein gut Geſchoͤpf GOttes iſt, das man ſie- het und gebrauchet, hingegen iſt eine ungegruͤndete Zueignung der hohen Wohlthat der Erloͤſung, ein fladerend Traumbild, worvon weder Leib noch Seel etwas lebendiges bekommt. Ach ſo flehet doch unablaͤßig zu JESU, daß er euch ſelbſt taͤglich waſche mit reinem Waſſer alſo weſentlich und wahrhafftig, daß ihr euch vor GOTT und Menſchen in ſchnee-weiſſen Kleideren der Unſchuld, als JESU verlobte Braͤute und als unſtraͤffliche Kinder GOttes koͤnnet auffuͤhren; ſo wird jedermann eben daran erkennen, daß ihr die Quellen vom rechten Weih-Waſſer gefunden, welches unver- gleichlich beſſer ſey als dasjenige, ſo Menſchen in die Keſſel gieſſen. Jn dieſer Ordnung werdet ihr die Wahrheit euer Religion am be- ſten darthun. §. 5. Roͤmiſch-Catholiſche betten eine eingeſegnete Hoſtien an, und nennen ſie ihren Herr-Gott, welchen ſie verſchlingen nach dem ſie ihn angebettet, werden aber dardurch bey weitem nicht in ein uͤbernatuͤrlich, himmliſch Weſen aus Adams Natur in Chriſti Gnad verſetzt, ſondern bleiben heur wie fern. Was wuͤrdet ihr aber beſſer ſeyn als jene, wann ihr euch ruͤhmetet, ihr verſtuͤndet die Lehr vom Heiligen Abendmahl recht, und empfienget da das Siegel des Gnaden-Bunds, ſtuͤndet aber in keinem Bund mit GOtt, haͤt- tet euch niemahls in keinen Friedens-Tractat mit ihme eingelaſſen, noch ſeinem aͤrgſten Tod-Feind der Suͤnd nie rechtſchaffen von gan- tzem Hertzen vor ein- und allemahl den Dienſt aufgekuͤndet: Haͤttet keinen Anfang des geiſtlichen Gnaden-Lebens, keinen geiſtlichen Hunger noch Durſt nach dem Brodt und Wein, ſo vom Himmel kommt, und der Welt das Leben gibt, keinen offenen Seelen-Mund Chriſti verklaͤrtes Fleiſch und lebendig-machendes Blut weſentlich und warlich zu genieſſen; Vertrautet nur auf das gethane Werck, und etwelche vorher verrichtete andaͤchtige Gebettlein, lebetet dar- bey im Wahn ihr habet im aͤuſſeren Sacrament das Zeichen euer Seeligkeit empfangen? Ach! was waͤre das anders als den leben- digen Chriſtum in den Grabtuͤcheren geſucht, und die bloſſen Zeichen geehret mit Hindanſetzung des Seligmachers, der ſich in jeder glaͤubigen Seel lebendig erzeigen will in Cwigkeit? Die Meß- Hoſtien die Aus- uͤbung deſ- ſen wozu ſie das H. Abend- mahl ver- pflichtet. Wollet

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/631>, abgerufen am 22.11.2024.