rer Eßig. Ach wo will man zu Rom ein solch Christenthum finden, als wie es Paulus in seinem Send-Brief vorstellt? Darum muß man nothwendig in den alten Weingarten gehen, allda der ehmah- lige köstliche Wein gewachsen, nehmlich in die Schrifften der Hei- ligen Apostlen, welche uns einhellig in die Gemeinschafft JESU des Gecreutzigten hinein weisen, an dem solche süsse Trauben seiner Gnaden-vollen, Seegen reichen Gaben gesunden werden, welche durch geistreiche Betrachtung, heyls-durstige Gebetter in Creutz- und An- fechtung müssen ausgekeltert werden, und auf diese Weiß kommt man wiederum zum neuen süssen Most aus dem ersten, uralten, al- leredlesten, lebendigen Weinstock Christo. Ach daß wir ihne nur fleißig gebrauchten, so wurde bald alles voll Halleluja werden, und also sollte auch viele von unsern Nachbarn ein Gelust ankommen nach solchem göttlichen Tranck: das geschehe ja bald, Amen!
Die Uber- einstim- mung bey- der Reli- gionen wird wei- ter ausge- führet.
§. 26. Da zoge ich nun eint und anders aus der Berg-Predigt Christi an a, und zeigte ihnen, daß beyder Orten Sinn und Leben durchaus gleich seye, eine Religion, indeme beyde an ein Joch, nehmlich der Sünd und Welt, und Ungehorsams wider den Aller- höchsten verbunden seyen. Verschiedene Meynungen, Lehr-Sätze, äussere Ceremonien seyen nichts als eine andere Kleider-Mode; wo nehmlich der Mensch selbst seiner schwartzen Mohren-Haut nicht le- dig, neu und nach GOTT geschaffen werde, so werde ihme die von aussen angezogene Wissens-Form, und Bekanntnuß im Tod sammt dem Leibe abgenommen, und der Geist nackend wie er ist, und wie er sich bey Leb-Zeiten des Leibs hat bilden lassen, im Gericht erschei- nen müssen.
Das dritte Capitel. Das rech- te Wesen in der Re- ligion be- stehet in dem Gött- lichen Le- ben JEsu in uns.Von dem Göttlichen Leben JESU in uns, und wie man dazu gelan- gen könne.
§. 1. Jede Religion verurtheilet und verdammet die anderen alle, die Catholische uns, und wir die Römisch-Catholische, also wären
wir
aMatth. V. VI. VII.
Zuſchrifft.
rer Eßig. Ach wo will man zu Rom ein ſolch Chriſtenthum finden, als wie es Paulus in ſeinem Send-Brief vorſtellt? Darum muß man nothwendig in den alten Weingarten gehen, allda der ehmah- lige koͤſtliche Wein gewachſen, nehmlich in die Schrifften der Hei- ligen Apoſtlen, welche uns einhellig in die Gemeinſchafft JESU des Gecreutzigten hinein weiſen, an dem ſolche ſuͤſſe Trauben ſeiner Gnaden-vollen, Seegen reichen Gaben geſunden werden, welche durch geiſtreiche Betrachtung, heyls-durſtige Gebetter in Creutz- und An- fechtung muͤſſen ausgekeltert werden, und auf dieſe Weiß kommt man wiederum zum neuen ſuͤſſen Moſt aus dem erſten, uralten, al- leredleſten, lebendigen Weinſtock Chriſto. Ach daß wir ihne nur fleißig gebrauchten, ſo wurde bald alles voll Halleluja werden, und alſo ſollte auch viele von unſern Nachbarn ein Geluſt ankommen nach ſolchem goͤttlichen Tranck: das geſchehe ja bald, Amen!
Die Uber- einſtim- mung bey- der Reli- gionen wird wei- ter ausge- fuͤhret.
