den Bergen vorbey, wo du dir vornehmest, du wollest nicht hinun- ter steigen, noch dein Verlangen zu GOtt auszustrecken ablassen, biß Amaleck a in dir überwunden, der Unglaub, Unmuth und stets ausschweiffender Welt-Sinn in dir besieget sey, und du die Tri- umphs-Fahnen in der mächtigmachenden Stärcke des HErren Ze- baoth aufstecken, folglich deinen Lauff nach Canaan den Winter durch muthiger und ungehinderter fortsetzen könnest!
und aus dem Welt- getümmel aus und zu GOtt ge- hen.
§. 11. Und welch ein majestätisch Wesen ist das, mit b Mose auf GOttes Befehl hinauf steigen aus dem unruhigen Läger der mensch- lichen Gesellschafft, allda es rauschet und brauset mit Ohren-Bla- sen, Verleumden, heuchlerischen Schmeicheleyen und Parteyma- cherey wider GOtt und seinen Gesalbeten, zu grossem Nachtheil vieler Seelen; allda dieses alles wie gifftige Nebel durcheinander fahret mit Donner und Blitz des Zorns vermenget; allda der Staub von tausenderley irrdischen Begierden aufgewähet wird, und das Gesicht des Wegs des Friedens benimmet! Es kostet zwar manchen sauren Tritt, manchen ernsten Gebetts-Kampff, ehe diese felsichte Landschafft erstiegen, und ehe die Seele über diese finstere höllische Welt in die reine Lufft der Göttlichen Ruh und Freude erhoben ist, im H. Geist in süsser Liebe zu zerfliessen; Aber o! wie reichlich wird alle Müh und ermunterendes Anstrengen daselbst belohnet; allwo die Seel nunmehr mit GOtt vereinigt, und dem Feind allzuhoch geses- sen ist, als daß er ihr mit seinen beunruhigenden Pfeilen das Hertz zu treffen weiters vermöge, weilen GOtt warlich eine feurige Mauer um sie her ist, wie um Mosen! Moses kame mit einem kostbahren Geschenck zuruck zu seinem Volck c; O wer dieses sein Haupt-Ge- schäfft seyn liesse, die zwey Taflen, Verstand und Willen GOtt dar- zulegen, daß jener durch eine fast ununterbrochene Zukehr zu der ewi- gen Gnaden-Sonne mit dem übernatürlichen Gnaden-Licht erleuch- tet, und dieser, der Will, durch Stillehalten unter dem Lebens- Brunn mit heiliger Liebe durchgossen werde, der würde als strah- lend von dem Bild JEsu und von GOttes Finger mit flammenden Buchstaben gantz überschrieben zu den Seinigen wiederkehren. Es muß mit uns gewiß dahin kommen, wann wir je seelig zu seyn be- gehren.
§. 12. Je
aExod. XVII.
bExod. XIX.
cExod. XXXIV. 29.
Zuſchrifft.
den Bergen vorbey, wo du dir vornehmeſt, du wolleſt nicht hinun- ter ſteigen, noch dein Verlangen zu GOtt auszuſtrecken ablaſſen, biß Amaleck a in dir uͤberwunden, der Unglaub, Unmuth und ſtets ausſchweiffender Welt-Sinn in dir beſieget ſey, und du die Tri- umphs-Fahnen in der maͤchtigmachenden Staͤrcke des HErren Ze- baoth aufſtecken, folglich deinen Lauff nach Canaan den Winter durch muthiger und ungehinderter fortſetzen koͤnneſt!
und aus dem Welt- getuͤmmel aus und zu GOtt ge- hen.
