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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Zuschrifft.
empfangen, und mit einer so gar unbegreifflichen Herrlichkeit gecrö-
net seye, daß es kein geringer Schimpf vor sie ist, daß ein sterbli-
cher Mensch ein Weibs-Bild nach seinem Gutduncken mahle oder
schnitze, und nachwerts sage: Sehet diß stellet die Heilige Jung-
frau Maria vor, und diß wird euch vor allem Unglück bewah-
ren.

Liebste Freunde! Jhr glaubet ja JESU Christo dem eingebohr-
nen Sohn des lebendigen GOttes, und wisset den Bescheid, den
er einem Weibe gabe, als selbiges nur seine leibliche Mutter selig
preisen wollte: Ja selig, sprach er, sind die, die GOttes Wort
hören und es bewahren a. O ja! wie selig und überaus selig wä-
ret ihr, wann JESUS seine Hand über die Reformirten Ge-
meinden in Toggenburg ausstreckte, und mit Grund der Wahr-
heit sagen könnte: Siehe da, diese sind meine Mutter und meine
Brüder b. Dann wer den Willen thut meines Vatters, der im
Himmel ist, derselbige ist mein Bruder, Schwester und Mutter.
Ach daß die Krafft des Allerhöchsten viele unter euch überschattete,
ach daß der Heilige Geist in manche Seele käme, deme die Ehre
allein gebührt, Mariam abzubilden, gleichen Glauben, Demuth,
Andacht, Keuschheit, stätes Nachsinnen der Worten Christi, un-
aussprechliche und verherrlichte Freude an seinem Heyl, und ein auf-
hüpfendes Jubiliren über allen seinen Wunder-Führungen, eine
recht Königliche Verschmähung der Welt, und Untertrettung aller
Machten der Boßheit, eine allertieffste Verehrung der Majestät
GOttes des Vatters und des Sohns, ein ernstliches Hinweisen al-
ler Menschen zu JESU, was er, er euch sagen wird,
das thut:
Eine Liebes-Krafft dem Lamm nachzufolgen wo es
hingehet, biß auf die Schädelstätt, und endlich ein im Gebett aus-
harrendes Warten auf die Tauffe des Heiligen Geistes; Das,
das sind die rechten Lineamenten und die wahrhafftige Physionomie,
Bildung, Gesichts-Gestalt der Heiligen Jungfrau Maria, und wer
wollte so kühn seyn, der es widersprechen dörffte, daß ein solch le-
bendig vom Heiligen Geist zugerichtetes Bild unvergleichlich mehr
werth seye, als alle Marien-Bilder in der gantzen Welt, die von
Menschen ums Geld gemachet und gezeigt werden, und zuletzt ver-

alten,
a Luc. XI. 28.
b Matth. XII. 49.

Zuſchrifft.
empfangen, und mit einer ſo gar unbegreifflichen Herrlichkeit gecroͤ-
net ſeye, daß es kein geringer Schimpf vor ſie iſt, daß ein ſterbli-
cher Menſch ein Weibs-Bild nach ſeinem Gutduncken mahle oder
ſchnitze, und nachwerts ſage: Sehet diß ſtellet die Heilige Jung-
frau Maria vor, und diß wird euch vor allem Ungluͤck bewah-
ren.