§. 26. Da zoge ich nun eint und anders aus der Berg-Predigt Chriſti an a, und zeigte ihnen, daß beyder Orten Sinn und Leben durchaus gleich ſeye, eine Religion, indeme beyde an ein Joch, nehmlich der Suͤnd und Welt, und Ungehorſams wider den Aller- hoͤchſten verbunden ſeyen. Verſchiedene Meynungen, Lehr-Saͤtze, aͤuſſere Ceremonien ſeyen nichts als eine andere Kleider-Mode; wo nehmlich der Menſch ſelbſt ſeiner ſchwartzen Mohren-Haut nicht le- dig, neu und nach GOTT geſchaffen werde, ſo werde ihme die von auſſen angezogene Wiſſens-Form, und Bekanntnuß im Tod ſammt dem Leibe abgenommen, und der Geiſt nackend wie er iſt, und wie er ſich bey Leb-Zeiten des Leibs hat bilden laſſen, im Gericht erſchei- nen muͤſſen.
Das dritte Capitel. Das rech- te Weſen in der Re- ligion be- ſtehet in dem Goͤtt- lichen Le- ben JEſu in uns.Von dem Goͤttlichen Leben JESU in uns, und wie man dazu gelan- gen koͤnne.
§. 1. Jede Religion verurtheilet und verdammet die anderen alle, die Catholiſche uns, und wir die Roͤmiſch-Catholiſche, alſo waͤren
wir
aMatth. V. VI. VII.
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Zuſchrifft.
rer Eßig. Ach wo will man zu Rom ein ſolch Chriſtenthum finden,
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man nothwendig in den alten Weingarten gehen, allda der ehmah-
lige koͤſtliche Wein gewachſen, nehmlich in die Schrifften der Hei-
ligen Apoſtlen, welche uns einhellig in die Gemeinſchafft JESU
des Gecreutzigten hinein weiſen, an dem ſolche ſuͤſſe Trauben ſeiner
Gnaden-vollen, Seegen reichen Gaben geſunden werden, welche durch
geiſtreiche Betrachtung, heyls-durſtige Gebetter in Creutz- und An-
fechtung muͤſſen ausgekeltert werden, und auf dieſe Weiß kommt
man wiederum zum neuen ſuͤſſen Moſt aus dem erſten, uralten, al-
leredleſten, lebendigen Weinſtock Chriſto. Ach daß wir ihne nur
fleißig gebrauchten, ſo wurde bald alles voll Halleluja werden, und
alſo ſollte auch viele von unſern Nachbarn ein Geluſt ankommen nach
ſolchem goͤttlichen Tranck: das geſchehe ja bald, Amen!
§. 26. Da zoge ich nun eint und anders aus der Berg-Predigt
Chriſti an a, und zeigte ihnen, daß beyder Orten Sinn und Leben
durchaus gleich ſeye, eine Religion, indeme beyde an ein Joch,
nehmlich der Suͤnd und Welt, und Ungehorſams wider den Aller-
hoͤchſten verbunden ſeyen. Verſchiedene Meynungen, Lehr-Saͤtze,
aͤuſſere Ceremonien ſeyen nichts als eine andere Kleider-Mode; wo
nehmlich der Menſch ſelbſt ſeiner ſchwartzen Mohren-Haut nicht le-
dig, neu und nach GOTT geſchaffen werde, ſo werde ihme die von
auſſen angezogene Wiſſens-Form, und Bekanntnuß im Tod ſammt
dem Leibe abgenommen, und der Geiſt nackend wie er iſt, und wie
er ſich bey Leb-Zeiten des Leibs hat bilden laſſen, im Gericht erſchei-
nen muͤſſen.
Das dritte Capitel.
Von dem Goͤttlichen Leben JESU in uns, und wie man dazu gelan-
gen koͤnne.
§. 1. Jede Religion verurtheilet und verdammet die anderen alle,
die Catholiſche uns, und wir die Roͤmiſch-Catholiſche, alſo waͤren
wir
a Matth. V. VI. VII.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/662>, abgerufen am 22.11.2024.
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