§. 11. Und welch ein majeſtaͤtiſch Weſen iſt das, mit b Moſe auf GOttes Befehl hinauf ſteigen aus dem unruhigen Laͤger der menſch- lichen Geſellſchafft, allda es rauſchet und brauſet mit Ohren-Bla- ſen, Verleumden, heuchleriſchen Schmeicheleyen und Parteyma- cherey wider GOtt und ſeinen Geſalbeten, zu groſſem Nachtheil vieler Seelen; allda dieſes alles wie gifftige Nebel durcheinander fahret mit Donner und Blitz des Zorns vermenget; allda der Staub von tauſenderley irrdiſchen Begierden aufgewaͤhet wird, und das Geſicht des Wegs des Friedens benimmet! Es koſtet zwar manchen ſauren Tritt, manchen ernſten Gebetts-Kampff, ehe dieſe felſichte Landſchafft erſtiegen, und ehe die Seele uͤber dieſe finſtere hoͤlliſche Welt in die reine Lufft der Goͤttlichen Ruh und Freude erhoben iſt, im H. Geiſt in ſuͤſſer Liebe zu zerflieſſen; Aber o! wie reichlich wird alle Muͤh und ermunterendes Anſtrengen daſelbſt belohnet; allwo die Seel nunmehr mit GOtt vereinigt, und dem Feind allzuhoch geſeſ- ſen iſt, als daß er ihr mit ſeinen beunruhigenden Pfeilen das Hertz zu treffen weiters vermoͤge, weilen GOtt warlich eine feurige Mauer um ſie her iſt, wie um Moſen! Moſes kame mit einem koſtbahren Geſchenck zuruck zu ſeinem Volck c; O wer dieſes ſein Haupt-Ge- ſchaͤfft ſeyn lieſſe, die zwey Taflen, Verſtand und Willen GOtt dar- zulegen, daß jener durch eine faſt ununterbrochene Zukehr zu der ewi- gen Gnaden-Sonne mit dem uͤbernatuͤrlichen Gnaden-Licht erleuch- tet, und dieſer, der Will, durch Stillehalten unter dem Lebens- Brunn mit heiliger Liebe durchgoſſen werde, der wuͤrde als ſtrah- lend von dem Bild JEſu und von GOttes Finger mit flammenden Buchſtaben gantz uͤberſchrieben zu den Seinigen wiederkehren. Es muß mit uns gewiß dahin kommen, wann wir je ſeelig zu ſeyn be- gehren.
§. 12. Je
aExod. XVII.
bExod. XIX.
cExod. XXXIV. 29.
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Zuſchrifft.
den Bergen vorbey, wo du dir vornehmeſt, du wolleſt nicht hinun-
ter ſteigen, noch dein Verlangen zu GOtt auszuſtrecken ablaſſen,
biß Amaleck a in dir uͤberwunden, der Unglaub, Unmuth und ſtets
ausſchweiffender Welt-Sinn in dir beſieget ſey, und du die Tri-
umphs-Fahnen in der maͤchtigmachenden Staͤrcke des HErren Ze-
baoth aufſtecken, folglich deinen Lauff nach Canaan den Winter durch
muthiger und ungehinderter fortſetzen koͤnneſt!
§. 11. Und welch ein majeſtaͤtiſch Weſen iſt das, mit b Moſe auf
GOttes Befehl hinauf ſteigen aus dem unruhigen Laͤger der menſch-
lichen Geſellſchafft, allda es rauſchet und brauſet mit Ohren-Bla-
ſen, Verleumden, heuchleriſchen Schmeicheleyen und Parteyma-
cherey wider GOtt und ſeinen Geſalbeten, zu groſſem Nachtheil
vieler Seelen; allda dieſes alles wie gifftige Nebel durcheinander
fahret mit Donner und Blitz des Zorns vermenget; allda der Staub
von tauſenderley irrdiſchen Begierden aufgewaͤhet wird, und das
Geſicht des Wegs des Friedens benimmet! Es koſtet zwar manchen
ſauren Tritt, manchen ernſten Gebetts-Kampff, ehe dieſe felſichte
Landſchafft erſtiegen, und ehe die Seele uͤber dieſe finſtere hoͤlliſche
Welt in die reine Lufft der Goͤttlichen Ruh und Freude erhoben iſt,
im H. Geiſt in ſuͤſſer Liebe zu zerflieſſen; Aber o! wie reichlich wird
alle Muͤh und ermunterendes Anſtrengen daſelbſt belohnet; allwo die
Seel nunmehr mit GOtt vereinigt, und dem Feind allzuhoch geſeſ-
ſen iſt, als daß er ihr mit ſeinen beunruhigenden Pfeilen das Hertz
zu treffen weiters vermoͤge, weilen GOtt warlich eine feurige Mauer
um ſie her iſt, wie um Moſen! Moſes kame mit einem koſtbahren
Geſchenck zuruck zu ſeinem Volck c; O wer dieſes ſein Haupt-Ge-
ſchaͤfft ſeyn lieſſe, die zwey Taflen, Verſtand und Willen GOtt dar-
zulegen, daß jener durch eine faſt ununterbrochene Zukehr zu der ewi-
gen Gnaden-Sonne mit dem uͤbernatuͤrlichen Gnaden-Licht erleuch-
tet, und dieſer, der Will, durch Stillehalten unter dem Lebens-
Brunn mit heiliger Liebe durchgoſſen werde, der wuͤrde als ſtrah-
lend von dem Bild JEſu und von GOttes Finger mit flammenden
Buchſtaben gantz uͤberſchrieben zu den Seinigen wiederkehren. Es
muß mit uns gewiß dahin kommen, wann wir je ſeelig zu ſeyn be-
gehren.
§. 12. Je
a Exod. XVII.
b Exod. XIX.
c Exod. XXXIV. 29.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/672>, abgerufen am 22.11.2024.
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