Liebſte Freunde! Jhr glaubet ja JESU Chriſto dem eingebohr-
nen Sohn des lebendigen GOttes, und wiſſet den Beſcheid, den
er einem Weibe gabe, als ſelbiges nur ſeine leibliche Mutter ſelig
preiſen wollte: Ja ſelig, ſprach er, ſind die, die GOttes Wort
hoͤren und es bewahren a. O ja! wie ſelig und uͤberaus ſelig waͤ-
ret ihr, wann JESUS ſeine Hand uͤber die Reformirten Ge-
meinden in Toggenburg ausſtreckte, und mit Grund der Wahr-
heit ſagen koͤnnte: Siehe da, dieſe ſind meine Mutter und meine
Bruͤder b. Dann wer den Willen thut meines Vatters, der im
Himmel iſt, derſelbige iſt mein Bruder, Schweſter und Mutter.
Ach daß die Krafft des Allerhoͤchſten viele unter euch uͤberſchattete,
ach daß der Heilige Geiſt in manche Seele kaͤme, deme die Ehre
allein gebuͤhrt, Mariam abzubilden, gleichen Glauben, Demuth,
Andacht, Keuſchheit, ſtaͤtes Nachſinnen der Worten Chriſti, un-
ausſprechliche und verherrlichte Freude an ſeinem Heyl, und ein auf-
huͤpfendes Jubiliren uͤber allen ſeinen Wunder-Fuͤhrungen, eine
recht Koͤnigliche Verſchmaͤhung der Welt, und Untertrettung aller
Machten der Boßheit, eine allertieffſte Verehrung der Majeſtaͤt
GOttes des Vatters und des Sohns, ein ernſtliches Hinweiſen al-
ler Menſchen zu JESU, was er, er euch ſagen wird,
das thut:
Eine Liebes-Krafft dem Lamm nachzufolgen wo es
hingehet, biß auf die Schaͤdelſtaͤtt, und endlich ein im Gebett aus-
harrendes Warten auf die Tauffe des Heiligen Geiſtes; Das,
das ſind die rechten Lineamenten und die wahrhafftige Phyſionomie,
Bildung, Geſichts-Geſtalt der Heiligen Jungfrau Maria, und wer
wollte ſo kuͤhn ſeyn, der es widerſprechen doͤrffte, daß ein ſolch le-
bendig vom Heiligen Geiſt zugerichtetes Bild unvergleichlich mehr
werth ſeye, als alle Marien-Bilder in der gantzen Welt, die von
Menſchen ums Geld gemachet und gezeigt werden, und zuletzt ver-

alten,
a Luc. XI. 28.
b Matth. XII. 49.
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[542/0638] Zuſchrifft. empfangen, und mit einer ſo gar unbegreifflichen Herrlichkeit gecroͤ- net ſeye, daß es kein geringer Schimpf vor ſie iſt, daß ein ſterbli- cher Menſch ein Weibs-Bild nach ſeinem Gutduncken mahle oder ſchnitze, und nachwerts ſage: Sehet diß ſtellet die Heilige Jung- frau Maria vor, und diß wird euch vor allem Ungluͤck bewah- ren. Liebſte Freunde! Jhr glaubet ja JESU Chriſto dem eingebohr- nen Sohn des lebendigen GOttes, und wiſſet den Beſcheid, den er einem Weibe gabe, als ſelbiges nur ſeine leibliche Mutter ſelig preiſen wollte: Ja ſelig, ſprach er, ſind die, die GOttes Wort hoͤren und es bewahren a. O ja! wie ſelig und uͤberaus ſelig waͤ- ret ihr, wann JESUS ſeine Hand uͤber die Reformirten Ge- meinden in Toggenburg ausſtreckte, und mit Grund der Wahr- heit ſagen koͤnnte: Siehe da, dieſe ſind meine Mutter und meine Bruͤder b. Dann wer den Willen thut meines Vatters, der im Himmel iſt, derſelbige iſt mein Bruder, Schweſter und Mutter. Ach daß die Krafft des Allerhoͤchſten viele unter euch uͤberſchattete, ach daß der Heilige Geiſt in manche Seele kaͤme, deme die Ehre allein gebuͤhrt, Mariam abzubilden, gleichen Glauben, Demuth, Andacht, Keuſchheit, ſtaͤtes Nachſinnen der Worten Chriſti, un- ausſprechliche und verherrlichte Freude an ſeinem Heyl, und ein auf- huͤpfendes Jubiliren uͤber allen ſeinen Wunder-Fuͤhrungen, eine recht Koͤnigliche Verſchmaͤhung der Welt, und Untertrettung aller Machten der Boßheit, eine allertieffſte Verehrung der Majeſtaͤt GOttes des Vatters und des Sohns, ein ernſtliches Hinweiſen al- ler Menſchen zu JESU, was er, er euch ſagen wird, das thut: Eine Liebes-Krafft dem Lamm nachzufolgen wo es hingehet, biß auf die Schaͤdelſtaͤtt, und endlich ein im Gebett aus- harrendes Warten auf die Tauffe des Heiligen Geiſtes; Das, das ſind die rechten Lineamenten und die wahrhafftige Phyſionomie, Bildung, Geſichts-Geſtalt der Heiligen Jungfrau Maria, und wer wollte ſo kuͤhn ſeyn, der es widerſprechen doͤrffte, daß ein ſolch le- bendig vom Heiligen Geiſt zugerichtetes Bild unvergleichlich mehr werth ſeye, als alle Marien-Bilder in der gantzen Welt, die von Menſchen ums Geld gemachet und gezeigt werden, und zuletzt ver- alten, a Luc. XI. 28. b Matth. XII. 49.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/638>, abgerufen am 22.11.2024.